Seewölfe Paket 9. Roy Palmer

Seewölfe Paket 9 - Roy Palmer


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sich auf dessen Umrandung. Arwenack, der Schimpanse, der Bill Gesellschaft leistete, sah den Papagei feindselig an.

      „Kriegt euch bloß nicht in die Wolle, ihr beiden“, sagte Bill. „Grund zum Zanken besteht wirklich nicht. Wir segeln jetzt nämlich weiter und setzen Kurs auf Land’s End ab. Und wißt ihr, wohin die Reise dann noch einmal geht? Nach Plymouth …“

      Sir John hob die Flügel ein wenig, wackelte mit dem Kopf und krächzte: „Arwenack. Ar-we-nack.“

      Der Schimpanse gab nur ein beleidigtes Grunzen von sich.

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      1.

      An diesem Septembertag des Jahres 1588 zeigte sich das Wetter von seiner unfreundlichen Seite. Eine kühle Brise, die den Geruch von Salzwasser und Tang nach Cornwall trieb, ließ den Sommer vergessen und düstere Herbstzeit ahnen. Nebelschwaden, die sich während des ganzen Tages nicht aufgelöst hatten, trieben über die Mill Bay. Regenschwangere Wolken verhüllten den Himmel über der Hafenstadt Plymouth.

      Dennoch schien es an diesem Tag in Plymouth nicht einen einzigen Menschen zu geben, dem die Witterung auf das Gemüt schlug. Überschwengliche Freude hatte sie alle gepackt – wie ein Fieber, das in rasender Geschwindigkeit um sich griff. Jeder, der seine Beine noch gebrauchen konnte, war hinausgeeilt an die Piers der Mill Bay. Dorthin, wo sich jenes denkwürdige Geschehen abspielte, das diesen Tag zu einem besonderen Tag in den Geschichtsbüchern von Plymouth werden ließ.

      Sie waren heimgekehrt!

      Die Sieger.

      Die tapferen Männer, die Englands Schicksal zur See zum Guten gewendet hatten. Die Männer, die wieder einmal mitten in die Hölle gesegelt waren, um den Teufel am Schwanz zu ziehen. Doch diesmal hatten sie nahezu Übermenschliches geleistet, die erdrückende Übermacht der Armada geschlagen und die spanischen Galeonen zu Treibholz zerlegt. Die Kunde von dem Sieg über Spaniens einst ruhmreiche Seestreitmacht hatte sich in ganz England wie ein Lauffeuer verbreitet.

      Jedermann in Englands Häfen, der bislang schon geheime Bewunderung für die tollkühnen Seefahrer Ihrer Majestät gehegt hatte, schrie diese Bewunderung jetzt hinaus. Niemand übte mehr vornehme Zurückhaltung. Selbst Englands Bürger aus den nobelsten Kreisen gaben sich dem Freudentaumel hin wie einem Rausch.

      Philip Hasard Killigrew, Kapitän der „Isabella VIII.“, und Jean Ribault, sein treuer Kampfgefährte, waren sprachlos. Ribaults Zweimast-Karacke „Le Vengeur“ lag neben der schlanken Galeone des Seewolfs an der Pier.

      Den Männern an Bord der beiden Schiffe erging es nicht anders als ihren Kapitänen – kaum hatten sie Zeit zum Festmachen gefunden. Mit ohrenbetäubendem Jubel wogte die Menschenmenge der „Isabella“ und der „Vengeur“ entgegen, und hätten die Schiffe ausreichenden Tiefgang gehabt, so hätten sich die Massen mit ihrem frenetischen Freudengeschrei buchstäblich über das Schanzkleid hinweg an Deck ergossen. Hasard hatte Jean Ribault gerade noch rechtzeitig signalisieren können, herüberzueilen. Noch während des Anlegemanövers war Jean Ribault an Land gesprungen und hatte sich schnell und geschickt seinen Weg auf die Kuhl der „Isabella VIII.“ gebahnt. Gemeinsam lenkten Hasard und Jean das Chaos in halbwegs geordnete Bahnen.

      Unablässig tönten die freudigen Willkommensrufe vom Kai, zumeist im Chor.

      „Ein Hoch den tapferen Seewölfen!“

      „Willkommen in Plymouth!“

      „Sieger, seid gegrüßt!“

      Männer, Frauen und Kinder drängten sich am Kai. Trubel und Geschrei wollten nicht abreißen. Mehrere prunkvolle Kaleschen standen inmitten der Menge. Die Zugpferde schnaubten und tänzelten nervös, und die Kutscher hatten Mühe, die Tiere unter Kontrolle zu halten.

      Die Crew der „Vengeur“ hatte sich lachend und winkend am Schanzkleid versammelt. Sie genossen es offensichtlich, von den johlenden Menschen gefeiert zu werden.

      Nur auf der „Isabella“ war ein Landgangsteg ausgebracht und rasch wieder eingeholt worden, nachdem der Seewolf die Leute an Bord gelassen hatte, denen er einen Empfang nicht verwehren konnte. Außenbords brandete die Menschenmenge bis an die Beplankung, doch das Schanzkleid war zu hoch, daß sie es erklimmen konnten.

      Es war eine distinguierte Gesellschaft, die sich auf den blankgeschrubbten Decksplanken der Galeone versammelt hatte. Eine kleine Gruppe von elegant gekleideten Ladys und Gentlemen nur – und doch jene Gruppe, die in Plymouth den Ton angab, wie man zu sagen pflegt. Selbst für unbeteiligte Beobachter war es unschwer, festzustellen, daß diesem Empfangskomitee die am Kai wartenden Kaleschen gehörten. Die Kunde von der bevorstehenden Heimkehr der „Isabella VIII.“ und der „Le Vengeur“ war früh genug in der Hafenstadt eingetroffen. Man hatte also Zeit gehabt, Garderobe zu machen und die Pferde anspannen zu lassen. Es ziemte sich nicht für einen Angehörigen der oberen Gesellschaftsschicht, zu Anlässen dieser Art zu Fuß zu gehen.

      Schließlich wußte man in Plymouth den besonderen Ruf zu würdigen, den der Kapitän der „Isabella“ spätestens nach der Rückkehr von seiner letzten Weltumsegelung genoß. An Bord dieses Schiffes, auf diesen Decksplanken, hatte Königin Elizabeth I. den Seewolf zum Ritter geschlagen. Dann hatte Sir Hasard Killigrew, wie er sich nun nennen durfte, einen Kaperbrief aus königlicher Hand erhalten. Sonderrechte also, wie sie nur sehr wenigen englischen Seefahrern jemals eingeräumt worden waren.

      Ja, die Ladys und Gentlemen von Plymouth wußten die Ehre zu schätzen. Die Ehre, auf eben diesen, von königlichem Fuß geweihten Decksplanken den ruhmreichen Seewolf und seine mutigen Kampfgefährten willkommen zu heißen.

      Wegen des Freudengeschreis am Kai war ein Gespräch auf der Kuhl der Galeone nur schwer möglich.

      Nach dem Einlaß durch die Pforte im Schanzkleid hatten die Ladys und Gentlemen unter der Führung ihres Bürgermeisters eine kleine Gruppe gebildet. Gemessenen Schrittes näherten sie sich den beiden Kapitänen, die sie beim Großmast höflich lächelnd erwarteten.

      Die Männer der Isabella-Crew hatten sich auf das Achterkastell und auf das Vordeck zurückgezogen. Was sich da unten abspielte, bereitete ihnen Unbehagen. Diese hochgeschraubten Rituale, die sich die obere Gesellschaft unter dem Begriff Vornehmheit selbst geschaffen hatte, waren den Seewölfen fremd und sinnlos. Sie, die im Kampf gegen ihre Feinde und im Kampf gegen die Naturgewalten ständig dem Tod ins hohle Auge schauten, hatten nichts übrig für eine Lebensform, die an Standesdünkeln und Regeln für gutes Benehmen gemessen wurde.

      Gemischte Gefühle bewegten auch Philip Hasard Killigrew und Jean Ribault. Gewiß, es war ihnen angenehm, so herzlich begrüßt zu werden. Doch der Sieg über Spaniens Armada war der wesentliche Grund für diesen überschwenglichen Empfang.

      Ein glorreicher Sieg. Und als solcher sollte er in die Geschichte eingehen. Die öffentliche Meinung wollte es so und konnte nicht anders. Hasard und Jean Ribault konnten es den Menschen nicht einmal verübeln. Niemand hatte miterlebt, was sich nach der Niederlage der Spanier vor den Küsten Englands, Schottlands und Irlands abgespielt hatte. Niemand, der sein Leben an Land lebte, hatte den Leidensweg des geschlagenen Gegners beobachten können. Es war ein menschenunwürdiger Weg gewesen. Für die meisten der von Hunger und Krankheit und Verzweiflung gezeichneten Spanier hatte dieser Weg in der Hölle geendet. Zu viele zweibeinige Hyänen hatte es gegeben, die dem besiegten Gegner nicht das letzte bißchen Würde zugestanden hatten.

      Für die Seewölfe lag der Sieg über die Armada weit zurück. Im Vordergrund ihrer Erinnerung standen die hinterhältigen und grausamen Anschläge, die vor Schottland und Irland auf die kläglichen Überreste der spanischen Schiffe und ihrer Besatzungen verübt worden waren. Die Seewölfe hatten geholfen, wo sie helfen konnten. Sie hatten hilflose spanische Crews mit Proviant und Trinkwasser versorgt und ihnen den Rückweg in die Heimat ermöglicht. Dabei hatten sie den eigenen Verbündeten gezeigt, was Fairneß und Menschlichkeit gegenüber einem besiegten Feind bedeuten.

      Nach diesen Erlebnissen gab


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