Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Staffel 20 – Heimatroman - Toni Waidacher


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und ihr damit vorgegaukelt, dass er sie mochte.

      Und das alles nur, um an den Hof ihres Vaters zu kommen!

      Michaela atmete tief durch. Ja, genauso war es. Er hatte ihr schöne Augen gemacht, um sie dazu zu bringen, den Hof zu verkaufen – und zwar an ihn. Deshalb ist er auch nach dem Kuss einfach abgehauen, dachte Michaela bitter.

      Das Schlimmste an der Sache war, dass ihr jetzt eines ganz klar wurde. Etwas, das sie schon die ganze Zeit über gespürt, sich aber nicht richtig eingestanden hatte: dass sie Karsten liebte.

      Ja, sie liebte ihn. Aber er liebte eine andere und hatte sie zudem noch schamlos hintergangen. Er hatte mit ihr gespielt, und das würde sie ihm nie verzeihen können.

      Eines war also klar: Sie musste Karsten vergessen, und zwar so schnell es ging. Aber war so etwas überhaupt möglich? Konnte man jemanden, den man liebte, einfach aus seinem Gedächtnis streichen?

      Michaela bezweifelte es. Aber was sollte sie sonst tun?

      Sie reckte das Kinn. Als erstes musste sie die Sache mit dem Hof zu Ende bringen. Daran, dass er verkauft werden musste, hatte sich nichts geändert. Aber ganz bestimmt würde Michaela nicht mehr zulassen, dass Karsten das Geschäft machte und hinterher als strahlender Sieger dastand. Auf gar keinen Fall!

      *

      Nach außen hin war Karsten wie immer, innerlich aber kochte er vor Wut.

      Schuld daran war Silvia, seine Ex. Nicht nur, dass sie sich ihm vorhin in dem Café zum Abschied noch an den Hals geworfen hatte und damit so tat, als bedeute er ihr noch etwas (was mit Sicherheit nicht der Fall war, und umgekehrt schon gar nicht), nein, etwas anderes schmeckte ihm noch viel weniger.

      Und zwar der Grund, weshalb sie sich augenblicklich in Pertenried aufhielt.

      Sie war mit denselben Absichten hier wie er, und sie war in der Lage, erheblich mehr zu bieten. Was sie ja auch bereits getan hatte, wie er wusste. Michaela hatte ja bereits von einem zweiten Interessenten gesprochen.

      Ob aus seinem Plan, Michaela zu helfen, den Hof zu retten, nun noch etwas werden konnte? Die Frage war durchaus berechtigt, denn er kannte Silvia sehr gut. Sie bekam immer, was sie wollte. Immer.

      Doch genau das musste er dieses Mal verhindern. Er wollte nicht, dass ihr oder ihrem Auftraggeber der Hof in die Hände fiel. Er wollte auf keinen Fall mehr, dass Michaela ihr zuhause verlor.

      Aber ob der Plan, auf den Pfarrer Trenker ihn gebracht hatte, wirklich funktionieren konnte?

      Generell sicher schon, aber der springende Punkt war wie immer das liebe Geld. Und genau deshalb hatte Karsten jetzt noch einige Telefonate zu führen. Und er hoffte, dass er hinterher gute Nachrichten für Michaela hatte. Er hoffte es inständig.

      *

      »Sie haben sich also wirklich entschlossen, an diese Frau Leutner zu verkaufen?«, fragte Pfarrer Trenker überrascht, als Michaela ihm am nächsten Tag von ihrem Vorhaben erzählte.

      Michaela nickte entschlossen. »Ja, ganz recht. Und ich war eben auch schon im Krankenhaus und habe mit Vater darüber gesprochen. Er ist auf jeden Fall einverstanden, auch wenn ich natürlich merke, dass es ihm das Herz bricht. Aber es gibt nun mal keine andere Möglichkeit.«

      »Und der Karsten Hofstädter?«

      Schlagartig verfinsterte sich Michaelas Miene. »Sein Angebot ist zu niedrig«, sagte sie knapp.

      »Hat er denn noch gar net mit Ihnen g’sprochen gestern?«, fragte Sebastian Trenker verwundert. »Er war nämlich hier und hat sich mit mir unterhalten, er kann Ihnen…«

      »Doch, ich weiß, er kann mir ein höheres Angebot machen, aber daran bin ich net interessiert. Dieser Kerl ist der hinterhältigste Mensch, der mir je begegnet ist, ich will nix mehr mit ihm zu schaffen haben!«

      Sebastian spürte, dass irgend etwas zwischen Michaela und Karsten vorgefallen sein musste, was das Madl tief enttäuscht hatte. Allerdings verwunderte den Pfarrer dies, weil er Karsten als einen aufgeschlossenen, sympathischen und ehrlichen jungen Mann kennen gelernt hatte, der ernsthaft um das Wohl Michaelas besorgt zu sein schien.

      Sollte Sebastian sich da getäuscht haben? Er konnte es sich nicht vorstellen, und eine gewisse Menschenkenntnis sprach er sich durchaus zu, nicht umsonst war er in seiner Gemeinde St. Johann ein so beliebter Ansprechpartner, wenn jemand Sorgen und Nöte hatte.

      Dennoch – er spürte, dass es nichts brachte, jetzt weiter auf Michaela einzureden, deshalb sagte er nur:

      »Ich will Sie natürlich zu nix überreden, Michaela, aber tun Sie mir bitte einen Gefallen.«

      Sie schaute auf. »Und der wäre?«

      »Nun, ich möchte Sie bitten, nichts übers Knie zu brechen. Warten S’ am besten noch ein paar Tage ab, ehe Sie etwas Endgültiges entscheiden. Vielleicht ergibt sich in der Zwischenzeit ja noch etwas anderes.«

      Doch Michaela schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Herr Pfarrer. Ich weiß, Sie meinen es gut mit mir, aber ich habe meine Entscheidung getroffen, und zwar in Absprache mit meinem Vater. Der Hof wird verkauft, und zwar an die Frau Leutner. Ich werde so schnell wie möglich einen Termin mit ihr vereinbaren. Selbstverständlich werden meine Eltern nach Unterzeichnung des Kaufvertrages noch genügend Zeit haben, um alles zu regeln, wobei ich ihnen natürlich helfen werde. So, und jetzt entschuldigen S’ mich bitte, Herr Pfarrer, ich muss das alles auch noch irgendwie meiner Mutter beibringen.« Sie lächelte traurig. »Leicht wird mir das net fallen, das können S’ mir glauben.«

      Sie nickte dem Pfarrer noch einmal zu, dann ging sie davon.

      *

      Es war bereits Abend, als Karsten sich auf dem Weg zum Bender-Hof befand. Er hatte soeben eine alarmierende Nachricht vom Pfarrer Trenker erhalten, der ihn in der Pension angerufen hatte.

      Sebastian Trenker hatte ihm erzählt, dass Michaela sich anscheinend entschieden hatte, den Hof zu verkaufen – und zwar ausgerechnet an Silvia!

      Karsten verstand die Welt nicht mehr. Wie kam Michaela nur auf einmal auf so etwas? War es, weil Silvia so viel Geld geboten hatte? Aber der Pfarrer meinte, dass da noch irgend etwas anderes sein musste. Wie es aussah, war Michaela tief enttäuscht von Karsten. Aber warum? Er hatte ihr doch gar nichts getan.

      Oder lag es vielleicht daran, dass er einfach davongegangen war, als sie sich das letzte Mal geküsst hatten? Trug sie ihm das nach?

      Karsten wusste es nicht, aber er konnte es sich schon vorstellen. Wahrscheinlich hatte sie das Ganze falsch verstanden. Woher sollte sie auch wissen, dass er einfach nicht hatte weitermachen können, weil die Enttäuschung mit Silvia noch immer schwer an ihm nagte? Wahrscheinlich dachte Michaela viel eher, dass er sie nicht mochte oder nicht attraktiv genug fand, was aber natürlich Unsinn war.

      Aber all das spielte ja auch letztlich keine Rolle, denn eines stand fest: Eine gemeinsame Zukunft würde es für sie beide nicht geben, das konnte einfach nicht funktionieren. Wie sollte er denn nach allem, was Silvia ihm angetan hatte, jemals wieder einer Frau Vertrauen schenken können?

      Nein, da gab es nichts zu rütteln. Er würde Michaela helfen, den Hof zu behalten, und dann würde er Pertenried für immer verlassen.

      Das Problem war nur, dass Michaela jetzt wohl fest entschlossen war, den Hof zu verkaufen. Pfarrer Trenker jedenfalls hatte das so gesagt, und für Karsten stand fest, dass er dies verhindern musste.

      Zum einen, weil er auf keinen Fall zulassen konnte, dass Silvia das Geschäft machte, vor allem aber, weil er wollte, dass Michaela ihr zu Hause nicht verlor. Er mochte sie schließlich, sehr sogar, und wenn schon nichts aus ihnen werden konnte, dann sah er es immerhin als seine Pflicht an, ihr in dieser Sache zu helfen.

      Er hatte auch bereits einen konkreten Plan, über den er ja auch bereits mit dem Pfarrer gesprochen hatte. Sebastian Trenker war sehr angetan von dieser Idee gewesen und hatte ihm auch einige nützliche zusätzliche Vorschläge gemacht.

      Jetzt galt es, die Theorie in die Praxis umzusetzen, und Karsten


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