Sex, Love & Rock'n'Roll. Hollow Skai
so sehr, und noch mehr nervt es mich, sie beantworten zu müssen.“
10. Elton John
Mittlerweile steht Elton John bekanntlich dazu, schwul zu sein, doch lange Zeit war es offenbar ein Problem für ihn, das zuzugeben. Als er einst gefragt wurde, ob er bisexuell sei, hatte er ausweichend geantwortet: „Es ist nichts Schlimmes dabei, mit jemandem ins Bett zu gehen, der dasselbe Geschlecht hat. Sind wir nicht alle in gewissem Maße bisexuell? Ich glaube jedenfalls nicht, dass nur ich es bin. Es ist nichts Schlechtes daran. Ich glaube, Sie sind auch bisexuell. Jeder ist es.“
Androgyne Popstars
1. David Bowie
2. Annie Lennox
3. Robert Smith (The Cure)
4. Grace Jones
5. Ville Valo (Him)
6. Amanda Lear
7. Bill Kaulitz (Tokio Hotel)
8. Brian Molko (Placebo)
9. Maureen Tucker (Velvet Underground)
10. Marilyn Manson
Koks macht bisexuell
Eine ungewöhnliche Erklärung dafür, warum jemand bisexuell ist, lieferte Vince Neil, der Sänger der Pudel-Rock-Band Mötley Crüe, in seiner Autobiografie Tattoos & Tequila: „Kokain ist der Spielplatz des Teufels. Es wirkt sich auf das Sexualzentrum des Gehirns aus und kann ganz schön verrückte Dinge auslösen. Ich bin mir nicht sicher, ob [seine Freundin] Leah je ihre Bisexualität entdeckt hätte, wenn sie der White Lady niemals nahe gekommen wäre.“
Riot Grrrls – Rock gegen Männer
Das etwas südlich von Seattle gelegene Olympia ist nicht nur der Ort, in dem Kurt Cobain lernte, was „cooler“ Punk Rock ist, wie Everett True in Nirvana – die wahre Geschichte schrieb. In der Landeshauptstadt des US-Bundesstaats Washington waren (und sind) auch die Riot Grrrls zu Hause, die in den Neunzigern dafür sorgten, dass Grunge Rock nicht so testosterongeprägt war wie Hard Rock oder Heavy Metal.
Bands wie Babes in Toyland, Bikini Kill, Hole, L7 oder Team Dresch artikulierten ihren Frust und ihre Wut ungefiltert und brachial. Ihre Texte spiegelten die „Taten und Trends einer sexistischen Gesellschaft“ wider, „in der Gewalt, Unterdrückung, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung an der Tagesordnung sind“. Ihr Outfit war „ein Protest gegen das Schönheitsdiktat, das aus jungen Mädchen bulimische Barbie-Puppen macht“. Und manche, so Sabine Reichel im ZEITmagazin, beherrschten „sogar ihre Instrumente“.
Dabei interessierten sich Bikini Kill nahezu ausschließlich für Frauen. In ihren Konzerten forderten sie Männer schon mal auf, bitteschön nicht vor der Bühne zu stehen, sondern mehr an der Seite, damit sie sich besser auf Mädchen konzentrieren konnten, die auf die Bühne kommen und über sexuellen Missbrauch auspacken sollten. Weshalb sie sich prompt den Vorwurf einhandelten, Männer auf Grund ihres Geschlechts zu diskriminieren.
Gleichwohl beeinflussten die Riot Grrrls nicht nur Kurt Cobain, sondern die gesamte feministische Subkultur, der sich auch die Frauen-Band L7 aus Los Angeles verbunden fühlte. Als sie ihren Auftritt beim englischen Reading-Festival 1992 aus technischen Gründen abkürzen musste und daraufhin von der enttäuschten Menge mit Schlamm bombardiert wurde, flüchtete sie keineswegs von der Bühne. Ihre Sängerin Donita Sparks warf vielmehr ihren Tampon zurück und zürnte: „Eat my used tampon, fucker!“
Andererseits bewiesen L7 aber auch viel Humor, wenn sie ihre Schlagzeugerin für einen One-Night-Stand verlosten oder ihre Gitarristin Suzi Gardner einen Beitrag zur Gleichberechtigung leistete, indem sie sich den Busen von Cynthia Plaster Caster in Gips abdrucken ließ, damit sie ihre Sammlung von Gipsschwänzen prominenter Rock-Musiker ergänzen konnte.
Shake your Dicks
Nachdem ein Demo ihres Songs „Fuck The Pain Away“ unbearbeitet veröffentlicht worden war und sich zu einem kleinen Hit entwickelte, durfte die in Berlin lebende Kanadierin Peaches im Vorprogramm von Björk und den Queens of the Stone Age auftreten. Geadelt fühlte sie sich aber erst, als die Regisseurin Sofia Coppola sie persönlich anrief und bat, den Song in ihrem Film Lost in Translation verwenden zu dürfen.
Anlässlich ihres nächsten Albums Fatherfucker ging die „Ikone im Geschlechterkampf“, wie sie von der Netzeitung bezeichnet wurde, mit Iggy Pop und Marilyn Manson auf Tour und schlug vor, „Fatherfucker“ statt „Motherfucker“ zu sagen. Statt Männer zu verjagen, wollte Peaches sie stärker einbeziehen: „Sie sollten sich gegenseitig küssen“ und „es sollte zwei Jungs für jedes Mädchen geben“. Und anders als Busta Rhymes sang sie nicht: „I set your ass on fire“, sondern: „The tent’s so big in your pants“. Der Aufforderung „Shake your dicks“ kamen in den Konzerten aber nur wenige Männer nach.
Als „Spielzeug“ einer Frau kam sich auch der angehende Latino-Star Ricky Martin vor, als er eine Affäre mit einer verheirateten „Megafrau“ hatte. Schon nach kurzer Zeit war er „Wachs in ihren Händen“, und sie wurde für ihn zu einem Gift, „das das Tier in mir zum Leben erweckte“. Die Dame raubte ihm so sehr den Verstand, dass er ihr sogar die Zehen lutschte. Als ihm bewusst wurde, dass sie die Rollen getauscht hatten und sie nicht daran dachte, sich von ihrem Mann zu trennen, benötigte er eine ganze Weile, bis sie ihm nicht mehr den Kopf verdrehte.
Dass Madonna in ihrer Beziehung die Hosen an hat, musste schließlich auch der Fitnesstrainer Carlos Leon, der Vater ihrer Tochter Lourdes, erkennen: „Wenn sie Lust auf Sex hatte, hat sie mich angepiept. Ich musste sofort zu ihr eilen und ihr zu Diensten sein. Das hat mich alles sehr müde gemacht. Ich habe den Pieper ein paar Mal ignoriert. Dafür hat sie mich dann immer ausgeschimpft, wenn ich nach Hause kam.“
Walk on the Wild Side
Lou Reed war 1966 „der Junge mit dem größten Sex-Appeal in der Stadt“, erinnerte sich Danny Fields in Victor Bockris’ Biografie über dessen sado-masochistisches Leben. Ähnlich wie Andy Warhol interessierte er sich für sexuelle Rollenspiele, Transvestiten und S&M, weshalb er in der Factory zunächst nur Loulou genannt wurde, doch es dauerte noch ein paar Jahre, bis er sich den Phantasien näherte, die er mit Songs wie „Venus In Furs“ heraufbeschworen hatte. Erst nachdem das von David Bowie produzierte Album Transformer und die daraus ausgekoppelte Single „Walk On The Wild Side“ beide auf Platz 1 der US-Charts notiert worden waren und Bowie sich 1972 im Melody Maker öffentlichkeitswirksam als bisexuell geoutet hatte, lernte er in einem Nachtclub in Greenwich Village einen Friseur namens Rachel bzw. Tommy kennen. Der exotische Transvestit mexikanisch-indianischer Abstammung stach ihm sofort ins Auge und zog kurz darauf bei ihm ein.
Wenn seine Roadies gefragt wurden, ob ihr Chef nun bi sei, antworteten sie zumeist: „Bi? Der Kerl ist quadro!“ Und tatsächlich nahmen seine sexuellen Vorlieben immer bizarrere Formen an, wie Bockris schrieb. In Nachtclubs bot er jungen Männern angeblich an, ihm in den Mund zu scheißen, und auch sonst schossen die Gerüchte ins Kraut. Mal hieß es, er hege ein Faible dafür, sich seinen Schwanz an ein Holzbrett nageln zu lassen, und mal soll man ihm in exklusiven Schwulen-Bordellen oder S&M-Clubs Hausverbot erteilt haben, weil er sich gegenüber Angestellten niederträchtig verhalten oder schlicht geweigert habe, hinterher die Rechnung zu begleichen. Gut möglich, dass derlei Ausfälle wohlkalkuliert waren und nur verbreitet wurden, weil jeder von ihm erwartete, dass er ein wildes Sexleben führte. Doch auch nach der Trennung von Rachel, der er den Song „Coney Island Baby“ widmete, interessierte er sich weiterhin für sado-masochistische Praktiken – seine zweite Frau Sylvia Morales lernte er beim Treffen einer S&M-Gruppe kennen, die sich Eulenspiegel Society nannte.
Sylvia Morales war von der chinesisch-amerikanischen Fotografin und Underground-Muse Anya Phillips in die Stripszene eingeführt worden und arbeitete als Domina und Burlesque-Tänzerin am Times Square, als Lou Reed sie abschleppte und zwei Jahre später heiratete. Dem Paar gab niemand eine Chance, allein seine alte Freundin Shelley Albin, zu der er seit seinem Studium in Syracuse gelegentlich Kontakt hatte, glaubte, dass ihre Beziehung funktionieren würde: „Lou ist ein ziemlicher Fifties-Typ. Er ist absolut konservativ.“ Shelley gegenüber will sich Lou Reed als Pascha entpuppt haben: „Meine Frau hat