Beyoncé - Crazy in Love. Anna Pointer

Beyoncé - Crazy in Love - Anna Pointer


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Paar vor, seine knospende Romanze geheim zu halten, und war erpicht darauf, sich nicht gemeinsam fotografieren zu lassen. Beyoncé hatte in den düstersten Stunden von Destiny’s Child schmerzlich erfahren müssen, wie zerstörerisch sich endlose mediale Spekulationen auswirken konnten, und weigerte sich, ihr Privatleben der Öffentlichkeit preiszugeben. Zusätzlich hatte sie sich bereits auch mit einigen Kommentaren zum Single-Dasein böse die Finger verbrannt, wozu sie sich später in der MTV-Show Genuinely In Love äußerte: „Man wollte mich als das verzweifeltste arme Ding auf der Welt darstellen. Überall stand auf den Titel­blättern: ‚Beyoncé ist einsam. Wir müssen ihr einen Freund suchen.‘ Deshalb beschloss ich, nicht über mein Privatleben zu sprechen, weil es das einfach viel leichter macht. Und ich weiß, dass die Leute über einen spekulieren und nachgrübeln, wofür ich Verständnis habe, weil ich ja auch so eine bin.“ Sie fügte noch hinzu: „Ich habe nur gerne das Gefühl, etwas für mich behalten zu dürfen.“

      Jay-Z war ähnlich auf der Hut vor großem Medien-Getöse, vermutlich da er wusste, dass sein unstetes Vorleben ihn zu einem einfachen Ziel machen würde. Immerhin stammte er aus den Marcy Projects, einer harten Siedlung im heruntergekommenen Brooklyner Viertel Bedford-Stuyvesant, in dem Gewaltverbrechen an der Tagesordnung standen. Er war im Dezember 1969 auf die Welt gekommen und somit ganze zwölf Jahre älter als Beyoncé. Als eines von vier Geschwistern wuchs Jay-Z bei seiner Mutter Gloria Carter auf, nachdem sich sein Vater – ein gewisser Adnes Reeves – aus dem Staub gemacht hatte, als er gerade einmal elf Jahre alt war. Es fehlte an allem, aber Gloria arbeitete hart, um ihre Familie über Wasser zu halten. „Meine Mutter regelte alles, sie musste die Dinge jonglieren“, erzählte er der Vanity Fair. „Manchmal bezahlten wir die Lichtrechnung, manchmal bezahlten wir das Telefon, manchmal drehten sie uns das Gas ab. Wir mussten nicht hungern – wir hatten zu essen, es ging uns okay. Aber man wollte sich für solche Dinge in der Schule nicht genieren müssen. Du wolltest keine dreckigen Turnschuhe oder immer dieselben Sachen tragen.“

      Dass ihn sein Vater im Stich gelassen hatte, stellte sich als schwerer Ballast im Leben von Jay-Z heraus. In einem bewegenden Interview mit Oprah Winfreys Magazin O sagte er 2009: „Wenn du aufwächst, ist dein Dad dein Superheld. Wenn du jemandem erst einmal so viel Liebe entgegenbringst und er dich dann enttäuscht, willst du diesen Schmerz nie mehr erleben müssen.“ Aufgrund der Trennung landete er auf der schiefen Bahn und fügte seinem Bruder Eric sogar eine Schussverletzung an der Schulter zu, da er ihn verdächtigte, ihm einen Ring gestohlen zu haben. Über den Schock, der ihn durchfuhr, als er den Abzug drückte, rappte er später im Song „You Must Love Me“: „Saw the devil in your eyes, high off more than weed, confused, I just closed my young eyes and squeezed.“ („Sah den Teufel in deinen Augen, nicht nur high vom Gras, verwirrt, ich schloss meine jungen Augen und zog ab.“)

      Obwohl sein Bruder überlebte, sollte es beinahe 30 Jahre dauern, bis Jay-Z sich bereit fühlte, öffentlich über seine Erfahrung zu sprechen. Er versuchte, seine Tat Oprah Winfrey zu erklären: „Er nahm eine Menge Drogen. Er klaute Sachen von unserer Familie. Ich war der Jüngste, aber ich dachte, ich müsse alle beschützen.“ Es sei ihm bewusst, dass er das Falsche getan hatte, wie er den Guardian wissen ließ: „Es war entsetzlich. Ich war ein Junge, ein Kind. Ich hatte schreckliche Angst.“ Er war überzeugt davon, ins Gefängnis zu müssen. „Ich dachte mein Leben wäre vorbei. Ich glaubte, ich müsste für immer in den Knast.“ Im selben Interview lieferte er noch einen eindringlichen Einblick in das Leben in seiner Siedlung: „Überall gab es Knarren. Sie waren jeden Tag um einen herum. Es gab Schießereien.“ Er wurde selbst drei Mal unter Feuer genommen, blieb jedoch unverletzt. „So als würde ein abtrünniger Engel auf uns achtgeben.“

      Nachdem er in die Welt von Waffen und Gewalt eingeführt worden war, startete Jay-Z erste Gehversuche im nicht weniger anrüchigen Milieu der harten Drogen. „Ich war ein Crack-Dealer – das war unausweichlich“, gestand er der Vanity Fair. „Es gab keinen Ort, an dem man davon eine Auszeit hätte nehmen können. Wenn du auf den Gang rausgingst, waren da Crack-Junkies. Wenn man in die Pfützen am Rinnstein sah, schwammen darin Crack-Ampullen. Man konnte es am Flur riechen, diesen ekelhaften Geruch. Ich kann es nicht erklären, aber ich habe ihn immer noch im Kopf, wenn ich daran denke.“ Obwohl er zugab, als 13-Jähriger mit Crack gedealt zu haben, bestand er darauf, es selbst nie genommen zu haben – enthüllte jedoch, dass seine Mutter von seiner Dealerei gewusst habe. „Alle Mütter wussten Bescheid. Man möchte meinen: Wie kann man seinen Sohn bloß so etwas machen lassen, aber ich sag’s euch, es war normal.“

      Nachdem ihn Gloria dazu ermutigt hatte, versöhnte sich Jay-Z 2003 mit seinem Vater und kaufte ihm ein möbliertes Apartment: „Ich konnte ihm endlich alles sagen, was ich wollte“, erzählte Jay-Z dem Rolling Stone. „Ich sagte ihm einfach, was ich fühlte. Weder schrie noch weinte ich. Nichts Drastisches oder Dramatisches. Es war sehr erwachsen, aber es war auch sehr hart. Ich ließ ihn nicht vom Haken. Ich ging mit ihm sehr hart ins Gericht.“ Vater und Sohn gelang der Brückenschlag, aber es verging nicht viel Zeit und er trank sich selbst zu Tode. Er verstarb in derselben Nacht, in der Jay-Z in New York einen Nachtclub namens 40/40 eröffnete. „Er ist gegangen“, erklärte er in GQ. „Er war nicht bei sich.“ Obwohl sie keine einfache Beziehung zueinander gehabt hatten, war der Tod des Vaters doch eine schmerzhafte Angelegenheit. „Diese Verbindung aufzubauen, nur um sie dann wieder zu verlieren, war am schlimmsten.“

      Trotz seines schwierigen Starts ins Leben gelang es Jay-Z zum Glück, den Willen aufzubringen, sein Leben auf die Reihe zu bekommen. Seine Rettung war der Hip-Hop – eine Leidenschaft, die seine Mutter zu entfachen half, indem sie ihrem Sohn einen tragbaren Ghettoblaster kaufte, nachdem sie es satt gehabt hatte, dass ihr Junge bis spät in die Nacht Beats auf dem Küchentisch trommelte. Nachdem er sich eine Art Stegreif-Rap namens Freestyle, bei dem die Texte in der Regel spontan entstehen, beigebracht hatte, begann er bald ganze Tracks zu schreiben. Binnen kurzer Zeit wurde er in seiner Nachbarschaft unter dem Namen Jazzy bekannt – ein Spitzname, der sich vom Pseudonym seines Mentors, einem angesehenen Rapper namens Jaz-O, ableitete. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus schließlich Jay-Z. Ein weiterer seiner Spitznamen ist Hova, abgeleitet von Jehova, nachdem er als „Gott des Raps“ bezeichnet worden war.

      Jay-Z, der genauso geschäftstüchtig wie musikalisch talentiert war, unternahm seine ersten Schritte hin zu seinem Geschäftsimperium, indem er CDs aus dem Kofferraum seines Autos verkaufte. 1995 gründete er zusammen mit Damon Dash und Kareem Burke seine Plattenfirma Roc-A-Fella. Nachdem er sein erstes Album mit dem Titel Reasonable Doubt veröffentlicht hatte, arbeitete er mit Rap-Stars wie etwa seinem alten Schulfreund The Notorious B.I.G., der tragischerweise 1997 in Los Angeles erschossen werden sollte, zusammen. Jay-Z war am Boden zerstört, als er von seinem Tod erfuhr, wie er gegenüber Vibe betonte: „Ich kann gar nicht beschreiben, was dieser Verlust für mich bedeutete. Es war schlimmer, als jemanden durch das Drogengeschäft zu verlieren, weil du über die Risiken auf der Straße Bescheid weißt – Tod oder Knast. Aber hier ging es doch eigentlich um Musik.“ Obwohl der bis heute ungelöste Mord ihn in Erwägung ziehen ließ, sich aus der Rap-Szene zurückzuziehen, entschied er, dass es „eigennützig“ wäre, diesem Impuls nachzugeben, und er schon aus Respekt für B.I.G. am Ball bleiben müsse.

      Nachdem er sich ein paar Jahre lang abrackern hatte müssen, gelang ihm schließlich mit dem Album Vol 2 … Hard Knock Life und der Single „Hard Knock Life (Ghetto Theme)“ – mitsamt Samples aus dem Musical Annie – der Durchbruch zum Status eines Superstars. Der Song, der im Jahr 1998 erschien, war sein erster transatlantischer Hit und stieß in den UK-Charts bis auf Platz zwei vor. 1999 gründete Jay-Z zusammen mit seinem Partner Damon Dash außerdem die Modelinie Rocawear, die schon bald bis zu 700 Millionen Dollar jährlich abwerfen sollte.

      Als Jay-Zs musikalisches Meisterwerk gilt weithin sein Album The Blueprint aus dem Jahr 2001, das sein Freund Kanye West half zu produzieren. Das Album kam am Tag der Terroranschläge auf die Zwillingstürme des World Trade Centers in New York in den Handel und ging trotz der Umstände immerhin eine halbe Million Mal über die Ladentische und schaffte den Sprung an die Spitze der Albumcharts. Allerdings war es für Jay-Z persönlich eine schwere Zeit: Auf ihn warteten zwei Strafprozesse – im einen ging es um illegalen Waffenbesitz, im anderen um Körperverletzung. Er beteuerte stets seine Unschuld bezüglich der Waffen-Geschichte und die Anklage wurde später fallengelassen, doch wurde er


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