Seewölfe Paket 7. Roy Palmer

Seewölfe Paket 7 - Roy Palmer


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bei allem Respekt, auf die Geschichten falle ich nicht mehr herein. Tut mir leid, Mister Carberry. Bitte mich abmelden zu dürfen.“

      Der Profos war richtig erschüttert. Eine Weile stand er finster schweigend da, und Bill befürchtete schon das Schlimmste. Dann sagte Carberry aber nur: „Also gut, hau ab, mein Sohn.“

      Bill kehrte zu den Luvwanten zurück und kletterte in den Webeleinen hoch, froh, einem brüllenden Donnerwetter des Profos’ entgangen zu sein.

      Sir John ließ sich auf der Profosschulter nieder, aber sein Herr scheuchte ihn weg.

      „Verschwinde, du Schnarchhahn“, fuhr er den bunten Vogel an. „Sieh zu, daß du Land gewinnst.“ Wirklich, um Carberrys Stimmung war es jetzt nicht mehr zum besten bestellt.

      Er trat zu dem jungen Dan O’Flynn, der sich gerade auf dem Rand der Kuhlgräting niedergelassen hatte.

      „Jetzt wird der Bengel auch schon frech“, sagte Carberry verdrossen. „Das hat er von dir gelernt. Seit du nur noch selten als Ausguck oben im Mars hockst, läßt die Disziplin zu wünschen übrig. Eines Tages stauche ich euch Kakerlaken alle zusammen, daß euch Hören und Sehen vergeht.“

      Dan hatte den Dialog zwischen Carberry und dem Schiffsjungen natürlich verfolgt. Ihm lag schon eine spöttische Erwiderung auf der Zunge, aber dann sagte er sich, daß man’s nicht übertreiben solle.

      „Ed“, entgegnete er daher beinah sanft. „Laß doch. Bill ist dabei, sich zum vollwertigen Decksmann zu mausern. Gerade du hast ihn doch sonst immer unter deine schützenden Fittiche genommen.“

      „Meine was? Der Teufel soll den Burschen holen.“

      „Na ja. Jedenfalls mußt du verstehen, daß Bill an deine haarsträubenden Schauermärchen nicht mehr glauben will.“

      Der Profos wollte einen lauten Fluch loslassen, aber Dan redete weiter, ehe er dazu kam: „Außerdem – wir berühren den Äquator sowieso nicht. Es erübrigt sich also, davon zu sprechen. Wir segeln knapp nördlich an ihm vorbei, bevor wir durch die Straße von Malakka stoßen. Erst später, in der Indischen See, werden wir ihn wohl überqueren.“

      „O’Flynn, du Schlauberger“, sagte der Profos. „Du hältst dich wohl für oberklug, was, wie?“

      Sie hätten sich jetzt doch gestritten, wenn sich Bill, der Bob abgelöst hatte, nicht aus dem Großmars gemeldet hätte. Klar drang seine Stimme aufs Deck hinunter.

      „Land in Sicht! Steuerbord voraus!“

      2.

      Nach dem Verlassen Borneos war es wirklich der erste Zipfel Erde, den die Seewölfe wiedersahen. Sie traten ans Schanzkleid ihres Schiffes, hoben Kieker vor die Augen und hielten mit gemischten Gefühlen Ausschau.

      Hasard stand am Steuerbordschanzkleid im vorderen Bereich des Achterdecks. Er ließ das Spektiv sinken und sagte zu Ben, Ferris und Shane, die sich hinter ihm befanden: „Kein Festland, eine Insel, wie ich erwartet habe. Die Angaben auf den Karten erweisen sich wieder als ausgesprochen präzise.“

      „Wir haben also den Kepulauan Riau vor uns?“ fragte Ferris Tucker.

      „Ja, den Riau-Archipel.“ Hasard nahm noch einmal das Spektiv zu Hilfe und präzisierte dann: „Es muß sich um eine der kleineren, am weitesten nach Osten versetzt liegenden Inseln handeln.“

      „Wir laufen sie nicht an?“ Ben Brighton warf Hasard einen Seitenblick zu.

      „Ich habe es nicht vor. Haben wir Proviant- oder Trinkwasserprobleme, Ben?“

      „Zur Zeit nicht.“

      „Fast in der ganzen Malakkastraße befinden sich Inseln“, sagte der Seewolf. „In den nächsten Tagen haben wir also noch ausreichend Gelegenheit, uns an Land die Beine zu vertreten.“

      „Sir!“ schrie Bill plötzlich. „Auf der Insel sehe ich etwas, das – ich glaube, das ist Feuer!“

      „Ich ziehe dir die Haut in Streifen ab, wenn du dich nicht klarer ausdrückst, du karierter Decksaffe!“ brüllte Carberry von der Kuhl.

      Hasard schaute noch einmal durch sein Spektiv, konnte im Rund der Optik aber keinen Feuerschein erkennen.

      „Der Junge täuscht sich“, murmelte er. „Vielleicht hat ihn irgendein Sonnenreflex irritiert.“

      Bill meldete sich jetzt aber wieder: „Sir, da brennt was ab, ich sehe es ganz deutlich!“

      Hasard begab sich daraufhin auf die Kuhl, steckte das Spektiv weg und enterte selbst in den Großmars auf. Er kletterte zu Bill hinter die Segeltuchverkleidung der großen Plattform, spähte mit dem Glas nach West-Nord-West und bestätigte Sekunden später: „Es stimmt, Bill. Der Brand scheint am Leeufer der Insel entfacht worden zu sein, also im Südwesten. Daher konntest nur du ihn von deinem erhöhten Standort aus sehen.“

      „Ja, Sir“, antwortete der Junge aufgeregt. „Was hat das Feuer zu bedeuten?“

      Der Seewolf beobachtete unverwandt die Flammen, die einen wabernden Teppich über die Konturen der Insel legten. Er wußte sich selbst noch keinen Reim auf die Erscheinung zu bilden, hatte aber bereits beschlossen, die Sache nicht unbeachtet zu lassen.

      Welche Ursachen mochte es für den Brand geben? Selbstentzündung? Nein, der tropische Regenwald war so feucht, daß jede Glut, die der Sonnenglast eventuell hineinfraß, sofort wieder erlöschen mußte.

      Hatten Eingeborene das Feuer gelegt, um Teile der Flora abzufackeln, um vielleicht Lichtungen zu schaffen, auf denen sie neue Häuser bauen und Pflanzungen einrichten konnten? Hasard hielt auch das für sehr unwahrscheinlich. Meistens gaben sich die Eingeborenen mit dem zufrieden, was sie ihrer Umgebung so abgewinnen konnten, und mit dem Feuer scherzten sie auf keinen Fall. Was den Anbau von Früchten und Gemüse betraf, würden die Inselbewohner dafür keinesfalls einen Kahlschlag schaffen, denn sie waren mit Sicherheit Fischer, allenfalls noch Jäger.

      Menschen schienen aber auf jeden Fall die Urheber der Feuersbrunst zu sein. Hasard erinnerte sich daran, daß Sun Lo, der Mönch von Formosa, ihm über gewisse Riten der Malaien berichtet hatte, bei denen Feuer eine wesentliche Rolle spielte.

      Auf Bali, einer Insel weiter im Osten, sollten Tote beispielsweise an hölzernen Tiersymbolen aufgehängt und dann verbrannt werden, wobei es seltsamerweise sehr lustig zuging.

      Fand dort, auf dem kleinen Eiland, ein derartiger Ritus statt? Für die Seewölfe wäre es kein Grund gewesen, sich die Angelegenheit aus der Nähe zu betrachten. Die Eingeborenen wollten bei einem solchen Zeremoniell gewiß nicht gestört werden.

      „Möglich, daß es sich um Lagerfeuer handelt, Sir“, sagte Bill.

      „Am hellichten Tag? Kaum. Außerdem lodern die Flammen zu hoch.“ Der Seewolf senkte das Spektiv. „Irgend etwas stimmt da nicht, und ich würde einiges darauf verwetten, daß unsere lieben Freunde, die Spanier, die Hände im Spiel haben. Weißt du was? Ich bin neugierig.“

      „Das heißt …“

      „Wir laufen die Insel an und sehen nach, wer das Freudenfeuer angezündet hat – und warum.“ Hasard richtete sich auf, beugte sich über die Großmarsumrandung und teilte den von unten heraufblickenden Männern seine Anweisungen mit.

      Carberry ließ die Schoten noch etwas dichter holen, und Pete Ballie bewegte das Ruderrad. Die „Isabella VIII.“ luvte an und fuhr, mit Steuerbordhalsen und auf Backbordbug liegend, hoch am Wind auf Kurs West-Nord-West auf die Insel zu.

      Hasard harrte im Großmars aus und ließ das Feuer nicht mehr aus den Augen.

      Die Soldaten hatten auch die letzte Hütte in Brand gesetzt, und der Teniente Savero de Almenara schritt vor der glutigen, heißen Flammenwand dem zehn Mann starken Trupp entgegen, der die Dorfbewohner in den Inselwald hinein verfolgt hatte.

      Ein Sargento war der Anführer des Trupps. Etwas außer Atem meldete er dem Teniente: „Nichts, nichts und wieder


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