Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher


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gegeben hatte, halten: Er würde die Finger von Frauen lassen, ganz gleich, was auch passierte. Eine erneute Enttäuschung würde er nicht verkraften.

      Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass er so viel für Michaela empfand. Es gab keine gemeinsame Zukunft für sie beide, daran war nichts zu ändern.

      Trotzdem wollte er sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen, dafür war sie ihm zu wichtig. Er bewunderte sie dafür, wie sie für den Hof ihres Vaters kämpfte, und genau dabei wollte er ihr helfen. Er musste sie bei ihrem Vorhaben, den väterlichen Hof zu retten, unterstützen.

      Die Frage war bloß, wie er das anstellen sollte. Was konnte er tun?

      *

      »’s tut mir leid, aber die Michaela ist net daheim.« Pfarrer Trenker, der gerade mit Gartenarbeit beschäftigt war, blickte Karsten Hofstädter bedauernd an, als der gerade aus seinem Wagen stieg und auf das Wohnhaus des Hofes zuging.

      Karsten nickte. »Eigentlich wollt’ ich auch gar net zur Michaela, sondern zu ihrer Mutter. Ist sie denn da?«

      »Leider auch net. Die Bender-Rosi ist im Krankenhaus bei ihrem Mann.« Sebastian sah den Besucher forschend an. Er spürte, dass den Mann etwas bedrückte. »Kann ich Ihnen vielleicht helfen? Ich bin Pfarrer aus St. Johann und hab’ immer ein offenes Ohr für Leute mit Problemen.«

      Jetzt musste Karsten lachen. »Steht mir das so deutlich auf der Stirn geschrieben, dass ich Probleme habe?« Dann seufzte er. »Aber es stimmt tatsächlich, Herr Pfarrer. Ehrlich gesagt weiß ich gar net mehr weiter.«

      Sebastian Trenker nickte. »Dann lassen Sie uns doch am besten ein paar Schritte gehen. Dann spricht’s sich leichter.«

      »Gern.«

      Die beiden Männer gingen gemächlich nebeneinander her, und zunächst schwieg Karsten eine Weile. Sebastian Trenker drängte ihn nicht, sondern ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Seine langjährige Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass dies das Beste war, was man in so einer Situation machen konnte.

      Und tatsächlich begann Karsten nach einer Weile dann zu reden. »Sie wissen ja sicher, dass ich hierhergekommen bin, um den Hof vom Bender-Ludwig zu kaufen, net wahr?«

      Sebastian Trenker nickte.

      »Mein Chef will diesen Hof unbedingt haben«, erklärte Karsten weiter, »weil er auf dem Grundstück ein Luxushotel bauen will. Und natürlich wollte ich meinen Auftrag auch so schnell und so gut wie möglich ausführen. Aber inzwischen…« Er zögerte kurz. »Inzwischen habe ich meine Meinung geändert. Ich kann das einfach net mehr.«

      Der Pfarrer nickte. »Und wie erklärt sich dieser Sinneswechsel?«, wollte er wissen.

      »Nun ja, ehrlich g’sagt ist das net so einfach zu erklären. Also, ich…, das heißt…«

      Sebastian hatte schon einen Verdacht. »Könnte es vielleicht etwas mit der Michaela zu tun haben?«

      »Ja, das stimmt.« Karsten nickte. »Schauen S’, als ich erfahren hab’, dass die Tochter vom Bender-Ludwig nun die Verhandlungen führen wird, hab’ ich erst gedacht, dass mir gar nix Besseres passieren könnt’. Ich dachte wirklich, jetzt geht alles ganz fix und reibungslos über die Bühne.«

      »Und da haben S’ sich getäuscht?«

      Karsten lachte. »Allerdings! Ich kann Ihnen gar net sagen, wie verbissen das Madl dafür kämpft, den Hof des Vaters zu erhalten. Und…, na ja, ehrlich gesagt bewunderte ich das sehr, und ich find’ die Michaela auch sehr nett, aber das spielt keine Rolle. Jedenfalls ist mir klargeworden, dass ich es net mit meinem Gewissen vereinbaren könnt’, mit daran schuld zu sein, wenn ihr Vater den Hof verliert. Wie ich das meinem Chef erklären soll, weiß ich zwar auch noch net, aber ’s ist halt so.«

      »Beruflich dürfte das aber Konsequenzen für Sie haben«, stellte Pfarrer Trenker fest.

      Karsten nickte heftig. »In der Tat, meinen Job bin ich auf alle Fälle los. Aber das schreckt mich gar nicht mehr ab. Ehrlich gesagt überrascht mich das selbst.«

      »Wie es aussieht, haben Sie eingesehen, dass das Leben aus mehr als Karriere besteht«, sagte Sebastian Trenker.

      »Anscheinend. Sicher wird es auch beruflich irgendwie weitergehen müssen, aber ich werde bestimmt einen Job finden, der besser zu mir passt. Mein Problem ist nur, dass ich der Michaela unbedingt dabei helfen möchte, den Hof zu retten, dabei aber keine Ahnung habe, wie ich das anstellen soll.«

      »Das kann ich verstehen. Ich selbst habe ebenfalls schon darüber nachgedacht. Erst gestern Abend ist mir eine Idee gekommen, allerdings fürchte ich, dass sie sich net umsetzen lassen wird. Deshalb hab’ ich auch noch net mit der Michaela oder ihrer Mutter darüber g’sprochen.«

      Doch Karstens Interesse war geweckt. »Um was für eine Idee handelt es sich denn?«, wollte er wissen.

      »Nun, es ist ja allgemein bekannt, dass der Hof selbst net mehr allzu viel abwirft«, sagte der Pfarrer. »Durch die Landwirtschaft allein kann der Ludwig unmöglich in naher Zukunft so viel Geld einnehmen, wie er benötigt, um all die offenen Posten wieder hereinzuholen. Das würd’ höchstens zum Leben reichen, aber net für mehr. Man müsste den Hof also erweitern und sich somit quasi ein zweites Standbein schaffen.«

      Karsten zog die Stirn kraus. »Und an was denken S’ da genau?«

      »Ehrlich g’sagt bin ich darauf gekommen, weil die Michaela mir erzählt hat, was Ihr Chef mit dem Hof vorhat, Karsten.«

      »Mein Chef? Nun, er will den Hof abreißen und auf dem Grundstück ein Luxushotel errichten.« Er lachte. »Aber das schwebt Ihnen doch sicher net vor, oder?«

      »Nein, natürlich net. Aber so etwas Ähnliches halt.« Pfarrer Trenker begann zu erzählen, und Karsten hörte interessiert zu.

      *

      Als Michaela aus der Stadt zurückkam, war sie noch niedergeschlagener als zuvor. Sie hatte mit einigen Gläubigern und auch noch mal mit der Bank gesprochen, und niemand war bereit, ihrem Vater in der Stunde der Not zu helfen. Alle wollten ihr Geld, und zwar sofort. Niemand war mehr bereit, einen Zahlungsaufschub zu gewähren, von einer möglichen Ratenzahlung ganz zu schweigen.

      Jetzt saß sie im Arbeitszimmer ihres Vaters und war dabei, noch einmal alle Unterlagen durchzusehen. Was sie suchte, war irgend etwas, was ihr Hoffnung geben konnte, dass doch noch nicht alles verloren war. Irgendeine Möglichkeit, Geld einzusparen, so dass in Zukunft zumindest die Ausgaben nicht höher waren als die Einnahmen.

      Doch es war aussichtslos. Sie fand nichts. Verzweifelt schmiss sie die Unterlagen in die Ecke, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, warf den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke.

      So leid ’s mir tut, Vater, sagte sie im Stillen, aber wie’s ausschaut, hast du leider Recht gehabt. Wir werden um einen Verkauf net herumkommen.

      Jetzt blieb also nur noch die Frage, an wen der Hof verkauft werden sollte.

      Das höhere Angebot hatte die Silvia Leutner gemacht, daran bestand kein Zweifel. Allerdings konnte niemand sagen, was aus dem Hof wurde, wenn sie den Zuschlag bekam.

      Andererseits stand fest, dass der Hof zu einem Luxushotel wurde, wenn Karstens Chef der Käufer wurde. Besser war diese Aussicht auch nicht gerade.

      Und trotzdem… Aus irgendeinem Grund tendierte Michaela mehr zu Karsten. Vielleicht, weil sie ihn mochte? Aber das durfte dabei einfach keine Rolle spielen. Dennoch…, diese Silvia Leutner war ihr so unsympathisch gewesen, dass sich alles in Michaela dagegen sträubte, mit ihr ins Geschäft zu kommen. Und hatte Karsten nicht auch gesagt, dass er jetzt in der Lage war, sein Angebot zu erhöhen?

      Entschlossen nickte Michaela. Sie würde noch einmal mit Karsten sprechen und sich anhören, wie viel er ihr nun im Auftrag seines Chefs bieten konnte. Und wenn es nicht zu wenig war, würde sie ihren Vater im Krankenhaus besuchen, um alles Weitere mit ihm zu bereden.

      Sie wusste, dass es nicht anders ging. Sie hatte einfach keine Wahl. Dennoch fühlte sie sich traurig und auch schuldig,


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