Resilienz steigern. Dipl. Soz.päd. Jürgen Simonis

Resilienz steigern - Dipl. Soz.päd. Jürgen Simonis


Скачать книгу
Sackgassen des Lebens eine gute Beratung durch einen Coach, Therapeuten, erfahrenen Mentor oder echten Freund. Es kann sein, dass es dich wundert oder stört, dass ich oft „und, oder, sowie“ verwende, das hat den Hintergrund, dass es nicht die eine Wahrheit gibt. Gerade in unserer westlichen Welt ist das Entweder-oder- bzw. Schwarz- Weiß-Denken tief verankert. Aus diesem Grunde stelle ich verschiedene Sichtweisen dar und gehe auf Zusammenhänge und Hintergründe ein, die mir wichtig sind und die für das Verständnis eines umfassenderen Hinter- grunds relevant sind.

      Um den Zusammenhängen des Themas gerecht zu werden, werde ich zu Beginn kurz auf den Resilienzbegriff und die Entwicklung des Resilienz- begriffs eingehen.

      Ich wünsche dir nun viel Spaß mit meinem Buch und neue wichtige Erkenntnisse für dein Leben.

      2 Zum Begriff Resilienz

      Der Begriff Resilienz entstammt dem lateinischen resilire (‚zurückspringen‘ ‚abprallen‘).

      Ursprünglich wurde der Begriff Resilienz im Bereich der Werkstoffkunde verwendet, um die spezifische Eigenschaft eines Stoffes zu beschreiben. Ein Werkstoff findet nach äußerer Einwirkung zum Beispiel durch Druck oder Verbiegen wieder in seinen ursprünglichen Zustand bzw. Form zurück.

      Hierzu ein Beispiel: Ich möchte mir einen Bogen bauen. Dazu kann ich dann u. a. Eschen- oder Eibenholz verwenden. Eiche oder Birke ist im Gegensatz dazu nicht so gut geeignet für den Bogenbau, da es schneller bricht. Demnach sind Eschen- und Buchenholz (in diesem Zusammenhang) resilienter als Eichen- und Birkenholz.

      Ein weiteres Beispiel: Du nimmst etwas Knetmasse und formst daraus eine kleine Kugel bzw. einen kleinen Ball. Nun drückst du mit dem Finger eine Delle in den Knetmassenball. Die Delle bleibt erhalten. Nimmst du nun einen kleinen Gummiball und drückst mit den Fingern Dellen hinein, findet der Gummiball immer wieder in seinen ursprünglichen Ausgangszustand zurück. Demnach ist der Gummi deutlich resilienter.

      Soweit der kurze Ausflug in die Werkstoffkunde. In unserem Kontext beschäftigen wir uns mit Resilienz als seelische und psychische Widerstandsfähigkeit.

      Ein resilienter Mensch ist in der Lage, Krisen zu bewältigen und dabei auf persönliche und vermittelte Ressourcen zurückzugreifen und diese Krisen zum Anlass für persönliche Entwicklung zu nutzen. Resilienz ist die Fähigkeit, Stress, Frust, Druck, Niederlagen und Rückschläge zu bewältigen und diese Herausforderungen durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für persönliche Entwicklung und Wachstum zu nutzen.

      Im Zusammenhang mit Resilienz sind folgende Begriffe zu nennen:

       Coping (Bewältigungsstrategie),

       Hardiness (Widerstandsfähigkeit),

       Salutogenese (Entstehung von Gesundheit),

       Autopoiesis (Selbsterhaltung).

      Vulnerabilität (Verwundbarkeit) ist das Gegenteil von Resilienz.

      Eine Besonderheit des Resilienzkonzepts ist, dass Resilienz messbar ist. Siehe hierzu auch Kapitel 3 (Langzeitstudie von Emmy Werner).

      3 Die Entstehung des Resilienzkonzepts

      Ein Blick nach Hawaii

      Die amerikanische Entwicklungspsychologin Emmy Werner entwickelte in einer Langzeitstudie basierend auf 40 Jahren Beobachtungen von 698 Kindern hawaiianischer Ureinwohner der Insel Kauai, die 1955 geboren wurden, das Resilienzkonzept.

      Von diesen 698 Kindern wuchsen 201 Kinder in besonders schwierigen und benachteiligten Verhältnissen auf.

      Trotz der paradiesischen Landschaft herrschte auf der Insel das übliche Leid, wenn diese Paradiese von fremden Mächten beherrscht werden. Armut und Alkoholismus waren verbreitet. Die Tristesse pflanzte sich bereits in der zweiten Generation fort.

      Werners Studie wurde 1977 veröffentlicht. Hieraus ging hervor, dass Kinder, die verschiedenen Risikofaktoren wie z. B. Armut, negatives Milieu oder Komplikationen bei der Geburt ausgesetzt waren, sich im Durchschnitt negativer entwickelten als Kinder, die in für unser Verständnis „normalen“ Verhältnissen aufwuchsen.

      Das Besondere an Werners Ergebnissen war jedoch, dass von diesen 201 Kindern, die in sehr schwierigen Milieus heranwuchsen, es 72 Kinder schafften, diese schwierigen Bedingungen zu meistern und ein geordnetes Leben zu führen.

      Diese 72 Kinder können als resilient bezeichnet werden.

      Aufgrund dieser Ergebnisse wurden 7 Schlüsselfaktoren ermittelt und benannt, welche entscheiden sollten, ob jemand gut mit Krisen umgehen und sogar noch gestärkt aus diesen hervorgehen kann.

      Im Einzelnen sind das folgende sieben Säulen:

      Optimismus:

      Wenn du mit kräftezehrenden Problemen konfrontiert bist, ist es am wichtigsten, ruhig zu bleiben und zu wissen, dass es für jedes Problem die richtige Lösung gibt.

      Das klingt oft abgedroschen und es fällt manchmal schwer, daran zu glauben und standhaft zu bleiben. Dennoch zahlt es sich langfristig aus!

      Akzeptanz

      Wie es hier bei uns in Köln schon in § 1 des kölschen Grundgesetzes heißt: „Et es wie et es“.

      Übersetzt: „Es ist, wie es ist“. Sieh den Tatsachen ins Auge, erkenne die Krise und akzeptiere das, was geschieht. Das ist der erste Schritt, denn nur was sein darf, kann sich verändern.

      Lösungsorientierung

      Zu Lösungsorientierung wurde in der Literatur schon vieles gesagt und geschrieben. Hier kurz ein eigenes Beispiel: Wenn ich mich an dieser Stelle meines Buches darauf konzentriere und mir ständig vorstelle, was noch alles bis zur Veröffentlichung zu tun ist, dann wird das definitiv ein mühsamer und steiniger Weg! Wenn ich mich aber im Gegensatz dazu in die Zukunft in den Zeitpunkt hineinversetze, an dem es „geschafft“ ist und dieses Gefühl einmal so deutlich wie möglich spüre (was im Übrigen auch Bestandteil meiner täglichen Arbeit in der Beratung und Hypnose ist), dann ist das etwas grundsätzlich anderes. Ich denke, du weißt, was ich damit meine.

      Verlassen der Opferrolle

      Als resilienter Mensch geht es darum, die Aufmerksamkeit auf sein eigenes Tun und Handeln zu richten. Fehler nicht bei anderen oder in der Umwelt zu suchen, sondern stattdessen zu schauen, wie ich weiterkomme. Was nicht heißen soll, dass nicht auch äußere Einflüsse meinen Erfolg oder mein Fortkommen beeinträchtigen oder auch stärken können. Auch ich kenne die Opferrolle nur zu gut und suchte oft die Schuld für meinen Zustand oder die Situation, in der ich war, bei anderen. Das kann u. U. wichtig und zutreffend sein, sich damit auseinanderzusetzen. Jedoch wird es irgendwann Zeit, diesen Zustand zu verlassen und wie im nächsten Punkt beschrieben, Verantwortung zu übernehmen.

      Verantwortung

      Es geht darum, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Dadurch fühlst du dich nicht länger dem Schicksal ausgeliefert, sondern gehst deine Themen aktiv an und sorgst für dein Befinden und Weiterkommen.

      Unterstützend und wichtig dabei ist dein:

      Soziales Netzwerk

      Das soziale Netzwerk ist, sofern vorhanden (ansonsten ist es eine wichtige Aufgabe, dir dieses aufzubauen), wichtig, um bei Problemen oder im Lösungsprozess Ansprechpartner und ein offenes Ohr zu haben. Was natürlich auf Gegenseitigkeit beruht. Für viele Menschen ist es auch völlig neu oder schwierig, andere Menschen um Hilfe zu bitten oder sich zu erlauben, diese anzunehmen.

      Zukunftsorientierung


Скачать книгу