Seewölfe Paket 11. Roy Palmer

Seewölfe Paket 11 - Roy Palmer


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weiß nur, daß ich irgendwo einen schönen, dicken Tampen liegen habe, der geeignet ist, auf kleinen Affenärschen herumzutanzen!“ donnerte der Profos. „Rübenschweine, die in Laderäumen herumstrolchen, wo sie nichts zu suchen haben, kriegen was achtern drauf, verstanden?“

      „Aye, aye, Sir!“ rief Hasard junior nach oben. „Sollen wir die Jagd abbrechen, Sir? Philip hat schon ’ne Ratte erlegt. Wir haben ein neues Verfahren entwickelt und sind mitten in der Erprobung, Sir …“

      „Was für ein Verfahren?“ knurrte Ed Carberry.

      „Na, um die Biester zu fangen, Sir!“ rief Philip junior.

      „Und wie funktioniert das?“

      „Ganz einfach, Sir!“ rief Hasard junior. „Wir haben eine von den Feuerwerksraketen gezündet und unter die Bilgegräting geschoben. Und dann ist das Ding losgeflitzt – unter der Gräting. Das hättest du sehen sollen, Sir! Da hat’s geblitzt und gezischt und geraucht! Na, und die Ratten sind losgesaust vor lauter Schreck. Eine hat ’n explodierenden Stern verschluckt …

      „Jawohl, ’n roten!“ schrie Philip. „Und der hab ich’s mit ’nem Belegnagel gegeben. Schau sie dir mal an, Sir!“

      Und schon flog eine tote Ratte aus dem Laderaum nach oben und klatschte auf die Kuhl. Eindeutig wies sie versengte Barthaare auf, ganz abgesehen davon, daß ihr der Belegnagel das Kreuz gebrochen hatte.

      Auf der Kuhl herrschte Schweigen.

      Carberry hatte Stielaugen. Nicht nur er.

      Nur um Ferris Tuckers Mundwinkel zuckte es verdächtig.

      „Sind die wahnsinnig?“ flüsterte der Profos.

      Jetzt grinste Ferris Tucker ganz offen.

      „Genial“, sagte er, „einfach genial.“

      Carberry meinte, sich verhört zu haben. „Was sagst du? Genial? Bist du verrückt? Diese Lümmel können den ganzen Kasten in die Luft sprengen! Geklaut haben sie die Raketen! Und was ist, wenn sie die Dinger mit dem unlöschbaren Feuer nehmen, he? Was ist dann?“ Carberrys Stimme war immer lauter geworden. „Genial? Hast du noch alle Töpfe im Schapp?“

      „Sie haben aber nicht die Dinger mit dem unlöschbaren Feuer genommen“, sagte Ferris Tucker und grinste noch breiter. „Und bitte sehr, was soll denn schon in der Bilge groß in die Luft fliegen bei den harmlosen Krachern? Eine Bilge ist feucht, ganz abgesehen davon, daß sie bis zu einem bestimmten Pegelstand Wasser führt. Ich“ dachte, das wüßtest du, Mister Carberry. Und die Pulverkammer befindet sich nicht in der Bilge – nicht daß ich wüßte. Sonst noch was, Mister Carberry?“

      Es war dies einer der ganz seltenen Fälle, die dem eisernen Profos die Sprache verschlugen. Er hatte sowieso seinen schlechten Tag.

      Und aus dem Laderaum unter der Kuhl drang verhaltenes Kichern hoch.

      Diese Situation veränderte sich allerdings schlagartig.

      Ein neuer, fremder Laut wurde vernehmbar, vorn am Bug der „Isabella“. Dem Klang nach hörte es sich an, als bumse jemand mit einem Riesenhammer unter der Wasserlinie gegen den Vorsteven.

      Carberry ächzte.

      „Was ist denn jetzt wieder los?“ fragte er verstört.

      Niemand antwortete. Alle lauschten. Ferris Tuckers Miene wirkte verkniffen.

      Etwas schurrte unter dem Kiel entlang. Die Köpfe der Männer wanderten mit, als könnten sie durchs Deck bis zum Kiel schauen. Es war unheimlich.

      Old O’Flynn bewegte den Mund wie ein Karpfen beim Luftholen und murmelte: „Da hat der Wassermann angeklopft …“

      „Idiot!“ zischte Ferris Tucker.

      Das Schurren wanderte nach achtern.

      Die Männer stürzten nach Backbord und Steuerbord ans Schanzkleid und starrten hinunter aufs Wasser.

      Old O’Flynn stampfte mit dem Holzbein auf die Planken und sagte wütend: „Und es ist doch ein Wassermann …“

      Und dann passierte es.

      Unter dem Heck knirschte es vernehmlich. Es war ein häßlicher Laut, der den Männern durch Mark und Bein ging.

      Mehrere Dinge passierten gleichzeitig.

      Pete Ballie, der am Ruder stand, brüllte: „Ruder klemmt, verflucht noch mal!“

      Ein Ruck lief durch die „Isabella“.

      Old O’Flynn verlor die Balance und stürzte fast in den Laderaum der Kuhl. Smoky, der ihm am nächsten stand, erwischte ihn gerade noch am Hosenbund. Carberry, der sich neben Ferris Tucker über das Schanzkleid gebeugt, aber nicht breitbeinig gestanden hatte, verlor ebenfalls den Halt und umarmte den riesigen Schiffszimmermann.

      „Laß mich los!“ knurrte Ferris Tucker wild, befreite sich und stürmte den Niedergang zum Achterdeck hoch.

      Die „Isabella“ luvte unkontrolliert an, die Rahen ächzten gequält, die Segel knatterten wie Pistolenschüsse.

      „Geit die Segel auf!“ peitschte Philip Hasard Killigrews scharfe Stimme über Deck.

      Die Männer lösten sich aus ihrer Erstarrung und gerieten in Bewegung, zumal die dröhnende Stimme des Profos über die Kuhl grollte.

      Die „Isabella“ luvte immer noch an.

      Neben Hasard tauchte Ferris Tukker auf.

      „Wir sind über was weggemangelt!“ keuchte er – und dann riß er die Augen auf, als er achtern über das Steuerbordschanzkleid starrte.

      Hasard sah es auch und fluchte.

      Die „Isabella“ schleppte ein Monster von Urwaldriesen mit und verlangsamte jetzt ihre Fahrt, denn das Riesending hing achtern quer zur Kielrichtung, und zwar nach Steuerbord hinaus bestimmt mit Dreivierteln der Gesamtlänge des Stammes, der einen Durchmesser von mindestens sechs Fuß hatte.

      Darum auch hatte die „Isabella“ angeluvt. Dieses Monstrum wirkte, als habe Pete Ballie mit einem riesigen Ruderblatt nach Steuerbord Hartruder gelegt.

      Und sein Ruder war verklemmt, weil sich irgendein Ast von diesem Riesen von unten in den Zwischenraum von Achtersteven und Vorkante Ruderblatt geschoben hatte und jetzt wie eingekeilt festsaß. Anders konnte es nicht sein.

      Ferris Tuckers Verstand arbeitete wie rasend. Sekundenschnell formte sich ein Bild.

      Diese Stelle dort unten zwischen Ruderblatt und Achtersteven – unter Wasser! – war immer kritisch gewesen, weil sich etwas festsetzen konnte.

      Am Ruderblatt waren die Beschläge mit den Fingerlingen befestigt und ihnen gegenüber am Achtersteven die Ruderösen, in welche die Fingerlinge eingeschoben wurden, damit das Ruderblatt drehbar gelagert war. Diese beiden Beschläge – Ösen und Fingerlinge, insgesamt sechs Paar – überbrückten den Leerraum zwischen Achtersteven und Ruderblatt. Dieser Leerraum mußte sein, damit das Ruderblatt genügend Spielraum nach beiden Seiten hatte. Dazwischen konnte man gut und gern einen Männerschenkel schieben – und so dick mußte der Ast sein, der sich dort unten verklemmt hatte.

      Wie gesagt, das überdachte Ferris Tucker innerhalb von Sekunden, und schon passierte das, was er in der Konsequenz seiner Gedanken befürchtete.

      Ast samt Riesenstamm wirkten wie ein gewaltiger Hebelarm – solange die „Isabella“ noch Fahrt lief.

      Es knirschte und splitterte, und damit war klar, daß dieser monströse Hebelarm mindestens die drei untersten Beschlägepaare aus Achtersteven und Ruderblatt gebrochen hatte.

      Ferris Tucker hängte sich weit über das Steuerbordschanzkleid – und da sah er es auch.

      Das Ruderblatt hing schief und nur noch in den beiden oberen Beschlägen. Also waren vier „im Eimer“.

      „Scheiße“, sagte Ferris Tucker erbittert, „dreimal


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