Traumberuf Schauspieler. Ulrike Boldt

Traumberuf Schauspieler - Ulrike Boldt


Скачать книгу
als für Männer gibt.

       »In der Theaterliteratur gab es schon immer mehr Rollen für Männer als für Frauen. Dieses Ungleichgewicht zieht sich durch die ganze Laufbahn einer Schauspielerin. Es bewerben sich zwar mehr Mädchen als Jungen an den Schauspielschulen, es werden aber weniger Mädchen aufgenommen. An den Theatern werden weniger Frauen benötigt und auch bei Film und Fernsehen ist dies zu beobachten. Generell werden immer 2/3 Männer und nur 1/3 Frauen benötigt.«

      Willi Händler, ZAV (früher ZBF)

      Der Alltag eines freiberuflich arbeitenden Schauspielers ist geprägt von Kurzengagements, Castings, Vorsprechen und einzelnen Drehtagen. Schauspieler müssen mit ständig neuen Arbeitgebern und häufigen Wohnortwechseln umgehen können. Immer aus dem Koffer zu leben und eventuell keinen Partner zu finden, der dies auf Dauer mit trägt, kann nach einigen Jahren zu einer großen Belastung werden.

      Zwar ist Talent unbedingte Grundvoraussetzung für einen Schauspieler, aber der Beruf erfordert weitaus mehr. Wer sich nicht sicher ist, ob das Arbeitsfeld des Schauspielers tatsächlich das Richtige für ihn ist, sollte ehrlich folgende Fragen beantworten.

      1 Lerne ich leicht und gerne auswendig?

      2 Gehe ich manchmal ins Theater oder ins Kino?

      3 Lese ich gerne literarische Texte und Theaterstücke?

      4 Habe ich schon einmal in der Schule, Gemeinde, Volkshochschule oder in einer freien Gruppe gespielt?

      5 Bin ich körperlich fit, sportlich und widerstandsfähig?

      6 Habe ich eine gute Aussprache ohne Sprachfehler und spreche ich dialektfreies Hochdeutsch?

      7 Bin ich gerne mit anderen Menschen zusammen und teamfähig?

      8 Kann ich mit Kritik und Ablehnung umgehen und bin offen für Verbesserungsvorschläge?

      9 Kann ich mich anderen gut unterordnen?

      10 Kann ich gut auf Menschen zugehen und unbekannte Personen ansprechen?

      11 Kann ich mich gut in die Psyche einer anderen Person hineinversetzen?

      12 Bin ich kreativ, kann gut improvisieren und habe eine große Vorstellungskraft?

      13 Gibt es für mich keinen anderen Beruf als den des Schauspielers?

      14 Habe ich viel Geduld und Stehvermögen und gebe nicht schnell auf, wenn einmal etwas nicht sofort klappt?

      15 Kann ich es aushalten, eine Zeit lang ohne Engagement zu sein, auf Luxus zu verzichten und vielleicht nicht zu wissen, wie ich die nächste Miete bezahlen soll?

      16 Bin ich psychisch stabil und widerstandsfähig?

      17 Kann ich damit umgehen, meinen Partner/meine Partnerin, meine Familie und Freunde nicht zu sehen, da ich oft die Stadt wechseln muss und zeitlich häufig sehr stark in Engagements eingebunden bin?

      18 Komme ich mit zeitlich befristeten Arbeitsverträgen und immer wieder wechselnden Arbeitgebern zurecht?

      19 Kann ich mit einem ungeregelten Tagesablauf umgehen?

      20 Bin ich überdurchschnittlich diszipliniert?

      21 Kann ich mit Konkurrenzkampf gut umgehen?

      22 Kann ich mit Stress gut umgehen?

      23 Bin ich selbstbewusst, zielstrebig, ausdauernd und habe ein großes Durchsetzungsvermögen?

      24 Bin ich attraktiv und achte auf mein Aussehen?

      25 Kann ich als Frau damit leben, dass für es für mich weniger Ausbildungsplätze, Rollen und Engagements gibt, als für Männer?

      Wer mehr als sechsmal mit Nein geantwortet hat, sollte sich noch einmal überlegen, ob er wirklich Schauspieler werden möchte oder ob er die Schauspielerei nicht lieber als ein Hobby weiter betreiben will.

      Wer zwanzigmal oder öfter mit Ja geantwortet hat, bringt gute Voraussetzungen für den Beruf des Schauspielers mit.

      Erste Schritte

      Nachdem die Vorraussetzungen, die ein künftiger Schauspieler mitbringen muss, nun geklärt sind, sollte sich jeder die Frage stellen, ob er die Schauspielerei für den einzigen Beruf hält, den es sich für ihn auszuüben lohnt.

      Ist tatsächlich der innere Drang vorhanden, Zeit und Energie zu investieren, um diesem Ziel näher zu kommen? Wie sieht es mit Disziplin und Fleiß aus?

      Und vor allem: Wie ist es um das Talent bestellt?

      Die Einschätzung, ob ein Schauspieler Begabung besitzt, ist eine weitgehend subjektive. Der eine Intendant oder Casting Director hält einen Akteur für herausragend begabt, der andere wiederum findet sein Talent nur mittelmäßig.

      Also muss jeder zunächst einmal selbst von der eigenen Begabung überzeugt sein und diese auch »verkaufen« können. Wer Angst hat, aus sich herauszugehen, und nicht in der Lage ist, andere Personen und ihre Gefühle mitreißend, glaubwürdig und überzeugend darzustellen, kann als Schauspieler langfristig nicht bestehen.

      Neben dem Talent ist das Handwerk und damit verbunden die Schauspielausbildung ausschlaggebend. Sicher gibt es Schauspieler, die nie eine Schauspielschule besucht haben und trotzdem erfolgreich sind. Aber dies sind und bleiben Ausnahmen. Wer dauerhaft erfolgreich als Schauspieler arbeiten möchte, muss nach der mittleren Reife oder dem Abitur eine dreibis vierjährige solide Ausbildung absolvieren, sonst kommt auch ein großes Talent sehr schnell an seine Grenzen und kann sich nicht ausreichend entfalten.

      Es ist sinnvoll, sich schon vor der Schauspielschule auszuprobieren und erste Erfahrungen auf einer Bühne zu sammeln. Gelegenheiten, Theater zu spielen, gibt es viele. So hat fast jede Schule eine Theater AG. Und diese AGs sind hervorragend geeignet, um das Talent zu erproben, um in verschiedene Rollen zu schlüpfen und um herauszufinden, wie es ist, auf einer Bühne zu stehen und das Lampenfieber zu spüren.

Abbildung

      Aufführung der Theatergruppe »The Wild Bunch« (Foto: Günter Danisch)

      Außerdem haben beinahe alle städtischen Volkshochschulen Theaterkurse, Schauspiel- und Gesangsunterricht oder Stimmtraining im Programm. Der Vorteil der Volkshochschulen ist, dass sie sehr preisgünstig sind.

      Und vielleicht gibt es zudem eine Laientheatergruppe in der Gemeinde oder im Stadtteil, die sich über Nachwuchs freut. Darüber hinaus bieten die Stadtzeitungen und Kulturteile der Tageszeitung einen guten Überblick darüber, welche Theatergruppe gerade in der freien Theaterszene ein neues Stück aufführt. Diese Vorstellung sollte man dann besuchen und die Beteiligten ansprechen. Selbst wenn einem bei der nächsten Produktion nicht sofort eine Rolle angeboten wird, kann man möglicherweise bei der Regie hospitieren oder soufflieren und auf diese Weise Erfahrungen sammeln.

      Außerdem sollte jeder, der diesen Beruf ergreifen möchte, viele dramatische Werke lesen und sich immer wieder gute Theateraufführungen beziehungsweise gute Spielfilme ansehen, um sich von den Schauspielern inspirieren zu lassen und von ihnen zu lernen.

      Wer in einer größeren Stadt mit einem eigenen Stadt- oder Staatstheater lebt, kann versuchen, dort als Statist zu arbeiten. Beinahe in jedem Stück werden Komparsen, also Leute, die stumme, kleine Rollen spielen, gesucht.

      Immer wieder gibt es zudem Theaterstücke, für die Kinder und Jugendliche gesucht werden. Voraussetzung ist die Erlaubnis der Eltern, der Schule, eines Arztes und des Jugendamtes.

      Da man zumindest bei den Haupt- und Generalproben auch vormittags proben


Скачать книгу