Beyoncé - Crazy in Love. Anna Pointer

Beyoncé - Crazy in Love - Anna Pointer


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gleich sechs Grammy-Nominierungen eingebracht – sie sollten in immerhin zwei Kategorien, „Best R&B Performance by a Group with Vocals“ und „Best R&B Song“, auch tatsächlich die Trophäe mit nach Hause nehmen. Zusätzlich platzierte Billboard das Album noch im Countdown seiner Top 200 des gesamten Jahrzehnts auf Platz 39. Im Jahr 2000 verkaufte sich das Album 3,8 Millionen Mal und brachte vier Hits hervor – darunter „Say My Name“ und „Bills, Bills, Bills“, eine Kritik an Männern, die ihre Frauen finanziell ausnützen, indem sie ihre Kreditkarten überzogen und das Benzin in ihren Autos aufbrauchten.

      Obwohl alles so fabelhaft lief, war die Annahme, dass sich ihr Erfolg praktisch „über Nacht“ eingestellt hatte, ein Ärgernis für die Mädchen. Beyoncé rückte damals in einem Interview bereitwillig die Fakten gerade: „Die meisten Leute kapieren nicht, dass wir wirklich unser Leben dieser Sache verschrieben haben. Ein paar Leute in Houston sagten gerne, dass wir verrückt wären zu versuchen, einen Plattendeal zu bekommen, weil es von dort noch nie irgendwer wirklich geschafft hätte. Aber wir sind der Beweis, dass man alles, was man sich vornimmt, auch erreichen kann. Das ist erst der Anfang für uns, das könnt ihr mir glauben.“

      Damals, als Beyoncé und die Girls so auf der Erfolgswelle dahin­glitten, wäre es schwer gewesen vorherzusagen, dass sich in Kürze massive Schwierigkeiten anbahnen würden. The Writing’s On the Wall würde für die Gruppe, die gerade erst in diese Sphären vorgedrungen war, die letzte gemeinsame Leistung in dieser Größenordnung sein.

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      Die Stimmung im Lager von DC kippte schließlich Ende 1999, Anfang 2000 – während einer Phase, die Beyoncé als „den Wandel“ bezeichnet. Alles begann zwei Wochen vor einem anberaumten Videodreh für den Song „Say My Name“, der sich ironischerweise als größter Hit von Destiny’s Child herausstellen sollte. Komplett unerwartet schrieben LeToya und LaTavia – beide waren unlängst 18 geworden – am 14. Dezember jeweils einen Brief an Mathew, in dem sie ihm mitteilten, dass sie in Zukunft auf seine Dienste als Manager verzichten wollten. Es wurde weithin kolportiert, dass sie ihm vorwarfen, er hätte es verabsäumt, ihnen gleich große Anteile an den Profiten der Band zukommen zu lassen. Sie hatten schlicht und einfach das Gefühl, gegenüber Beyoncé und Kelly benachteiligt zu werden. Somit kam es zu einem Bruch zwischen den beiden Mädchen, die im Haushalt der Familie Knowles lebten, und den anderen zwei Mitgliedern der Band. Versuche, den Disput einvernehmlich zu klären, schlugen fehl, wie Beyoncé später in Q erzählte: „Wir versuchten alles. Beratungsgespräche mit unserem Jugendpastor etwa. Zimmertausch. Aber wir waren in zwei Lager zerbrochen. Unsere Vorstellung von der Band war eine andere als ihre.“ Beyoncé bestand stets darauf, dass jedes Mitglied seine fairen 25 Prozent des Kuchens bekommen habe, und letztlich schien auch LaTavia einzuräumen, dass dem so gewesen sei. „Ich sage nicht, dass die Lohnschecks sich unterschieden hätten“, diktierte sie schließlich dem Daily Mirror, „aber die Dinge wirkten einfach unfair. Beyoncé und Kelly hatten Autos … Und Mathew redete viel verrücktes Zeug, Sachen wie: ‚Ihr solltet alle froh sein, dass ich euch überhaupt Geld gebe.‘“

      Nachdem das Tuch zwischen den Parteien erst einmal zerrissen war, wurde entschieden, dass LeToya und LaTavia die Band verlassen würden – obwohl Mathew darauf beharrt, dass er sie nicht gefeuert habe, sondern dass sich aus ihrer Bitte, den Manager zu verlassen, auch der Wunsch, Destiny’s Child zu verlassen, abgeleitet hätte. Diese schockierende Entwicklung traf die 18-jährige Beyoncé zweifellos sehr hart. „Es war eine sehr aufreibende Zeit für Kelly und mich“, gestand sie Q. „Wir waren deprimiert und gekränkt.“ Beyoncé, die in der Gruppe stets liebevoll „Mom“ genannt worden war und sich immer um den Frieden zwischen den Girls gekümmert hatte, gab zu, dass sie so wütend darüber war, ihre Kindheitsfreundinnen zu verlieren, dass es ihr das Herz brach. „Ich blieb buchstäblich zwei Wochen lang in meinem Zimmer und bewegte mich nicht. Es fühlte sich an, als ob ich nicht atmen könnte“, erzählte sie im Gespräch mit Vibe im Jahr darauf. „Ich hatte einen Nervenzusammenbruch, weil ich es einfach nicht glauben konnte. Es tat so schrecklich weh.“

      Allerdings durfte keine Zeit verschwendet werden, da ja schließlich schon bald eine neue Single veröffentlicht und ein neues Video abgedreht werden sollte. Die ehemalige Hintergrundsängerin Michelle Williams, 19, Farrah Franklin, 18 Jahre alt und eine der Tänzerinnen aus dem Video zu „Bills, Bills, Bills“, wurden rasch als Ersatz für LaTavia und LeToya rekrutiert. Die neu formierte Gruppe nahm also das Video „Say My Name“ auf. Aber das war noch lange nicht das Ende der Affäre. LeToya und LaTavia sagten nämlich, erst begriffen zu haben, dass sie aus der Band geflogen seien, als sie fünf Wochen später das fertige Video zu Gesicht bekommen hätten. In weiterer Folge reichten die beiden eine Klage gegen Beyoncé, Kelly und Mathew ein und warfen ihnen vor, den Partnerschaftsvertrag verletzt zu haben.

      Als LeToya ein paar Wochen nach ihrem Abschied von der Gruppe mit MTV sprach, sagte sie: „Es ist einfach ein sehr seltsames Gefühl, wenn man mit jemandem seit seinem neunten oder zehnten Lebensjahr zusammen ist, und dann so plötzlich auseinandergeht.“ LaTavia deutete an, dass sich die Probleme bereits über einen längeren Zeitraum gezogen hätten: „Es war etwas, dass sich abgezeichnet hatte. Da waren Dinge, die uns auffielen … Dinge gingen vor sich, die wir bemerkten und ansprachen, und wir meinten: ‚Das ist so nicht richtig.‘ Wir sagten etwa: ‚So sollte es nicht sein, wir sollten nicht das Gefühl haben, es mit einem Interessenkonflikt zu tun zu haben.‘“ Sie erzählte dem Musiksender auch von ihrer Enttäuschung, die sie fühlte, als sie sah, wie schnell sie bei Destiny’s Child ersetzt worden waren. „Ich war gerade im Auto und ich war total perplex … Uns wurde gesagt, dass alles erst einmal auf Eis gelegt würde, bis alles geregelt sei. Und als Nächstes, ehe man sich versieht … Oh, mein Gott, da sind ja zwei neue Mädchen in der Band.“

      Obwohl sich Beyoncé und Kelly anfangs wenig zu den Vorfällen äußerten, kam es im Verlauf der nächsten paar Monate doch noch zu einer Schlammschlacht. In einem erstaunlich offenen Interview mit Vibe im folgenden Februar erhob Beyoncé schwere Vorwürfe: „LeToya war, nun, sie hatte kein musikalisches Gehör.“ Kelly unterstrich dies, indem sie behauptete, dass ihre ehemalige Bandkollegin eine Rapperin, aber keine Sängerin sei. Das war aber noch nicht das Ende der Sticheleien – Beyoncé sagte sogar, dass sich die Mädchen bereits seit zwei Jahren nicht mehr wirklich gut verstanden hätten. „Als wir bekannt wurden, waren wir tatsächlich wie Schwestern. Wir standen uns sehr, sehr nahe. Allerdings kamen wir schon fast zwei Jahre vor dem Bruch nicht mehr miteinander klar. Und in Interviews konnten wir nicht sagen, dass wir unglücklich waren, weil wir unsere Fans nicht im Stich lassen wollten, da sie bei uns oberste Priorität genießen. Also vereinbarten wir, so zu tun, als ob alles okay wäre, obwohl dem nicht so war … Es war wie in einer schlechten Ehe, in der man Kinder hat und so tut, als wäre man happy.“ Beyoncé offenbarte gegenüber Vibe außerdem, dass sie inmitten des Zerwürfnisses mit LeToya und LaTavia einen Brief geschrieben habe, in dem sie ihnen mitteilte: „Ich habe einige meiner besten Momente meines Lebens mit euch beiden an meiner Seite verbracht. Ich habe auch ein paar meiner schlimmsten Erlebnisse mit euch geteilt … Ich habe mich nie beklagt, wenn ihr auf zahlreichen Songs auf einem Album nicht auch nur eine Note gesungen habt. Nie habe ich mich beschwert, wenn ich mir meinen Hintern im Studio abgearbeitet habe – wie das auch beim letzten Album der Fall gewesen ist –, dass ihr entweder geschlafen oder ungefähr 80 Prozent eurer Zeit am Telefon verbracht habt.“ Aber es ging noch weiter: „Ungefähr alle drei Wochen (oder noch öfter) gibt es irgendein Drama, das eine von euch oder ihr beide gemeinsam verursacht habt. So war es jetzt schon die letzten zwei Jahre und ich habe das nicht verdient!“ LeToya war außer sich, dass man sie müßig nannte und konterte: „Wir waren nicht faul. Wenn es Zeit war zu schreiben, wenn es Zeit war zu singen, waren wir startklar. Ich würde gerne sehen, wie jemand auf die Bibel schwört, dass wir nicht gearbeitet hätten.“

      Nun da fleißig Beleidigungen zwischen den jungen Frauen ausgetauscht wurden, vertraute Kelly Q an: „Sie waren sehr negativ und eifersüchtig … Sie waren unfähig, alleine eine Leadstimme einzusingen. Wir gingen zu Gesangsstunden, weil wir starke Stimmen haben wollten. Aber sie taten das nicht.“ Im selben Interview wies auch Tina Knowles die Schuld LaTavia und LeToya zu. Sie behauptete: „Sie verspäteten


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