Irland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralph Raymond Braun
Kultstätte aus der Steinzeit.
◊ Tara - hier residierten die irischen Hochkönige.
◊ Loughcrew Gardens - Opern- und Operettenaufführungen in einem romantischen Schlosspark.
◊ Loughcrew Cairns - Landschaft und Steinzeitkunst auf den „Bergen der Mutter Erde im Wintergewand“.
◊ Trim - eine Normannenburg wie aus dem Bilderbuch und Bravehearts filmisches Zuhause.
Brú na Bóinne Newgrange/Knowth/Dowth
Das geheimnisumwitterte Gräberfeld in der Boyne-Schleife ist nach der Überlieferung der Friedhof der Könige von Tara oder gar die Wohnstatt heidnischer Götter.
Etwa 50 Anlagen sind bekannt, die drei größten, Dowth, Knowth und Newgrange, sind durch ihre Lage auf Anhöhen noch zusätzlich betont; nur Newgrange kann auch im Inneren besichtigt werden. Es handelt sich hier um Ganggräber, künstlich aufgeschüttete Rundhügel, in die ein beinahe waagrechter Gang führt. Dieser endet in einer Kammer, die etwa den Grundriss eines Kleeblattes hat und mit in der Art eines Bienenkorbes geschichteten Steinplatten überkuppelt ist. Gang und Kammer wurden zunächst aus großen Steinen als freistehende Strukturen aufgebaut, wie man sie ganz ähnlich auf Malta sehen kann. Anschließend errichtete man darum den Hügel (Cairn = Bruchstein) mit wechselnden Lagen aus Erde und Stein, wobei für die äußerste Schicht feiner weißer Quarz aus den Wicklow-Bergen herbeigeschafft wurde. Bei allen Hügeln liegt der Eingang im Südosten. Um einige zieht sich ein Steinkreis, wobei nicht immer klar ist, ob Steinkreis und Cairn gleichzeitig oder in verschiedenen Epochen gebaut wurden, also beispielsweise der Cairn in einen schon bestehenden Steinkreis hineingebaut wurde.
Nach dem Ende der Megalithkultur bezogen Menschen die bis heute regendichten Kammern; die Wikinger suchten vergeblich nach Schätzen, und seit dem Mittelalter schlachtete man die Cairns als Steinbrüche aus.
Visitor Centre: Das Zentrum erzählt die Geschichte der Gräber und stellt sie in einen kulturellen Zusammenhang, hilft ihren Aufbau zu verstehen, schildert die Lebensweise der Steinzeitmenschen und gibt Einblick in die Arbeit der Archäologen. Eine Geräuschkulisse aus Vogelgezwitscher und Insektensummen erinnert daran, dass unsere Ahnen zumindest akustisch ein ruhigeres Leben hatten. Moderne Kunst ist mit einem gespaltenen Granitblock vertreten, in dessen Inneren es geheimnisvoll funkelt. Die Wartezeit auf die Führungen durch die Gräber kann man sich, außer in der Ausstellung, auch im Tea Room, in der Buchhandlung oder mit Spaziergängen in der Umgebung vertreiben.
♦ Febr.-April & Okt. tägl. 9.30-17.30 Uhr; Sept. 9-18.30 Uhr; Mai-Aug. 9-19 Uhr; Nov.-Jan. 9.30-17 Uhr; Einlass bis 45 Min. vor Schließung. Eintritt 5 €.
Newgrange
Der Hügel hat einen Durchmesser von 90 m und ist heute noch 13 m hoch - früher dürfte er um einiges mehr aufgeragt haben, doch Wind und Wetter ebneten ihn allmählich ein. Auf der Spitze stand bis ins 17. Jh. als weithin sichtbare Landmarke ein gewaltiger Stein. Das gegenwärtige Äußere des Cairns ist Ergebnis der gründlichen Erforschung und Rekonstruktion. Den Cairn fasst ein Kranz von fast 100 liegenden, ungefähr 1,20 m hohen Steinen ein, der wohl verhindern soll, dass die „Torte“ von ihrem eigenen Gewicht an der Basis auseinanderquillt. Einige von ihnen sind auch auf der nicht sichtbaren Rückseite verziert, was zu vielerlei Spekulationen Anlass gibt.
In den drei Kammern im Inneren des Cairns fanden die Ausgräber in den Boden eingelassene Steinbecken und um diese herum Schalen mit Resten von Knochen und Leichenbrand. Bei den Grabungen kamen auch römische Münzen zutage - die Römer mögen als Touristen hier gewesen sein und den fremden Göttern ihren Obolus gebracht haben, oder irgendjemand hat vielleicht hier seinen Schatz vergraben.
Der Eingangsstein ist mit fünf Spiralen ziseliert, dazu Rhomben und Wellenlinien. Auch die Orthostaten (hochkant stehende Seitensteine) der Kammer sind üppig verziert. In die Decksteine von Gang und Kammer sind Rinnen eingemeißelt, die das Regenwasser nach außen ableiteten. Durch einen Lichtkasten über dem Eingang und weiter durch den Gang leuchtet die Sonne am 21. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende, kurz nach ihrem Aufgang für etwa eine Viertelstunde bis in die Kammer. Das Lichtspiel wird außer in der Ausstellung des Visitor Centre auch während der Besichtigung mit Lampen simuliert, weshalb Sie nicht unbedingt am 21. Dezember kommen müssen.
Eher auf einen Termin hoffen können Sie in der Woche vor und nach der Wintersonnenwende. Auch dann erreicht die Sonne, wenn auch etwas kürzer, das Innere des Cairns. Diese geringe Abweichung von der Idealachse - die Sonnenstrahlen erreichen am 21. erst vier Minuten nach dem Aufgang des Gestirns die Kammer, und sie reichen auch nicht ganz bis an deren Rückwand - ist keine Ungenauigkeit der steinzeitlichen Baumeister. Die Astronomen gehen davon aus, dass sich in den letzten Jahrtausenden die Erdachse leicht verschoben hat.
Newgrange gehört zu den am meisten besuchten Monumenten Irlands. Kommen Sie also besser unter der Woche oder wenigstens früh am Morgen, denn die Teilnehmerzahl bei den Führungen ist begrenzt. In dem schmalen Gang ins Innere des Cairns streift man unwillkürlich an den Reliefs entlang, manche Besucher klauen Steine aus dem Grab, andere ritzen ihre Namen in die Wände der Kammer - eine Unsitte, der sogar der Archäologe McAllister gleich dreimal frönte.
♦ Geöffnet wie Visitor Centre; letzter Zubringerbus 1* Std. vor Schließung. Tour „Outside only“ mit Knowth und Visitor Centre 12 €, mit Besuch der Grabkammer 18 €.
Grabbeigabe aus Newgrange
Newgrange, Dowth und Knowth können nur vom Brú na Bóinne Visitor Centre aus besucht werden - die Wegweiser „Newgrange“ leiten dort hin. Vom Centre geht man, mit Eintrittskarte, über eine kleine Fußgängerbrücke auf das andere Flussufer, wo ein Kleinbus wartet, der die Besucher zu den Monumenten bringt.
Für das Innere des Newgrange-Cairns wird nur eine limitierte Anzahl Karten, vorrangig online, verkauft über brunaboinne.admit-one.eu. Für die besonders begehrten Tage um die Wintersonnenwende werden die Tickets verlost.
Rätsel der Steinzeit
Die meisten Forscher glauben, dass die Monumentalbauten von den Steinzeitmenschen vor 5000 Jahren als Gräber angelegt wurden. Sicher ist das nicht, und eine Minderheit billigt ihnen ein Alter von „nur“ 3000 Jahren zu. Wir wissen herzlich wenig über die Megalithkultur, die uns buchstäblich fast nur Steine hinterlassen hat (griech. megalos lithos = großer Stein). Die Aussagen der Wissenschaftler beruhen auf einer Kette von Indizien, Hypothesen und Plausibilitäten - ein Gedankengebäude aus vielen Steinen, aus dem man nicht einen wegnehmen darf, um nicht das ganze Haus zusammenbrechen zu lassen.
Steinzeitkunst in Newgrange
Nehmen wir das Alter der Cairns. Es wird mit der C14-Methode bestimmt, die sich zunutze macht, dass Pflanzen (wie alles Lebendige) zu Lebzeiten aus der Atmosphäre Kohlenstoff aufnehmen. Neben dem gewöhnlichen Kohlenstoff (C12) gelangt dabei über den Stoffwechsel auch das seltene Kohlenstoffisotop C14 in den Körper, Kohlenstoffatome, die im Kern zwei zusätzliche Neutronen haben. Diese C14-Kerne