Seewölfe Paket 11. Roy Palmer

Seewölfe Paket 11 - Roy Palmer


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aye, Sir“, sagte Carberry und küßte noch schnell eine Chinesin, die auf ihn einschnatterte und zur Treppe zeigte.

      Carberry wurde es ganz schwach in den Knien, auch weil die Chinesin hübsch und frisch und gut bestückt war.

      Etwas hilflos blickte er zu Ben hinüber. Dem fiel der Abschied genauso schwer, weil sich die Orientalin an ihn kuschelte.

      „Morgen ist auch noch eine Nacht“, sagte er.

      „Oh, oh, oh!“ sagte die Glutäugige namens Suleika und war den Tränen nahe. „Ganzen Tag warten auf Bän Breitohn?“

      Sam Roskill, Pete Ballie, Stenmark und Batuti grinsten mit breiten Mündern.

      „Beißt euch nur nicht die Ohrläppchen ab!“ sagte Ben wütend.

      „Wir können ja noch bleiben, Bän!“ sagte Pete Ballie und peilte eine Javanerin an, die ein geschlitztes Gewand trug.

      „Schluß jetzt, ihr lausigen Böcke“, knurrte Ed Carberry. „Helft mir mal, den Sirupmolch aus dem Keller zu hieven.“

      Er hatte das Seil, an dem er die drei Kerle aus dem Schankraum gezogen hatte, zur Hälfte gekappt und einen laufenden Pahlstek geknüpft.

      Aber der „Sirupmolch“ weilte auch im Reich der Träume und schnarchte, daß der Keller dröhnte.

      „Mann, Mann!“ fluchte der Profos. „Muß der Idiot ausgerechnet durch die Bretter sausen!“

      „Du hast ihn ungespitzt durchgeschlagen“, sagte Sam Roskill.

      „Mitten ins Sirupfaß“, sagte Pete Ballie.

      „Das ist es ja!“ brüllte ihn Carberry an. „Willst du den klebrigen Molch vielleicht anfassen und ihm das Seil unter die Achsel knüpfen?“

      „Wieso ich?“

      „Und wieso ich?“ fauchte Carberry.

      „Weil du ihn runterbefördert hast, logisch.“ Pete Ballie grinste wieder.

      „Hol Pützen mit Wasser“, befahl Carberry, „und halt hier keine Volksreden. Ich hab’s nämlich!“

      „Was hast du?“

      Carberry stand breitbeinig über dem Loch und peilte in den Keller. „Er liegt auf dem Rücken und schnarcht mit offenem Maul. Da gieß ich ihm Wasser rein, klarer Fall, was, wie?“

      Sie holten Pützen. Carberry nahm sie in Empfang, zielte vorsichtig und entleerte eine Pütz nach unten.

      Der Sirupmolch im Keller begann zu gurgeln, dann verschluckte er sich und hustete röhrend. Fix goß Carberry mehrere Pützen hinunter.

      „Wassereinbruch!“ brüllte der Sirupmolch. „Schließt Schotten und Luken! Alle Mann an die Pumpen!“

      Carberry lachte röhrend und wäre fast durch das Loch gefallen, so schüttelte es ihn. Ben Brighton hielt ihn fest, obwohl er selbst vor Lachen platzte.

      „Komm hoch, Seemann!“ brüllte Carberry nach unten. „Klar Schiff zum Gefecht!“

      Der Kerl raffte sich tatsächlich auf, wenn auch taumelnd, und blickte sich wild um.

      „Backbord, zweites Geschütz klar!“ meldete er.

      Alle sechs Seewölfe waren jetzt um das Loch versammelt und starrten hinunter in den Keller. Sie hätten brüllen können vor Lachen.

      „Auf die feindliche Galeone Backbord querab!“ befahl Carberry hustend, weil er Luft in die verkehrte Kehle gekriegt hatte. Außerdem tränten ihm die Augen.

      „Ziel aufgefaßt!“ lallte der Sirupmolch und steuerte auf das Sirupfaß los.

      „O Himmel!“ stöhnte Carberry. „Hart Steuerbord, Seemann!“

      Der Sirupmolch schwenkte nach rechts und prallte gegen eine Wand.

      Carberry fierte das Seil mit dem laufenden Pahlstek in den Keller hinunter und knurrte: „Verflucht, wie krieg ich den Kerl jetzt in die Schlinge?“

      „Fier das Seil bis eine Handbreit über den Boden, Ed“, flüsterte Ben Brighton.

      Ed Carberry tat es. Der Sirupmolch torkelte umeinander und starrte wild auf das Seil mit der Pahlstekschlinge.

      „In die Wanten, Seemann!“ befahl Ben Brighton scharf. „Enter auf!“ Und Ed flüsterte er hastig zu: „Wenn er in die Schlinge tritt, zieh sie zu und hoch!“

      „Jawohl, Kapitän“, lallte der Sirupmolch, stierte auf das Seil, das etwa drei Schritte vor ihm hin und her baumelte, rülpste laut und torkelte los. Er trat durch die Schlinge. Carberry zog schnell dicht. Die Schlinge rutschte an dem Kerl hoch und unter die Achseln.

      „Wie beim Angeln“, knurrte Carberry, „nur daß ich noch nie nach Affenärschen geangelt habe.“

      „Nach sirupverklebten Affenärschen“, verbesserte Ben Brighton, packte mit zu, und schon schwebte der Kerl nach oben.

      Er zappelte und brüllte und verkündete, die „Zwarte Leeuw“ saufe ab.

      Und als ihn Carberry und Ben Brighton durch das Loch ruckten, brüllte er: „Alle Mann von Bord!“ Dann sackte er in sich zusammen.

      Carberry langte sich eine Flasche vom Tresen und gurgelte ihren Inhalt hinunter. Es war Arrak.

      „O Mann“, sagte er ächzend, „so was hast du noch nicht erlebt. Kämpft im Keller gegen feindliche Galeonen an Backbord. Dieser Molch wäre glatt wieder ins Sirupfaß gestürzt. Alle Mann von Bord!“ Carberry gluckste, und dann lachte er wieder dröhnend.

      Alle lachten, auch die Dänen, aber sie lachten nur mit, weil die anderen lachten. Sie hatten sowieso keinen Durchblick mehr.

      Ben Brighton, Carberry und Batuti hatten je drei Kerle am Seil, Pete Ballie, Stenmark und Sam Roskill zogen je zwei Kerle hinter sich her. In Batutis Bündel hing der Sirupmolch. Da die sechs Seewölfe geraden Kurs auf den Strand nahmen, schleiften sie die fünfzehn Schnaps- und Weinleichen über Stock und Stein, über Gras, Sand und durch Dreck.

      Der Sirupmolch sah entsprechend aus. Seine Kleidung verschwand unter Blättern, Gräsern, Sand, Lianen, Blüten und was alles noch an dem Sirup haften blieb. Später gesellten sich noch Tang, Algen und kleine Muscheln hinzu.

      So zogen sie am Strand entlang ostwärts. Manchmal wechselten sie den Kurs ins Wasser, und wenn sie die fünfzehn Kerle gut getränkt hatten, schleppten sie ihre Bündel wieder am Strand entlang, quer über die Tangstreifen.

      Ab und an wachte einer auf, gurgelte oder lallte und versank wieder in einem Alptraum, den zu begreifen mit alkoholumnebeltem Gehirn unmöglich war. Wahrscheinlich dachten sie, in der Hölle gelandet zu sein.

      Hasard junior erspähte den Zug zuerst und meldete ihn.

      „Sechs Gestalten im Anmarsch!“ rief er zum Deck hinunter. „Sie schleppen was hinter sich her! Dicke Bündel oder so!“

      Smoky, der Decksälteste, wach und unruhig, weil er meinte, die Kakerlaken husten zu hören, und an Deck geblieben war, wirbelte herum und fauchte zum Mars hoch: „Du spinnst wohl?“

      Ungerührt meldete Hasard junior: „Die vorderste Gestalt ist Mister Carberry, schräg hinter ihm befindet sich Mister Brighton. Sie haben Seile über den Schultern …“

      „An den Seilen hängen Kerle!“ schrie Philip junior dazwischen.

      „Halt ’s Maul, hier melde ich!“ erklärte Hasard junior. „An den Seilen hängen Kerle, bei Mister Carberry und bei Mister Brighton – eins, zwei, drei! Bei Mister Batuti auch eins, zwei, drei …“

      Hasards Stimme brach ab, und der Mars wackelte, weil er sich mit Philip um das Spektiv rangelte.

      „Wahnsinn!“ ächzte Smoky.

      Vom Achterdeck meldete Gary Andrews: „Stimmt alles, sie kehren zurück und haben Kerle im Schlepp!“

      Der


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