Seewölfe Paket 15. Roy Palmer

Seewölfe Paket 15 - Roy Palmer


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weiteres Boot ging auf Tiefe. Die Piraten sprangen ins Wasser. Während einige versuchten, wegzuschwimmen, gelang es anderen, an der Bordwand der „Hornet“ hochzuklettern.

      Drei von ihnen schwangen sich schreiend über das Schanzkleid und griffen sofort mit ihren Entermessern an. Bill hatte Mühe, einem wilden Hieb zu entgehen, und wenn Batui dem Kerl nicht einen Stoß versetzt hätte, der ihn ins Wasser zurückbeförderte, wäre Bill wahrscheinlich von dem nächsten Hieb entleibt worden.

      Die beiden anderen starben unter den Pistolenschüssen der Seewölfe und wurden sofort über Bord geworfen.

      Niemand griff mehr an.

      Smoky jagte noch eine Kugel aus seiner neu geladenen Culverine hinter dem fliehenden Boot her, aber auch diesmal traf er nicht. Dann schrie Old Dan von der Back.

      „Schaut mal zur Küste, Männer! Wenn mich nicht alles täuscht, ist das der Seewolf! Jetzt geht es den verfluchten Franzosen an den Kragen!“

      Bill starrte zur Küste hinüber, wo sich der graue Streifen schnell verbreitert hatte. Immer mehr Nebelschwaden zogen über das Wasser, und aus einem von ihnen tauchten zwei Boote auf, die mit großer Geschwindigkeit durchs Wasser gepeitscht wurden.

      In diesem Augenblick traf eine Ladung der Achterdeckdrehbasse ein weiteres Boot und schlug es leck. Es sackte sofort zur Seite weg, und sämtliche Insassen, die meisten von ihnen schwer verletzt von der Eisenladung, mußten ins Wasser.

      Bill starrte zu den beiden heranschießenden Booten hinüber. Sie hielten auf die Piraten zu, die mit zweien ihrer Jollen versuchten, die Küste zu erreichen.

      Die ersten Schüsse peitschten zu ihnen herüber. Eine Nebelbank schob sich wieder davor, und Bill, der wußte, daß der Kampf um die „Hornet“ entschieden war, hoffte, daß es nicht noch einen Mann in Hasards oder Easton Terrys Boot erwischte.

      Neben Bill tauchten die beiden Zwillinge auf. Auch sie hielten Entermesser in ihren Händen und ihre jungen Gesichter glühten noch von der Aufregung des Kampfes. Aber keiner der beiden sagte ein Wort. Auch sie starrten den herannahenden Booten entgegen.

      Ausgelaugt hatten sie den schmalen Sandstreifen erreicht, an dem sie ihre Boote am gestrigen Morgen zurückgelassen hatten. Der Seewolf hatte darum gebetet, daß die Boote nicht entdeckt und gestohlen worden waren, aber zum erstenmal, seit sie den französischen Boden am gestrigen Morgen betreten hatten, waren sie nicht vom Pech verfolgt gewesen.

      Die Boote hatten unversehrt am Strand gelegen.

      Dan O’Flynn hatte mit seinen scharfen Augen die beiden Galeonen draußen in der Bucht erkennen können, und dann hatte er ein paar dunkle Punkte entdeckt, die sich den Schiffen näherten. In diesem Augenblick war auch schon der Schuß gefallen, der wie ein leises, dumpfes Pochen an ihr Ohr gedrungen war.

      Hasard hatte die Männer zur Eile angetrieben, denn er wußte, was dort bei der „Hornet“ und der „Fidelity“ geschah.

      Die Piraten waren schneller gewesen als sie, und sie hatten nur soviel Zeit verloren, weil sie die englischen Galeonen umgangen hatten. Offensichtlich hatten sie von der Landseite aus keine Entdeckung befürchtet.

      Während der Seewolf und Easton Terry ihre Leute anfeuerten, noch einmal die letzten Kräfte zu mobilisieren, brach bei der „Hornet“ die Hölle los.

      Hasard sah die Mündungsfeuer der Drehbassen, das leise Krachen drang erst später an seine Ohren, da der Wind gedreht hatte und nun von Land wehte.

      Nebelschwaden wuchsen aus dem Wasser und hüllten den Seewolf immer wieder ein. Über eine längere Zeit konnten sie nichts sehen, aber als die Nebelbank dann endlich wieder aufbrach und ihnen den Blick auf die „Hornet“ freigab, erkannte er, daß der Kampf zugunsten der Seewölfe entschieden war. Zwei Boote versuchten, auf die offene See zu entkommen, zwei andere wurden ihnen entgegen auf die Küste zugepullt. Dicht neben der „Hornet“ kenterte gerade ein fünftes Boot. Von den beiden anderen war nichts zu sehen.

      „Achtung, Männer!“ schrie er. „Die beiden Boote schnappen wir uns!“ Er drehte sich zu Terrys Boot um, das etwas zurückgeblieben war, weil ihm ein Mann fehlte und er deshalb auch nicht den siebten Rudergast einsetzen konnte.

      Auch Terry hatte seine Männer schon vorbereitet. Er selbst und der siebte Mann hielten Musketen in den Händen und legten gerade auf eins der Piratenboote an, die aus einer Nebelbank auftauchten und nur noch etwa hundert Faden von ihnen entfernt waren.

      Hasard wollte brüllen, daß er nicht schießen solle, damit sich die Kerle vielleicht ergaben, aber da krachten die Musketen Terrys und Halibuts bereits.

      Im ersten Boot der Piraten sackten zwei Männer auf der Backbordseite zusammen. Hasard glaubte für einen Moment, die Einschußwunden auf ihren Rücken zu erkennen, aber das war wohl nur eine Täuschung.

      Wütend wandte er sich um und schrie: „Aufhören, verdammt noch mal! Wir wollen sie lebend!“

      Die Piraten brauchten einige Zeit, um den Schock zu überwinden. Das Boot, in dem die beiden Rudergasten tot zusammengebrochen waren, krebste herum. Einer der Piraten war von Steuerbord nach Backbord gewechselt und stieß die beiden Toten von den Duchten. Erst sah es so aus, als wollten sie weiterpullen, doch dann duckten sich alle, und auf einmal richteten sie sich mit Musketen in den Händen wieder auf.

      „Vorsichtig!“ brüllte Hasard.

      Sie warfen sich hin. Es war keinen Augenblick zu spät. Eine Salve jaulte dicht über ihr Boot weg, die eine oder andere Kugel schlug mit dumpfem Pochen in den Rumpf.

      Hasard fluchte lauthals. Da sie Terrys Boot voraus waren, mußten sie die Antwort auf die beiden Morde an den Piraten hinnehmen.

      Jetzt blieb ihnen nichts anderes übrig, als ebenfalls zu den Waffen zu greifen.

      Hasard gab den Befehl, die Musketen aufzunehmen. Er ahnte, daß die Piraten nach den ersten beiden Schüssen, die ihre Kameraden in den Rücken getroffen hatten, bis zum letzten Atemzug kämpfen würden.

      Niemand in den vier Booten pullte mehr. Immer wieder peitschten Schüsse auf und zwangen die Gegner in Deckung.

      Aber die Zeit lief für den Seewolf und Easton Terry. Durch den ablandigen Wind trieben sie immer dichter zur „Hornet“ hinüber, von der aus der Kampf gespannt beobachtet wurde.

      Dann krachte der erste Schuß von der „Hornet“ herüber, und das Geschoß der Culverine klatschte nur ein paar Faden neben den beiden Piratenbooten ins Wasser.

      Die Besatzung des einen Bootes geriet in Panik. Zwei Männer wollten sich über Bord stürzen, um sich schwimmend an die Küste in Sicherheit zu bringen, aber sie wurden von ihren eigenen Leuten erschossen.

      Terry hatte in seinem Boot drei Männer mit Musketen nach vorn in den Bug beordert. Sie schossen abwechselnd, während die anderen ihre Muskete wieder luden. Damit konnten sie die Piraten einigermaßen in Schach halten, nachdem sie drei von ihnen erwischt hatten.

      Die vier restlichen Männer in Terrys Boot hatten ihre Riemen aufgenommen und begannen zu pullen – genau auf die beiden Piratenboote zu.

      Terry hatte sich hinter den drei knienden Musketenschützen aufgebaut. Seine langen blonden Haare wehten ihm nach vorn ins Gesicht. Er hatte die schmalen Lippen zu einem Strich zusammengepreßt. Seine grauen, kalten Augen waren starr auf die Piratenboote gerichtet. Er hielt in beiden Händen eine Pistole und schien nur darauf zu warten, daß die Entfernung sich so weit verringert hatte, daß er sie einsetzen konnte.

      Der Seewolf mußte den Mut des Mannes bewundern. Wenn er auch ein arroganter, zynischer Mörder war, so hatte er keine Angst vor der Gefahr.

      Terrys Boot war schon auf gleicher Höhe mit Hasards, als dieser den Befehl gab, ebenfalls weiterzupullen.

      Die Piraten saßen in der Klemme. Weiter zurück zur „Hornet“ durften sie sich nicht treiben lassen, dann gerieten sie bald wieder in die Reichweite der fürchterlichen Drehbassen. Und von der anderen Seite pullten die verfluchten Engländer, mit denen sie im Wald zusammengestoßen waren, auf sie


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