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wie möglich zu unseren Booten zurück, damit wir eventuell noch in den Kampf eingreifen können.“

      „Endlich mal ein paar vernünftigen Vorschläge“, ließ sich Easton Terry vernehmen. „Auf diesen Gedanken hätten Sie allerdings schon am Morgen verfallen können, Mister Killigrew. Mir scheint, Sie sollten mehr auf die Cleverness Ihrer Leute vertrauen, statt wie ein Kindermädchen hinter ihnen herzulaufen.“

      „Mann!“ stieß Carberry zornig hervor, und diesmal war Hasard zu langsam, um ihn zurückzuhalten. Ehe jemand sich bewegen konnte, hatte Carberry Terry vorn am Hemd gepackt und hob ihn vom Boden hoch.

      „Carberry!“

      Hasards scharfe Stimme ließ den Profos zusammenzucken. Er starrte in das blasierte Gesicht Terrys und erkannte in den grauen, kalten Augen des Mannes, daß Hasard ihm mit seiner scharfen Zurechtweisung wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Als er Terry losließ und einen Schritt zurücktrat, sah er seine Vermutung bestätigt. Terry hatte seine Pistole gepackt und die Waffe schon halb aus dem Gürtel gezogen.

      „Sie werden sich umgehend für Ihr Verhalten entschuldigen, Profos!“ sagte Hasard scharf.

      Im ersten Augenblick fühlte sich Carberry gedemütigt, aber als er Hasard anblickte, erkannte er, daß es für ihn keine andere Wahl gab.

      „Entschuldigen Sie, Sir!“ sagte Carberry steif. „Die Pferde sind mit mir durchgegangen.“

      Bevor Easton Terry etwas erwidern konnte, sagte Hasard: „Ich werde den Mann für sein Vorgehen züchtigen, Mister Terry. Es wird ein Exempel dafür werden, daß man Ihnen mit dem gebührenden Respekt zu begegnen hat.“

      Terry setzte sein abfälliges Lächeln auf. Seine grauen Augen behielten ihre Kälte bei. Terry begriff, daß Hasard ihm mit diesen Worten den Wind aus den Segeln genommen hatte, denn wenn er vorher von ihm gefordert hätte, Carberry wegen seiner Handgreiflichkeit gegen einen Offizier an die Rah zu hängen, hätte Hasard mit mächtigen Schwierigkeiten rechnen müssen, hätte er dieser Bitte nicht entsprochen.

      „Ich möchte Sie aber bitten, Mister Terry“, fuhr Hasard kalt fort, „Ihre Provokationen mir und meinen Männern gegenüber zu unterlassen. Denken Sie daran, daß wir gemeinsam eine Aufgabe zu bewältigen haben. Sie sollten Ihre persönliche Animosität mir gegenüber zurückstellen, bis wir unseren Auftrag erledigt haben. Dann stehe ich Ihnen sehr gern zur Verfügung.“

      Das war eine offene Herausforderung, und Terrys Lächeln verschwand. Er preßte die Lippen aufeinander und schwieg.

      Hasard gab den Befehl zum Aufbruch. Sie durften keine Zeit verschwenden, wenn sie Ben Brighton und George Baxter noch rechtzeitig warnen wollten.

      9.

      Die Nacht war schon fast vorüber. Im Osten zog ein schmaler grauer Streifen über dem Land hoch.

      Die Riemen der Fischerboote tauchten fast lautlos ins Wasser der leicht gekräuselten See.

      Pierre Servan starrte durch die Dunkelheit auf die beiden nur schemenhaft zu erkennenden Schatten der englischen Galeonen. Er wußte, daß es gefährlich war, was er gewagt hatte, denn die Zeit war denkbar knapp geworden.

      Wenn seine Berechnung aufging, würden die Engländer einen Angriff von. Westen erwarten. Deshalb war er in der Dunkelheit dicht unter Land an den Galeonen vorbeigefahren, um seinen Angriff von Osten zu starten.

      Jetzt sah es so aus, als würde seine Rechnung aufgehen. Noch war das graue Licht der Dämmerung im Osten nur ein schmaler Streifen, der nicht ausreichte, um die Konturen der Boote aus dem Dunkel zu reißen.

      Servan fragte sich, was aus den Engländern geworden war, die sie bis zur Fischerhütte verfolgt hatten. Bis dorthin jedenfalls hätten sie ihren Spuren folgen können, und er war überzeugt, daß sie es getan hatten. Von da ab waren ihre Fährten allerdings nicht mehr zu erkennen gewesen, und ihnen war eigentlich nichts anderes übriggeblieben, als zurückzukehren.

      Einen Augenblick hatte Servan daran gedacht, nach den Booten der Engländer, die an Land gegangen waren, zu suchen, doch dann hätte er den Angriff auf die Galeonen verzögert.

      Er hatte sich für den Angriff entschieden. Denn wenn die Engländer noch an Land waren, würden die anderen auf den Galeonen niemals mit einem Angriff von Osten rechnen.

      Immer dichter schoben sich die Boote an die Schatten der beiden Galeonen heran. Servan hatte befohlen, nur eine der beiden Galeonen anzugreifen, um ihre Kräfte nicht zu zersplittern. Wenn sie das eine Schiff gekapert hatten, konnten sie damit das andere angreifen.

      Pierre Servan mochte nicht daran denken, welches Ansehen ihm ein Erfolg einbringen würde. Die englische Galeone wäre genau das richtige Schiff für ihn, um sich von Yves Grammont loszusagen und auf eigene Faust auf Kaperfahrt zu gehen.

      Er schüttelte die Gedanken ab. Er mußte sich auf den Angriff konzentrieren. Er blickte zur Seite, wo Le Testu und der Korse hockten. Ihre Augen waren starr auf die Galeone gerichtet. Er hatte die beiden in sein Boot genommen, weil sie sich beim Entern eines Schiffes nicht auskannten. Außerdem hatten Bauduc und seine Leute sich geweigert, ihnen zu gehorchen.

      Servan wußte, daß Le Testu und der Korse ausgezeichnete Kämpfer waren. Er grinste, als er daran dachte, welche Augen sie machen würden, wenn sie erkannten, daß Yves Grammont ihr Anführer war und sie auf der falschen Seite mitgekämpft hatten.

      Der Pirat hinter Servan tippte ihn an.

      „Da!“ zischte er. „Wir haben die ‚Hornet‘ erreicht!“

      Servan blickte sich schnell noch mal um. Dicht hinter seinem Boot war Bauduc, die anderen konnte er fast schon nicht mehr sehen.

      Dann sah er, wie der Rumpf der „Hornet“ dicht vor ihm als riesenhafter Schatten aufwuchs. Mit einem kaum wahrnehmbaren Pochen stieß das Boot gegen die Galeone. Die Rudergasten hatten ihre Riemen eingezogen und legten sie vorsichtig nieder. Sie zogen ihre Waffen, warteten, bis die nächsten beiden Boote ebenfalls heran waren, dann gab Pierre Servan seinen Männern das verabredete Zeichen.

      Seine Hand faßte nach einem der Berghölzer unterhalb der getarnten Stückpforten, als ein greller Blitz die Nacht für einen Sekundenbruchteil erhellte.

      Es krachte ohrenbetäubend in der Stille der sterbenden Nacht, und Servan hörte im Nachhall das Stöhnen des Mannes neben sich, der zu taumeln begann und dann kopfüber ins Wasser stürzte. Das Aufklatschen des Körpers wirkte wie ein Signal.

      An Bord der „Hornet“ rief eine helle, schrille Stimme: „Alarm! Die Piraten greifen in Booten an!“

      Gleichzeitig brüllte Pierre Servan: „Greift an, Männer! Entert das Schiff. Zeigt, was ein französischer Korsar ist. Tötet alles, was sich euch in den Weg stellt!“

      Eine Wolke aus Feuer und Qualm stieg über ihnen auf. In ihrem Licht sah Servan, wie eine Ladung von Eisen das dritte Boot traf. Todesschreie gellten in seinen Ohren und mischten sich mit dem Splittern von Holz und dem Gurgeln des Wassers, als das Boot innerhalb von Sekunden absoff.

      Le Testu zerrte an Pierre Servans Arm, als dieser über die Berghölzer die Galeone entern wollte.

      „Weg hier!“ brüllte der Mann mit dem dunkelroten Hut. „Sie schießen uns alle zu Klump! Sie haben auf uns gewartet!“

      Servan wollte die Hand des Wegelagerers abschütteln, aber die hatte sich so fest in seinem Ärmel verkrallt, daß er den Halt verlor und ins Boot zurückstürzte.

      Seine Männer dachten, er wäre dem Rat des anderen gefolgt, und als Le Testu jetzt brüllte: „Pullt, Leute, was das Zeug hält! Noch können wir in der Dunkelheit entkommen!“ griffen sie hastig nach den Riemen und stießen sich vom Rumpf der „Hornet“ ab.

      Pierre Servan rappelte sich hoch. Er blickte wild um sich und wollte einem der Rudergasten den Riemen entreißen, als er wie zufällig zur Küste hinüberblickte, über dem der graue Streifen der Dämmerung breiter geworden war.

      Er verschluckte


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