Beyond price. Svea Lundberg

Beyond price - Svea Lundberg


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Hoppla!« Klirrend rutschten drei Gläser aus seinen Armen in die Kiste, doch glücklicherweise schienen alle den Sturz überlebt zu haben. »Ich glaub, ich hab alle, aber vielleicht sollten wir mal durchzählen.«

      »Okay. Wie viele hatte Tracy geordert, weißt du das?«

      »Gleich.« Ungeniert griff Jay in den Bund seiner Speedo und beförderte einen kleinen, zusammengefalteten Zettel zu Tage. »Einhundert Longdrinkgläser, siebzig Cocktailgläser bauchig …«, begann er, die handgeschriebene Liste herunterzurattern.

      »Ernsthaft, Jay«, raunzte ich ihn an, als er fertig war. »Das soll ich mir jetzt gemerkt haben? Und überhaupt … in deiner Badehose, echt?«

      »Seh ich aus, als hätte ich da ’ne Tasche dran? Und im Übrigen warst du schon näher an meinem Schwanz als dieser Zettel.« Wie zur Bestätigung wedelte er mit besagtem Stück Papier vor meiner Nase herum. Fehlte gerade noch, dass er sein bestes Stück auspackte und mir dieses ins Gesicht hielt, damit ich meine Erinnerungen auffrischen konnte.

      Musste ich nicht, ich konnte mich sehr gut an Jays Schwanz erinnern. Was im Grunde ziemlich überraschend war, da ich mit ihm meinen allerersten Pornodreh gehabt hatte und dabei so scheiße nervös gewesen war, dass es mich nicht mal gewundert hätte, hätte ich seinen Namen vergessen.

      Aber Jayson Ward vergaß man nicht. Ebenso wenig wie seinen Schwanz.

      »Gib mal her.« Flink schnappte ich mir den Zettel aus seinen Fingern und wandte mich den nebeneinander aufgereihten Geschirrkisten zu. Mehrere hundert Gläser und Teller und auch noch Besteck durchzuzählen, erschien mir nach einer Partynacht mit verdammt wenig Schlaf zwar keine lockende Aufgabe zu sein, aber besser als weiter durch die Gartenanlage zu rennen und am Ende noch weitere Lachen undefinierbarer Flüssigkeiten aufzufinden. Apropos, wo blieb eigentlich Leroy mit dem Wasserschlauch?

      Statt mich nach ihm umzusehen, begann ich, Gläser zu zählen. Merkte jedoch schnell, dass das überhaupt keinen Sinn ergab, wenn diese nicht sortiert waren.

      »Wo steckt eigentlich Devin?«

      »Pennt noch.« Ich griff mir zwei der noch leeren Kisten. »Hilf mir mal, da muss Ordnung rein, sonst zählen wir morgen noch.«

      Jay gab einen schnaubenden Laut von sich, von dem ich mir nicht sicher war, ob er seine Unlust zum Gläsersortieren ausdrücken sollte oder ob es ihm missfiel, dass manche unserer Darstellerkollegen noch schliefen, während wir bereits mit dem Aufräumen begonnen hatten. Wobei ›bereits‹ um zwölf Uhr mittags auch eine eher relative Beschreibung war.

      Vertieft in meine stupide Tätigkeit blinzelte ich überrascht, als Jay neben mir raunte: »Na, sieh mal an, wer da kommt.«

      Noch während ich mich umwandte, um den Auslöser seiner Worte zu erspähen, rief Jay in Richtung der breit geflügelten Terrassentür: »Boah, ihr seht ja eklig glücklich durchgefickt aus!«

      Mein Blick fiel auf Rizzo und Liam, die tatsächlich mit breitem und ziemlich zufriedenem, wenn auch ein wenig müde wirkendem Lächeln Hand in Hand auf uns zuspazierten. Nur knapp, aber immerhin vollständig bekleidet, wohlbemerkt. Schön, dann war ich nun nicht mehr der Einzige, der mehr als eine knallenge Badehose trug.

      Als die beiden direkt vor uns standen, ließ Rizzo Liam los, neigte sich die fehlenden zwei oder drei Zentimeter zu Jay empor und drückte ihm einen festen, aber flüchtigen Kuss auf den Mund.

      »Guten Morgen, liebster Jay, als ob du gestern Nacht nicht mit Dale gevögelt hättest.«

      »Nein«, erklärte dieser mit gespielt heiliger Miene, die ihm ganz sicher keiner der hier Anwesenden auch nur ansatzweise abkaufte, »stell dir vor, hab ich nicht. Wir sind ganz brav ins Bett, um Heia zu machen.«

      »Jaaa«, schoss Rizzo prompt zurück, »aber auch nur, weil ihr es bereits während der Poolparty getrieben habt.«

      Mein Blick huschte unweigerlich zu Jay.

      Hatten sie? Und wenn ja, warum hatte ich davon nichts mitbekommen? Die Antwort auf diese Frage konnte ich mir direkt selbst geben: Weil ich an Devins Lippen gehangen hatte.

      »Ja, sorry, irgendjemand muss den Journalisten ja das heimlich erhoffte Material liefern.«

      »Oh, wie großherzig von dir.«

      Kopfschüttelnd verdrehte ich die Augen und überließ Jay und Rizzo ihrem Geplänkel, zog stattdessen Liam in eine kurze Umarmung, die er innig und auch ein wenig erleichtert, wie mir schien, erwiderte.

      Obwohl Rizzo und ich auch abseits des Pornobusiness miteinander befreundet waren, hatte ich Liam und ihren gemeinsamen Partner Keith erst gestern beim CC Cocks-Barbecue kennengelernt. Mit Keith hatte ich nur wenige Worte gewechselt, Liam allerdings hatte ich sofort ins Herz geschlossen.

      »Apropos, wo steckt euer Daddy?« Ich zwinkerte Liam zu und musste lächeln bei der Art, wie sich seine Wangen erhitzten.

      »Trifft sich mit einem Maklerkollegen, den er länger nicht gesehen hat, irgendwo in New Jersey zum Lunch. Deswegen meinte Rizzo, wir könnten herkommen und noch ein bisschen beim Aufräumen helfen, wenn es noch etwas gibt.« Fragend ließ Liam den Blick von mir über die Terrasse und die Gartenanlage schweifen.

      »Jede Menge, Gläser zählen zum Beispiel«, erklärte ich seufzend und nickte in Richtung der Kisten.

      »Okay.« Liam reckte den Hals und spähte hinein. »Wie viele müssen es sein?«

      ~*~*~*~*~*~

      Rund fünfhundert Gläser, zwanzig Mülltüten und drei Stunden später sah die weitläufige Gartenanlage der Mansion wieder nahezu so aus wie vor der legendären Poolparty. Zugegeben, der normalerweise akkurat gemähte Rasen war möglicherweise etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, aber diesbezüglich konnten wir nun auch nichts tun. Den Pavillon im unteren Bereich der Anlage und die beiden Poolterrassen aufzuhübschen, sodass sie bald wieder als Location für den nächsten Dreh herhalten konnten, war Tracys Aufgabe. Doch vermutlich würde sie sich darum erst in den nächsten Tagen kümmern. Heute würde sie damit beschäftigt sein, durchs Netz zu scrollen und zu überprüfen, dass keiner der exklusiv geladenen Reporter irgendeinen Mist über das Barbecue verzapfte oder Fotos veröffentlichte, für die keine Freigabe bestand. Nackte Ärsche und vielleicht sogar der eine oder andere Schwanz würden spätestens heute Abend sämtliche Szenemagazine schmücken – um zu intime Fotos der Darsteller ging es Tracy nicht. Vielmehr musste sie darauf Acht geben, dass keine der Räumlichkeiten in der Mansion abgelichtet worden war. Das Foyer und einen Teil der Sets ausgenommen, ging die Öffentlichkeit das Innere der Villa nichts an, schon gar nicht die Büros und die privaten Räume im Obergeschoss, in die sich die Darsteller zurückziehen konnten. Was wir Jungs direkt auf der Party trieben, war die eine Sache, was in den geheimen Bereichen der Mansion geschah, eine ganz andere.

      Da sich das Barbecue und die anschließende Party hauptsächlich in der Außenanlage abgespielt hatten, gab es im Inneren der Villa nur wenig aufzuräumen. Den Spaß hatten wir guten Gewissens Devin und Carter überlassen, die erst irgendwann am frühen Nachmittag aus den Betten gekrochen waren. Bei Carter wunderte mich dieser Umstand wenig, denn der hatte am frühen Morgen noch gemeinsam mit einem Darsteller eines anderen Labels unten im Pavillon gelegen und einen durchgezogen. Ein Wunder eigentlich, dass er nicht dort eingeschlafen war.

      Devin hingegen sollte eigentlich kein größeres Schlafdefizit haben als ich selbst. Nachdem wir gegen vier oder fünf – kurz nachdem Carter die Joints ausgepackt hatte – von der Party verschwunden waren, war er sogar noch vor mir eingeschlafen. Und das ohne, dass wir vorher noch Sex gehabt hätten. In der vergangenen Nacht waren wir beide zu erschöpft gewesen, als dass noch wirkliche Lust aufeinander aufgekommen wäre. Nun allerdings … war es wohl kein Wunder, dass mein Blick immer wieder durch die Glasfronten an der Terrasse ins Innere der Mansion fiel. Im Foyer waren Devin und Carter gerade damit beschäftigt, all die Girlanden abzuhängen.

      »Darf ich dich was fragen?«

      Eine der Papierblüten verhedderte sich um Devins Handgelenk, und auch wenn ich es durch die Scheiben hindurch und auf die Entfernung nicht hörte, sah ich doch, wie er fluchend


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