Beyond price. Svea Lundberg

Beyond price - Svea Lundberg


Скачать книгу
Im zunehmenden Dunkel der Dämmerung fiel sein Schatten auf Angel und dieser hob den Kopf. Setzte sich auf und erhob sich schließlich auf wackligen Beinen von der Rattanliege in dem sicheren Wissen, dass auch die Wärme des Hausinneren nichts ändern würde. Er brauchte keine Lagen aus Stoff und kuscheligen Decken. Er brauchte das Gefühl nackter Haut und die Wärme eines anderen Körpers. Er brauchte Steves Nähe. Seine Arme um sich und seine Lippen auf der Haut. Küsse auf seinem Ohr.

      »Ich habe gekocht. Hast du Hunger?«

      Sicher hatte er das. Irgendwie. »Ja, sehr. Was hast du …?« Die Worte verflogen unausgesprochen von seinen Lippen, als er durch die offen stehende Verandatür in den weitläufigen Wohnraum trat. Von der offenen Küche her zog der unverkennbare Duft von gebratenen asiatischen Nudeln, Hühnchenfleisch und süßlicher Chilisoße, der ihm unweigerlich ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Steve wusste, wie sehr er die asiatische Küche liebte und dass er extra für ihn eines seiner Lieblingsgerichte zubereitet hatte, obwohl Steve selbst das meiste asiatische Essen aufgrund der Schärfe nicht vertrug, brachte endlich den langersehnten Hauch von Wärme in seinen Körper zurück.

      »Setz dich«, wies Steve ihn an, der Klang der beiden Worte dabei eher der einer Bitte als eines Befehls. In einer flüchtigen Geste deutete er auf die Sofalandschaft in der Mitte des Raumes.

      Rasch glitt Angel zwischen die dort bereitliegenden Decken, das plüschige Material fühlte sich weich, fast streichelnd auf seiner Haut an, sodass er sich kurz entschlossen das Shirt vom Körper streifte, die Socken folgen ließ und sich nur in Jogginghose darunter kuschelte. Die herumliegenden Klamotten nahm Steve mit einem schiefen Schmunzeln zur Kenntnis. Dieser Art von Lächeln, das die kleinen Fältchen um seine Augen stärker hervortreten und ihn dennoch im selben Moment jünger aussehen ließ als die vierzig, die er war.

      Augenblicklich drängte sich die Stimme seiner Mutter in Angels Gedächtnis. Der Altersunterschied zwischen ihm und Steve war damals nur der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Dass er Männer fickte und sich von ihnen ficken ließ, hatte bereits ausgereicht, um ihn mit Abscheu zu strafen.

      Mit dem Duft einer gebratenen Asia-Nudel-Pfanne in der Nase und mit Steves Fingern, die ihren Weg zurück in sein Haar fanden, fiel es Angel jedoch leicht, die schmerzlichen Erinnerungen von sich zu schieben. Während er das Schälchen und die Stäbchen entgegennahm, sah er fragend zu Steve auf.

      »Isst du gar nichts?«

      »Ich habe vorhin schon eine Kleinigkeit gegessen. Rutsch mal.«

      Das Nudelschälchen fest umfasst, die Wärme desselben an den Fingern, sah Angel dabei zu, wie Steve sich neben ihm auf dem Sofa niederließ und sich schließlich so hinsetzte, dass er mit dem Rücken am Eckteil lehnte, die Beine vor sich auf der breiten Sitzfläche aufgestellt. Angels Herz pochte schwer und ein wenig zu schnell gegen seine Rippen – hoffnungsvoll.

      »Komm her.«

      Und es trommelte in euphorischen Wirbeln, als Steve ihm mit Worten und Gesten bedeutete, sich an ihn zu schmiegen. Als befürchtete er, Steve könnte es sich doch noch anders überlegen, wenn er in irgendeiner Form zögerte, glitt er rasch zwischen Steves Beine. Lehnte sich mit dem Rücken an dessen Brust und seufzte sogar wohlig, als Steve einen Arm um ihn schlang, seine Finger unter der Decke auf Angels nackte Haut trafen. Wenn er jetzt noch die andere Hand …

      »Iss.« Ein Kuss landete in Angels Nacken. »Nach dem Dreh heute brauchst du neue Energie.«

      Schon landete die erste Portion Nudeln, Hühnchen, Zuckerschoten und Sprossen in Angels Mund. Er kaute hastig, schluckte gierig. In seinem Nacken kribbelte warm Steves Lachen. Küsse folgten, die ihm kleine Schauer das Rückgrat hinabjagten. Geflüsterte Worte, die bis in seine Brust und seinen Bauch prickelten. Lediglich die Nahrung in seinem Mund sorgte dafür, dass die wohligen Laute seine Kehle nicht verließen.

      Angel hätte ewig so dasitzen können – zufrieden essend, mit Steves Armen um sich und seinen Lippen im Nacken. Aber zu rasch schon war das Schälchen leer. Sein Magen gefüllt, aber er doch nicht ganz satt. Das Frösteln verschwunden, aber sein Innerstes nicht vollständig gewärmt.

      »Ist noch was da?« Er drehte sich halb in Steves Umarmung, sodass die Decke weiter herabrutschte.

      »Natürlich.« Ein flüchtiger Kuss auf seine Schulter. Die Fältchen um Steves Augen. »Nimm dir ruhig.«

      Getragen von einem plötzlichen Höhenflug neigte Angel sich vor und drückte seine Lippen auf Steves, ehe er sich vollends unter der Decke hervorwühlte, aufsprang und in die Küche lief.

      Tatsächlich hatte Steve reichlich gekocht. Selbst wenn Angel sich noch eine zweite oder sogar dritte Portion nähme, würde er sich die Reste morgen Mittag aufwärmen können.

      »Wirst du morgen den ganzen Tag in den Studios sein?«

      »Ja«, kam Steves knappe Antwort aus Richtung der Sofalandschaft. Er erzählte nie besonders viel von dem, was in den sündigen Hallen der Black Tail Studios geschah, und Angel fragte selten nach. Als Steves Partner hatte er ohnehin das Privileg, dem Labelinhaber viel näher zu sein, als all die anderen Darsteller es je sein würden. Angel war nicht nur einer der vielen Fuckboys. Er war Steves Heiligtum. Sein Junge, den andere Männer zwar am Set fickten, aber abseits der Drehs niemals anrühren durften. Vor der Kamera hatte Angel es in den letzten beiden Jahren mit unzähligen Männern getrieben, privat jedoch schlief er nur mit einem. Und Steve schlief nur mit ihm – sagte er zumindest.

      Mit raschen Schritten durchmaß Angel den Wohnraum, bis er wieder direkt vor der Sofalandschaft stand. Direkt vor Steve. Das neu befüllte Schälchen landete mit einem geräuschvollen Klirren auf dem gläsernen Couchtisch, auf dem bereits die Essstäbchen lagen. Steve beobachtete ihn aus leicht zusammengekniffenen Augen, doch ehe er den Mund öffnen konnte, brach es aus Angel hervor: »Liebst du mich?«

      Steves Augen verengten sich noch mehr, zu den Fältchen um die Augen gesellte sich eine steile Falte auf der Stirn. »Was soll das, Angel?«

      Er schauderte aufgrund der unterschwelligen Schärfe in Steves Stimme. »Ich will nur …«

      »Was, Angel? Was willst du? Zweifelst du an mir? An meinen Gefühlen für dich?«

      »Nein!« Das Wort stolperte zu hastig, zu unüberlegt aus seinem Mund. »Nein, natürlich nicht, nur … All die anderen … Ich frage mich nur …«

      Steves Lachen unterbrach ihn. Ließ ihn verunsichert das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagern. Fragend sah er auf Steve hinab, der eben noch lachend angelehnt gesessen hatte, sich nun noch immer grinsend in eine aufrecht sitzende Position aufrichtete, bis er direkt vor Angel saß. Er sah zu ihm hoch und doch kam es Angel so vor, als sei er derjenige, auf den herabgesehen würde. Er derjenige, der aufschauend um Bestätigung bat. Er brauchte sie. Brauchte die Versicherung, dass Steve nur ihn ansah, egal wie viele Männer noch um sie herum waren. Egal wie viele Hände ihn berührten, egal wie viele Münder ihn brandmarkten, egal wie viele Schwänze ihm in Mund oder Arsch geschoben wurden.

      »Du hast keine Ahnung, oder?« In Steves Stimme schwang diese Mischung aus Spott und Zärtlichkeit, die jedes Mal, wenn er sie hörte, so tief in Angels Innerstes drang, dass er das Gefühl hatte, ihr nichts, aber auch gar nichts entgegensetzen zu können. Zu wollen.

      »Du hast noch immer keine Ahnung, wie unglaublich atemberaubend du bist.« Steve flüsterte die Worte nur, ließ Angel erschaudern. Mehr noch, als er eine Hand ausstreckte und seine Finger zum wiederholten Mal auf Angels nackte Haut trafen. In einer beinahe andächtigen Geste über seinen Rippenbogen tanzten.

      Angel selbst fühlte die Gänsehaut kaum, die der Berührung folgte, doch er sah sie in Steves Blick, der jede seiner Regungen beobachtete. Nie zuvor hatte jemand so tief in Angel hineingesehen, wie Steve es tat. Und nur deshalb konnte Steve derjenige sein, der ihm seine Zweifel nahm.

      ›Bitte. Bitte lass mich glauben.‹

      Er zuckte zusammen, als Steve sich nach vorn neigte, um einen Kuss auf Angels Bauch zu drücken. Direkt unter den Nabel. Sein Atem strich am Bund der Jogginghose entlang, sorgte für noch mehr Schauer auf der Haut.

      »Du


Скачать книгу