Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband!. Ilka Hauck
Es riecht toll. Unwillkürlich muss ich an Dannys Duft denken. Nie zuvor hat mich ein Duft so derartig umgehauen. So gefangen genommen und solche Gedanken und Sehnsüchte in mir ausgelöst. Ich seufze innerlich. Schon wieder Danny. Aber heute nicht. Dieser Abend gehört Jake. Ich fasse nach seiner Hand und er lächelt mir zu. Seine schönen blauen Augen mustern mich forschend.
„Geht’s dir gut? Tut mir leid, dass ich mich in letzter Zeit etwas rarmache. Ich … ich hab viel zu tun.“
Er senkt den Blick, und ich habe das unbestimmte Gefühl, dass er mir gerne etwas sagen möchte, es aber nicht tut.
„Kein Problem. Obwohl ich dich schon vermisse, das weißt du, oder?“
Ich möchte nicht, dass er denkt, er sei mir nicht mehr wichtig, weil ich jetzt öfter Danny treffe.
„Klar.“
Er knufft mich in die Seite und sagt: „Okay, was willst du dir ansehen? Du darfst entscheiden.“
„Wow, so viel Ehre? Ich weiß nicht mal genau, was gespielt wird.“
„Shades of Grey?“
Jake grinst breit und ich sehe ihn mit großen Augen an.
„Ähm, ernsthaft? Du und ich? Ich glaube, der läuft gar nicht mehr.“
Ich weiß, es mag albern sein, aber ich möchte mir solch einen Film nicht mit ihm anschauen. Nicht jetzt, wo ich mir nicht sicher bin, was er in mir sieht.
„Das war doch nur ein Witz. Komm, wir schauen mal.“
Er sagt es leichthin, doch ich bin mir nicht sicher, ob er es so meint. Wir entscheiden uns schließlich für den neuen Streifen mit Channing Tatum, denn so hat, laut Jake, jeder von uns etwas davon. Er hat Action und ich kann Channing anschmachten.
Der Abend wird ein voller Erfolg. Der Film ist gut, Channing eine Augenweide und es gibt Popcorn und Cola bis zum Abwinken. Wir sind in lockerer, gelöster Stimmung, als wir das Kino verlassen und in den lauen Abend hinaustreten.
„War cool, oder?“
„Ja.“
Jake fasst nach meiner Hand und wir schlendern langsam durch die Nacht. Es riecht nach gemähtem Gras und ein lauer Wind weht. Ein Abend für Verliebte. Ich muss an Danny denken. Was er wohl gerade macht? Vermutlich hängt er auf irgendeiner Party ab oder liegt mit einem Mädchen im Bett. Der Gedanke versetzt mir einen scharfen Stich in der Herzgegend und ich schüttele verärgert den Kopf. Was geht es mich an, wenn er jemanden abschleppt? Und dass er das tut, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Energisch verdränge ich den Gedanken daran und wende mich an Jake.
„Erzähl mal, wie war deine Woche?“
Ich höre ihm zu, als er von den vergangenen Tagen berichtet, und merke, dass es mir guttut, in unsere Freundschaft abzutauchen. So etwas wie Normalität zu verspüren.
„Und du? Was hast du so gemacht?“
Ich erzähle ihm von den Vorlesungen und davon, dass ich mich mit Jessica angefreundet habe. Nach kurzem Zögern erwähne ich auch, dass ich mich mit Danny getroffen habe.
„Hab ich mir gedacht“, sagt Jake, nachdem er einen Moment geschwiegen hat.
„Ach ja? Hast du? Warum?“
Er zuckt mit den Schultern.
„Ist ziemlich offensichtlich.“
„Was ist offensichtlich?“
Er bleibt stehen und sieht mich an. Der Ausdruck in seinen Augen ist schwer zu definieren.
„Ach komm schon, Summer. Ich bin´s, dein ältester und bester Freund. Du musst nicht versuchen, mich zu verarschen.“
Ich bin irritiert durch den wütenden Unterton in seiner Stimme.
„Ich weiß nicht, was du meinst, wirklich. Klärst du mich bitte auf?“
Er streicht sich genervt durch die Haare.
„Du stehst auf Moreno. Und egal, was du zu Beginn gesagt hast, dass so einer wie er dich nie einwickeln könnte, er hat es schon längst getan. Du willst es mir gegenüber nur nicht zugeben und tust immer noch so, als sei da nichts.“
Er läuft weiter und zieht mich an der Hand mit sich.
„Aber ich bin nicht blöd, außerdem gibt es genug Getratsche über euch auf dem Campus.“
„Was denn für Getratsche?“
Er stöhnt frustriert auf.
„Summer, hast du es immer noch nicht kapiert? Jeder kennt Moreno, er ist der College-Star. Verstehst du? Kein anderer Student ist so beliebt wie er. Und er war bisher ziemlich großzügig, was das Verteilen seiner Gunst an die weiblichen Mitstudenten betrifft. Da fällt es eben auf, wenn er sich plötzlich merkwürdig zurückhält und nur noch mit einem einzigen Mädchen gesichtet wird.“
Jetzt bin ich es, die stehen bleibt.
„Was soll das heißen, er wird nur noch mit einem Mädchen gesichtet? Etwa mit mir? Spinn doch nicht rum, das glaubst du doch selbst nicht.“
Er bläst ärgerlich die Luft zwischen den Zähnen durch.
„Was weiß denn ich? Vielleicht bist du ja seine große Liebe. Seine Traumfrau. Die Eine, für die er alle anderen stehen lässt. Und dass du mich dauernd für ihn stehen lässt, das ist ja inzwischen normal.“
Seine Augen funkeln zornig und mir reicht es jetzt.
„Du hast sie ja nicht alle. Spar dir deinen Sarkasmus und lass mich in Ruhe damit. Seitdem ich hier bin, benimmst du dich so komisch. Dauernd streiten wir uns wegen Danny, und ich kapier nicht, warum. Du kannst ihn nicht leiden, das ist bei mir inzwischen angekommen. Aber dafür kann ich nichts. Und ich lasse dich überhaupt nicht stehen für ihn. Du hattest keine Zeit für mich, falls du dich erinnerst, ich habe dich mehrmals gefragt, ob wir uns sehen können.“
Wir starren uns beide wütend an. Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals mit Jake ernsthaft gestritten zu haben, und es tut mir weh.
„Weißt du, was ich am schlimmsten finde? Wie du das sagst, dass ich ja vielleicht für ihn die Eine wäre, seine große Liebe. Was wäre daran so schlimm? Würdest du es mir nicht gönnen? Dich nicht für mich freuen, wenn ich jemanden finden würde, der mich liebt und den ich liebe? Da stellt sich mir die Frage, warum nicht? Nur nicht, wenn es sich dabei um Danny handeln würde oder generell bei niemandem?“
Jakes Augen werden einen Tick dunkler.
„Wenn du ernsthaft glaubst, der würde es ernst meinen mit dir, dann ist dir wirklich nicht mehr zu helfen.“
Er tritt einen Schritt näher und sieht so wütend aus, dass ich automatisch zurückweiche.
„Der hängt sich doch nur so rein, weil sein Ego es nicht verkraftet, dass du nicht sofort mit ihm in die Kiste springst wie all seine anderen Groupies. Wenn er erst mal hat, was er will, dann dauert es nicht mehr lange, und er nimmt sein altes Herumgevögele wieder auf, darauf kannst du deinen Arsch verwetten. Bilde dir also nur nicht ein, der würde irgendwas ernst meinen von dem, was er zu dir sagt.“
Ich werde blass, denn mit diesen Worten trifft Jake genau meinen wunden Punkt. Ich weiß ja selbst nicht, was Danny wirklich von mir will. Aber die Art, wie er es sagt, das kenne ich nicht von ihm. Er war in all den Jahren nie gemein oder bösartig mir gegenüber. Ich starre ihn an und fühle, wie mir die Tränen kommen. Ich ziehe meine Hand aus seiner und stürme wütend davon. Jake folgt mir schweigend, er versucht nicht, mich einzuholen. Alles an seinem Verhalten verwirrt mich zutiefst. Was ist nur los mit ihm? Dieser Abend hat so schön begonnen und jetzt geraten wir in solch einen blöden Streit? Und schon wieder wegen Danny.
Auch die Fahrt mit dem Bus zum Campus verläuft in unangenehmem Schweigen, und ich bin froh, als wir aussteigen. Jake begleitet mich zu meinem Wohnheim und wir stehen uns unsicher gegenüber.
„Ja, dann. Gute Nacht.“