Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

Jüdische Altertümer - Flavius Josephus


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und bedeckten ihre Scham, und sie kamen sich glücklicher vor, weil sie das gefunden, was sie früher entbehrt hatten.

      Da nun Gott in den Garten kam, verbarg sich Adam im Bewusstsein seiner Sünde, weil er doch früher vertrauten Umgang mit ihm gepflogen hatte. Gott aber forschte verwundert nach der Ursache, weshalb er sich früher an seinem Umgange erfreut habe, nun aber denselben fliehe und fürchte. Und da Adam im Bewusstsein der begangenen Übertretung nichts antwortete, sprach Gott: »Ich hatte über euch beschlossen, dass ihr ein glückliches, sorgenfreies Leben führen solltet, durch kein Leid beirrt und im Genusse alles dessen, was euch durch meine Fürsorge zu Nutz und Frommen gereicht hätte, ohne jede Mühe und harte Arbeit, und dass schnelles Alter euch nicht beschieden sein, vielmehr euer Dasein sich lange hinziehen sollte. Nun aber hast du mein Gebot verachtet und meinen Willen übertreten, und kein Zeichen der Tugend ist es, dass du schweigst, sondern des bösen Gewissens.« Da versuchte Adam seinen Fehltritt zu entschuldigen und bat Gott, ihm nicht zu zürnen. Sein Weib trage die Schuld und sie habe ihn zur Sünde verleitet. Das Weib seinerseits klagte die Schlange an. Da strafte Gott den Adam, weil er dem Rate des Weibes gefolgt sei, indem er ihm kundtat, die Erde werde ihnen fürder nicht mehr von selbst Frucht hervorbringen, sondern trotz mühevoller Arbeit werde sie ihnen nur einiges gewähren, anderes dagegen versagen. Die Eva aber strafte er mit Geburtsschmerzen, weil sie den Adam mit in das ihr von der Schlange bereitete Verderben verwickelt habe. Dann nahm er der Schlange die Sprache, erzürnt über ihr boshaftes Verhalten gegen Adam, und ihrer Zunge gab er Gift, erklärte sie für den Feind des Menschengeschlechtes und verhieß ihr, dass ihr Kopf zerschlagen werden solle, teils weil in ihm der Menschen Verderben beruhe, teils weil sie so am leichtesten getötet werden könne. Endlich beraubte er sie der Füße und hieß sie sich im Staube der Erde fortwälzen. Nachdem Gott diese Strafen verhängt hatte, verwies er Adam und Eva an einen anderen Ort.

      ZWEITES KAPITEL

      Von der Nachkommenschaft Adams und den zehn Geschlechtern

      von ihm bis zur Sintflut.

      1. Adam und Eva erzeugten zwei Söhne, von denen der ältere Kaïs, das ist »Besitzung« hieß, der jüngere aber Abel, das ist »Trauer.« Auch Töchter wurden ihnen geboren. Die Brüder nun hatten verschiedene Neigungen. Abel, der jüngere, pflegte die Gerechtigkeit, und da er Gott bei all seinem Tun gegenwärtig glaubte, lebte er tugendhaft als Hirt. Kaïs aber, in hohem Grade gottlos und nur auf Gewinn bedacht, pflügte zuerst die Erde und tötete seinen Bruder aus folgender Veranlassung. Da sie beide Gott opfern wollten, brachte Kaïs von den Früchten des Feldes und der Bäume dar, Abel aber Milch und Erstgeburt der Herde. An diesem Opfer der freigebigen Natur nun hatte Gott mehr Gefallen als an dem, was der habgierige Mensch mit seiner Kraft hervorgebracht. Kaïs aber ergrimmte über diese Bevorzugung seines Bruders, tötete Abel und verbarg seinen Leichnam in dem Wahne, die Tat werde so geheim bleiben. Doch Gott erkannte den Frevel, kam zu Kaïs und forschte, wo sein Bruder sei, den er nun schon tagelang nicht gesehen, obgleich er doch früher immer mit ihm verkehrt habe. Kaïs aber, tückischen Gemütes und außerstande, Gott zu antworten, behauptete, auch er sei in Ängsten über den Verbleib seines Bruders. Als nun Gott beharrlich in ihn drang, entgegnete er trotzig, er sei nicht der Hüter und Wächter seines Bruders, und dessen Angelegenheiten kümmerten ihn nicht. Da beschuldigte Gott ihn offen des an Abel verübten Totschlages und sprach: »Ich wundere mich, dass du nicht wissen willst, was deinem Bruder zugestoßen ist, da du ihn doch selbst getötet hast.« Durch ein Opfer des Kaïs und sein Flehen um Verzeihung wurde nun Gott zwar bewogen, ihm die Strafe für den Totschlag zu erlassen, aber er verfluchte ihn und verkündete ihm, dass er seine Nachkommen bis ins siebente Glied züchtigen wolle. Dann vertrieb er ihn samt seinem Weibe aus dem Lande. Da aber Kaïs die Befürchtung aussprach, er möchte beim Umherirren auf der Erde eine Beute wilder Tiere werden, hieß ihn Gott nichts dergleichen besorgen, denn es werde ihm kein Übel von wilden Tieren zustoßen, und er werde furchtlos auf Erden wandern können. Jedoch drückte Gott ihm ein Zeichen auf, an dem er erkannt werden könnte, und hieß ihn dann sich aus seinen Blicken wenden.

      2. Kaïs aber durchzog mit seinem Weibe viele Länder und kam endlich nach Naïda, wo er zu wohnen beschloss und Kinder erzeugte. Übrigens ließ er sich seine Strafe keineswegs zur Warnung dienen, sondern steigerte seine Bosheit mehr und mehr. Denn er ging jeder Art von Lüsten nach, wenn er sie auch nur durch Benachteiligung seiner Gefährten erreichen konnte. Sein Vermögen vermehrte er durch Raub und Gewalttätigkeit, verleitete seine Genossen zu Schwelgerei und Räuberei und unterrichtete sie in allen Schlechtigkeiten. Die bisherige Einfachheit der Lebensweise veränderte er durch Erfindung von Maß und Gewicht und verkehrte die Unschuld und Arglosigkeit des Wandels sowie den Adel des Geistes in Verschlagenheit und Pfiffigkeit. Er war der Erste, der der Feldmark Grenzen setzte, eine Stadt erbaute, sie mit Mauern befestigte und die Hausgenossen zwang, zusammenzuwohnen. Diese Stadt nannte er nach Anoch, seinem ältesten Sohne, Anocha. Anoch hatte einen Sohn Jared, und von diesem stammte Maluel, dessen Sohn Mathusala war. Der Letztere zeugte den Lamech, der von zwei Weibern, der Sella und Ada, siebenundsiebzig Söhne hatte. Von diesen errichtete Jobel, der Sohn der Ada, Zelte und betrieb Viehzucht. Sein Bruder Jubal übte die Musik und erfand das Psalter- und Harfenspiel. Thobel aber, ein Sohn des anderen Weibes, der an Körperkraft alle überragte, verlegte sich auf die Kriegskunst und verschaffte sich dadurch das, was körperlicher Lust dienen konnte. Auch erfand er die Schmiedekunst. Lamech hatte auch eine Tochter, mit Namen Noëma. Da er übrigens Sehergabe besaß, konnte es ihm nicht entgehen, dass auch er dem Strafurteile aus dem Brudermorde des Kaïs unterworfen sei, woraus er auch seinen Weibern gegenüber kein Hehl machte. Des Kaïs Nachkommenschaft aber wurde noch bei Lebzeiten Adams überaus frevelhaft; in der Schlechtigkeit folgte der eine dem anderen, und so wurde das Geschlecht immer verderbter. Zu Krieg und Räubereien waren sie über die Maßen geneigt, und war auch vielleicht einer zu Mordtaten weniger fähig, so tat er sich sicher umso mehr in sinnloser Verkehrtheit, Übermut und Ungerechtigkeit hervor.

      3. Nach Abels Ermordung und Kaïs’ Flucht hatte nun Adam (um auf diesen zurückzukommen) den sehnlichen Wunsch, weitere Nachkommen zu erhalten, obgleich er schon zweihundertunddreißig Jahre alt war. Er lebte dann noch siebenhundert Jahre. Da es aber zu weit führen würde, von allen Söhnen Adams zu reden, so werde ich nur von Seth und seinen Nachkommen erzählen. Seth zeichnete sich, als er zu den Jahren der Unterscheidung gekommen war, durch tugendhaftes Streben aus, und wie er selbst ein vortrefflicher Mann war, hinterließ er auch ebensolche Söhne. Sie alle lebten einträchtigen Gemütes und glücklich in einem und demselben Lande, ohne dass sie während ihres ganzen Lebens ein Unheil traf. Sie erfanden die Sternkunde, und damit ihre Erfindungen nicht verloren gingen und vernichtet würden, ehe sie zu allgemeiner Kenntnis gelangten (denn Adam hatte den Untergang aller Dinge teils durch Feuer, teils durch heftige Überschwemmungen vorhergesagt), so errichteten sie zwei Säulen, die eine aus Ziegeln, die andere aus Stein, und schrieben das von ihnen Erfundene auf beiden ein, damit, wenn die Säule aus Ziegeln durch Wasserflut vernichtet werden sollte, die steinerne wenigstens noch erhalten bleibe und den Menschen ihre astronomischen Inschriften und zugleich auch die Tatsache kundtun könne, dass außer ihr auch eine Ziegelsäule errichtet worden sei. Die steinerne Säule steht übrigens noch heute in Syrien.

      DRITTES KAPITEL

      Von der Sintflut, und wie Noë mit seiner Familie in der Arche

      gerettet wurde und dann in der Ebene Sennaar wohnte.

      1. In diesem Zustande blieben die Nachkommen Seths sieben Geschlechter hindurch, verehrten Gott als den Herrn des Weltalls und lebten tugendhaft. Im Laufe der Zeit aber wandten sie sich von den Gebräuchen der Väter ab und dem Bösen zu, versagten Gott die schuldige Verehrung und übten Ungerechtigkeit gegen die Menschen. Und wie sie früher tugendhaften Wandel gepflegt, so warfen sie sich jetzt mit doppeltem Eifer auf Schlechtigkeit, wodurch sie Gottes Feindschaft sich zuzogen. Denn es verkehrten viele Engel Gottes mit Weibern und erzeugten ruchlose Söhne, die im Vertrauen auf ihre Kraft alles Gute verachteten und gleich den Giganten der Griechen in Freveltaten sich auszeichneten. Noë, über ihr Treiben entrüstet, riet ihnen eindringlich zur Umkehr. Da er aber sah, dass sie ihm nicht gehorchten und ganz in Laster versunken waren, fürchtete er, mit Weib und Kind von ihnen getötet zu werden, und verließ deshalb das Land.

      2.


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