Seewölfe Paket 8. Roy Palmer

Seewölfe Paket 8 - Roy Palmer


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      „Das ist ein Kerl!“ schrie er. „Ein tollkühner Satansbraten. Drei Hurras für ihn, Männer!“

      Seine Crew ließ sich das nicht zweimal sagen, und sie stimmte ein Gebrüll an, das weit über Cadiz zu hören war.

      „Drei Hurras für den Seewolf!“ schrien sie, und ihr Ruf blieb auf den anderen Schiffen nicht ungehört. Dort fiel man ebenfalls in den Chor ein, und wieder ertönten Hurras, die die Seewölfe anfeuerten und die Begeisterung der englischen Seeleute lautstark zum Ausdruck brachten.

      Auf der „Elizabeth Bonaventura“, Drakes Flaggschiff, wurde die allgemeine Begeisterung vom Admiral selbst jedoch nicht geteilt.

      Drake starrte verbissen voraus, konnte aber nicht umhin, das blitzartige tollkühne Manöver des Seewolfs insgeheim zu bewundern. Er sah wie Kapitän Thomas Fenner plötzlich grinste und etwas sagen wollte, aber Drakes eisiger Blick brachte ihn noch rechtzeitig zur Besinnung und ließ ihn schweigen.

      „Damit hatte ich nicht gerechnet, Sir“, sagte Fenner. „Ich dachte, er wäre weitergesegelt und hätte uns im Stich gelassen.“

      Drake gab keine Antwort, ihn wurmte es, und der Zorn stieg wieder einmal wie eine glühendheiße Woge in ihm hoch. Er rang nach Luft, reckte sich und schüttelte den Kopf.

      „Wenn wir gerecht bleiben wollen, Sir“, hörte er den Kapitän wie aus weiter Ferne sagen, „dann müssen wir zugeben, daß diese Breitseite der Galeere uns voll erwischt hätte, denn wir segelten genau auf sie zu, und haben sie erst dann gesehen, als es bereits zu spät war.“

      „Wollen Sie jetzt ein Loblied anstimmen, Mister Fenner, oder darf ich Sie daran erinnern, daß auch wir Kanonen an Bord haben, die feuerbereit sind?“ fragte der Admiral bissig.

      Drake wünschte den Seewolf und seine Männer weit fort, nach Möglichkeit bis auf den Mond. Denn er hatte sich diesen Überfall ganz anders vorgestellt, und nun war ihm der Seewolf mit seinem tollkühnen Angriff im allerletzten Augenblick doch noch einmal zuvorgekommen, und die Hurra-Rufe der anderen Engländer galten ihm ganz allein.

      Drake gab den Feuerbefehl, und jetzt sprachen auch seine Kanonen und die Hurra-Rufe der anderen Engländer galten ihm ganz allein.

      „Sie kehren zurück“, sagte Ben Brighton. „Die ersten beiden drehen wieder bei.“

      Die angeschlagenen und durch den blitzartigen Überfall etwas verwirrten Spanier hatten sich neu formiert, bis auf die eine Galeere, die mit Schlagseite ablief und im unteren Teil des Hafens verschwand.

      Dafür griffen jetzt die beiden noch in Reserve gehaltenen Kriegsgaleeren in den Kampf ein.

      Sie hielten vorerst noch respektvollen Abstand und suchten nach einer Lükke, um sich von Backbord an die „Isabella“ heranzuschieben.

      Hasard erkannte diese Absicht jedoch sehr schnell.

      „Nachladen, schneller!“ rief er. „Nach Backbord weiter ablaufen, Pete! Setzt die vorderen Drehbassen ein.“

      In der Kuhl wurden die Wischer in die Kanonen geschoben, in die Bodensätze der Kanonen wurde Pulver gefüllt, Siebzehn-Pfünder wurden in die Schlünde geschoben, und schon nach erstaunlich kurzer Zeit war die Dreimastgaleone des Seewolfs wieder feuerbereit.

      Sie segelte jetzt auf Kollisionskurs der Kriegsgaleere entgegen, aus der lautes Gebrüll tönte.

      „Die Kerle werden es doch nicht wagen, uns zu rammen“, meinte der junge O’Flynn. „Dann müßten sie ja bescheuert sein.“

      „Das tun sie ganz gewiß nicht, sie werden kurz vorher abdrehen, um uns eine Breitseite zu verpassen, jedenfalls werden sie das versuchen.“

      Sie hatten jetzt keine Zeit mehr, sich um die anderen Engländer zu kümmern, denn die Galeere hielt immer noch den Kurs stur auf den Bug der „Isabella“ gerichtet.

      „Feuer frei für die Drehbassen!“ rief Hasard.

      Er sah, daß der Schiffszimmermann Ferris Tucker seine Höllenflaschen an Deck gebracht hatte, uns sie an Batuti und Big Old Shane verteilte.

      „Werft, soweit ihr könnt“, sagte er.

      Die Flaschen, ganz normale Weinflaschen, die Ferris mit gehacktem Blei, Eisen und Steinen gefüllt hatte, waren verkorkt und bis an den Hals mit Pulver im oberen Teil gefüllt. Eine Lunte ließ sie zur berechneten Zeit krepieren. Die Höllenflaschen funktionierten auch unter Wasser.

      Wieder hackten die Drehbassen ihren tödlichen Hagel in die Galeere, siebten den Bug und rissen Löcher.

      „Noch härter Backbord, Pete“, sagte der Seewolf.

      „Aye, aye, Sir!“

      Pete Ballie war überhaupt nicht aus der Ruhe zu bringen. Wie ein Klotz stand er am Ruder, er schien nicht einmal den Lärm zu hören, sondern konzentrierte sich voll und ganz auf das Schiff, um es immer in der richtigen Position zu halten.

      „Recht so, Pete!“

      Batuti holte weit aus. Er konnte nicht nur unheimlich weit mit dem Bogen schießen, er verstand sich genauso gut auf das Speerwerfen, und ob er eine Flasche schleuderte oder einen Speer, blieb im Prinzip das gleiche.

      Die Flasche sauste durch die Luft, beschrieb einen Bogen und flog auf das Deck, wo die Spanier standen und die Kanonen abfeuern wollten. Gleichzeitig warf big Old Shane die nächste Höllenflasche, dann der Gambianeger wieder die dritte.

      Es gab einen Blitz, ein Feuerschein zuckte auf dem Deck der Galeere auf und hüllte alles in Rauch und Feuer.

      Erst jetzt änderte sich der Kurs des Schiffes, und drüben versuchten sie verzweifelt, eine weitere Breitseite abzufeuern.

      Bei zwei Kanonen gelang das nur, die anderen konnten nicht mehr eingesetzt werden, denn an den Kanonen standen keine Soldaten mehr.

      „Verdammt!“ schrie Smoky. „Das gibt wieder Arbeit für Will.“

      Im Focksegel erschienen zwei Löcher, als hätte ein Unsichtbarer sie dort sauber hineingestanzt.

      „Feuer!“ erklang der Befehl.

      Zwei Culverinen fuhren wie bösartige Tiere zurück, als sie mit einem grellen Blitz ihre Kugeln ausspuckten. Die Brooktaue spannten sich und fingen den Rückstoß auf.

      Sofort danach schlug es in der Galeere erneut ein. Ein Teil der Riemen verschwand wie wegrasiert, und die Galeere drehte sich hilflos im Kreis. Auf der anderen Seite pullten die Gefangenen weiter und drehten das Schiff noch weiter herum.

      Hasard drehte sich um und blickte aus schmalen Augen nach achtern. Ausnahmslos jedes Schiff aus Drakes Verband hatte die englische Flagge gesetzt und suchte sich seinen Gegner.

      „Verdammt, ist das ein zäher Brokken“, sagte Ferris Tucker zu dem Profos, „alle Achtung vor den Kerlen, die geben immer noch nicht auf, obwohl sie fast absaufen.“

      „Die kriegen wir schon noch“, versprach Carberry grimmig und hielt die glimmende Lunte an das Zündkraut, als der Gegner, der sich als überaus zäh erwies, eine ungünstige Position erwischte.

      Der brüllende Abschuß ließ sich mit dem Auge verfolgen. Die Distanz betrug nicht mehr als achtzig Yards, als die Kugel auf die Reise ging.

      Diesmal fetzte sie den Bug auseinander. Carberry hatte die Kugel direkt neben den Einschlag der anderen gesetzt, und jetzt erschien ein großes gähnendes Loch in dem Bug.

      Den Schlagmann hatte es längst erwischt, an Deck lagen Verwundete herum, und aus dem Innern, von den Ruderbänken, erklangen angstvolle Schreie.

      „Ein lausiger Mist ist das!“ schrie Ed aufgebracht. „Wenn sie schon absaufen, dann sollen sie die armen Teufel wenigstens von ihren Ketten losschließen. Himmel, es kotzt mich jedesmal aufs neue an, gegen Galeeren zu kämpfen, ganz einfach aus dem Grund, weil die Männer da unten total hilflos sind.“

      Sie kannten die barbarischen Galeeren aus eigener betrüblicher Erfahrung, und die meisten von ihnen hatten


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