NOLA Knights: Hers to Tame. Rhenna Morgan
Mietvertrag zu kommen?“
„Nein, du wirst brav die sechs Monate hierbleiben, für die du unterschrieben hast, und mir Zeit geben, dein altes Apartment in herrlich wilden Farben zu streichen. Danach suchen wir ein paar heiße Kerle, die dir dabei helfen, alles wieder zurückzubringen. Es sei denn, du findest ein paar Galerien für deine Fotografien, machst einige Millionen Dollar und kickst den Reporterjob. Dann kannst du dir ein schickes Zuhause kaufen und ich kann bei dir einziehen.“
„Ha! Ein schöner Traum, nicht realistisch, aber schön.“
Frieda warf ihr einen mütterlichen Blick zu, obwohl sie nie eigene Kinder gehabt hatte. „Das ist dein Vater, der da wieder spricht. Deine Bilder sind fabelhaft. Nur weil dir jemand gesagt hat, dass du etwas nicht kannst, heißt das noch lange nicht, dass es wahr ist.“ Sie stieß einen scharfen, verärgerten Atemzug aus und nickte in Richtung der Stapel von gerahmten Fotos, die an der Wand und an den aufgetürmten Kartons mit Cassies gesamter sorgfältig eingepackter Kameraausrüstung lehnten. „Wenn wir schon beim Thema sind – wo willst du deinen Sachen aufbauen?“
Eine sehr gute Frage, auf die sie noch immer keine gute Antwort wusste. Durch den Auszug aus dem Haus ihrer Tante im Landhausstil am östlichen Rand von New Orleans hatte sie bereitwillig viel Stauraum aufgegeben. „Vielleicht spare ich etwas Geld und finde einen antiken hübsch verzierten Schrank. Etwas, was hier reinpasst und worin ich auch meinen Laptop unterbringen kann.“
„Weißt du, ich habe vor ein paar Monaten einen Schrank bei Margery‘s gesehen. Im Vintage-Look, komplett restauriert und mit einer Schreibtischplatte, die sich hochklappen und verschließen lässt. Ich werde dort hingehen, wenn ich das nächste Mal in der Gegend bin und schauen, ob er noch da ist. Wäre ein schönes Einweihungsgeschenk.“
„Du hast bereits die Hälfte meiner Möbel und all mein Geschirr bezahlt. Ich glaube, mehr Einweihung brauche ich nicht.“
„Kleines Mädchen, ich habe meine Hypothek vor fünf Jahren abbezahlt, und ich habe keine Kinder, die ich verwöhnen kann, außer dich und deinen Bruder. Wenn ich dir also einen Schrank kaufen und ihn als Einweihungsgeschenk bezeichnen möchte, dann lässt du mich gefälligst.“ Ihr Blick wanderte zu der Ansammlung von Portfolios vor Cassies Fotoausrüstung. Sie nahm das oberste vom Stapel, legte es auf ihre Knie und blätterte es durch. „Außerdem musst du deine Ersparnisse wieder aufbauen. Du weißt nie, wann du mal Geld für einen beschissenen Moment brauchen wirst.“
„Und wer klingt jetzt wie mein Dad?“
„Ich bin nicht im Geringsten wie dein Daddy. Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen sicherstellen, dass du deine Rechnungen begleichen kannst, und einer gusseisernen Stange, die in deinem Hintern steckt.“ Sie blätterte um, und ein Stapel Fotos, den Cassie noch nicht einsortiert hatte, rutschte auf ihren Schoß. „Oh, sind die neu?“
Cassie beugte sich zur Seite, konnte die Bilder aber vom Sofa aus immer noch nicht gut sehen. „Welche?“
„Das French Quarter in der Nacht … die Einkaufsmeile von Jackson Square … Lake Pontchartrain …“, zählte sie auf, studierte jedes einzelne Foto davon und schob sie dann auf die Rückseite des Stapels. „Und oh, oh, oh … was haben wir denn hier?“ Sie neigten ihren Kopf und ein anerkennendes Grinsen kroch über ihr Gesicht.
Cassie rappelte sich auf und versuchte, den Fotostapel zu packen.
Frieda zog ihn außer Reichweite, bevor Cassie ihn erwischen konnte, drehte ihn jedoch so, dass das obere Foto erkennbar wurde. „Wer ist dieser Typ? Er ist heiß.“
Oh. Heilige. Kacke.
Von all den Bildern, die Tante Frieda im Moment wirklich nicht sehen sollte, war es das Foto, das sie vor einem Monat von Kir Vasilek aufgenommen hatte. „Tante Frieda, gib es mir.“
„Warum? Wenn ein Mann so aussieht, ist das Letzte, was ich will, es hergeben. Besonders, wenn er einen Anzug trägt, einen Mund hat, der dich in den Wahnsinn küssen könnte, und er wirkt, als könnte er mit einem Fingerschnippen die Welt regieren. Wenn du mich fragst, sind anzugtragende Männer eine gefährdete Spezies. Wir sollten sie um jeden Preis schützen.“
Herr, hilf ihr. Wenn Tante Frieda nur wüsste. Der Mann, für den sie Schutz befürwortete, war laut ihrer Kollegen ein Killer. Schade, dass Cassie dieses Detail nicht erfahren hatte, bevor sie herausgefunden hatte, dass er genauso gut küssen konnte, wie ihre Tante es vermutete. Zumindest würde ihre Libido nicht jedes Mal mit ihrem gesunden Menschenverstand in Konflikt geraten, während ihre Gedanken in die Vergangenheit schweiften – was in letzter Zeit zu oft passierte.
„Du bist meine Tante. Tanten nennen Männer nicht heiß. Schon gar nicht, wenn die Typen halb so alt sind wie sie selbst.“
„Ähm, diese Tante tut es.“ Sie hob das Bild für einen weiteren, näheren Blick zu sich. „Und auf gar keinen Fall ist er halb so alt wie ich. Ich bin erst sechsundfünfzig und er muss mindestens Mitte dreißig sein.“
„Er ist fünfunddreißig“, sagte Cassie, schnappte erneut nach dem Bilderstapel und erwischte ihn endlich.
„Siehst du“, erwiderte Frieda. „Absolut legal. Und ich wette, er wüsste eine ältere Frau zu schätzen.“ Sie hielt einen Moment inne und beobachtete, wie Cassie die Abzüge zurück in ihr Portfolio steckte. Als sie wieder sprach, lag ein Glitzern in ihren Augen. „Andererseits, wenn ich deine Reaktion richtig deute, hat er dich schon zu schätzen gewusst. Erzähl!“
„Auf keinen Fall. Ich erzähle dir wirklich viel, aber mein Sexleben ist tabu.“ Mit diesen Worten stand Cassie auf und trug die dicke ledergebundene Mappe zur Essecke.
„Ähm, ich hasse es ja, dir das sagen zu müssen, Zuckerschnute, aber du redest hier mit der Frau, die dir detaillierte Tipps und Tricks verraten hat, bevor du dich auf den Weg gemacht hast, um dir deinen ersten batteriebetriebenen Freund zu kaufen.“
Kissen verschoben sich und Friedas Sneaker quietschten auf dem Laminatboden. Statt erneut nach dem Portfolio zu greifen, zog Tante Frieda sich einen Stuhl heraus, setzte sich an den Esstisch und stützte ihr Kinn auf ihre Handfläche, bereit, alle Details zu erfahren. „Also, erzähl mir von Mr. Hottie und warum du dich gezwungen fühlst, ihn geheim zu halten.“
Cassie atmete müde aus und ließ sich auf den Stuhl neben Frieda nieder. Der dunkelblaue Lederbezug fühlte sich butterweich und kühl unter ihren Handflächen an, eine willkommene Linderung für die Hitze, die ihr im Nacken emporkroch. „Er war derjenige, der mir all die Geschichten erzählt hat, für die ich beim Nachrichtensender so viel gutes Feedback bekommen habe.“
„Die über diesen Mafiosi? Wie war noch sein Name?“
„Stephen Alfonsi. Und ja, genau die.“ Cassie schlug das Buch auf, und die Seite, wo die Fotos mit einer Büroklammer gegen den Rücken geklemmt waren, fiel wie von selbst auf. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich so einen guten Lauf gehabt hätte, wenn Kir nicht gewesen wäre. Oder überhaupt einen.“
„Kir?“
Cassie nahm das oberste Foto und hielt es zwischen den Fingern. Die Komposition der Fotografie war bestenfalls amateurhaft, aber mit Kir im Fokus war nichts anderes daran wichtig. Diesem Mann stand ein Anzug verdammt gut. Wenn er an einem Terrassentisch aus Eisen und Glas saß, konnte man allerdings nicht wirklich einschätzen, wie gut seine Einmeterzweiundachtzig in einen Anzug passten. Doch der Grund, warum er tatsächlich die Aufmerksamkeit vieler Frauen auf sich zog, waren seine Gesichtszüge. Blondes Haar, das gerade lang genug war, um zu beweisen, dass er engelsgleiche Locken aus irgendeiner Linie in seiner Familie geerbt hatte, eine scharfe aristokratische Nase und ein kräftiges Kinn. „Kir Vasilek.“
„Mhhh, du sprichst seinen Namen so aus, wie ich Häagen-Dazs sage. Entweder bist du schwer verknallt, oder du hattest bereits eine Kostprobe und kannst es nicht erwarten, eine weitere zu bekommen.“
Oh, sie hatte tatsächlich bereits eine Kostprobe gehabt.