Earthing - Heilendes Erden. Martin Zucker

Earthing - Heilendes Erden - Martin  Zucker


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doch mir dämmerte etwas. Und zwar kam mir der Gedanke, es könne eine Analogie zwischen dem menschlichen Körper und dem Kabelfernsehen geben. Durch ein Kabel fließen Hunderte von Informationskanälen. Ähnlich finden sich im Körper zahllose Nerven, Blutgefäße und andere Gefäße, die elektrische Signale leiten. Wenn der Körper geerdet ist, so dachte ich, verhindert diese Erdung vielleicht das Eindringen von „Rauschen“, das wären hier elektrische Störungen aus der Umgebung, die den inneren Kreislauf stören könnten. Auf einfache Art und Weise verstand ich, dass sich der Körper ohne Kontakt mit der Erde ständig mit elektromagnetischen Feldern und statischer Elektrizität auflädt, sei es im Schlafzimmer oder im Büro oder wo auch immer. Im geerdeten Zustand hat man keine Ladung. Wenn ich mich selbst oder meine Freunde erdete, verschwanden die Ladungen und wir konnten alle besser schlafen und fühlten uns wohler.

      Nachdem ich ein halbes Dutzend Personen geerdet hatte und diese ständig besser schliefen und weniger Schmerzen hatten, geriet ich regelrecht in einen Rausch. Ich wurde immer aufgeregter und kam zu dem Schluss: Ich hatte eine großartige Entdeckung gemacht. Ich sagte mir: Das ist etwas sehr, sehr Reales, das weiter erforscht werden muss.

      Ich suchte überall, fand aber nirgends Informationen über Erden und Gesundheit. 1999 war das Internet bei Weitem noch nicht das Informationsuniversum, das es heute ist. Es war noch ziemlich neu und ich fand dort nichts. Ich probierte es in den Bibliotheken der hervorragenden medizinischen Universitäten in Arizona, doch auch dort fand ich nichts. Es gab dort ein paar folkloristische Anekdoten über amerikanische Ureinwohner. Ich erinnerte mich an meine Kindheit in Montana, als viele meiner Freunde aus dem Indianerreservat kamen. Besonders lebhaft war mir eine Begebenheit in Erinnerung, als die Schwester eines Freundes schlimm an Scharlach erkrankte. Sie war sehr krank. Ihr Großvater hob eine Vertiefung in der Erde aus und legte das Mädchen hinein. In der Nähe der Vertiefung zündete er ein Feuer an, damit sie es warm hatte, und saß einige Tage neben ihr, während das Mädchen meistens schlief. Danach ging es ihr viel besser.

      Mir fiel auch ein, dass ich eines Tages mit einem meiner Freunde nach der Schule zu ihm nach Hause ging und seine Mutter ihn ermahnte, seine Schuhe auszuziehen. „Die machen dich krank“, sagte sie. Damals kam mir das alles sehr seltsam vor, doch ich wusste auch noch, dass das Meiste, was die amerikanischen Ureinwohner machten, sich stark von dem unterschied, was mir als normal beigebracht wurde. Später erkannte ich, dass es immer einen Grund dafür gab, der auf einem viel umfassenderen Wissen über die Natur beruhte, als es mir jemals vermittelt worden war.

      Ich fand Informationen über Barfuß-Enthusiasten, die sich schon lange dafür einsetzen, ohne Schuhe herumzulaufen, weil es ihnen dann besser ging. Einige Begeisterte haben Organisationen gegründet, etwa die weltweite Society for Barefoot Living, die die Vorzüge davon propagiert, die Schuhe und Strümpfe auszuziehen und natürlich auf der Erde zu laufen. Ihre Erfahrungen sowie medizinische Untersuchungen auf dem Gebiet der Biomechanik legen nahe, dass viele Fuß- und Rückenprobleme teilweise von den Belastungen durch das Schuhetragen herrühren. Denn Schuhe zwingen uns, auf eine Art und Weise zu stehen und uns zu bewegen, für die der menschliche Körper nicht angelegt ist. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür scheint der Erfolg der Läufer zu sein, die barfuß laufen. Der beschuhte Fuß könnte die hohe Verletzungsrate nordamerikanischer Läufer erklären, im Gegensatz zur extrem niedrigen laufspezifischen Verletzungshäufigkeit der Bevölkerungsgruppen, die barfuß laufen. Beispielsweise haben Forscher weniger Belastung für die Gelenke festgestellt, weniger plantare Fasziitis (Reizung oder Entzündung der Fersensehne) und weniger Schienbeinkantensyndrome. Doch das war nicht wirklich die Information, nach der ich suchte.

      Durchaus einiges Material fand ich über elektrostatische Entladung und darüber, wie Menschen, die an Computerkomponenten und elektronischen Chips arbeiteten, geerdet werden mussten, damit sie die Bauelemente nicht mit elektrischer Ladung beschädigten. Doch das war es auch nicht. Ich musste weitersuchen.

      Ich wollte auch wissen, ob irgendeine Möglichkeit bestand, dass das „geerdete“ Schlafen, wie ich es nannte, schaden könnte. Elektronikfachleute versicherten mir, das Konzept sei vollkommen sicher. Wenn Sie darüber nachdenken, werden Sie feststellen: Der geerdete Zustand war schon immer der natürliche Zustand lebender Systeme. Unnatürlich ist die Trennung von der Erde.

      Außer diesen paar Punkten entdeckte ich jedoch nirgends konkrete Informationen darüber, wie sich ein Defizit an natürlicher Erdung auf die Gesundheit auswirken kann.

      Kapitel 4

       Clinton Ober: Auf dem Weg zur wissenschaftlichen Bestätigung

      N

      ach meiner Entdeckung fand ich mich – emotional gesehen – auf einer Achterbahnfahrt wieder: Ich kam zunächst zu dem Schluss, dass niemand in Vergangenheit und Gegenwart den Zusammenhang zwischen Erden und Gesundheit untersucht hatte. Ich fand keinerlei sachdienliche Informationen. Als mir klar wurde, dass niemand anders etwas davon wusste, empfand ich das als den besten Tag meines Lebens; ich hatte etwas Bedeutsames entdeckt, womit ich der Gesellschaft sehr helfen konnte. Ich hatte meine Mission, meine Lebensaufgabe gefunden. Und ich war der Einzige, der etwas darüber wusste. Doch diese Euphorie hielt nicht lange an. Vielleicht ist das immer so bei Entdeckungen: Selbstzweifel beginnen sich einzuschleichen, weil man mit einer wichtigen Erkenntnis oder einem Durchbruch allein dasteht, bevor andere die neue Idee akzeptieren.

      In meinem Fall hielten alle, mit denen ich sprach, mich für verrückt. Niemand nahm mich ernst. Niemand wusste etwas. Mein Enthusiasmus stieß immer wieder auf blanke Gleichgültigkeit oder auf negative Reaktionen. Wer außer mir sagte denn noch, dass das so sei? Die Menschen wollten harte Fakten. Sie wollten Wissenschaft. Ich war nur ein „Ex-Kabeltyp“, der davon sprach, wie der Erdboden ihre Schmerzen reduzieren und ihnen zu besserem Schlaf verhelfen konnte. Was wusste ich schon? Welche Referenzen hatte ich?

      Deshalb erlebte ich kurz nach dem besten Tag meines Lebens den schlimmsten: Eines Tages im Jahr 1999 war ich völlig deprimiert – aber dann saß ich mit einem Mann, den ich geerdet hatte, im Gespräch zusammen. Er erzählte mir, wie gut es ihm gehe und wie sehr sein Leben sich verändert habe. Als ich ihm zuhörte, entzündete sich in mir wieder der Funke und meine Stimmung besserte sich. Ich sagte zu ihm: „Mir geht es davon auch gut. Und andere Leute sagen mir das Gleiche. Es ist real. Ich denke mir nichts aus. Da gibt es kein Wenn und Aber. Ich muss nur noch die Antworten finden.“

      Mit neuer Entschlossenheit packte ich meine Sachen und fuhr mit meinem Wohnmobil nach Kalifornien, wie ein Amateurdetektiv, der versucht, ein Geheimnis zu lüften. Ich stellte mir vor, dort ein paar Monate zu bleiben, und hoffte, auf echte Sachkenntnis zu stoßen, die ich nutzen könnte. Auch wollte ich ein paar Leute kennenlernen, die mir mehr darüber beibringen konnten, oder herausfinden, wie ich das alles in Zahlen ausdrücken könnte.

      Als Fremder in einem fremden Land

      Zuerst versuchte ich, das Interesse von Schlafforschern in Südkalifornien zu wecken. Ich führte Telefonate und klopfte an Türen. Ich stellte mich als jemanden aus der Elektrobranche vor, der interessante Beobachtungen zu Schlaf und Schmerzen gemacht habe. Ich sagte, ich hätte außergewöhnliche Ergebnisse erzielt und wünschte mir, dass Fachleute meine Beobachtungen bestätigten.

      Auf der Suche nach Sachkenntnis fühlte ich mich wie der Held in Robert Heinleins altem Science-Fiction-Klassiker Fremder in einer fremden Welt. Ich kam mir vor wie auf einem anderen Planeten. Ich sprach ihre Sprache nicht, sie sprachen meine nicht.

      Malen Sie sich aus, wie ich mich fühlte, wenn ich das Büro eines Wissenschaftlers oder die Praxis eines Arztes betrat – falls ich überhaupt so weit kam. Die Wände dort waren dekoriert mit Auszeichnungen und Diplomen. Das waren Menschen, die Jahre darauf verwandt hatten, Fachleute auf ihrem Gebiet zu werden. Und da kam ich daher ohne irgendeine formale Ausbildung auf diesem Gebiet. Die Experten verwendeten Fachbegriffe, die ich nie gehört hatte. Wenn ich das Gespräch auf Konzepte der Elektrotechnik lenkte, die ich verstand – wie Spannung, elektrische Felder, Erdung, positive und negative Ladungen im Körper –, dann waren sie ungefähr


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