Seewölfe Paket 8. Roy Palmer

Seewölfe Paket 8 - Roy Palmer


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und zugleich auch höhnisch musterten, die Narbe, die auf der Stirn begann und sich bis zur Wange zog.

      Der Seewolf! Philip Hasard Killigrew! Der wilde unnachgiebige Kerl, der aus einer ganz bestimmten Sorte Eisen geschmiedet war, dieser unbeugsame, harte Bursche, der ihn gedemütigt hatte und dann stolz davongesegelt war.

      Nein, Drake hatte ihn nicht vergessen, auch den grimmig blickenden narbengesichtigen Kerl nicht, der neben ihm stand, breit wie eine Rah, und dessen narbiges Gesicht sich ebenfalls zu einem ganz infamen Grinsen verzog.

      Drake hielt mühsam die Tränen blanker Wut zurück, die seine grauen Augen wässerig werden ließen. Ein buntes Kaleidoskop wirbelte durch seinen Schädel und verursachte eine Rebellion in seinem Magen. Gedankensplitter schossen ihm durch den Kopf, zusammenhanglos, verwirrend. Bugspriet, Sandbank, aufgelaufen, auf den miesen, hinterhältigen Trick dieses überlegenen Kerls hereingefallen, der es sich ohne weiteres erlauben konnte, zu grinsen und ihm, dem Admiral des Flaggschiffes, blanken Hohn an den Kopf zu werfen.

      Das ging Drake unter die Haut, das hinterließ brennende Wunden, die nicht zu heilen waren, das demütigte ihn zutiefst, ließ ihn klein und häßlich werden und zugleich vor Wut kochen.

      Seine Erbitterung äußerte sich in einem Ächzlaut, der qualvoll aus seinem zuckenden Mund brach. Er fühlte sich wie ein Seekranker, dessen Magen längst leer war und sich in Krämpfen wand.

      Dieser schwarzhaarige Bastard, dachte er benommen. Was niemand wagte, er wagte es, er schoß ihm die Blinde weg, lockte ihn schlitzohrig hinter sich her, ließ ihn eiskalt auf eine Sandbank auflaufen und kehrte dann siegessicher zurück, um ihn zu verspotten.

      Hatte er es vielleicht anders verdient, dachte Drake bitter. War er nicht wie ein Narr hinter diesem Killigrew hergesegelt und prompt in die Falle gelaufen? Bestand dieser dreimal verfluchte Killigrew nicht aus ständig neuen Tricks?

      Er glaubte, die Mannschaft tuscheln zu hören, wie sie verächtlich über ihn grinsten, wie er an Ehre und Ansehen verlor, von einem lausigen Bastard derart geleimt und schachmatt gesetzt worden zu sein.

      Aber die Demütigungen gingen noch weiter.

      Carberry, der Profos der ehemaligen „Golden Hind“, unter seinem, Drakes, Befehl stehend, bog sich, hielt sich die Pranken vor den Bauch und begann so schauerlich laut und brüllend zu lachen, daß Francis Drake in heller Wut zum Degen griff und ihn aus der Scheide riß.

      Das schien diesen häßlichen narbigen Kerl aber nur noch mehr zu amüsieren, denn jetzt sprang er auf seinen mächtigen Beinen in die Höhe, lachte, bis ihm Tränen in die Augen traten und er sich nicht mehr beruhigen konnte.

      Ein verdammtes Schiff voller brüllender und hüpfender Gestalten, dachte Drake, denn jetzt fiel der ganze Chor ein, zeigte zu der aufgelaufenen Galeone, erkannte Francis Drake natürlich auch und lachte, lachte immer schauriger. Und auf der „Elizabeth Bonaventura“ standen sie da, geknickt, beschämt, gedemütigt und mußten sich das Gebrüll dieser Horde rot- schwarz- und blondhaariger Decksaffen anhören, ob sie wollten oder nicht.

      Drake war wie betäubt, und er zuckte zusammen, als auf der „Isabella“ der Anker klatschend ins Wasser fiel.

      „Sie, Killigrew!“ tobte Drake und schüttelte die Faust, weiß vor grenzenloser Wut im Gesicht. „Das werden Sie büßen, das verspreche ich Ihnen, so wahr ich hier stehe! Dafür gibt es keine Entschuldigung, niemals! Weshalb haben Sie nicht die englische Flagge gezeigt, um diesen Irrtum zu vermeiden!“

      Haßerfüllt starrte er in die eisblauen Augen des Seewolfs, der ihn überlegen grinsend musterte, und dem man seine Gedanken fast an der Stirn ablesen konnte.

      Seine Stimme durchfuhr Drake wie der Schlag einer Peitsche. Sie klang spottend und trotzdem sehr gelassen.

      „Weshalb taten sie das nicht, Sir? Hatten Sie keine Zeit mehr dazu? Nein, natürlich nicht, Sie mußten ja wie ein blutiger Anfänger die Sandbank entern!“

      Wieder gab es unter den rauhen Kerlen Gelächter, das der Seewolf mit einer Handbewegung stoppte.

      „Ich befehle Ihnen …“ brüllte Drake.

      Doch die kühle Stimme unterbrach ihn wieder. „Sie haben mir nichts zu befehlen, Sir, nicht soviel!“ Hasard schnippte mit den Fingern. „Ich bin Ihnen nicht unterstellt, und ich habe auch nicht die Absicht, mich Ihnen jemals unterzuordnen. Das nur zu Ihrer Information! Ich bin und bleibe ein freier Mann, solange bis mich der Teufel holt.“

      „Selbst dem wird er sich nicht unterordnen, Sir!“ schrie Carberry mit seiner Donnerstimme dazwischen, und wieder begann lautes Gelächter und brandete wie eine heiße Woge herüber.

      „Hoffentlich holt der Teufel Sie heute noch“, zischte Drake in verständlicher Erregung. Immer wieder mußte er sich zusammenreißen, um sich nicht mit lautem Gebrüll über diese elende Schmach ins Meer zu stürzen und zur „Isabella“ hinüberzuschwimmen.

      Der Seewolf stand breitbeinig auf dem Achterdeck und lachte. Er empfand diese Situation als köstlich, und er nutzte sie auch rigoros aus, so wie es andere an seiner Stelle auch getan hätten.

      Drake erhielt nur die Quittung für sein damaliges Verhalten, egal welchen Rang er auch heute bekleiden mochte. Der Seewolf dachte nicht daran, vor einem Admiral zu kuschen.

      „Man sollte sich seinen vermeintlichen Gegner vorher immer sehr genau ansehen, ehrenwerter Sir.“ höhnte er. „Sonst beißt man auf Eisen, und das hat schon so manchen, die Zähne gekostet. Ich will aber nicht nachtragend sein, Sir. Selbstverständlich bin ich gern bereit, Sie von der Sandbank wieder herunterzuziehen. Wir haben ja Erfahrung darin, oder haben Sie vergessen, daß ich Sie damals in Irland, im Blackwater, schon einmal von einer Sandbank geholt habe? Das war die ‚Marygold‘, wenn ich mich richtig entsinne, Sir. Und es war wieder einmal Ihr Starrsinn, der Sie auflaufen ließ, obwohl ich Sie warnte, nicht zu dicht unter Land zu segeln.“

      Der Hohn aus den Worten troff wie zäher Sirup über Francis Drake.

      Dieser schwarzhaarige Bastard verstand es meisterhaft, ihm vor der gesamten Mannschaft den Rest zu geben. Er deckte schonungslos seine Schwächen auf, die Drake bemüht war, zu verbergen.

      Drakes Nerven vibrierten, auf die anderen wirkte er wie ein Pulverfaß, an dem die Lunte brannte.

      Er legte alle Kraft in seine Stimme und brüllte: „Scheren Sie sich zum Teufel, Killigrew, fahren Sie zur Hölle! Ich verzichte auf Ihre Hilfe, ich pfeife darauf. Holen Sie den Anker auf, und verschwinden Sie aus meiner Nähe, sonst lasse ich, bei Gott, eine Breitseite auf Sie feuern!“

      Hasard lachte stoßartig auf.

      „Ehrenwerter Sir!“ rief er zurück. „Sie wollen doch nicht leichtsinnig das Leben Ihrer Crew und das Ihrer Seesoldaten aufs Spiel setzen! Tun Sie, was Sie nicht lassen können, aber ich verspreche Ihnen, daß Ihre ‚Elizabeth Bonaventura‘ anschließend nur noch aus einigen rauchenden Planken besteht! Sie wissen, daß ich mein Wort halte!“

      Drake blickte hilflos auf Fenner, der diese Ungehörigkeit des Seewolfs als permanente Ohrfeigen empfand und mit den Zähnen knirschte.

      Er hätte vor Wut heulen können, und deutete mit dem Daumen aufs Batteriedeck hinunter, wo die Geschütze standen. Dabei legte er fragend den Kopf schief.

      „Ich sollte ihn wirklich zusammenschießen lassen“, murmelte der Admiral. „Dieser impertinente Kerl geistert wie ein Alptraum durch mein Leben.“

      „Eine Breitseite ist schnell abgefeuert, Sir“, sagte Thomas Fenner hitzig. „Er kann nur acht Kanonen einsetzen, wir hingegen können ihn total in die Luft blasen.“

      Drake schüttelte müde und entsagungsvoll den Kopf.

      „Er hat irgendeinen Trumpf in der Hand, das weiß ich, denn sonst könnte er nicht so selbstsicher auftreten. Nein, nein, es geht nicht, daß sich Engländer von Iberiens Küsten gegenseitig bekriegen. Unsere Situation ist prekär genug, Fenner. Wir werden genug zu tun haben, um uns aus dieser Lage selbst zu befreien.“

      Fenner hatte den Admiral


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