Operation Mörderischer Auftrag: 7 Action Thriller in einem Band. Alfred Bekker
wenn Saddam Hussein mal wieder den UNO-Inspektoren, die im Irak nach ABC-Waffen suchen sollen, den Zutritt zu bestimmten Gebieten verweigert, was ja schon mehrfach geschehen ist. Ein paar Tonnen Falschgeld, das von echtem nicht zu unterscheiden ist, könnten unsere Wirtschaft erheblich ins Trudeln bringen! Es wäre das jedenfalls nicht das erste Mal, dass ein Staat als Falschgeldproduzent in großem Stil auftritt. Vor fünf, sechs Jahren gab es CIA-Berichte, die vermuten ließen, das der Iran eine solche Fabrik unterhält. Und schon die Nazis haben versucht, die Wirtschaft der Alliierten durch die Verbreitung von falschen Pfund-Noten zu destabilisieren."
"Bislang ist das, was hier gesagt wurde, nur eine Hypothese", stellte Mr. McKee fest.
"Eine begründete Hypothese", warf Figueira ein. "Eine Theorie, die durch handfeste Indizien gestützt wird."
"Wenn das wahr ist, dann bedeutet das, dass wir es hier mit der Planung eines Verbrechens zu tun haben, das eine viel größere Dimension hat, als alles was wir bisher aus dem Falschgeldhandel kennen", erklärte Mr. McKee.
Figueira nickte. "Es ist natürlich schwer abzuschätzen, wie weit man in Bagdad mit den Planungen für eine solche Fabrik ist oder ob sie vielleicht schon existiert. Die Nachrichtenlage ist kompliziert. Ich habe bereits Kontakt zum CIA aufgenommen, aber der ist, was den Irak angeht, fast ausschließlich auf technische Informationsquellen, Satellitenbilder, Abhören des Funkverkehrs und dergleichen angewiesen. Der einzige befreundete Geheimdienst, der angeblich mit eigenen Leuten in Bagdad präsent ist, ist der israelische Mossad. Möglicherweise kommen über diesen Kanal ja noch ein paar zusätzliche Informationen herein."
"Der Irak konnte unbemerkt Giftgasfabriken bauen - warum nicht auch eine Dollardruckerei", war Clive Caravaggios Kommentar.
"Angenommen, diese Leila wurde wirklich vom Irak geschickt", sagte ich. "Dann hat man sie über Jahre hinweg als Agentin aufgebaut."
"Und dabei offenbar höchsten Wert auf Kontakte zur Unterwelt wertgelegt", ergänzte Max Carter. "Leute wie Carini und seine Schergen hatten die Drecksarbeit zu verrichten. Die Iraker selbst sollten vermutlich nicht in Erscheinung treten. Aber dann ging einiges schief und es blieb ihnen nichts anderes übrig."
"Wie auch immer", resümierte schließlich Mr. McKee. "Wenn unsere Annahme stimmt, dann müssen Leila und ihre Leute die Druckplatten irgendwie außer Landes bringen. Und genau das müssen wir verhindern."
*
Im Laufe des Tages bekamen wir vom CIA ein Dossier über den Mann im schwarzen Anzug. Er hatte bis vor drei Jahren in Zürich unter dem Namen Faruk Al-Jaffar gelebt. Er war mehrfach zusammen mit Personen fotografiert worden, von denen mit ziemlich großer Sicherheit angenommen werden konnte, dass sie Mitarbeiter des irakischen Geheimdienstes waren.
Was den falschen State Police Officer mit der Narbe anging, der einen Führerschein auf den Namen Robert Brown bei sich gehabt hatte, gab es keinerlei neue Erkenntnisse.
Dasselbe galt für den namenlosen Killer, der hinter Kerim hergewesen war. Beide schwiegen eisern, was im Endeffekt keinen von beiden vor einer Verurteilung retten würde.
Indessen arbeiteten unsere Spezialisten mit Hochdruck daran, sämtliche Unterlagen auszuwerten, die in Al-Maliks Villa und seinen Geschäftsräume zu finden gewesen waren.
Seine Angestellten wurden verhört. Irgendwo musste Al-Malik die Druckplatten zwischenzeitlich versteckt haben, bis Leilas Leute ihm mit ihren rüden Methoden die Zunge lockerten.
Wenn wir dieses Versteck hatten, konnten wir dort vielleicht Leilas Spur wieder aufnehmen.
Die Hoffnung, dass sie vielleicht nochmal im Plaza Athenee auftauchte war gering. Dasselbe galt für Alexandra Lesters Wohnung. So, wie wir Leila bisher kennengelernt hatten, hatte sie es gar nicht nötig, solche Fehler zu machen. Vermutlich hatte sie längst eine andere Identität angenommen. Wenn sie wirklich eine irakische Agentin war, dann konnte sie auf die Infrastruktur und die Finanzmittel eines Geheimdienstes zurückgreifen. Und damit war sie um Längen besser dran als gewöhnliche Kriminelle.
Wir bekamen schließlich eine vollständige Aufstellung aller Telefongespräche auf den Tisch, die Leila geführt hatte - sei es als Alexandra Lester oder als Rebecca Smith. Es waren eine Reihe von Gesprächen mit Al-Malik darunter. Außerdem schien sie immer demselben Pizza-Service in der Mott Street treugeblieben zu sein. CARLO'S EXPRESS hieß der Laden. Und wenn man danach ging, wie oft Leila seine Dienste in Anspruch genommen hatte, musste er besonders gut sein. Selbst ins Plaza Athenee hatte sie sich die bunten Schachteln bringen lassen.
Außerdem hatte sie verhältnismäßig häufig bestimmte Boutiquen angerufen. Nachfragen ergaben, dass Leila sich durch Kuriere Kleider hatte bringen lassen. Da sie immer wieder in neue Rollen zu schlüpfen hatte, war ihr Verschleiß daran relativ groß.
Ziemlich häufig hatte Leila Telefonzellen angerufen. Und ein paarmal tauchte auch die Nummer des New Amsterdam Hotels in Brooklyn auf.
Und eine Nummer in Pearl River, die zu dem kleinen Privatflughafen gehörte, der wiederum unter der Kontrolle von Guy Carini stand. Möglicherweise war ursprünglich geplant worden, die Druckplatten über diesen Flughafen außer Landes zu bringen. Jedenfalls bekamen Orry Medina und Clive Caravaggio den Auftrag, sich dort umzusehen. Agent LaRocca bekam die Aufgabe, sich in einem Apartment in Albany umzusehen.
Wie die Auswertung der in Al-Maliks Villa gefundenen Papiere ergab, hatte dieser das Apartment erst vor kurzem unter falschem Namen gemietet. Möglicherweise war dort das Versteck der Druckplatten gewesen.
Milo und ich fuhren zum New Amsterdam Hotel, das in der Nähe der Brooklyn Heights lag. Eine noble Adresse. Wir zeigten an der Rezeption ein Bild von Leila Kerim herum.
Inzwischen hatten uns unsere Innendienstler verschiedene Bearbeitungen des Phantombildes zur Verfügung gestellt, das Leila in unterschiedlicher Aufmachung zeigten.
Denn wenn sie tatsächlich hier, im New Amsterdam gewesen sein sollte, war kaum anzunehmen, dass sie dabei ihr Lederoutfit getragen hatte.
Aber wir hatten keinen Erfolg.
Niemand hatte Leila gesehen. Weder als Leder-Vamp noch als biedere Business-Lady.
Schließlich landeten wir im Büro von Darren D. Borovsky, dem Hotelmanager, dem unsere Fragerei unter seinem Personal ziemlich auf die Nerven ging.
"Was denken Sie sich eigentlich? Was meinen Sie, was das für einen Eindruck auf unsere Gäste macht, wenn der FBI..."
"Wir machen nur unsere Arbeit", erwiderte ich. "Und wir versuchen sie, so unauffällig wie möglich zu machen."
Und Milo ergänzte: "Es dürfte durchaus auch in Ihrem Interesse liegen, wenn Verbrechen aufgeklärt werden."
Borovsky faltete die Hände und lehnte sich in seinem Bürosessel zurück.
"Mr. Garth von der Rezeption sagte mir, dass Sie eine Frau suchen..."
"Das ist richtig", sagte ich und zeigte ihm die Bilder.
"Was wird dieser Frau vorgeworfen?", fragte Borovsky.
"Mord, geheimdienstliche Tätigkeit, Beteiligung an einem brutalen Raubüberfall. Ich selbst war dabei, als sie kaltblütig einen Mann erschoss..."
Borovskys Gesich blieb unbewegt.
Er gab mir die Fotos zurück. "An diese Frau erinnere mich nicht."
"Leider auch sonst niemand im New Amsterdam."
"Dann bedeutet das, dass Sie sehr wahrscheinlich auch nicht hier war!"
"Sie hat aber mit dem New Amsterdam telefoniert. Und zwar am 3. dieses Monats um 15.45 Uhr."
"Welcher Anschluss?"
Ich gab ihm die Nummer.
"Dieser Anschluss gehört zu einem der Zimmer."
"Man kann direkt durchwählen?"