Beyoncé - Crazy in Love. Anna Pointer

Beyoncé - Crazy in Love - Anna Pointer


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große Bühne des Lebens betrat. „Meine Mom behauptet, dass es eine einfache und relativ schmerzfreie Geburt gewesen sei – anders als ein paar meiner anderen Auftritte“, schrieb Beyoncé in Soul Survivors. „Meine Eltern einigten sich vor meiner Geburt darauf, dass mein Dad meinen zweiten Vornamen und meine Mutter den ersten aussuchen dürfe. Also stammt ‚Beyoncé‘ von ihr – eigentlich war das ihr Mädchenname.“

      Um genau zu sein, ist es eine Ableitung des Mädchennamens ihrer Mutter. Tina hatte als Celestine Ann Beyincé das Licht der Welt erblickt. Um den Namen auch nach ihrer Heirat am Leben zu erhalten, kam sie auf Beyoncé – was bei ihrem eigenen Vater, Lumiz Beyincé, nicht unbedingt gut ankam. „Meine Familie war nicht glücklich darüber“, gestand Tina gegenüber dem Rolling Stone. „Mein Dad sagte, dass sie sauer auf mich sein würde, da sich der Name vom Nachnamen meiner Familie ableitete.“ Lumiz sollte Recht behalten: Als junges Mädchen hasste Beyoncé ihren Namen. „Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, ihn zu lieben, aber als ich klein war, war das für die anderen Kinder einfach nur ein weiterer Grund, mich zu hänseln“, erörterte sie in Soul Survivors. „Jeden Morgen, wenn der Lehrer die Anwesenheit überprüfte, hätte ich mich am liebsten unter meinem Pult verkrochen.“

      Aber bevor Beyoncé in die Schule kam, war ihr natürlich nicht bewusst gewesen, dass ihr Name irgendwie ungewöhnlich wäre, und es hatte nichts gegeben, was einen Schatten auf ihre ersten Lebensjahre geworfen hätte. Zuhause wurde sie „Bey“ oder einfach nur „B“ gerufen und beide Koseformen hielten sich bis in ihr Erwachsenenalter. Frühe Fotos zeigen sie als lächelndes, unbeschwertes Kleinkind mit einem süßen runden Gesicht und einem dunkel gelockten Haarschopf. Sobald sie gehen konnte, begann sie, zur Musik im Radio und den Schallplatten ihrer Eltern – etwa von Michael Jackson, Luther Vandross und Prince – zu tanzen. Mathew und Tina hatten es ebenfalls bereits als Kinder geliebt zu singen und auch selbst schon an Talentshows teilgenommen. Tina hatte außerdem in einer Gruppe namens Beltones gesungen. Die Gruppe war nach dem Vorbild von Diana Ross und den Supremes konzipiert gewesen und ihre Kostüme waren von ihr selbst entworfen worfen. Im Haus lief stets Musik und Beyoncé erinnert sich gerne daran, wie sie Lieder mit ihrem Dad, der sie am Keyboard begleitete, sang. Eine ihrer frühesten Erinnerungen ist, wie sie ihrer Mutter einen Song, den sie in der Schule gelernt hatte, vortrug. „Ich war in der ersten Klasse, als mich meine Mom fragte, was ich heute in der Schule gelernt hätte, und ich ihr antwortete: ‚Einen Song.‘ Sie stand am Spülbecken und kümmerte sich um das Geschirr, trocknete sich die Hände an ihrer Schürze ab, drehte sich zu mir und sah mich an. ‚Nun, das ist ja nett‘, sagte sie, ‚dann lass mal hören.‘ Ich saß am Küchentisch, stand aber auf, um ihr vorzusingen, wie es der Lehrer mir gezeigt hatte. Ich werde dieses Gefühl nie vergessen“, erklärte sie in Soul Survivors. „Ich liebte es, für meine Mutter einen Auftritt hinzulegen – es war wie ein Rausch.“ Obwohl Musik seit jeher im Leben von Mathew und Tina eine Rolle gespielt hatte, verfügten sie auch über eine natürliche Begabung für Geschäftliches und waren entschlossen, gegen alle Widrigkeiten finanziell erfolgreich zu sein.

      Der mittlerweile 64-jährige Mathew Knowles war 1951 in Gadsden, Alabama, geboren worden, als noch strikte Rassentrennung zwischen Weißen und Schwarzen geherrscht hatte. Seine Familie war arm und lebte in einem winzigen, baufälligen Haus, das kein eigenes Badezimmer hatte. Aber seine Eltern waren fleißige und erfinderische Menschen. Sein Vater, auch er hieß Mathew, war Lastwagenfahrer und überredete die Besitzer seines Trucks, ihm zu erlauben, das Fahrzeug in der Nacht dafür zu verwenden, um das Altmetall, das er von alten Autos und Häusern gesammelt hatte, zu verkaufen. Mathews Mutter arbeitete als Dienstmädchen und verkaufte in ihrer Freizeit Steppdecken und Lebensmittelkonserven. Sein Großvater, der zur Hälfte Cherokee-Indianer war, besaß 300 Morgen Land, die er an eine Papiermühle vermietete. Das Beispiel, das ihm seine Eltern und sein Großvater gaben, inspirierte Mathew dazu, ein Geschäftsmann zu werden. Bereits in der Schule unternahm er erste Schritte als Unternehmer, indem er billig Süßigkeiten einkaufte und sie mit Gewinn an seine Kameraden weiterverkaufte. „Ich wollte schon immer ein Geschäftsmann sein. Ich ging los und kaufte mir für einen Dollar Süßigkeiten und machte damit aus dem einen Dollar in Folge drei Dollar“, erzählte er gegenüber dem Magazin Empower. „Ich hatte zwar eigentlich keine Ahnung von dem, was ich da tat, aber es funktionierte.“

      Seine Eltern förderten nicht nur seine unternehmerischen Ambitionen, sondern auch seine schulische Bildung – und seine Liebe zur Musik. Mathew erinnert sich etwa daran, dass er nach dem sonntäglichen Abendessen im Familienkreis regelmäßig als DJ fungierte, während seine Mom und sein Dad im Wohnzimmer tanzten. „Mein Dad war über einen Meter neunzig groß und wog fast 140 Kilo, konnte für so einen großen Kerl aber echt gut tanzen. Ich habe Musik immer schon geliebt“, sagte er. In der Schule sang er im Chor und hatte gemeinsam mit anderen Jungs eine Band, aber er enthüllte später, dass seine heranwachsende Tochter Beyoncé ihren Daddy stets darum bat, bloß nicht zu singen.

      Mathew erhielt ein Basketball-Stipendium der University of Tennessee, wechselte aber schließlich an die Fisk University in Nashville, um dort Volks- und Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Als Student an der Fisk begann er darüber nachzudenken, musikalische Talente mit der Hilfe eines lokalen Radiosenders zu fördern. Nachdem er 1974 seinen Abschluss gemacht hatte, legte er dieses Interesse erst einmal auf Eis, um eine Karriere im Verkauf einzuschlagen und für Firmen zu arbeiten, die ihren Kunden etwa Lebensversicherungen oder medizinische Ausrüstung anboten. Schließlich landete er in der Abteilung für bildgebende Diagnostik der Firma Xerox und war dort so erfolgreich, dass er, als 1981 seine erste Tochter zur Welt kam, auf ein sechsstelliges Jahresgehalt verweisen konnte und gemeinsam mit Tina ein komfortables Heim im texanischen Houston bewohnte.

      Auch Tina, mittlerweile 60 Jahre alt, stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Als jüngstes von sieben Kindern louisianisch-kreolischer sowie außerdem noch afrikanischer, indianischer, französischer und irischer Abstammung wuchs Tina in Galveston, Texas, auf. Ihre Mutter Agnèz ermöglichte ihr den kostenpflichtigen Besuch von katholischen Privatschulen, indem sie für Herrschaften der gehobenen Gesellschaft Kleidung schneiderte. „Meine Mutter zahlte einen Teil der Schulgebühren auch damit, indem sie Roben für Ministranten, Umhänge für Priester und Messgewänder anfertigte“, erzählte sie dem Magazin Ebony. „Sie war wirklich sehr begabt. Leute kamen zu ihr, damit sie ihnen Kleider für den Schulball und schicke Abendkleider schneiderte.“

      Mitte der Siebzigerjahre arbeitete Tina in einer Bank und lernte Mathew auf einer Party kennen. Allerdings sollte zuerst noch ein Jahr vergehen, bevor sie anfingen, fest miteinander zu gehen. 1979 heirateten sie schließlich. Sie waren ein erfolgreiches und glamouröses junges Ehepaar, das sich dank des Gehalts, das Mathew bei Xerox verdiente, einen beneidenswerten Lebensstil leisten konnte. Sie hatten ein schönes Haus, Autos und Geld. Da war es nur logisch, dass sie darüber nachdachten, Kinder zu haben, und zu Weihnachten 1980 war Tina schließlich schwanger mit ihrem ersten Baby.

      Als Beyoncé dann auf der Welt war, kündigte Tina ihren Job bei der Bank und eröffnete mithilfe ihrer Ersparnisse einen Frisörsalon namens Headliners. Er wurde die angesagteste Adresse für betuchte Afroamerikaner in Houston und oftmals wurden während der Blütezeiten des Salons gar 24 Kunden gleichzeitig betreut. Tatsächlich lief das Geschäft so gut, dass es sich die Familie leisten konnte, in ein Haus mit sechs Schlafzimmern in einer grünen Straße namens Parkway Drive im vornehmlich von Afroamerikanern bewohnten Viertel Third Ward zu ziehen. Beyoncés Erinnerungen an ihre Kindheit würden stets von fundamentaler Bedeutung für sie sein. Das würde immerhin so weit gehen, dass sie ihr späteres Management-Team Parkwood taufte.

      1986 gebar Tina eine zweite Tochter – Solange. Zwischen den beiden Schwestern lagen fünf Jahre, was sie allerdings nicht davon abhielt, eine sehr enge Bindung zueinander zu entwickeln. Als ältere Schwester behandelte Beyoncé Solange besonders fürsorglich und liebte es, sie zu umhegen, zu bemuttern, sie als Baby zu halten und dabei zu helfen, sie zu baden, zu füttern oder ihr die Windeln zu wechseln. Sie war ihrer Mutter eine große Unterstützung. Tina sagt außerdem, dass auch später, als die beiden heranwuchsen, Streitereien Seltenheitswert besaßen. „Es gab mal eine Phase, in der Solange Beyoncé auf die Nerven ging, weil sie sich dauernd Klamotten ausborgte, ganz typisches Verhalten eben. Aber sie passten schon immer aufeinander auf und stehen sich sehr nahe“, erzählte sie gegenüber Access Hollywood. „Da gab


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