Das Gefühlsleben der Tiere. Marc Bekoff

Das Gefühlsleben der Tiere - Marc Bekoff


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wundervollen tierischen Wesen, die ich das Glück hatte, in den verschiedensten Situationen kennen zu dürfen. Ihre Bereitschaft, ihr Leben und ihre Leidenschaft mit mir zu teilen, war es, die mich vor über 35 Jahren zu der Entscheidung brachte, mich mit ihren Gefühlen und Weltbildern auseinanderzusetzen. Moses, Mishka, Inuk, Sasha, Jethro, Zeke, Maddy, Sukie, Willie, Scrap, Max, Toso und weitere Hundefreunde haben geduldig gelauscht, wenn ich über ihre Gefühle sprach, und mich zu einem besseren Hund gemacht.

      Jan Nystrom, Jaak Panksepp, Jessica Pierce, Michael Tobias und Nancy McLaughlin kommentierten zahlreiche Teile dieses Buches. Sie und Colin Allen, Jonathan Balcombe, Iain Douglas-Hamilton, Michael W. Fox, Jane Goodall, Lori Gruen, Dale Jamieson, Mary Midgley, Cynthia Moss, Jill Robinson und Sue Townsend haben mein Denken hinsichtlich der Emotionen der Tiere und warum sie von Bedeutung sind beeinflusst und ich lernte viel aus ihrer Weisheit. Jim McLaughlin machte mich auf die Vorstellung von Fischen als „Ströme von Protein“ aufmerksam.

      Jill Robinson, Betsy Webb, Mim Rivas Eichler, Michael Tobias, CeAnn Lambert, Louis Dorfman, Scott Coleman und Marty Becker ließen mich an Geschichten teilhaben, die ich in diesem Buch verwendet habe. Jim und Jamie Dutcher, deren gemeinnützige Organisation Living with Wolves (www.livingwithwolves.org) der erzieherischen Aufklärung und der Zerstörung gefährlicher Mythen hinsichtlich der Wölfe und anderer Raubtiere gewidmet ist, ließen mich an ihrem großen Erfahrungsschatz teilhaben.

      Als Boniface Zakira, mein Führer in Tansania, ein winziges Chamäleon auf einem Grashalm entdeckte, während er mit 24 Kilometern in der Stunde durch den Serengeti Nationalpark fuhr – ein winziger Fleck, den ich nicht eher sehen konnte, bis ich mich ihm bis auf 15 Zentimeter genähert hatte – wurde mir erst vollständig bewusst, wie viel eifrige Beobachter tierischen Verhaltens übersehen können, selbst wenn sie sich völlig auf ihr Tun konzentrieren. Danke, Boniface, für diese Lektion in Demut.

      Kristen Cashman von der New York Library half sehr dabei, die endgültige Herstellung des Buches zu organisieren. Monique Muhlenkamp half liebenswürdigerweise bei der Publicity, während ich die Welt mit Autos, Flugzeugen, Schiffen und Zügen bereiste. Jeff Campbell war ein wunderbarer Lektor und mein Erstlektor Jason Gardner war sehr geduldig und freundlich. Indem er eine frühe Fassung dieses Buches überarbeitete und umorganisierte, bevor Jeff es in die Hände bekam, tat er mehr als seine Pflicht! Mit ihnen zu arbeiten war eine echte Freude.

      Jan Nystrom, meine beste Freundin, ist immer für mich da. Sie hat das ganze Ding gelesen und kann immer noch sehen! Jans anhaltende und unerschütterliche Freundschaft, ihre Leidenschaft, ihre Herzenswärme, ihre Liebe und ihre köstlichen selbstgemachten Salsas, Suppen, Eintöpfe und Pasteten machen mich sehr, sehr glücklich.

       KAPITEL 1

       Argumente für die Gefühle der Tiere und weshalb sie von Bedeutung sind

      Viele Tiere zeigen ihre Gefühle ohne Scheu in der Öffentlichkeit, für alle sichtbar. Und wenn wir aufmerksam sind, sagt uns das, was wir von außen sehen, viel darüber, was in Kopf und Herz eines Individuums vorgeht [1]. Wir werden feststellen, dass sorgfältige wissenschaftliche Forschung bestätigt, was wir intuitiv wissen: Tiere fühlen und ihre Gefühle sind für sie ebenso wichtig wie unsere Gefühle für uns.

      Vor ein paar Jahren waren mein Freund Rod und ich mit unseren Fahrrädern in der Gegend von Boulder, Colorado, unterwegs, als wir Zeugen eines sehr interessanten Verhaltens von Elstern wurden. Elstern sind Rabenvögel und sehr intelligent. Eine Elster war offensichtlich von einem Auto erfasst worden und lag tot am Straßenrand. Vier weitere Elstern standen um sie herum. Eine näherte sich dem Leichnam, pickte sanft mit dem Schnabel an ihm – genau wie ein Elefant den Leichnam eines anderen Elefanten mit dem Rüssel berührt – und trat zurück. Eine weitere Elster tat es ihr nach. Als nächstes flog eine der Elstern auf, kam mit einigen Gräsern im Schnabel zurück und legte diese neben den Leichnam. Eine andere Elster tat dasselbe. Dann standen alle vier Elstern für einige Sekunden still, bevor eine nach der anderen davonflog.

      Hatten diese Vögel über das, was sie da taten, nachgedacht? Zeigten sie dem Freund ihren Elsternrespekt? Oder hatten sie nur gehandelt, als ob sie Anteil nehmen würden? Waren sie lediglich tierische Roboter? Ich möchte diese Fragen gerne in ihrer Reihenfolge beantworten: ja, ja, nein und nein. Rod war sehr erstaunt, wie überlegt die Vögel gehandelt hatten. Er fragte mich, ob das normales Elsternverhalten sei, und ich erklärte ihm, dass ich so etwas noch nie zuvor gesehen und auch noch nichts über trauernde Elstern gelesen hatte. Wir können nicht wissen, was sie tatsächlich gedacht oder gefühlt haben, doch die Interpretation ihres Verhaltens gibt uns keinen Grund, nicht daran zu glauben, dass diese Vögel sich von ihrem Freund mit einem Elstern-Lebewohl verabschiedet haben.

      Trotz der mehr als drei Jahrzehnte, die ich nun mit dem Studium von Tierspezies verbringe, habe ich nie aufgehört, von den Tieren zu lernen, auf die ich treffe. In der Nähe meines Hauses in den Bergen außerhalb von Boulder, Colorado, leben Rotfüchse. Wenn ich in die Augen eines Rotfuchses schaue, der vor dem Fenster meines Büros sitzt und mich beim Tippen beobachtet, oder wenn ich Rotfuchs-Welpen beim Spielen zusehe oder wenn ich eine Rotfüchsin dabei beobachte, wie sie sich von ihrem toten Partner verabschiedet, kann ich nicht anders, als ernsthaft darüber nachzudenken, wie es wäre, eines dieser Tiere zu sein, die sich mein Hanggrundstück mit mir teilen. Viele Tiere leben auf dem umliegenden Land – Kojoten, Berglöwen, Stachelschweine, Waschbären, Schwarzbären, eine Vielzahl von Vögeln und Eidechsen neben vielen Hunden und Katzen. In all den Jahren waren sie mir Freunde und Lehrer.

      Wenn ich über die Gefühle von Tieren nachdenke, kann ich ebenfalls nicht anders, als mich zu fragen: Was ist mit den Insekten? Haben sogar Moskitos ein Gefühlsleben? Natürlich sind die Gehirne von Moskitos nur winzig und verfügen nicht über den Nervenapparat, der für die Entwicklung von Emotionen notwendig ist, deshalb ist es sehr zweifelhaft, ob sie fühlen können. Doch ehrlich gesagt wissen wir es nicht. Eines Tages werden wir vielleicht einen Weg finden, es herauszufinden. Noch wichtiger jedoch ist, ob es für uns einen Unterschied machen würde, wenn es so wäre, und das sollte es. So wie es einen Unterschied für uns macht, dass andere Tiere Gefühle haben. Das Wissen, dass Tiere fühlen – und unsere Fähigkeit sie zu verstehen, wenn sie Freude, Trauer, Eifersucht und Ärger ausdrücken –, erlaubt es uns, mit ihnen in Verbindung zu treten und außerdem ihre Sichtweise der Dinge zu bedenken, wenn wir mit ihnen interagieren. Das Wissen um die Leidenschaften der Tiere sollte einen Unterschied machen in dem, wie wir unsere Mitlebewesen sehen, vertreten und behandeln.

       DICKE HAUT UND EIN WEICHES HERZ

      Babyl, die Elefantendame, und ihre bedingungslosen Freunde

      Eine Reise nach Kenia und Tansania öffnete mir kürzlich die Augen in Bezug auf die Welt der Elefanten, die zu den erstaunlichsten Geschöpfen zählen, die ich je gesehen habe. Als ich große Gruppen wilder Elefanten aus nächster Nähe beobachtete, konnte ich ihre majestätische Präsenz, ihr Bewusstsein und ihre Emotionen spüren. Diese Erfahrungen aus erster Hand unterschieden sich vollständig von der Beobachtung von Elefanten in Gefangenschaft, die oftmals allein leben, in den eng begrenzten und unnatürlichen Gehegen von Zoos. Mein Besuch bei ihnen war zutiefst spirituell, inspirierend und transformierend.

      Während wir eine Gruppe wilder Elefanten im Samburu Reservat in Nord-Kenia beobachteten, bemerkten wir, dass einer von ihnen, Babyl, nur sehr langsam ging. Wir erfuhren, dass sie verkrüppelt war und sich nicht so schnell fortbewegen konnte wie der Rest der Herde. Wir sahen jedoch, dass die Elefanten in Babyls Gruppe sie nicht zurückließen; sie warteten auf sie. Als ich unseren Führer, den Elefanten-Experten Iain Douglas-Hamilton, danach fragte, erklärte er, dass diese Elefanten immer auf Babyl warteten und das bereits seit Jahren. Sie gingen eine Weile, hielten dann an und schauten zurück, um zu sehen, wo Babyl sich befand. Je nachdem, wie sie vorankam, warteten sie entweder oder zogen weiter. Iain erzählte uns, die Leitkuh würde Babyl gelegentlich sogar füttern. Weshalb verhielten sich die anderen Elefanten der Herde auf diese Weise? Babyl konnte nicht


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