Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband!. Ilka Hauck
Freundschaft zu Danny so sehr stört? Freundschaft?, flüstert eine fiese kleine Stimme in meinem Kopf und lacht dabei höhnisch.
„Summer, ach komm, das ist doch scheiße. Es tut mir leid. Ich will nicht mit dir streiten.“
Jake klingt zerknirscht und ich sehe ihn an.
„Das will ich doch auch nicht.“
„Wieder gut?“
Er legt mir die Hand an die Wange und streicht mit dem Daumen sachte darüber. Ich nicke und lächele ihm zu.
„Prima. Dann darf ich noch auf einen Sprung mit hochkommen?“
Ich schlucke. Darauf habe ich ehrlich gesagt gerade wenig Lust, doch ich will ihn nicht wieder verärgern, also fasse ich nach seiner Hand und ziehe ihn mit mir. Die Eingangstür ist wie üblich nicht verschlossen, was eigentlich nicht erlaubt ist.
Jake läuft hinter mir die Treppen hoch, und ich habe das unangenehme Empfinden, er schaut mir dabei auf den Hintern. Auf meinem Stockwerk steht ein Grüppchen zusammen und diskutiert lautstark über etwas, während aus einem anderen Zimmer Musik plärrt.
„Ganz schön was los hier“, grinst Jake und ich verdrehe die Augen.
„Ja, ich hatte Glück, hier ist es immer total friedlich und still. Passt also perfekt zu mir.“
Er lacht und zaust mir durch die Haare. Wir erreichen mein Eckzimmer und ich öffne die Tür. Ich lasse Jake den Vortritt und schließe zögernd hinter ihm. Seit dem Streit vorhin bin ich befangen, kann sein Verhalten nicht einordnen. Fast erscheint er mir manchmal wie ein eifersüchtiger Liebhaber. Aber er ist nicht mein Freund, er ist nur ein Freund. Ich betrachte ihn. Wie würde es sich anfühlen, wenn er mehr wäre? Ich kann es mir nicht vorstellen. Kann er es?
„Willst du was trinken?“
„Nein, lass nur, danke.“
Er zieht die Jacke aus, lässt sich auf mein Bett fallen und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. So oft haben wir schon nebeneinander gelegen. Über Gott und die Welt geredet. Über uns, über alles, was uns beschäftigt. Jake war mein Anker nach dem Tod meiner Eltern. Und all die Jahre davor auch. Ich ziehe zögernd ebenfalls meine Jacke aus, lege mich vorsichtig neben ihn und wir starren wortlos an die Decke. Es fühlt sich anders an als früher. Als ob ein Fremder neben mir liegen würde.
„Wie hat dir der Film gefallen?“
„Gut“, murmele ich. „Und dir?“
„Auch.“
Stille. Ich will das so nicht, ich will meinen besten Freund nicht verlieren. Ich wende mich zu ihm um und im selben Moment tut er das Gleiche. Wir sehen uns in die Augen, dann legt er die Hand in meinen Nacken, zieht mich zu sich und küsst mich. Ich bin völlig überrumpelt, fühle, wie mein Herz in meiner Brust heftig klopft. Jakes Lippen sind weich und wirken irgendwie vertraut, obwohl wir uns noch nie geküsst haben. Es fühlt sich sonderbar an, aber nicht schlimm. Ich halte ganz still, während seine Lippen meine erforschen. Ich wüsste auch gar nicht, was ich machen sollte. Das hier ist Jake, den ich nicht verletzen möchte. Für Sekunden sehe ich Danny vor mir, seine braunen Augen, die mich forschend mustern. Und instinktiv weiß ich, dass er mich ganz anders küssen würde. Dass er mit einem Kuss mein Herz berühren würde. Nur mit einem simplen Kuss. Er kann es schon mit wesentlich weniger. Und das macht mir solche Angst.
Zögernd hebe ich die Hand und lege sie auf Jakes Hüfte. Wäre das hier nicht genau das, was ich mir wünsche? Sicherheit und Vertrauen? Jake würde mir nicht wehtun, er würde auch nicht mit anderen Mädchen ins Bett steigen oder mich nach ein paar Wochen fallen lassen wie einen ausgedienten Spielball. Jake, mein bester Freund, den ich schon seit Jahren kenne. Er ist mir fast so vertraut wie ich mir selbst. Es gäbe keine Geheimnisse, keine Lügen. Keine großen, alles verzehrenden Gefühle, die so zerstörerisch sein können. Ich sehe das Foto meiner Eltern vor mir, daheim auf dem Sideboard. Es wurde kurz nach ihrem Kennenlernen aufgenommen. Sie waren so unendlich verliebt. Und was ist daraus geworden? Was ist nur daraus geworden? Wären ihre Gefühle weniger tief gewesen, vielleicht hätten sie es überstanden. Vielleicht wäre unser aller Leben anders verlaufen. Vielleicht wären sie jetzt noch hier. In meinem Hals bildet sich ein dicker Kloß, und ich merke, wie ungeweinte Tränen in meinen Augen brennen.
Jake löst sich von mir und ich fühle seinen Blick auf mir ruhen. Er hat einen Arm um mich gelegt und zieht mich näher zu sich. Ich drücke mein Gesicht an seine Brust und er streicht über mein Haar.
„Tut mir leid. Ich … das hätte ich nicht tun sollen.“
Ich schüttele den Kopf.
„Schon gut. Es ist nur, ich weiß nicht …“
„Das weiß ich doch auch nicht.“
Er klingt unglücklich und ich sehe ihn an.
„Was ist mit dir, Jake? Was hat sich verändert? Wann hat es sich verändert?“, frage ich leise und er zuckt mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Ich weiß es nicht, Summer.“
Er rückt von mir ab und setzt sich auf. Seine Hände streichen fahrig durch seine Haare, und ich sehe ihm an, dass er ebenso verwirrt ist wie ich.
„Hör zu, vergiss das eben. Vergiss es einfach. War blöd von mir. Ich muss jetzt los.“
Damit springt er aus dem Bett, schnappt seine Jacke und ist schon an der Tür.
„Jake, warte. Wir können doch darüber reden.“
„Da gibt’s nichts zu reden. Bis dann.“
Ich starre auf die Tür, die hinter ihm ins Schloss fällt, und lasse mich aufs Bett zurücksinken. Was ist da zwischen Jake und mir? Wäre es möglich? Doch noch während ich darüber nachdenke, sehe ich zwei braune Augen vor mir, die mich spöttisch mustern. Und doch manchmal so weich und fast zärtlich schimmern, wenn sie mich ansehen.
14
JAKE
Wütend auf mich selbst stürme ich die Treppe hinunter. Wie konnte ich Summer nur so überrumpeln? Ich habe genau gespürt, wie sie sich versteift hat, als ich sie geküsst habe. Ich dämlicher Idiot. Erst streite ich mit ihr, dann küsse ich sie? Und warum streiten wir? Natürlich mal wieder wegen Moreno. Warum auch sonst? Dabei wollte ich das gar nicht. Weder streiten noch küssen. Dieser Abend ist irgendwie völlig aus dem Ruder gelaufen. Dabei wollte ich nur mal wieder eine schöne, unbeschwerte Zeit mit Summer verbringen. Aber das scheint nicht mehr möglich zu sein, seit sie hier am College ist. Die Mauer zwischen uns wird immer größer. Es tut mir weh, und doch weiß ich nicht, was ich dagegen machen soll. Einerseits sind da meine Gefühle für sie, die ich nicht einordnen kann, die aber da sind. Vielleicht hätte ich es ihr vorhin einfach sagen sollen, sie merkt doch sowieso, dass etwas im Busch ist. Aber das konnte ich nicht. Ich habe einfach so eine Scheißangst, unsere Freundschaft kaputtzumachen, wenn ich ihr sage, dass ich in sie verliebt bin. Bin ich das überhaupt? Ehrlich, ich glaube schon, aber es fühlt sich anders an. Ich war schon öfter verknallt, und das war immer toll. Mit Schmetterlingen im Bauch, kribbelnder Vorfreude aufeinander. Bei Summer ist es anders. Ich kenne sie so gut, sie ist schon so lange ein Teil meines Lebens. Und doch sehe ich sie plötzlich mit anderen Augen. Es ist eine eigenartige Mischung aus vertrauten und neuen, ziemlich verwirrenden Gefühlen.
Ich trete aus dem Haus und atme tief die frische Luft ein. In den Wohnheimen riecht es immer irgendwie muffig, warum, weiß niemand. Ich laufe langsam los, während mir haufenweise Gedanken durch den Kopf gehen. Ich werde aufmerksam, als lachende Stimmen zu mir durchdringen. Ich sehe mich um und entdecke eine Gruppe Leute, die auf mich zukommt. Darunter mein ganz spezieller Freund, Danny Moreno. Ich überlege kurz, die Richtung zu wechseln, komme mir dann aber doch blöd dabei vor. Also steuere ich auf die Clique zu und sehe stur zu Boden. Tatsächlich habe ich Glück und keiner labert mich an. Ich merke, dass Moreno mich ansieht, aber er lässt mich in Ruhe. Die Clique zieht an mir vorbei und ich atme auf. Ich laufe noch ein Stück und setze mich dann auf eine kleine Mauer, um