Traumberuf Schauspieler. Ulrike Boldt

Traumberuf Schauspieler - Ulrike Boldt


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      Weil Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre noch unter das Jugendarbeitsschutzgesetz fallen, dürfen sie nur zeitlich begrenzt auf einer Theaterbühne stehen, also proben und bei einer Aufführung mitmachen.

       »Die Bühnen Köln arbeiten bei Kindern und jungen Jugendlichen immer mit einer Dreifachbesetzung. Das heißt, es gibt drei Kinder, die sich eine Rolle teilen, sodass kein Kind zu oft auf der Bühne steht. So ist man natürlich immer auf der Suche nach jungen Menschen, die Lust haben, auf der Bühne zu stehen, die zuverlässig sind und deren Eltern das unterstützen. Als Bewerbung reicht ein Foto mit Angaben zum Alter, Größe und Telefonnummer.«

      Madlen Thiemann, ehemalige Leiterin der Statisterie bei den Bühnen Köln

      Ein großes Theater wird einem Komparsen keine Sprechrollen übertragen, aber er kann Theaterluft schnuppern, den Profis bei der Arbeit zusehen und dabei lernen sowie nicht zuletzt verbilligte Theaterkarten erhalten – lauter gute Gründe für die Statistentätigkeit.

      Die Aufwandsentschädigung für Komparserie ist von Theater zu Theater unterschiedlich. Manche Theater zahlen fünf Euro für zwei Stunden Probe und sechzehn Euro pro Vorstellung, andere weitaus mehr. Wer den Job allerdings wegen des Geldes machen will, ist hier fehl am Platz. Wer an einer Statistenrolle interessiert ist, ruft am besten in der Zentrale des Theaters an, fragt nach dem Namen des Leiters der Statisterie und schickt eine Bewerbung an ihn.

      Immer mehr Stadt- und Jugendtheater bieten außerdem Projekte für Jugendliche an, die Lust haben, den Theaterbetrieb näher kennen zu lernen. In diesen Theaterclubs wird kostenloser Unterricht erteilt, improvisiert und unter professioneller Anleitung eine Aufführung erarbeitet. Interessierte haben hier die Möglichkeit, das Theater von innen heraus kennen zu lernen und sich in den Bereichen Bühnenbild, Kostüm, Dramaturgie, Musik, Schauspiel, Licht, Tanz, Organisation und Fotografie auszuprobieren.

      Wer nicht weiß, ob das Theater in der Nähe Projekte für Jugendliche anbietet, geht am besten auf die jeweiligen Internetseiten oder ruft im Theater an und lässt sich mit der Pressestelle oder Öffentlichkeitsarbeit verbinden. Manche Theater haben für ihren Jugendclub so viele Bewerbungen, dass sie sogar Castings veranstalten müssen, an anderen Projekten wiederum kann man ohne Vorsprechen teilnehmen.

       »Ich habe über einen Flyer vom Jugendclub erfahren. Da sich sehr viele Leute beworben haben, gab es eine richtige Aufnahmeprüfung mit einer selbst gestalteten zweiminütigen Performance, Improvisationen und Übungen. Es ist ganz toll, hier zu sein. Schon alleine der Geruch im Theater ist etwas Besonderes für mich.«

      Mariama Jalloh, 19 Jahre alt, Abiturientin

      Immer öfter gründen sich in größeren Städten Schauspielschulen speziell für Kinder und Jugendliche. Diese Einrichtungen bieten Kurse an, in denen professionelle Lehrer den Schülern die Grundlagen von Schauspiel, Gesang, Tanz, Improvisation, Sprache, Körperbeherrschung, Kameraarbeit und Interviewtraining näher bringen. Oft vermitteln diese Schulen auch talentierten Nachwuchs für Film und Fernsehen oder sind an eine Schauspielagentur angeschlossen.

      Es ist wichtig, die Seriosität der Schule und der Lehrer zu prüfen und eine kostenlose Probestunde mitzumachen.

       »Die Lehrer müssen in jeder Hinsicht Profis sein. Sie müssen die Kinder ernst nehmen und sie begeistern können. Wichtig ist auch, dass die Schauspiellehrer die angeborene, unverfälschte Natürlichkeit der Kinder nicht unterdrücken, sondern fördern.«

      Silvana Liebich, Next Generation Schauspielschule & Agentur, Berlin

      Der Spaß am Spielen sollte immer an erster Stelle stellen, wenn ein Kind den Wunsch verspürt, Schauspielunterricht zu nehmen.

       »Wichtig ist es, dass die Kinder von sich aus kommen und nicht, weil die Eltern aus ihnen gerne Stars machen möchten. Die Kinder sollen Spaß am Spielen, Singen und Tanzen haben, das ist die Grundvoraussetzung.«

      Michele Huesmann, kids on stage, Düsseldorf

      Eine Castingagentur hat mehrere tausend professionelle Schauspieler in ihrer Kartei. Sie bekommt von einer Filmproduktion oder einem Sender den Auftrag, für einen Film oder eine Serie die Rollen zu besetzen. Das heißt, sie schlägt der Produktion mehrere Schauspieler für die jeweiligen Rollen vor. Aus diesen Vorschlägen werden dann in Frage kommende Kandidaten zum Casting eingeladen, oder Produzent, Regisseur und Redakteur schauen sich deren Demobänder an.

      Schauspielagenturen hingegen betreuen nur eine kleine Anzahl von Akteuren – meist zwischen 10 und 50 Schauspieler. Schauspielagenten werden ihrerseits von den Castingagenturen angefragt und schicken daraufhin ihre Schauspieler zu einem Casting oder versenden ein Demoband des Darstellers. Wenn ein Schauspieler schließlich die Rolle bekommt, verhandelt die Schauspielagentur die Gage, prüft den Vertrag und erhält dafür in der Regel vom Schauspieler eine Provision zwischen 10 und 15 Prozent der Bruttogage.

      Eine gute Schauspielagentur ist wichtig, weil sie Kontakte zur Branche unterhält, die der Anfänger normalerweise nicht hat. Die Agentur weiß, welcher Casting Director zurzeit welchen Film besetzt, und wird versuchen, ihren Schauspielern in diesen Projekten eine Rolle zu verschaffen.

      Doch Achtung: Finger weg von einer Schauspiel- oder Castingagentur, die Geld dafür verlangt, dass sie den Interessenten in ihre Kartei aufnimmt und vermittelt. Agenturen, die sich 75 Euro dafür bezahlen lassen, dass sie Fotos vom Bewerber machen und diese ins Internet stellen, sind zum Großteil unseriös. Wenn eine Agentur auf diesem Wege mehrere hundert Schauspieler über das Internet anbietet, liegt der Gedanke nicht fern, dass sie ihr Geld allein durch die Aufnahmegebühr verdient und nicht durch die Vermittlung an Filmproduktionen.

      Eine Recherche im Internet über die Agentur ist immer sinnvoll, bevor man sich bewirbt. Bei einer Agentur, die keinen Internetauftritt vorweisen kann, ist Misstrauen geboten.

      Außerdem darf die Agentur keine Verträge anbieten, die den Klienten länger als ein Jahr ohne Kündigungsmöglichkeit binden. Provisionsforderungen über 18 Prozent sind laut der Vermittler-Vergütungsverordnung (VVVO) nicht gestattet.

       »Seriöse Nachwuchsagenturen haben immer ein Büro und schlagen ihre Zelte nicht in irgendwelchen Hotels auf. Man muss bei einer seriösen Agentur nichts für die Aufnahme in die Kartei bezahlen, und eine gute Agentur achtet auch sorgfältig darauf, dass die Kinder nicht verheizt werden.«

      Michele Huesmann, kids on stage, Düsseldorf

      Ein weiteres Qualitätsmerkmal für eine gute Schauspielagentur, über die reine Vermittlung hinaus, stellt eine intensive Betreuung dar. Professionelle Agenturen haben nur eine begrenzte Anzahl von Klienten in ihrer Obhut und produzieren mit dem Schauspieler zusammen ein Videoband, verschicken die Fotos und beraten bei Fragen und Problemen. Daneben haben sie viele Erfahrungen mit der Medienbranche und wichtige Kontakte zu ihren Auftraggebern.

      In der Regel nehmen Casting- und Schauspielagenturen nur Schauspieler mit einer abgeschlossenen Schauspielausbildung auf. Inzwischen gibt es aber daneben viele Agenturen, die ausschließlich Kinder und Jugendliche vermitteln und gleichzeitig auch Castings durchführen. Kinder und Jugendliche, die bereits Theatererfahrungen gesammelt haben, können sich bei einer dieser Agenturen bewerben. Sie sollten sich allerdings im Vorfeld im Internet einen Eindruck von der Agentur verschaffen.

      Eine aussagekräftige Bewerbung erhöht die Chancen, in eine Agentur aufgenommen zu werden. Jugendliche, die jünger aussehen, als sie sind, haben dabei immer einen Vorteil, denn sie dürfen theoretisch schon mehr Stunden am Tag drehen als jüngere Kinder – für die Filmproduktion bedeutet dies eine Erleichterung bei der Erstellung des Drehplans.


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