Operation Terra 2.0. Andrea Ross

Operation Terra 2.0 - Andrea Ross


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wurde.

      »Super! Die Aliens haben eine extrem leichte Metalllegierung verwendet, eventuell sind die Platten innen sogar hohl. Seht mal, kinderleicht!«, freute sich LaSalle und vergaß glatt schon wieder die Funkdisziplin. Er balancierte ein ungefähr 90 x 80 Zentimeter messendes Segment auf einer Handfläche. Wendler runzelte missbilligend die Stirn.

      »Soll ich die Anlage jetzt betreten? LaSalle, Ende

      Thomas Maier ließ hörbar die Luft aus seiner Lunge entweichen. Natürlich sollte der Astronaut da hinein, nichts lieber als das! Aber er war sich seiner großen Verantwortung bewusst. Wer konnte schon wissen, ob sich dort drinnen nicht, ähnlich wie in den altägyptischen Grabanlagen, gefährliche Schimmelsporen oder Bakterien tummelten?

      Klar, die Anzüge der Astronauten schirmten ihre Träger zuverlässig gegen so etwas ab. Aber man musste eben auch bedenken, dass sie bei ihrer Rückkehr auf die Erde fremdes, tödliches Material mit einschleusen könnten. Andererseits – wo wäre eigentlich der Sinn dieser Mission, wenn man dabei kein Risiko eingehen wollte? Dann hätte man sich den ganzen Aufwand genauso gut von vornherein sparen können. Nein! Es galt hier und heute, großartige Entdeckungen zu machen und die Menschheitsgeschichte neu zu schreiben.

      Maier und Wendler sahen sich kurz an, und Wendler nickte verhalten. Er schien das genauso zu sehen.

      »LaSalle, du hast grünes Licht. Geh hinein – aber um Himmels willen vorsichtig! Molina soll zunächst mit den Anderen draußen warten.«

      Der Astronaut schaltete die Beleuchtung an seinem Helm ein, trat dann mit einem großen Schritt durch die zackige Öffnung ins Innere der Formation. Dort blieb er wie angewurzelt stehen. Zunächst schien er in der relativen Dunkelheit nichts erkennen zu können. Das durch die Öffnung einfallende Sonnenlicht und die Helmleuchte erhellten lediglich ein paar Meter um seinen Standort. Nur allmählich gewöhnten sich seine Augen an die schlechten Lichtverhältnisse. Er sagte etwas, doch auf der Erde kamen nur Störgeräusche an. Auch das übertragene Bild wurde unscharf, immer wieder wurde es durch schwarzweiße Schlieren verzerrt, bis schließlich gar nichts mehr zu erkennen war.

      »Scheiße! Die verdammte Anlage schirmt anscheinend den Funk ab. Molina soll kurz reingehen und LaSalle informieren. Er muss alle Viertelstunde herauskommen und berichten, sonst bekommen wir kaum noch etwas mit! Und die Jungs sollen auf das Wetter achten. Sollte Sturm aufkommen, müssen sie unverzüglich abbrechen und im Marsfly Schutz suchen«, verfügte Jan-Hendrik Wendler. Thomas Maier gab die entsprechende Order durch, und Molina setzte sich gehorsam in Bewegung.

      ›Das Ganze ist ein wenig wie Schachspielen‹, dachte Maier, während sie voller Nervosität auf Javier Molinas Rückkehr warteten. ›Man verschiebt seine Figuren nach bestem Wissen, weiß aber zu Beginn des Spiels dennoch nicht ansatzweise, ob am Ende Schachmatt dabei herauskommt. Und in diesem Fall kennen wir noch nicht einmal das zugrunde liegende Schachbrett.‹

      *

      Der spanische Astronaut Javier Molina riss vor Erstaunen die Augen auf als er gewahrte, was sein Kollege da entdeckt hatte. Mit seinem überdimensionierten Pinsel legte der nämlich vorsichtig eine Art IntarsienBodenfliesen frei. Ach was, Bodenfliesen … es handelte sich um ein kompliziert konzipiertes, florales Muster in Rotund Grautönen, welches in regelmäßigen Abständen kleine Löcher aufwies. Der gesamte Fußboden der Halle schien mit demselben Material ausgelegt zu sein. Die meisten Areale wirkten intakt, waren allerdings mit einer dicken Staubschicht belegt. Aufgeregt eilte er nach draußen, um Bericht zu erstatten.

      »Eine Halle? Womöglich gar ein Versammlungsort?«, keuchte Maier vor Entzücken. Auf seiner Stirn perlten trotz der kühlen Klimaanlagenluft dicke Schweißtropfen. Seine Mitarbeiter in der Marscontrol sprangen von ihren Stühlen auf, jubelten, umarmten sich gegenseitig. Niemals hätten sie erwartet, auf eine vergangene Hochkultur zu stoßen, die sich in grauer Vorzeit wohl planetenweit ausgebreitet hatte. Schon ein paar Bakterien hätte man zu Beginn dieser Reise zum Mars als Riesenerfolg gewertet. Aber das? Die AuroraMission war schon jetzt ein voller Erfolg.

      In der Zwischenzeit stieß LaSalle drinnen auf eine Vorrichtung, die ihn stark an eine irdische Schalttafel erinnerte. Es gab Hebel und Touchpads. Wäre er auf der Erde gewesen, so hätte er ohne zu zögern hin gefasst. Vielleicht konnte man hiermit die Beleuchtung einschalten, auch wenn nirgends Leuchtmittel zu sehen waren, nicht einmal mit viel Fantasie. Es juckte ihn mächtig in den Fingern, aber dennoch ließ er Molina zuerst die Erlaubnis der Marscontrol einholen. So viel Zeit musste sein.

      Maier signalisierte nach kurzer Rücksprache mit seinen Kollegen grünes Licht, aber nicht ohne eine Reihe von Mahnungen zur Vorsicht auszustoßen. LaSalle sollte die Tafel bedienen und Molina den Effekt filmen. Nach fünf Minuten Wartezeit waren Thomas Maiers Fingernägel allesamt bis zum Anschlag herunter gekaut. Dann plötzlich tat sich was im Inneren – ein heller, vielfarbiger Lichtschein fiel durch das Portal nach draußen.

      »Oh mein Gott«, hauchte Wendler, der eigentlich alles andere als religiös war. »Die früheren Bewohner dieses Planeten müssen menschenähnlich gewesen sein, etwas anderes wäre kaum vorstellbar!«

      Als LaSalle den ersten Hebel umlegte, erklang leises Summen wie von Elektrizität. Beim zweiten rumpelte etwas unter dem Fußboden, wobei er dieses Geräusch nicht einzuordnen vermochte. Dann berührte er mutig das erste Touchpad, zunächst ganz behutsam mit einem Finger seines gepolsterten Handschuhs.

      Der Effekt ließ die beiden Astronauten vor Schreck zusammenzucken. Ein lautes Zischen ertönte, dann wirbelte der feine Staub in dünnen Fontänen vom Boden hoch. »Das ist eine verdammte Klimaanlage! Siehst du das? Es kommt Luft aus den kleinen Düsen im Boden. Ich wette, man kann irgendwo auch die Temperatur anpassen! Also, dass die Anlage noch funktioniert … Hut ab vor dieser Ingenieursleistung«, staunte Molina und filmte die Staubfontänen vor seiner Nase. Er vergaß vor lauter Aufregung glatt, hinaus zu gehen und seinen Bericht abzuliefern.

      »Und jetzt den letzten Hebel!«

      Indirekte Beleuchtung flammte auf, erhellte die Halle bis in den hintersten Winkel. Das Licht strahlte vom Boden ab. Anstatt opaker Fliesen hatte die fremde Zivilisation semitransparentes, glänzendes Material verbaut. Es wirkte fast wie farbiges Plexiglas. An der quadratischen Stelle, wo LaSalle den Boden blank gefegt hatte, war das deutlich zu erkennen.

      Nun probierte der Missionsleiter die Touchpads aus. Langsam glitt sein Zeigefinger über die glänzende Fläche des ersten. Wie zu erwarten gewesen war, ließ sich mit den Pads die Feineinstellung der Anlage regeln. Eines war für die Helligkeit des Lichts zuständig, ein anderes für die Farbe. Zu LaSalles Begeisterung konnte man damit regelrecht spielen, die schönsten Farbtöne und Stimmungen erzeugen.

      Auf einem dritten Touchpad war es möglich, jegliche Region der Halle durch Berührung auszuwählen und sie unterschiedlich einzufärben. Glänzende Spiegelplatten an der unregelmäßig strukturierten, etwa acht Meter hohen Decke brachen das Licht, warfen brillante Reflexe in den Raum zurück. Diese in den Fels geschnittene Halle war für eindrucksvolle Inszenierungen aller Art wie geschaffen. Wie viele Menschen mochte sie fassen? Fünfhunderttausend?

      »Mit diesen beiden kann man bestimmt Lufttemperatur und die Stärke des Luftstroms anpassen. Und wofür sind diese vier größeren Pads hier unten wohl zuständig?«, schnarrte Molinas Stimme durch LaSalles Helm, riss ihn unsanft aus seinen Betrachtungen.

      »Ich habe da so einen Verdacht. Die sehen genauso aus wie dasjenige am Eingang zur Lavaröhre. Vier Stück – also wird man damit wahrscheinlich die Portale von innen öffnen und schließen können. Ich lasse es jedoch lieber bleiben, denn eines davon ist ja beschädigt. Wir dürfen den Schaden nicht noch vergrößern.«

      Während Molina die Kollegen der Bodenstation endlich aus ihrer angespannten Wartestellung erlöste, prüfte LaSalle in der Halle abschließend noch die Luftqualität.

      »Das gibt es doch nicht«, flüsterte er ungläubig. »Dieses Ding sondert ganz normale irdische Atemluft ab! Wäre eines der Portale nicht kaputt und der Raum hermetisch abgeschlossen, könnte man hier drin problemlos ohne Helm atmen.«

      *


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