Seewölfe Paket 11. Roy Palmer

Seewölfe Paket 11 - Roy Palmer


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Welle mühelos gebrochen und die Ausläufer in sich aufgenommen.

      Alle atmeten erleichtert auf, denn in Gedanken hatte jeder das Schiff ähnlich wie die spanische Galeone gesehen, die genau in ihr Verderben gesegelt war.

      Der alte O’Flynn bekreuzigte sich.

      „Das war mehr Glück als Verstand“, murmelte er mit heiserer Stimme. „Ich sah uns schon zerschmettert auf dem Grund liegen. Diesmal hat wirklich der liebe Gott seinen Daumen dazwischengehalten.“

      „Ja, das hat er“, sagte auch Smoky.

      Ferris Tucker und der Profos unternahmen einen Rundgang und kontrollierten, ob alles in Ordnung war. Aber es gab keinen Schaden an dem Schiff, das harte Aufsetzen hatte der Rahsegler mühelos verkraftet.

      Carberry ging nach achtern und meldete, daß alles in Ordnung sei.

      „Gehen wir wieder auf den alten Kurs zurück“, fragte er den Seewolf, „oder segeln wir nach Westen?“

      „Wir segeln Nordkurs weiter, Ed. Und wir sehen uns die Unglücksstelle noch einmal aus der Nähe an. Es besteht trotz allem die Möglichkeit, daß es jemand überlebt hat. Ich selbst glaube es nicht, aber es ist unsere Pflicht, dort noch einmal nachzusehen.“

      „Aye, Sir. Ich glaube auch nicht, daß es jemand überlebt hat. Das Wasser an der Ausbruchsstelle war sicher kochend heiß.“

      Der Seewolf nickte nachdenklich. Ja, das Wasser hatte mit Sicherheit gekocht, und wenn es wirklich noch einen Überlebenden gegeben hatte, dann war er elend umgekommen.

      Das Wagnis konnten sie eingehen, obwohl natürlich die Möglichkeit bestand, daß sich die Katastrophe wiederholte. Zumindest konnte ein plötzlicher Ausbruch erfolgen, und dann gab es keine Rettung mehr.

      Egal, dachte Hasard, sie würden die See absuchen, denn mitunter geschah auch ein Wunder, so wie eben, und vielleicht hatte sich jemand auf einem Trümmerstück retten können.

      Die „Isabella“ ging auf ihren alten Kurs zurück und segelte bald darauf in einem schwachen Wind wieder Kurs Nord.

      Das Grollen aus dem Meer hatte aufgehört. Nur der dunkle Rauch hing noch träge über dem Wasser, und die Luft war brühwarm, die der leichte Wind heranführte.

      Dan O’Flynn suchte vom Großmars aus mit seinen scharfen Augen pausenlos die See ab, und immer wenn der Seewolf zu ihm hochblickte, schüttelte Dan den Kopf.

      „Eine Planke“, sagte Ben. „Mehr scheint von dem Schiff nicht übriggeblieben zu sein. Und da vorn schwimmt noch ein leeres Faß.“

      Vorerst war das alles, was sie entdeckten, als sie sich der trägen Rauchwolke näherten. Dann wurden ein weiteres leeres Faß und eine treibende Handspake gesichtet.

      Aber aus dem Dunst schälte sich ein kegelförmiger Berg heraus, der etwa zwanzig Yards in die Höhe ragte. Pechscharzes Gestein war zu bizarren Formen erstarrt und hatte eine kleine Insel mitten im Meer gebildet.

      Wenn sie weiterhin bestand, würde es eines fernen Tages ganz sicher hier einmal Pflanzen geben, falls Vögel Samenkörner hierher verschleppten oder Kokosnüsse antrieben. Vielleicht half auch der Wind ein wenig mit. Andererseits konnte das kleine Eiland auch schon morgen wieder in den Fluten versunken sein.

      Dichter Rauch lag über der erstarrten Landschaft. Die Insel hatte etwa die achtfache Größe der „Isabella“.

      Hasard ließ Tiefe loten.

      Da, wo das Schiff sich jetzt befand, war die Meerestiefe nicht meßbar, sie mußte einige tausend Yards betragen. Aber je mehr sie sich dem Vulkanland näherten, desto rapider senkte sich der neuentstandene Felsen ins Wasser.

      Als die Wassertiefe nur noch zwanzig Yards betrug, ließ der Seewolf abdrehen.

      „Ein Pestgeruch ist das“, sagte Smoky zum Kutscher. „Da kann einem ja übel werden, wenn man die Luft einatmet.“

      Schwefel“, sagte der Kutscher lakonisch. „Das ist das Zeug, das direkt aus der Hölle stammt. Gewöhne dich nur daran, denn später wirst du mit dem Zeug leben müssen.“

      „Wieso?“ fragte Smoky verständnislos.

      „Weil du dann in der Hölle schmorst, du Stint“, sagte der Kutscher mit Grabesstimme.

      „Da landen zuerst die Knochenbrecher und Medizinmänner, die Quacksalber und Feldschere, die Wald- und Wiesenärzte.“

      Der Kutscher ging nicht darauf ein. Er suchte die See ab, und nach einer Weile schüttelte auch er den Kopf.

      „Nein, das Schiff ist verschwunden und mit ihm die gesamte Mannschaft, das kann keiner überlebt haben, das gibt es nicht.“

      Der Kutscher behielt mit seiner Vermutung recht. Es traf das ein, was auch die anderen schon gesagt und vermutet hatten.

      Außer zwei leeren Fässern, ein paar kleineren Holztrümmern und zwei Spaken wurde nichts gefunden. Es gab keinen Überlebenden, sie fanden in der See nicht einmal eine treibende Leiche.

      Alles, bis auf die paar Teile, war von dem wirbelnden Trichter im Meer verschlungen worden.

      „Wir segeln weiter“, sagte Hasard. „Setzt wieder jeden Fetzen Tuch, damit wir nicht doch noch von einem neuerlichen Ausbruch überrascht werden.“

      Der Profos war froh, diesen Befehl gleich weitergeben zu können, denn die neuentstandene Lavainsel wirkte unheimlich und bedrückend. Außerdem war der Schwefelgeruch so stark, daß es die meisten Männer würgte, sobald sie tief Luft holten.

      Als sie wieder auf Nordkurs lagen, hatten sie die Insel gerade einmal gerundet, und jetzt waren sie froh, als sie achteraus langsam kleiner wurde.

      Die Rauchfahne, die wie die schwarze Pest über der Insel hing, war noch stundenlang zu sehen.

      Erst jetzt fand der Profos Zeit, sich um den Papagei Sir John zu kümmern.

      „Hoffentlich sind seine Eier nicht aus dem Nest gefallen und zerbrochen“, sorgte er sich. „Das wäre wirklich ein Jammer.“

      „Ja, wir hätten sie festzurren sollen“, sagte Ferris Tucker und grinste dabei, aber der Spott traf den Profos nicht.

      „Was verstehst du rothaariger Decksaffe schon von der Liebe eines Papageis zu seinen Kindern!“ schnaubte er.

      „Noch sind ja keine da“, sagte Ferris.

      „Aber es wird nicht mehr lange dauern, darauf kannst du dich verlassen!“

      Carberry ging besorgt nach vorn, und wieder folgte ihm eine ganze Meute, denn die meisten amüsierten sich über ihren Profos mehr als über die Eier, die Sir John gelegt hatte.

      Der Aracanga allerdings hockte oben auf der Rah und putzte ausgiebig sein Gefieder, zog seinen langen Schnabel durch sein Federkleid und war so emsig beschäftigt, daß ihn nichts störte, schon gar nicht sein Gelege.

      Wieder kroch Carberry halb in den Stall hinein.

      „Du mußt da oben noch ein Brett rausnehmen, Ferris“, murmelte er dumpf. „Dann kann man später die Jungen besser sehen.“

      Ferris verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.

      „Soll ich ihm auch noch eine Koje zimmern und ein Schapp, wo er die Federn für seine lieben Kleinen immer aufheben kann?“ fragte er ironisch. „Oder soll ich einen Kieker einbauen lassen, damit du sie immer unter Kontrolle hast?“

      Statt einer Antwort hörten sie zu ihrer großen Verwunderung den Profos jammern.

      „Auch das noch“, sagte er, „jetzt ist doch tatsächlich ein Ei aus dem Nest gefallen.“

      „Dann leg es doch wieder rein!“ riet Tucker. „Mann, du kannst einem ja den letzten Nerv rauben mit deiner Affenliebe zu dem Federvieh.“

      „Hoffentlich zerbricht das zarte Gebilde nicht“, klagte Ed. „Ich habe so grobe Finger und traue mich nicht, es anzufassen.“

      Vor


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