Beyoncé - Crazy in Love. Anna Pointer

Beyoncé - Crazy in Love - Anna Pointer


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und dem Label. „Ich wollte immer, dass die Mädchen glamourös aussehen“, erzählte Tina Texas Monthly. „Aber die längste Weile verstand uns niemand bei Columbia. Sie sagten: ‚Tina, diese Mädchen sehen so nach Texas aus. Kannst du nicht beim Make-up, den auffälligen Frisuren und den High-Heels einen Gang zurückschalten?‘ Aber ich liebe diese Frisuren und das Make-up. Wir sind hier anders als irgendwo sonst auf der Welt. Die Frauen hier sind so gut ausgestattet.“

      Abgesehen von Styling-Fragen war es Tina auch wichtig zu verhindern, dass der aufkeimende Erfolg ihrer Tochter zu sehr zu Kopfe stieg. Diese mütterliche Besorgnis führte zu einer amüsanten öffentlichen Episode, die von da an im Knowles-Clan als „die Backpfeife“ bekannt sein würde. Es passierte, als die Familie einen Ausflug in einen Musikladen unternahm, wo „No, No, No Part 2“ im Radio gespielt wurde. Tina versuchte, ihrer Tochter etwas mitzuteilen, worauf­hin diese lauthals mit dem Radio mitsang, um sie effektiv übertönen zu können. Beyoncés Mutter wurde stinksauer. Später erinnerte sich die Sängerin in Piers Morgans Show auf CNN an diesen Vorfall: „Sie scheuerte mir ein paar, sodass mir Hören und Sehen verging, und schickte mich zurück ins Auto.“ Tina machte ihr eindringlich klar: „Mir ist es egal, ob einer deiner Songs im Radio läuft. Du bist mein Kind und du hast mich mit Respekt zu behandeln.“ Tina erzählte in der Elle, was danach passiert war: „Mein Mann kam zu mir und sagte: ‚Tina! Sie hat einen Song an der Spitze der Charts!‘ Ich sagte daraufhin: ‚Das ist mir schnuppe!‘“ Ihre eigene Mutter hatte ihr bereits einzutrichtern versucht, dass es die inneren Werte seien, auf die es ankam. Beyoncé erzählte dem Daily Telegraph in Bezug auf diesen Zwischenfall: „Es war das Beste, das sie tun konnte, da mir zum ersten Mal klar wurde, dass ich aus den Augen verlor, was wirklich wichtig war.“

      Nachdem Beyoncé ihre Lektion auf die harte Tour hatte lernen müssen, kam im Februar 1998 schließlich das Album Destiny’s Child in die Läden – 36 Monate nachdem sie begonnen hatten, am Material für ihr Debütalbum zu arbeiten. Und trotz all des schweißtreibenden Aufwands, der hinter diesem Meilenstein steckte, war Beyoncé gerade erst einmal 16 Jahre alt. Black Beat erzählte sie: „Es dauerte zweieinhalb Jahre, das Album fertigzustellen. Wir nahmen 33 Tracks auf, von denen letztlich 13 auf dem Album landeten.“ Sie fügte noch hinzu: „Früher hatten wir uns noch gewundert, warum alles so lang zu dauern schien, aber dann realisierten wir, dass Gott einen Plan für uns hatte. Anders als andere Gruppen sind wir zusammen aufgewachsen und lieben einander. Im Herzen sind wir Schwestern.“

      Obwohl die Rezensionen gemischt ausfielen, schienen die Kritiker den neuesten Zuwachs der R&B-Szene willkommen zu heißen, und das Album verkaufte sich vorerst eine halbe Million Mal. Zwar keine Zahl, die die Welt aus den Angeln hob, aber durchaus genug, um das Label bei der Stange zu halten.

      Die nächsten paar Monate verliefen turbulent für die Band. Die Mädchen gingen nicht nur mit Wyclef Jean auf Tour und spielten Shows mit Dru Hill, LL Cool J und Run-DMC, sondern reisten auch international, stiegen in Luxushotels ab und trafen auf Fans, die sie anhimmelten und sie schon bald mit dem Kürzel „DC“ bedachten. Aber der größte Beweis für ihren wachsenden Status war, dass die mittlerweile leider verstorbene Whitney Houston sie einlud, auf ihrer Party zu ihrem 35. Geburtstag im August 1998 in New York aufzutreten. Sie kratzten ihr ganzes Geld zusammen, um sich neue, aufeinander abgestimmte Outfits zu kaufen, und als sie auf der Feier aufkreuzten, fühlten sich viele der Gäste an die Supremes erinnert – ein großes Kompliment für die Girls.

      Weitere Aufeinandertreffen mit Megastars sollten folgen, darunter etwa mit der ultimativen Diva des R&B, Mariah Carey – eine Begegnung, die sie alle, wie Kelly meinte, „erstarren“ ließ. Für die Mädchen war Mariah ein Idol. Beyoncé konkretisierte das auf VH1: „Es fühlt sich für mich an, als würde Mariah Careys Stimme von Gott kommen.“ Einer der Smash-Hits der Sängerin, „Vision Of Love“, hatte Beyoncé, die bei der Veröffentlichung des Songs 1990 gerade einmal acht Jahre alt gewesen war, zutiefst beeindruckt. „Ich hörte all diese Gesangsmotive und dachte mir: ‚Wie macht sie das bloß?‘ Die Anzahl der Noten, die sie in einen kleinen Takt packen konnte, faszinierte mich, weshalb ich ebenfalls anfing, das zu versuchen. Sie hat mich total inspiriert.“

      „Get On The Bus“, ein Song, bei dem Destiny’s Child vom Rapper Timbaland unterstützt wurden und der auch im Film Why Do Fools Fall In Love mit Halle Berry zu hören war, wurde 1998 ihre nächste Hit-Single. Dann luden die phänomenal erfolgreichen Boyz II Men die Gruppe um Beyoncé ein, sie auf dem ersten Abschnitt ihrer ausverkauften Evolution-Tour als Support-Band zu begleiten. LaTavia erinnerte sich daran: „Auf Tour zu sein, war ein sehr intensives Gefühl. Wir waren Mädchen, die gerade die Pubertät durchmachten. Unsere Hormone spielten verrückt. Den Terminplan einzuhalten, war sehr anstrengend … spät ins Bett und früh wieder auf.“

      Die Mädchen, die sich erst gerade daran gewöhnten, länger von zu Hause weg zu sein, teilten sich die Hotelzimmer je nach jeweiliger Stimmung und Laune. „Eine Woche schlief ich bei Beyoncé, die nächste dann bei Kelly, dann wieder bei LeToya“, sagte LaTavia. Über die unterschiedlichen Temperamente der Mädchen meinte sie: „LeToya war der Spaßvogel, ich war der Frechdachs, Beyoncé die Mama und Kelly das Sensibelchen. Wenn wir einen Film anguckten, war sie die erste, die weinte.“ Tatsächlich war Kelly so ein sanftes Gemüt, dass sie die erste war, die unter dem Druck an der Spitze zu leiden begann – vor allem dann, wenn es ihr nicht gelang, den hohen Ansprüchen Mathews zu genügen. Nach einem sehr früh angesetzten Gig in Atlanta, bei dem sie eine Reihe von Tanzschritten versemmelt hatte, soll er ihr eine epische Standpauke gehalten haben: „Wo warst du heute Abend, Kelly? Ich habe gesehen, wie du zwölf Schritte verhaut hast.“ Kelly war am Boden zerstört. LaTavia erzählte im Daily Mirror: „Mathew nahm sich kein Blatt vor den Mund, und eine solche Kritik kann hart sein, wenn man ein kleines Mädchen ist. Wir gaben uns Mühe, nicht daran zu zerbrechen. Aber Kelly war so sensibel und manchmal lief sie auf ihr Zimmer, um zu weinen.“ Und doch hatte sein oftmals brutaler Management-Stil keinen negativen Einfluss auf ihre Loyalität ihm gegenüber. Der Zeitschrift Vibe teilte sie etwa mit: „Er ist mein Held. Mathew hat so viel für uns geopfert. Er hätte mich nicht in die Band aufnehmen müssen. Auch hätte er nicht sein Haus und seine Autos für uns verkaufen müssen. Er hätte nicht sein Leben für Destiny’s Child aufgeben müssen.“

      Da das Label spürte, dass der große Megaseller sich demnächst einstellen würde, ließ Columbia die Band ihr nächstes Album, The Writing’s On the Wall, in gerade einmal zwei Monaten aufnehmen. In ihrer Rolle als Glücksbringerin der Band und als jemand, der unter enormem Druck aufblüht, schrieb und co-produzierte Beyoncé 17 Tracks und ließ sich dabei von Künstlern wie She’kspere, Timbaland und Missy Elliott unterstützen. Die Songs – beinahe alle stammten zumindest teilweise von ihr – repräsentierten zunehmend reifere Sichtweisen, wobei sich viele der Songs der Thematik der Gleichberechtigung annahmen, was auch in Zukunft eines ihrer Schlüsselthemen bleiben würde. Nachdem sie im Song „Hey Ladies“ die Frage gestellt hatte: „Why is it that men can go do us wrong?“, betonte sie in einem Interview: „Dieses Album zeigt auf, was in einer Beziehung passiert, wenn sich Leute auf eine gewisse Weise behandeln. Es zeigt wirklich, was da vor sich geht.“ Im Interview mit der Zeitschrift Texas Music reflektierte sie über die Veränderung der Girls zwischen ihren beiden Alben: „Zwischen 16 und 18, also in der Zeit, in der wir unsere beiden Alben aufgenommen haben, entwickelt man sich enorm. In diesem Zeitraum wächst man vom Mädchen zu einer jungen Frau heran. Es war ganz natürlich für uns, reifer zu werden – und das hört man auch an unserer Musik.“

      Interessanterweise stand Beyoncé auf dem Cover des Debütalbums noch am äußeren Rand der Fotografie und wirkte leicht unsicher, während die anderen drei breit in die Kamera grinsten. Für das Artwork von The Writing’s On the Wall posierte sie nun an vorderster Front, dominierte dadurch das Porträt und wirkte um einiges selbstbewusster.

      Die im Juli 1999 veröffentlichte neue CD sprühte vor R&B-Beats und ehrgeiziger Harmonien, was ihnen Vergleiche mit En Vogue eintrug – einer Gruppe, die sie immer schon geliebt hatten. „Man vergleicht uns mit ihnen, was wunderbar ist“, schwärmte Beyoncé in der Washington Post. „Sie haben großartige Songs und Tanzeinlagen. Wir sahen ihnen zu und taten so, als wären wir sie.“

      Erfreulicherweise für Destiny’s Child wurde The Writing’s On the Wall


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