Operation Mörderischer Auftrag: 7 Action Thriller in einem Band. Alfred Bekker
In einem Wahnsinnstempo brauste der Chevy davon und zog eine Staubwolke hinter sich her.
Ich hielt mit der MPi auf die Reifen und feuerte.
Immer wieder drückte ich ab. Ein Feuerstoß nach dem anderen krachte aus der MPi-Mündung heraus. Garben von zwanzig, dreißig Schüssen. Erst platzte der linke, dann der rechte Reifen. Es gab einen regelrechten Knall und der Geruch von verbranntem Gummi wehte zu mir herüber. Der Wagen schlingerte hin und her, kam von der Fahrbahn ab und blieb dann an einer Düne stecken. Der Mann in Schwarz gab Gas. Die Felgen mit den zerfetzten Reifen daran drehten sich und wirbelten den Sand in zwei Fontänen auf. Der Wagen bewegte sich kaum einen halben Meter.
Ich spurtete los.
Der Mann in Schwarz stieg aus.
"Stehenbleiben!", rief ich.
Er riss seine Pistole herum und feuerte augenblicklich.
Grell sah ich das Mündungsfeuer aufblitzen, warf mich zur Seite, während die Schüsse haarscharf über mich hinwegzischten. Ich rollte mich am Boden herum, ließ die MPi noch einmal losknattern. Ich hoffte, dass das Eindruck auf ihn machte, aber da hatte ich mich getäuscht.
Er rannte weiter, verschwand hinter der nächste Düne.
Ich rappelte mich auf.
Die MPi warf ich zur Seite. Das Magazin war leergeschossen.
Um die Reifen des Chevys auf die Entfernung hin auch mit Sicherheit zu treffen, hatte ich mehr oder minder drauflosballern müssen.
Ich rannte. In geduckter Haltung kam ich über den Dünenkamm und zog die Pistole aus dem Halfter. Von dem Mann in Schwarz war nichts zu sehen. Ich sah mich um, blickte über die umliegenden Dünen und fragte mich, wo er sich wohl verkrochen hatte. Der Sand war so fein, dass Fußspuren sofort wieder in sich zusammenfielen.
Ich stieg vom Dünenkamm herab, immer auf der Hut. Die Pistole hielt ich in der Rechten. Ich wusste, dass ich mir gegen diesen Gegner nicht die geringste Unaufmerksamkeit erlauben konnte.
Aus den Augenwinkeln sah ich eine Bewegung.
Blitzschnell wirbelte ich herum.
Ich riss die Pistole hoch.
Der Mann in Schwarz tauchte hinter einer Grasnarbe hervor und richtete seine Waffe auf mich.
Wir feuerten beinahe gleichzeitig.
Ich traf ihn an der Schulter. Die Wucht des Geschosses ließ ihn zur Seite taumeln. Sein eigener Schuss ging ins Leere.
Mit wenigen Sätzen war ich bei ihm. Ich richtete die Waffe auf ihn.
"Die Pistole fallenlassen!", zischte ich.
Der Mann in Schwarz sah mich an. Er zögerte noch. Sein Arm zitterte. Er schien ihn nicht mehr richtig kontrollieren zu können. Er fletschte die Zähne wie ein Raubtier. Aber dann war er doch klug genug, um einzusehen, dass sein Spiel aus war. Die Waffe sackte in den Sand.
"Sie haben das Recht zu schweigen", sagte ich und begann damit die übliche Litanei bei einer Verhaftung.
*
Es dauerte nicht lange und in dem kleinen Bungalow am Strand des Long Island Sound herrschte reger Betrieb.
Der erste, der eintraf war der Notarzt, der sich um Milo und den Mann in Schwarz kümmerte. Milo hatte großes Glück gehabt. Er hatte nur eine Fleischwunde. Dem Mann in Schwarz hingegen steckte das Projektil noch in der Schulter.
Wenig später kamen die Kollegen vom zuständigen Sheriff Department und ein Gerichtsmediziner. Der Mann in Schwarz wurde ins nächste Krankenhaus gebracht, begleitet von einer Handvoll Deputy Sheriffs. Den falschen State Police Officer mit der Narbe am Kinn nahmen unsere Leute hingegen gleich nach New York City mit, um ihn in einer der Gewahrsamszellen unterbringen, die wir in der Federal Plaza zur Verfügung haben. Er schien ein genauso stummer Fisch zu sein, wie der namenlose Killer, der es auf Kerim abgesehen hatte. Er sagte kein Wort. Immerhin hatte er einen Führerschein bei sich. Das Dokument war auf den Namen Robert Brown ausgestellt. Auf den ersten Blick sah der Führerschein echt aus, aber vielleicht würden unsere Spezialisten dazu näheres in Erfahrung bringen.
Bis unsere Leute eintrafen, dauerte es eine Weile. Agent Fred LaRocca war mit einem halben Dutzend G-men zu uns herausgefahren, darunter auch einige Spezialisten, die sich mit dem Tatort eingehend befassen würden.
Max Carter, unser Fahndungsspezialist war ebenfalls dabei.
Die Suche nach Leila lief indessen auf Hochtouren. Leider bislang ohne Erfolg.
Etwas später am Abend fand man dann den schwarzen Sport-Flitzer, der eigentlich Al-Malik gehörte, verlassen auf.
Von der Fahrerin keine Spur.
Die Frau, die wie ein Chamäleon war und die Fäden aus dem Hintergrund zu spinnen wusste. Unser Netz würde schon sehr engmaschig sein müssen, wenn uns diese Teufelin nicht durch die Lappen gehen sollte.
*
Milo verbrachte die halbe Nacht in einer Krankenhaus-Ambulanz. Gegen ausdrücklichen ärztlichen Rat saß er am nächsten Morgen aber trotzdem in Mr. McKees Besprechungszimmer und hörte sich an, was es in diesem Fall an neuen Erkenntnissen gab.
Er sah allerdings sichtlich mitgenommen aus und gähnte ab und zu. Seine Schulter steckte in einem dicken Verband, der sein Jackett an der Stelle etwas ausbeulte. Außer uns waren auch Orry und Caravaggio sowie Fred LaRocca, Max Carter und unser Falschgeldspezialist Ron Figueira anwesend.
Mr. McKee wandte sich an Milo und mich. "Es liegt über die Waffe, die Sie in Alexandra Lesters Wohnung sichergestellt haben inzwischen ein ballistisches Gutachten vor", erklärte er. "Mit dieser Waffe wurde vor zwei Jahren ein Mann namens Muhammed Al-Khalili in Seattle umgebracht. Al-Khalili genoss in den USA politisches Asyl. Er war ein Gegner des irakischen Diktators Saddam Hussein."
Ich hob die Augenbrauen.
"Das würde bedeuten..."
"...dass Alexandra Lester, Rebecca Smith, Leila Kerim oder wie immer sich diese Dame im Moment auch nennen mag, vermutlich für den irakischen Geheimdienst tätig ist", erklärte Mr. McKee.
Ich nickte. "Dazu würde auch Kerims Aussage passen, was diese Übertragung von Bilddateien angeht", meinte ich.
Max Carter ergänzte: "Unsere Spezialisten untersuchen gerade das Notebook aus der Suite von Rebecca Smith im Athenee Plaza. Vielleicht lässt sich irgend etwas davon rekonstruieren... Außerdem überprüfen wir die Bankverbindungen, die Leila Kerim unter ihren verschiedenen Identitäten benutzt hat. Möglicherweise ergeben sich auch da Rückschlüsse."
"Was George Al-Malik angeht, so sind die Rückschlüsse ziemlich eindeutig", meldete sich nun Clive Caravaggio zu Wort. "Zwar ist bislang nur ein Bruchteil der Unterlagen ausgewertet worden, die in seiner Villa und seinen Geschäftsräumen beschlagnahmt wurden, aber er scheint intensive Geschäftskontakte zum Mittleren Osten gehabt zu haben."
Und Orry ergänzte: "Insbesondere nach Jordanien, über das seit dem Golfkrieg der größter Teil der Handelskontakte zum Irak laufen."
Jetzt meldete sich Ron Figueira zu Wort. "Wenn wir annehmen, dass die Fäden des Überfalls auf den Druckplatten-Transport in Bagdad gezogen wurden, würde das durchaus Sinn machen. Seit dem Golfkrieg verhindern Embargo-Vorschriften, dass der Irak wirtschaftlich und militärisch wieder auf die Beine kommt. Seit nur noch eine genau quotierte Ölmenge verkauft werden darf, um humanitäre Güter einzukaufen, herrscht akuter Devisenmangel, der sich natürlich am leichtesten dadurch lindern lässt, dass man die Devisen selbst herstellt. Außerdem lassen sich ausreichend große Mengen an Falschgeld auch als Sabotageinstrument benutzen, falls es wieder zu einer außenpolitischen