Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband!. Ilka Hauck
„Kein Problem. Sehen wir uns dann später noch oder morgen?“
„Ich melde mich. Bis dann, Summer.“
„Bis dann.“
Mir ist nicht wohl, es ihm nicht zu erzählen, aber immer noch besser, als ihn anlügen zu müssen, wenn er sich mit mir hätte treffen wollen.
Leicht missmutig sehe ich in den Spiegel. Kaum kenne ich Danny Moreno, schon macht er mir nur Ärger. Aber nach dem heutigen Tag wird sich das ändern, denn mehr als diese eine Verabredung wird es nicht geben. Da kann Mr. Ich-kriege-jede-herum lange warten.
In den Vormittagsvorlesungen kann ich mich nicht konzentrieren, und je näher der Mittag kommt, desto mehr frage ich mich, ob ich denn verrückt bin, mich auf dieses Treffen einzulassen. Was soll ich da? Ich kenne den Typen nicht, ich will ihn nicht kennenlernen, und in den paar Minuten, in denen ich ihn gestern gesehen habe, hat er mich nur wahnsinnig gemacht. Aber etwas in mir ist zu gutmütig, um ihn einfach zu versetzen. Da ich seine Handynummer nicht habe, könnte ich ihm nicht mal absagen. Ich seufze. Also, auf in den Kampf. Ich betrete das Café und sehe mich um. Kein Moreno in Sicht. Ich sehe auf die Uhr. Ich bin nicht zu früh und nicht zu spät. Unschlüssig bleibe ich stehen, versperre prompt jedem den Weg und fluche innerlich über mich selbst. Was, wenn der das gar nicht ernst gemeint hat? Wenn er mich nur verarschen wollte und sich jetzt über mich kaputtlacht? Na gut, mir doch egal. Umso besser, dann erspare ich mir sein blödes Gequatsche. Und doch. Ich mag es nicht zugeben, aber der Gedanke, dass er mich versetzt, gefällt mir nicht besonders. Wenn ich nur wüsste, was in meinem Hirn plötzlich fehlgeleitet ist.
„Ach, du kannst mich mal“, murmele ich und verlasse das Café. Ich will gerade missgelaunt davonstapfen, als mich jemand am Ärmel packt.
„Hey, hiergeblieben. Du wolltest doch nicht etwa abhauen, Miss Summer Okay?“
Danny steht hinter mir und zieht mich zu sich herum. Er wirkt etwas abgehetzt, aber das Grinsen auf seinem Gesicht ist so charmant und unverschämt wie gestern schon.
„Sorry, hab mich etwas verspätet. Ich freue mich, dich zu sehen.“
Ich sehe ihn misstrauisch an. So höflich? Das ist doch sicher die Ruhe vor dem Sturm.
„Hey. Kein Problem.“
Er nickt.
„Gut. Hör mal, ich dachte mir, ist doch so ein schöner Tag, wie wäre es, wenn wir uns an den See setzen? Anstatt hier in die überfüllte Bude?“
Okay, er wird mir unheimlich. Genau das habe ich vorhin auch gedacht, wie schön es wäre, sich bei dem tollen Wetter draußen hinsetzen zu können.
„Ja, schon. Aber hast du keinen Hunger?“
Er lacht und klopft auf seinen Rucksack, der ihm lässig über der Schulter hängt.
„Alles dabei. Also, wie sieht´s aus? Wollen wir?“
Ich frage mich, was genau er will, nicke aber. Wir laufen schweigend nebeneinanderher und ich knete nervös meine Hände. Ich kann ihn schwer einordnen, dabei habe ich sonst eigentlich eine ziemlich gute Menschenkenntnis.
„Dort?“
Danny zeigt auf eine freie Bank und ich nicke. Wir setzen uns, und ich achte darauf, ihm nicht zu nahe zu kommen. Er verwirrt mich auch so schon genug.
„Ah, das ist toll hier. Ehrlich, das mit dem See, das war die beste Idee, die sie hier je hatten.“
Er lächelt mir zu, und ich fühle, wie mein Herz flattert. Verflixt noch mal, was hat der Kerl nur an sich? Seine dunklen Haare fallen ihm in die Stirn, als er sich nach vorne beugt, um den Rucksack zu öffnen. Ich starre ihn fasziniert an. Am liebsten möchte ich mit der Hand durch diese glänzenden, sanften Locken hindurchwuscheln. Und am zweitliebsten würde ich mir selbst eine runterhauen. Was stimmt nicht mit mir? Ich bin sonst wirklich nicht so. Und schon gar nicht bei einem Typen, der offenbar Mädchenherzen sammelt. Nachdem er sie gebrochen hat.
„So, was magst du? Ich hab Cola. Und Cola. Und noch mehr Cola.“
Er grinst und ich muss lachen. Man kann ihm einfach nicht böse sein.
„Dann nehme ich Cola.“
Er drückt mir eine Dose in die Hand, nicht ohne sie vorher für mich zu öffnen. Ich bin überrascht.
„Danke.“
„Warte, da kommt noch mehr.“
Ich betrachte ihn. Ja, offensichtlich kommt da einiges mehr, als ich erwartet habe. Das muss ich zugeben.
„Also, pass auf. Wir haben im Angebot: Sandwiches à la Danny. Selbstgemacht. Donuts, wahlweise mit Schokoladenguss oder Zucker. Selbstgekauft. Und …“ er schwenkt eine Tüte mit Fruchtgummi. „… Gummis, von meinem Nachbarn abgestaubt.“
Bei dem Wort „Gummis“ grinst er breit und zu meinem Ärger werde ich rot. Dennoch muss ich lachen. Dieser Kerl hat einen teuflischen Charme, und allmählich dämmert mir, warum er so beliebt ist. Und obwohl ich ganz sicher nicht vorhabe, mich in die Reihe seiner Eroberungen einzureihen, tut mir seine lässige Aufmerksamkeit gut.
„Was ist drauf auf deinen Sandwiches?“
Er zieht ein in Klarsichtfolie verpacktes, leicht zerdrücktes Etwas aus seinem Rucksack und hält es mir hin.
„Na ja, ich musste improvisieren. Hatte nicht wirklich viel da, auf meiner Bude. Erdnussbutter mit Himbeergelee.“
Seine Augen funkeln vergnügt und ich muss wieder lachen.
„Klingt interessant.“
„Ja, das finde ich auch.“
Ich wickele mein Sandwich aus und betrachte es. Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde es süß, dass er die Dinger selbst gemacht hat. Wir hätten uns auch welche im Café kaufen können. Mutig beiße ich hinein und bin erstaunt. Es schmeckt gar nicht mal schlecht.
„Lecker“, nuschele ich und er zwinkert mir zu. Wir essen und unterhalten uns dabei. Zu meiner Überraschung ist es nett, und ich fühle mich nicht halb so unwohl, wie ich erwartet hatte.
„Was studierst du?“
Er kaut auf seinem Sandwich herum und für Sekunden scheint sich sein Blick zu verdunkeln. Oder ich bilde mir etwas ein.
„Betriebswirtschaft und Finanzen.“
Ich mustere ihn erstaunt. So trockene Studiengänge hätte ich nicht bei ihm vermutet.
„Und, macht es dir Spaß?“
Er dreht sein Sandwich in der Hand.
„Spaß? Nun ja, das ist relativ. Ich hab keine Wahl.“
Ich lasse die Hand sinken.
„Ja, manchmal hat man die nicht.“
Mein Blick schweift über den See, und für Sekunden bilde ich mir ein, Rauch zu riechen. Doch ich reiße mich schnell zusammen, als Danny fragt: „Und du?“
„Musik und Geschichte. Für Lehramt.“
„Du willst Lehrerin werden? Meine Güte, dir ist klar, dass du nie eine Oberstufe unterrichten darfst, nicht wahr? Die Jungs werden sich auf alles an dir konzentrieren, aber nicht auf das, was du sagst.“
Er grinst frech und ich schüttele den Kopf.
„Spinn nicht rum. Ich bin doch nicht Pam Anderson.“
„Na, zum Glück nicht.“
Er beißt herzhaft in sein Brot und ich muss lachen. Ich frage ihn ein wenig nach seinem Studium aus, und er antwortet bereitwillig, wenn auch ohne große Begeisterung. Merkwürdig, warum studiert jemand wie er diese trockenen Fächer, wenn es absolut nicht sein Ding ist? Ich möchte ihn gerne danach fragen, lasse es aber. So vertraut sind wir uns wirklich nicht, außerdem wird dies hier unser erstes und letztes Treffen sein. Bei diesem Gedanken verspüre ich ein leises Bedauern, das ich jedoch schnell