Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

Jüdische Altertümer - Flavius Josephus


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sie ihre Kampfwagen, zogen ihr Heer zusammen und brachten die Städte Askalon und Akkaron im Stamme Judas auf ihre Seite, desgleichen viele andere Städte, die in der Ebene lagen: Darauf nötigten sie die Daniter, ins Gebirge zu fliehen, und ließen ihnen in der Ebene keinen Fleck übrig, wo sie ihren Fuß hinsetzen konnten. Da nun die Daniter zu schwach waren, um einen Kampf einzugehen, und auch kein hinreichendes Ackerland besaßen, so schickten sie fünf Männer in die Gegend am Meere, um zu Kolonien geeignete Landstrecken auszusuchen. Als diese unweit des Libanon und der Quellen des kleinen Jordan in der großen Ebene bei Sidon eine Tagereise zurückgelegt hatten, fanden sie gutes und fruchtbares Land und benachrichtigten hiervon die Ihrigen, welche alsbald mit einem Heere dahinzogen und die nach einem der Söhne Jakobs und ihrem Stamme benannte Stadt Dana gründeten.

      2. Die Macht der Israeliten sank nun immer mehr, weil sie sich der Arbeit entwöhnten und den Gottesdienst vernachlässigten. Denn nachdem sie einmal von Zucht und Anstand abgekommen waren, taten sie alles, was ihnen beliebte. So kam es, dass sie bald mit denselben Lastern vertraut wurden, welche bei den Chananäern einheimisch waren. Deshalb zürnte ihnen Gott, sodass sie den Wohlstand, den sie unter unsäglichen Mühen sich verschafft hatten, durch ihre Üppigkeit wieder einbüßten. Und als Chusarthes, König der Assyrier, sie mit Krieg überzog, hatten sie in den Schlachten große Verluste; auch wurden viele nach harter Belagerung der Städte gefangen genommen. Andere ergaben sich dem Könige aus Angst; sie mussten einen fast unerschwinglichen Tribut zahlen und acht Jahre lang alle mögliche Schmach erdulden. Nach Ablauf dieser Zeit aber wurden sie auf folgende Weise von ihrer Drangsal erlöst.

      3. Ein Mann aus dem Stamme Judas, mit Namen Hothniel, Sohn des Kenez, ein tatkräftiger und starkmütiger Mann, erhielt durch eine Verkündigung Gottes die Aufforderung, er solle nicht zulassen, dass die Israeliten weiterhin also bedrängt würden, sondern sie zu befreien suchen. Dieser fand darauf mit vieler Mühe einige wenige Kampfgenossen: denn es waren nur wenige, die sich des gegenwärtigen Zustandes schämten und sich nach Besserung ihrer Lage sehnten. Nun machte er zunächst die Besatzung nieder, die Chusarthes in die Stadt gelegt hatte, und da er in seinem ersten Unternehmen so glücklich war, vermehrte sich bald die Zahl seiner Mitkämpfer. Bald darauf lieferte er den Assyriern ein Treffen, schlug sie sämtlich in die Flucht und zwang sie, über den Euphrat zu gehen. Nachdem Hothniel so eine glänzende Probe seiner Tapferkeit gegeben, erhielt er vom Volke als Belohnung den Oberbefehl und den Auftrag, ihnen als Richter vorzustehen. Er starb nach einer Regierung von vierzig Jahren.

      VIERTES KAPITEL

      Wie unser Volk in die Knechtschaft der Moabiter geriet

      und von Ehud befreit ward.

      1. Als nach seinem Tode die Macht der Israeliten wieder zu verfallen begann, da niemand das Volk regierte, und sie wieder in heftige Bedrängnis gerieten, weil sie weder Gott die schuldige Ehre noch den Gesetzen Gehorsam erwiesen, griff sie der Moabiterkönig Eglon, der sie wegen ihrer zerrütteten Staatsverhältnisse gering schätzte, an und schlug sie in mehreren Treffen. Und als er diejenigen, die noch Widerstand leisteten, völlig unterjocht hatte, legte er dem Volke einen schweren Tribut auf. Seinen Königssitz errichtete er in Jericho; das Volk aber quälte er auf alle mögliche Weise und ließ es achtzehn Jahre lang im größten Elend schmachten. Endlich erbarmte sich Gott der Not der Israeliten, erhörte ihre flehentlichen Bitten und befreite sie vom Joche der Moabiter. Das geschah folgendermaßen:

      2. Ein Jüngling aus dem Stamme Benjamin mit Namen Ehud, Sohn des Geras, der ebenso mutig als von gewaltiger Körperstärke war (besonders geschickt war er mit der linken Hand, in der auch fast seine ganze Stärke beruhte), wohnte in Jericho und verkehrte in der Umgebung des Königs Eglon, bei dem er durch Dienstleistungen sich besonders einzuschmeicheln wusste, weshalb er auch bei den Höflingen sehr beliebt war. Als dieser einst in Begleitung zweier Diener dem Könige Geschenke brachte, verbarg er unter seinem Kleide am rechten Schenkel einen Dolch und trat also zum König. Es war aber im Sommer und um die Mittagszeit, da die Wächter teils wegen der Hitze, teils wegen der Mittagsmahlzeit ihren Dienst nur lässig zu versehen pflegten. Als nun der Jüngling dem Könige die Geschenke überreicht hatte (dieser ruhte auf einem Pfühl, der der Sommerzeit entsprechend in einer Laube stand), begann er mit ihm ein Gespräch. Sie waren jetzt beide allein, weil der König, um mit Ehud zu reden, die Diener weggeschickt hatte. Und da der König auf dem Pfühle saß und Ehud fürchtete, er möchte ihn nicht richtig treffen und ihm nur eine ungefährliche Wunde beibringen, bewog er ihn zum Aufstehen, indem er ihm sagte, er müsse ihm auf Gottes Befehl einen Traum erzählen. Als nun der König vor Freude über die zu erwartende Traumerzählung von seinem Lager aufsprang, stieß ihm Ehud den Dolch ins Herz und ließ ihn in der Wunde stecken. Dann eilte er hinaus und schloss die Tür hinter sich zu. Die Diener aber glaubten, der König sei in Schlaf gefallen, und überließen sich daher selbst der Ruhe.

      3. Ehud benachrichtigte sogleich die Bewohner Jerichos von dem Geschehenen und ermahnte sie, sich zu ihrer Befreiung anzuschicken. Diese nahmen die Nachricht freudig auf, eilten zu den Waffen und schickten Boten durch das ganze Land, die unter dem Schall von Widderhörnern das Ereignis bekannt machen sollten. Denn das war die althergebrachte Art, das Volk zusammenzurufen. Die Diener des Eglon erfuhren lange nicht, was geschehen war. Als aber der Abend herankam, fürchteten sie doch, es möchte ihm etwas Ungewöhnliches zugestoßen sein, und begaben sich in sein Gemach. Und da sie ihn tot vorfanden, waren sie völlig ratlos. Bevor aber die Besatzung sich versammeln konnte, wurde sie von den Israeliten in großer Anzahl überfallen; einige wurden auf der Stelle getötet, andere, deren mehr als zehntausend waren, wandten sich zur Flucht, um in das Land der Moabiter zu entkommen. Die Israeliten aber besetzten die Furt des Jordan, wo der Übergang sich bewerkstelligen ließ, verfolgten sie und machten sie nieder, sodass nicht einer ihren Händen entkam. So wurden die Hebräer aus der moabitischen Knechtschaft befreit. Ehud aber ward mit dem Oberbefehl über das ganze Volk betraut und starb, nachdem er diesen achtzig Jahre lang innegehabt hatte. Er war, auch abgesehen von der erwähnten, herrlichen Tat, ein alles Lobes würdiger Mann. Nach ihm wurde Sanagar, der Sohn des Anath, zum Oberbefehlshaber gewählt, starb aber schon im ersten Jahre seiner Regierung.

      FÜNFTES KAPITEL

      Wie die Israeliten von den Chananäern in harter Knechtschaft bedrückt

      und von Barak und Debora daraus befreit wurden.

      1. Kaum aber waren die Israeliten, die aus dem bisherigen Unglück keine Lehre zogen und weder Gott verehrten noch den Gesetzen gehorchten, aus der moabitischen Knechtschaft befreit, als sie von Jabin, dem König der Chananäer, unterjocht wurden. Dieser brach nämlich von der Stadt Asor, welche oberhalb des Semechonitischen Sees liegt, mit einem Heere von dreihunderttausend Fußsoldaten, zehntausend Reitern und dreitausend Wagen auf. Der Befehlshaber dieses Heeres, Sisares, der beim Könige in hoher Gunst stand, griff mit demselben die Israeliten an und brachte ihnen eine schwere Niederlage bei, sodass sie tributpflichtig wurden.

      2. Diese Herrschaft trugen sie zwanzig Jahre hindurch, und noch immer hatten sie durch ihr Unglück nichts gelernt. Deshalb wollte sie Gott um ihrer Frechheit und Undankbarkeit willen noch länger strafen. Als sie aber endlich zur Einsicht kamen, dass das Unheil nur die Folge ihrer Missachtung der Gesetze, sei, wandten sie sich an eine Seherin mit Namen Debora (dieser Name bedeutet im Hebräischen »Biene«), sie möge zu Gott flehen, dass er sich ihres Loses erbarmen und sie nicht gänzlich von den Chananäern vernichten lassen wolle. Und Gott verhieß ihnen Erlösung und bestellte ihnen als Führer den Barak aus dem Stamme Nephthali. Barak bedeutet in hebräischer Sprache »Blitz«.

      3. Debora beschied nun den Barak zu sich und trug ihm auf, ein Heer von zehntausend auserlesenen Jünglingen gegen den Feind zu führen, denn diese Zahl werde genügen, weil Gott also verkündigt und ihnen damit den Sieg verheißen habe. Da aber Barak erklärte, er werde das Heer nicht führen, wenn sie nicht den Oberbefehl mit ihm teile, sprach sie unwillig: »Du willst einem Weibe von der Ehre mitteilen, die Gott dir verliehen hat; doch lehne ich dieselbe nicht ab.« Als sie nun zehntausend Mann gesammelt hatten, schlugen sie das Lager beim Berge Itabyrium auf. Sisares zog ihnen auf Befehl des Königs entgegen und lagerte sich nicht weit vom Feinde. Da aber die Israeliten und Barak sich über die Menge der Feinde entsetzten und schon an Rückzug dachten, hielt Debora sie an und


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