Projekt Phoenix. Kevin Behr

Projekt Phoenix - Kevin Behr


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absolut lächerlich und eine völlige Zeitverschwendung.«

      Wes lässt sich nicht stoppen: »Diese Software, die wir nutzen sollten, ist totaler Müll. Es dauert 20 Minuten, alle Felder für eine Änderung auszufüllen, die in fünf Minuten umgesetzt wäre! Ich weiß nicht, wer den Prozess entworfen hat, aber ich glaube, sie gehen davon aus, dass wir alle auf Stundenbasis bezahlt werden und lieber über unsere Arbeit reden, statt sie zu erledigen.

      Irgendwann hat das Networking and Server Team rebelliert und sich geweigert, Pattys Tool einzusetzen«, fährt er hitzig fort. »Aber John lief mit dem Ergebnis eines Audits zu Luke, unserem alten CIO. Und wie du legte Luke fest, dass wir uns an die Richtlinien halten müssen und jeder gefeuert würde, der das nicht tut.

      Meine Leute haben die Hälfte der Zeit damit verbracht, Verwaltungskram zu erledigen und in dem blöden CAB-Meeting zu sitzen«, redet er weiter. »Zum Glück ließ das Ganze mit der Zeit nach, und John bemerkte gar nicht, dass keiner mehr zu den Meetings ging. Er selbst war doch auch schon mindestens ein Jahr nicht mehr da!«

      Interessant.

      »Ich verstehe«, sage ich. »Das darf so nicht wieder passieren, aber wir können uns auch kein weiteres Payroll-Desaster leisten. Wes, ich brauche dich dort, und du musst dabei helfen, eine Lösung zu finden. Denn sonst bist du ein Teil des Problems. Kann ich mich auf dich verlassen?«

      Ich höre ihn laut seufzen. »Ja sicher. Aber du kannst davon ausgehen, dass ich meine Klappe nicht halte, wenn Patty versucht, irgendein Bürokratiemonster zu schaffen, das uns allen das Leben aussaugt.«

      Ich seufze.

      Bisher dachte ich, IT Operations würde nur durch Entwicklung, Information Security, Audit und Geschäftsbereiche bedrängt werden. Jetzt erkenne ich, dass sich meine obersten Manager anscheinend auch untereinander bekriegen.

      Was müssen wir bloß tun, damit wir wieder miteinander auskommen?

      KAPITEL 5

       Donnerstag, 4. September

      Als der Wecker um 6:15 klingelt, bin ich schlagartig wach. Mein Kiefer tut weh, weil ich die ganze Nacht angespannt war. Die trostlose Aussicht auf den anstehenden Phoenix-Launch ließ sich nicht aus meinen Gedanken vertreiben.

      Wie immer werfe ich vor dem Aufstehen schon kurz einen Blick auf mein Handy, um nach schlechten Neuigkeiten zu suchen. Normalerweise verbringe ich rund zehn Minuten mit dem Beantworten von E-Mails – es ist immer praktisch, schon gleich am Morgen ein paar Bälle von meiner Seite des Felds weggeschlagen zu haben.

      Dann sehe ich etwas, das mich so schnell aufsetzen lässt, dass ich Paige aufwecke. »Mein Gott, was ist los?«, fragt sie erschrocken und noch nicht ganz wach.

      »Eine neue Mail von Steve. Leg dich wieder hin, Schatz ...«, sage ich zu ihr, während ich meine Augen mal wieder zusammenkneife, um die Mail zu lesen.

      Von: Steve Masters

      An: Bill Palmer

      Cc: Nancy Mailer, Dick Landry

      Datum: 4. September, 06:05

      Wichtigkeit: Hoch

      Betreff: DRINGEND: Review zu SOX-404-IT-Audit-Ergebnissen

      Bill, bitte schauen Sie sich das ASAP an. Ich muss Ihnen nicht sagen, wie wichtig es ist, ein sauberes SOX-404-Audit abzuliefern.

      Nancy, bitte arbeiten Sie mit Bill Palmer zusammen, der jetzt für IT Operations verantwortlich ist.

      Steve

      >>>Beginn der weitergeleiteten Nachricht:

      Wir haben gerade unseren internen Audit von Q3 abgeschlossen, um für das anstehende externe SOX-404-Audit bereit zu sein. Dabei sind uns einige besorgniserregende Defizite aufgefallen, die wir besprechen müssen. Aufgrund der Schwere und Dringlichkeit der Ergebnisse müssen wir uns gleich morgens mit IT treffen.

      Nancy

      Und tatsächlich gibt es in meinem Kalender ein zweistündiges Meeting um 8 Uhr, angesetzt von Nancy Mailer, Chief Audit Executive.

      Heilige Scheiße. Nancy ist ausgesprochen klug und anspruchsvoll. Vor Jahren habe ich erlebt, wie sie beim Eingliedern einer aufgekauften Handelskette einen Manager gegrillt hat. Er präsentierte seine Finanzzahlen, als sie mit schnellen Fragen nachhakte – wie eine Mischung aus Columbo, Matlock und Scarface.

      Er brach ziemlich schnell ein und gab zu, die Ergebnisse seiner Abteilung zu positiv dargestellt zu haben.

      Bei der Erinnerung an dieses Meeting fange ich an zu schwitzen. Ich habe nichts falsch gemacht. Aber angesichts des Tons der E-Mail ist Nancy etwas Wichtigem auf der Spur, und Steve hat mich ihr in den Weg geworfen.

      In meiner Midrange-Technology-Gruppe habe ich immer ein strenges Regiment geführt. So hatten wir nie großen Ärger mit der Audit-Gruppe. Sicher, es gab immer viele Fragen und Dokumentationsanforderungen, für die wir ein paar Wochen zum Sammeln von Daten und Vorbereiten der Antworten brauchten. Gelegentlich wurde etwas gefunden, aber das war dann schnell behoben.

      Ich habe uns bisher immer in einer respektvollen Arbeitsbeziehung gesehen – aber diese E-Mail klingt unheilvoll.

      Ein Blick auf die Uhr. Das Meeting beginnt in 90 Minuten, und ich habe noch keine Ahnung, worüber Nancy reden will.

      »Mist«, rufe ich aus und wecke Paige vorsichtig. »Schatz, kannst du die Kinder heute zur Schule bringen? In der Firma ist es schon wieder kritisch, die Chief Audit Executive und Steve sind mit im Boot. Ich muss noch telefonieren und pünktlich im Büro sein.«

      Genervt sagt sie: »Seit zwei Jahren bringst du die Kinder donnerstags zur Schule! Ich muss heute auch früh los!«

      »Es tut mir leid, Schatz. Das ist wirklich wichtig. Der CEO der Firma hat mich gebeten, mich darum zu kümmern. Steve Masters. Du weißt schon, der Kerl aus dem Fernsehen, der auch bei der Weihnachtsfeier die große Ansprache hält? Da darf nicht schon wieder so etwas wie gestern schiefgehen. Und die Zeitungsmeldungen von vorgestern ...«

      Ohne ein Wort stürmt sie die Treppe hinunter.

      Als ich endlich den Besprechungsraum für das Acht-Uhr-Meeting finde, bemerke ich sofort, wie ungewöhnlich still es ist. Sonst gibt es immer Small Talk, während die Teilnehmer nach und nach eintrudeln.

      Nancy sitzt am einen Ende des Tischs, um sie herum vier weitere Personen. Direkt neben ihr sitzt John – wie immer mit seiner schwarzen Mappe. Und wie immer bin ich überrascht, wie jung er ist. Mit seinem dichten, lockigen, schwarzen Haar muss er Mitte dreißig sein.

      Er hat einen verhärmten Blick, und wie viele Uniabsolventen hat er in den drei Jahren, die er bei Parts Unlimited ist, zugenommen. Vermutlich aufgrund des Stresses, den er mit seinem wenig erfolgreichen moralischen Feldzug hat.

      John erinnert mich in diesem Moment tatsächlich sehr an Brent. Aber anders als Brent, der normalerweise ein Linux-T-Shirt trägt, hat John ein gestärktes Hemd an, das ihm ein bisschen zu groß ist.

      Wes ist deutlich underdressed im Vergleich zu allen anderen hier im Raum, aber es scheint ihn nicht zu stören. Die letzte Person im Raum ist ein junger Mann, den ich nicht kenne – vermutlich der IT-Auditor.

      Nancy beginnt: »Wir haben gerade unser internes Audit für Q3 als Vorbereitung für die anstehenden externen SOX-404-Audits abgeschlossen. Und dabei gibt es eine kritische Situation. Tim, unser IT-Auditor, fand eine erstaunlich große Zahl von Problemen mit IT-Sicherheitsmaßnahmen. Schlimmer noch ist, dass es sich bei vielen davon um Wiederholungstäter handelt, die schon seit drei Jahren auftauchen. Wenn wir diese Probleme nicht lösen, können sie dafür sorgen, dass die Firma zugeben muss, keine ausreichende Kontrolle über die Genauigkeit ihrer Bilanzen zu haben. Das könnte wiederum zu unschönen Kommentaren der externen Auditoren in den 10-K-Dokumenten für die


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