Operation Mörderischer Auftrag: 7 Action Thriller in einem Band. Alfred Bekker
Sie!"
Er blickte sich dauernd um, so als befürchtete er, beobachtet zu werden. Wir folgten ihm in eine enge Nebenstraße, die völlig zugeparkt war.
Dann blieb er plötzlich stehen.
"Wenn ich Ihnen den Namen eines Mannes liefere, der nicht nur eine Bazooka gekauft hat, sondern auch eine ganze Ladung weiterer Handfeuerwaffen. Waffen, die bei dem Überfall auf den Druckplatten-Transporter gebraucht wurden. Was würden Sie dann unternehmen?"
"Wie soll ich Ihre Frage verstehen?", fragte ich.
"Ich brauche zweierlei Garantien: Erstens, dass dieser Mann sofort verhaftet wird und zweitens, dass er nicht erfährt, von wem die Information stammt."
"Wir sind Special Agents des FBI - aber keine Richter oder Staatsanwälte", gab ich zu bedenken.
"Das weiß ich auch."
"Also, wir tun, was wir können. Wenn Gefahr für Ihr Leben besteht, können Sie in das Zeugenschutzprogramm aufgenommen werden..."
"Und dann unter neuer Identität irgendwo neu anfangen?" Er schüttelte den Kopf. "Sie träumen, Trevellian. Das kommt nicht in Frage..."
"Wer sind Sie?", fragte ich. "Wir können Sie auch zur Feststellung Ihrer Personalien mit in die Ferderal Plaza nehmen."
"Sie glauben doch nicht, dass ich dann auch nur eine einzigen Ton sagen würde."
"Und Sie glauben doch nicht, dass wir uns hier mit vagen Andeutungen abspeisen lassen", mischte sich Milo ein.
Der Hagere atmete tief durch.
"Ich bin Frank Gettis. Mir gehört das MEGAMOON. Sie werden davon gehört haben. Eine der angesagtesten Discotheken zur Zeit..."
"Man hört so allerhand", wich ich aus.
"Vor einiger Zeit tauchte ein Mann namens Carini auf. Sie werden ihn kennen. Er zwang mich, ihm Anteile am MEGAMOON zu überlassen. Er ist jetzt stiller Teilhaber und bestimmt, wo es langgeht. Ich bin kaum mehr als ein Strohmann im eigenen Laden, Mr. Trevellian. Eine scheußliche Situation. Leute wie Guy Carini sind nicht besonders zimperlich, was die Wahl ihrer Mittel angeht, wenn Sie wissen, was ich meine."
"Ich denke schon. Und jetzt wollen Sie es ihm heimzahlen...", stellte ich kühl fest.
"Sagen wir es so, ich hätte nichts dagegen, wenn Guy Carini für einige Jahre von der Bildfläche verschwände und sich um andere Dinge kümmern müsste, als ein Discotheken-Imperium aufzubauen..."
Milo fragte: "Und was ist das nun für Material, das Sie uns anzubieten hätten?"
"Ein Videoband."
"Was zeigt es?"
"Guy Carini hat sich in einem Nebenraum des MEGAMOON mit einem Mann getroffen, den ich nicht kenne. Es wird für den FBI keine Schwierigkeit sein, dessen Identität zu ermitteln, wie ich annehme..."
"Und Sie haben dieses Treffen heimlich gefilmt?"
"Ja, ich habe eine entsprechende Anlage installiert. Carini hat das MEGAMOON ab und zu für solche Treffen missbraucht."
"Und Sie haben darauf gewartet, Munition zu finden, mit der Sie ihn dann irgendwann abschießen könnten!"
"Hart formuliert, Mr. Trevellian."
"Aber es trifft doch zu."
"Ich würde das als eine Art Selbstverteidigung sehen, Sir."
"Was wurde bei dem Treffen besprochen?"
"Carini orderte ein ganzes Waffenarsenal. Handfeuerwaffen, MPis, und auch eine Bazooka. Als ob er eine kleine Armee ausrüsten wollte. Natürlich alles Waffen, die nicht registriert sind, keine Nummern mehr haben und so weiter..."
"Geben Sie uns das Band. Dann sehen wir weiter."
Gettis lachte heiser.
"Wenn das so einfach wäre, hätte ich es Ihnen anonym zugesandt. Ich sagte doch, ich brauche Sicherheiten... Carini wird sofort Bescheid wissen, aus welcher Ecke diese Beweise kommen, wenn sie gegen ihn verwandt werden. Und dann lässt er mich über die Klinge springen."
Ich zuckte die Achseln.
"Der Besitz von Waffen ist im Staat New York leider nicht verboten. Und selbst wenn er in dem einen oder anderen Fall gegen Vorschriften verstoßen haben sollte, reicht das in keinem Fall, um Carini ans Leder zu kommen."
"Aber..."
"Vor Gericht wird das folgendermaßen aussehen: Da kauft Carini sich ein Waffenarsenal zusammen und ein ähnliches Arsenal wird wenig später bei einem Verbrechen verwendet. Das ist lediglich ein Indiz, aber kein Beweis. Es sei denn, man könnte konkret nachweisen, dass die Waffen, über die Carini mit diesem Händler gesprochen hat, auch tatsächlich zum Einsatz kamen. Aber das ist völlig ausgeschlossen. Vielleicht bekommen wir auf Grund eines solchen Bandes einen Durchsuchungsbefehl. Aber da Carini kein Dummkopf ist, wird er - sofern er wirklich der Drahtzieher des Überfalls ist die gestohlenen Druckplatten kaum bei sich zu Hause deponiert haben. Noch viel weniger ein Arsenal von Waffen, mit dem ein Verbrechen verübt wurde."
"Sie können also nichts tun", stellte Gettis fest.
"Das habe ich nicht gesagt", korrigierte ich ihn.
"Es gibt da noch ein zweites Band..."
"Ach!"
"Es zeigt ein Treffen zwischen Carini und einem Mann, dessen Bild im Moment immer mal wieder als Fahndungsfoto in den Nachrichtensendungen zu sehen ist... Walid Kerim! Es ist darauf zu sehen, dass Carini Kerim Hilfe bei der Flucht zusagt. Er gesteht praktisch ein, bei der Organisation des Überfalls die Fäden gezogen zu haben."
"Mir scheint, bevor wir bei Carini eine Haussuchung veranstalten, führen wir erst einmal eine bei Ihnen durch", stellte Milo fest.
Gettis lächelte dünn.
"Sie würden keinen Erfolg haben. Die Bänder befinden sich an einem sicheren Ort."
"Davon bin ich überzeugt", erwiderte ich. "Und jetzt hören Sie mir gut zu, Mr. Gettis! Sie übergeben uns die Bänder und wir werden sie prüfen. Ich garantiere Ihnen, dass nichts davon an die Öffentlichkeit gelangen wird, was Sie in Schwierigkeiten bringen könnte. Ein bisschen Vertrauen werden Sie uns schon entgegenbringen müssen..."
"Leicht gesagt", meinte Gettis. "Es ist mein Hals, den ich riskiere."
"Sie haben Kenntnis von einer Straftat, Mr. Gettis. Sie hätten diese Bänder uns schon längst übergeben müssen..."
"Kommen Sie mir nicht so", fuhr er mich an. "Vielleicht vergessen wir die ganze Sache schleunigst wieder."
Ich zuckte die Achseln. "Ich könnte natürlich Mr. Carini auf die Angelegenheit ansprechen..."
Gettis wurde bleich.
"So etwas nennt man Erpressung", knurrte er.
"Nennen Sie es, wie Sie wollen."
Wir hatten das Ende der Seitenstraße erreicht.
"Sie hören von mir", sagte Gettis. Er drehte sich nicht um, sondern lief geradewegs in Richtung der U-Bahnstation, die sich ganz in der Nähe befand.
"Warten Sie nicht zu lange, Mr. Gettis", rief ich ihm hinterher.
"Du warst ziemlich hart zu ihm, Jesse", hörte ich Milo neben mir.
"Ich mag es nicht, wenn jemand uns für seine privaten Zwecke einspannen will", erwiderte ich. "Es gibt zwei Möglichkeiten, Milo: Entweder, er hat in Wahrheit gar nichts zu bieten oder in diesen Video-Bändern schlummert so viel Sprengstoff, dass Carini hochgeht. Im zweiten Fall ist die Gefahr für Gettis viel größer, so lange er noch im Besitz des belastenden Materials ist..."
"Auch wieder wahr."
*