Beyoncé - Crazy in Love. Anna Pointer
Wenn sie gerade in Houston war, um zu „chillen“, liebte sie es, Tinas Kochkünste in vollen Zügen zu genießen. „Meine Mutter ist die beste Köchin der Welt“, verkündete sie oftmals. „Sie macht das beste kreolische Essen – Gumbo, Jambalaya, Soul Food … Wenn ich nachhause komme, möchte ich mich bemuttern lassen, ich will, dass meine Mutter für mich kocht.“
Ein weiteres Highlight ihrer Heimatbesuche ist es, sich mit alten Freunden zum Abendessen in ihrem Lieblingsrestaurant This Is It zu verabreden. Sie, die sich regelmäßig als „hoffnungslosen Fall“ in der Küche bezeichnet, erlaubt sich hier gelegentliche Schlemmereien wie Maisbrot, Makkaroni mit Käse und frittiertes Huhn.
Nachdem Beyoncé ihre Vorliebe für Fast-Food-Hühnchen der Schnellimbisskette Popeyes in der Show von Oprah Winfrey publik gemacht hatte, wurde ihr – obwohl sie sich dank ihres ständig zunehmenden Vermögens alles auf der Speisekarte locker leisten konnte – eine besondere Ehre zuteil: „Irgendwann begannen die Leute mir, egal, wo ich hinging, Essen von Popeyes zu kaufen. Dort hörte man davon und man verlieh mir die lebenslange Mitgliedschaft … Ich kann die Karte zücken und so viel haben, wie ich will. Aber ich habe das noch nie getan, weil es mir peinlich wäre.“ Aber ihre notorische Leidenschaft für Popeyes’ Chicken ist so groß, dass sie es sogar den Gästen auf ihrer Hochzeit anbot.
Beyoncé war uneingeschränkt stolz auf ihre texanischen Wurzeln und Houston blieb immer der Ort, an dem sie sich am wohlsten fühlte und an dem sie entspannen konnte. „Wenn sich die Gelegenheit bietet, dann chille ich üblicherweise zuhause“, erklärte sie. Während ihrer Heimaturlaube bereite es ihr und Kelly große Freude, wie Jugendliche Ausflüge ins nahegelegene Einkaufszentrum mit seinen mehr als 300 Shops zu unternehmen: „Manchmal kann das schon ein wenig ausarten, weil die Leute einen wiedererkennen, aber üblicherweise lassen sie uns in Ruhe“, erklärte Kelly in Texas Monthly. „Eigentlich werde ich lieber erkannt.“
Jede Rückkehr zu den Wurzeln war auch deshalb überlebenswichtig für Destiny’s Child, da es ihnen auch die Möglichkeit gab, ihrer geliebten Kirche, St. John’s, einen Besuch abzustatten. Die Mädchen waren bekannt dafür, mitunter spät am Sonnabend in Houston zu landen, nur um den sonntäglichen Gottesdienst besuchen zu können und sich im Anschluss wieder zu verabschieden. „St. John’s ist mein Zuhause“, sagte Kelly einmal. „Ich liebe St. John’s. Ich weiß, dass ich meinen Weg nicht alleine bestimmen kann, also überlasse ich das Gott.“ Auch Beyoncé brachte stets einen Besuch beim Gottesdienst unter, wenn sie ein wenig Freizeit hatte. Sie behauptete, dass es sie bei Verstand halten würde. Der damalige Pastor der Mädchen, Rudy Rasmus, erörterte gegenüber dem Observer: „Es ist ein sehr spezieller Ort. Wir begannen vor neun Jahren als eine Gemeinde mit neun Menschen. Mittlerweile sind es 4.600. Obwohl es eine sehr große Kirchengemeinde ist, fühlt es sich eher kleinstädtisch an.“ Er fügte noch hinzu: „Die Mädchen sind hier aufgewachsen … Hier stehen sie nicht im Rampenlicht. Die Leute lassen sie in Ruhe.“ Als ein Interviewer vom Magazin Vibe Beyoncé im Jahr 2001 in der Kirche traf, bemerkte er, dass sie leise in einer der Kirchenbänke schluchzte und auch Kelly ein paar Reihen vor ihr Tränen vergoss. Ein wenig später erklärte Beyoncé, dass ihre Tränen kein Zeichen von Trauer gewesen seien. Sie würde sich nur besonders gesegnet fühlen. Die Kirche spielte jedenfalls eine so große Rolle in ihrem Leben, dass Beyoncé Berichten zufolge im Laufe der Jahre St. John’s eine halbe Million Dollar gespendet haben soll.
Wochenlang unterwegs zu sein und aus dem Koffer zu leben, hatte desaströse Auswirkungen auf das Liebesleben der Girls. Sie gaben an, wenig Glück beim anderen Geschlecht zu haben, selbst wenn der seltene Fall eintrat und sie am Abend ausgehen konnten. „Wir sitzen nur herum und schauen deprimiert aus der Wäsche“, kommentierte Beyoncé trocken im Magazin W. „Wir sehen so unglücklich und gelangweilt drein und nie spricht uns jemand an. Wegen der Sicherheitsleute kommt ohnehin keiner zu uns durch.“ Obwohl sie sich selbst darüber lustig machte: Es gab einfach keinen Platz für soziale Kontakte in ihrem Terminkalender. „Ich bin für einen Tag in einer Stadt, erledige meinen Job, dann geht es schon weiter in die nächste Stadt, deshalb kann ich nicht wirklich Leute kennenlernen“, vertraute sie dem Telegraph Magazine an. Als sie kurz davor stand, ihre Teenager-Jahre hinter sich zu lassen, wäre das wohl der ideale Zeitpunkt gewesen, sich auf eine dauerhafte Erwachsenenbeziehung einzulassen, doch standen die Chancen dafür gleich null. „Ich hätte so gerne einen Freund“, meinte sie. „Wenn ich einen finden könnte, der mit dieser Art Leben zurechtkäme, wäre das toll, aber jetzt im Moment hat das hier eben Priorität.“ Auch gab sie an, dass die Versuche der Jungs, sie zu bezirzen, in der Regel hoffnungslos und mit hochnotpeinlichen Anmachsprüchen gespickt seien. „Ich bin sehr wählerisch. Viele Typen sind mit Konversation echt überfordert. Viele kommen mit Sachen daher, die sich auf unsere Songs beziehen. Das ist so abgedroschen.“ Auf die Frage von COSMOgirl, auf was sie bei einem potenziellen Freund Wert legen würde, antwortete sie: „Ich bin auf der Suche nach jemandem, der seinen eigenen beruflichen Weg bestreitet, Karriere macht. Er muss nicht viel Geld haben – jemand, der aufs College geht, wäre cool.“ Vielleicht forderte sie mit diesen Worten das Schicksal heraus, denn Beyoncé standen plötzliche und sehr einschneidende Veränderungen bezüglich ihres Liebesglücks ins Haus.
Es begann völlig unerwartet bei einer Fotosession für eine spezielle „Musikausgabe“ von Vanity Fair im Spätsommer 2001. Außer ihr war neben Kalibern wie David Bowie, Gwen Stefani, Stevie Wonder und Joni Mitchell auch ein gewisser Hip-Hop-Künstler und Produzent namens Jay-Z vor Ort. Der Rapper und gebürtige New Yorker hörte auf den Geburtsnamen Shawn Corey Carter, obwohl nur wenige ihn unter diesem Namen kannten. Beyoncé hatte Jay-Z im Sommer zuvor kennengelernt, als sie mit der Rapperin Amil zusammenarbeitete, die bei seiner Plattenfirma Roc-A-Fella unter Vertrag stand. Beyoncé, damals 18 Jahre alt, sang auf Amils Single „I Got That“, die Jay-Z mitverfasst hatte und für die er auch das dazugehörige Video als Regisseur betreute. Bei ihrem neuerlichen Aufeinandertreffen bei der Fotosession von Vanity Fair flogen jedenfalls die Funken zwischen Jay-Z und Beyoncé. Zwischen den beiden bestand eine Verbindung, die sie so nicht erwartet hätte. Sie war einverstanden damit, Telefonnummern auszutauschen, dachte aber tief in ihrem Inneren, dass eine Beziehung unwahrscheinlich sein würde, da beide durch ihre randvollen Terminpläne eingeschränkt waren. Abgesehen davon lebte Jay-Z zirka 2.400 Kilometer von Houston entfernt in Fort Lee, New Jersey. Und trotzdem war sie aufrichtig begeistert von diesem Mann, der sie zu „kapieren“ schien, und sie begann, wenn es ihnen beiden zeitlich möglich war, sich mit ihm am Telefon zu unterhalten – bald sogar schon jeden Tag.
Im Endeffekt beruhte ihre ganze Beziehung auf diesen Ferngesprächen. Jahre später erzählte Beyoncé Oprah Winfrey: „Wir waren zuerst bloß Freunde, ungefähr eineinhalb Jahre lang, bevor wir uns zu einem Rendezvous verabredeten. Eineinhalb Jahre hingen wir am Telefon. Solch eine Grundlage ist so wichtig in einer Beziehung.“ Dem Magazin Glamour verriet sie außerdem: „Ich war 18, als wir uns zum ersten Mal trafen, beziehungsweise 19, als wir anfingen zu daten. Es gab keine Eile. Niemand erwartete von mir, dass ich durchbrennen und heiraten würde.“
Schließlich begannen Beyoncé und Jay-Z, sich so oft es eben ging zu treffen. Sie genossen ruhige Abendessen, Besuche im Kino oder hingen einfach nur in Jay-Zs Apartment ab, um Musik zu hören. In puncto Liebeswerben lief also alles ziemlich unschuldig ab, obwohl Jay-Z gestand, dass er sein Bestes gab, sie für sich einzunehmen. „Nun, ihr wisst schon, du musst es eben versuchen“, erzählte er Vanity Fair Jahre später. „Du musst dich reinhängen … gediegen Essen gehen und so.“
Es hieß außerdem, dass Beyoncé immer noch Jungfrau war, als sie mit Jay-Z zusammenkam. In einem Interview im Jahr 2008 mit dem Daily Telegraph deutete sie an, dass ihre bis dahin einzige Beziehung – jene mit Lyndall – nicht auf diese Art und Weise intim geworden sei. „Ich war noch zu jung, um einen echten Freund zu haben – wir lebten ja nicht zusammen, wir haben nicht, ihr wisst schon …“, sagte sie. „Das war meine einzige Erfahrung mit einem Typen und seither hatte ich auch nur einen anderen Freund in meinem Leben, nämlich Jay.“ Lyndall untermauerte diese Aussage, indem auch er angab, dass er und Beyoncé nie miteinander geschlafen hätten. Der Sun erklärte er, dass er sie nie unter Druck hatte setzen wollen, da sie so einen tiefreligiösen Background hatte. „Das war hart, weil die Chemie zwischen uns so stimmte, aber ich respektierte Beyoncé und wusste,