Seewölfe Paket 8. Roy Palmer

Seewölfe Paket 8 - Roy Palmer


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er hatte ja schon lange nichts mehr zu lachen. Mir ist dieses bornierte Hornochsengeschwader zuwider, bis auf eine Ausnahme, und das ist Kapitän Borough. Der nimmt kein Blatt vor den Mund und wird mit Drake noch öfter zusammenrasseln.“

      Auf der „Isabella“ wurden kurz darauf der Anker gehievt und die Segel gesetzt.

      In diesem Augenblick sah Hasard auch, wie Kapitän Borough über das Deck stürmte und das Flaggschiff verließ. Die anderen blieben noch und redeten Drake vermutlich so nach dem Maul, wie er es wünschte.

      Außerdem hatte Drake schamhaft verschwiegen, auf welche Art und Weise er den Seewolf erneut kennengelernt hatte. Von der Sandbank und der blamablen Niederlage war kein einziges Wort gefallen, das hatte Drake immer noch nicht verkraftet.

      Während die „Isabella“ weiterhin Südkurs lief, ließ der Seewolf vor seinem geistigen Auge noch einmal den Hafen Cadiz erstehen und überlegte sein Vorgehen.

      Es wurde mit der gesamten Mannschaft genau besprochen.

      Am 28. April 1587 erreichte die Galeone spät nach Mitternacht den Hafen und schlich ungesehen in eine winzige Nebenbucht südlich von Puerto de Santa Maria, genau der Stadt und Festung von Cadiz gegenüber. Dort versteckte sie sich und ging vor Anker. Zu dieser Zeit hielt Drake die zweite Besprechung ab und rasselte prompt mit Kapitän Borough zusammen.

      „Sobald wir Cadiz erreichen“, sagte Drake, „wird es blitzartig und nach alter Freibeuter-Art überfallen, Gentlemen. Und damit Schluß und basta.“

      „Ich muß Ihnen noch einmal widersprechen, Sir“, sagte Borough zum Entsetzen der anderen Kapitäne. „Ich sehe in diesem Überfall keinen richtigen Sinn, er scheint mir zu konzeptlos. Ich schließe mich der Meinung des offenbar sehr überlegt handelnden Kapitäns Killigrew voll und ganz an. Der Mann denkt in ganz anderen Dimensionen, er plant sorgfältig, wägt ab und trifft dann seine Entscheidung. Das hat ihn auch bis heute am Leben erhalten, und ich bedaure es zutiefst, daß er uns verlassen hat und weitersegelte. Sie hätten auf ihn hören sollen, Sir!“

      „Zum Teufel!“ brauste Drake auf. „Ich befehlige das Flaggschiff, Kapitän Borough, und ich verbitte mir jede Einmischung von Ihrer Seite. Ihr Befehl lautet ganz einfach und verständlich, dem Flaggschiff zu folgen, nicht mehr und nicht weniger.“

      „Und was sollen wir sonst noch tun, wenn wir dem Flaggschiff folgen, Sir?“ fragte der Kapitän aufsässig.

      „Sie sollen auf alle Spanier, die Sie sehen, feuern. Zu was, zum Teufel, haben Sie denn Ihre Kanonen!“

      Borough verzog das Gesicht und ließ seinen Blick über die anderen Gesichter wandern, die zu jedem Wort Drakes nur nickten.

      „Schön“, sagte er patzig, „dem Flaggschiff folgen und auf jeden Spanier feuern, sehr einleuchtend, Sir.“

      „Damit ist die Besprechung beendet, Gentlemen“, sagte Drake. „Ich hoffe, Sie haben nun auch endlich begriffen, Kapitän.“

      „Aye, Sir, jedes Wort. Es war ein völlig klarer Befehl, und demnach kann auch nichts schiefgehen.“

      Hohn troff aus seinen Worten, als er ging, und um seine Mundwinkel lag ein verächtliches Zucken.

      So wie Drake das plant, gibt es ein Malheur, dachte er. Aber bitte, er war der Admiral, er mußte ja alles besser wissen als die anderen, sonst hätte er es nicht so weit gebracht.

      10.

      Noch spät in der Nacht, gegen Morgen fast, nahmen Dan O’Flynn und der Schiffsjunge Bill, der sich schon in der Bucht südlich von Cadiz so hervorragend bewährt hatte, in dem Boot Platz und pullten davon, um auszukundschaften, was sich im Hafen tat.

      Im Morgengrauen stieß Dan den Jungen an.

      „Siehst du es?“ fragte er. „Da tut sich etwas, Bill. Vier Galeeren rudern in die untere Bucht bei Port Real.“

      Der Junge nickte aufgeregt. Sie hatten sich so vorzüglich verborgen, daß sie niemand sah, und selbst wenn man sie gesehen hätte, sie wären kaum aufgefallen.

      „Und noch zwei rudern heran“, sagte Dan gleich darauf. „Mann, da tut sich wirklich eine ganze Menge. Du spielst wieder den Fühlungshalter zur „Isabella“, Bill!“

      „Klar, sowieso, denen werden wir es schon zeigen, was?“

      Dan entsann sich grinsend, wie der Bengel den Spaniern schon einmal einen üblen Streich gespielt hatte, an eine Galeere herangeschwommen war und dem verblüfften Kapitän eine haarsträubende Geschichte in allerbestem Spanisch untergejubelt hatte, auf die die Dons auch prompt hereingefallen waren. Der Bengel hat sich ganz schön gemausert, dachte er und beobachtete weiter, was sich vor ihren Augen tat.

      Die sechs Galeeren ruderten heran. Gleichmäßig tauchten die Riemen ins Wasser, das Tam-tam des Schlagmannes war deutlich zu hören, und im beginnenden Morgengrauen erkannte man bereits die Gestalten auf dem Deck.

      Es waren schwerbewaffnete Galeeren, und sie waren äußerst wendig und schnell, wenn es darauf ankam.

      Jetzt sahen sie schon deutlicher, wie die Kriegsgaleeren mit mittlerer Geschwindigkeit in die untere Bucht ruderten.

      Dan versuchte sich vorzustellen, wie Francis Drake es wohl anstellen würde, wenn er so völlig konzeptlos in den Hafen segelte.

      Die Kriegsgaleeren konnten ihm und dem Verband zum Verhängnis werden, denn man sah sie von der großen Reede aus nicht.

      Sie aber konnten blitzschnell heranschießen und das Feuer eröffnen.

      „Zisch ab“, sagte Dan, „du hast selbst gesehen, wie sie hier aufmarschieren, und berichte dem Seewolf alles haarklein. Du kennst den Weg ja noch!“

      „Und du? Bleibst du noch hier?“

      „Ja, ich beobachte weiter, was sich tut.“

      „Soll ich noch einmal zurückkehren?“ fragte Bill.

      „Nicht nötig, ich kehre mit dem Boot zurück, sobald die ersten Mastspitzen an der Kimm auftauchen. Und jetzt hau endlich ab, Mann!“

      Schon daß Dan ihn „Mann“ genannt hatte, erfüllte den Bengel wiederum mit Stolz. Bevor er verschwand, sicherte er erst das Gelände, sah noch einmal auf die Wrackteile, die aus dem Wasser ragten und die von den versenkten Schiffen stammten und lief dann los.

      Etwas später kehrte er ungesehen auf die „Isabella“ zurück und erstattete dem Seewolf haarklein Bericht.

      „Prächtig, Bill“, lobte ihn Hasard. „Du wirst von Tag zu Tag besser.“

      Hasard wandte sich an Ben, den Profos, Smoky, Conroy und die anderen, die sich auf dem Achterdeck aufhielten und das Unternehmen Cadiz immer wieder erörterten.

      „Drake segelt von Nordwesten heran“, sagte er, „und er wird sein blaues Wunder erleben, wenn die Galeeren aus dem unteren Hafen plötzlich auftauchen und sich ihm stellen.“

      „Er rennt genau in sein Verderben“, prophezeite Ben.

      „Und das werden wir verhindern. Wie sieht es aus? Sind die Schiffe schon in Sicht?“

      Im Großtopp saßen drei Ausgucks, aber da es am Horizont noch dunkel war und Wolken darunter hingen, die die Kimm verbargen, sahen die Männer noch nichts.

      „Das Schiff in Gefechtsbereitschaft versetzen“, ordnete der Seewolf an. „Wenn ich nachher das Zeichen gebe, setzt ihr die englische Flagge, dann hoch mit allen Segeln und nichts wie drauf auf die Dons!“

      „Wir versuchen also, den Galeeren den Weg zu verlegen“, sagte Ben Brighton, „und eröffnen das Feuer in dem Augenblick, wenn sie sich herausschieben.“

      „Genau das“, erwiderte Hasard.

      „Wenn wir Pech haben, fangen wir die ersten Kugeln“, sagte der Decksälteste Smoky, „und der Sir Admiral steht wieder glänzend und in alter Frische da.“

      „Wir


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