Operation Mörderischer Auftrag: 7 Action Thriller in einem Band. Alfred Bekker
Kapitän ging an die Limousine heran.
Hinten wurde ein Fenster heruntergelassen. Die beiden Männer in Grau wirkten derweil etwas nervös und ließen den Blick schweifen. Einer griff zu seinem Handy, das er in der Jackentasche verstaut hatte. Das Jackett flog dabei durch einen Windstoß etwas auseinander. Durch den Feldstecher konnte man für einen kurzen Moment die Automatik sehen, deren Griff aus einem Gürtelhalfter herausragte.
Offenbar war ich nicht der einzige G-man, der das bemerkt hatte, den Sekunden später kam eine entsprechende Warnung über Funk an alle FBI-Agenten, die an der Operation beteiligt waren.
Die SILVER-QUEEN-Leute gingen jetzt an Bord.
Es wurde damit begonnen die Leinen loszumachen, was bei einem Schiff dieser Größe einige Minuten in Anspruch nahm.
Tief im Bauch der SILVER QUEEN begannen die Motoren dumpf zu brummen.
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, um loszuschlagen.
Wenn die Druckplatten mit der SILVER QUEEN den Hafen von New York verlassen sollten, mussten sie nun an Bord sein.
Agent LaRocca nahm das Funkgerät zur Hand.
Und im nächsten Moment gab er das Signal, um die Falle zuschnappen zu lassen, die wir der SILVER QUEEN gestellt hatten.
*
Es ging alles sehr schnell. Die Operation war genauestens geplant. Wir wussten, dass wir uns gegen diesen Gegner nicht den kleinsten Fehler erlauben durften, wenn wir nicht bitter dafür bezahlen wollten.
Von allen Seiten stürmten G-men aus den Industrieanlagen und Lagerhäusern hervor, die Pier 62 umgaben. Die dunkle Limousine wollte zurück zum Highway, aber auch dort schnappte die Falle zu. Die Auffahrt wurde versperrt. In Windeseile wurden Wegfahrsperren gelegt, die mit nagelspitzen Stahlstacheln jeden Reifen unweigerlich zum Platzen brachten.
Mit MPis bewaffnete FBI-Agenten in dunkelblauen Einsatzjacken gingen in Stellung und hatten die Limousine umringt.
Unsere Leute waren inzwischen auch auf dem Schiff. Kapitän und Besatzung waren völlig überrascht. Und wer möglicherweise noch irgendeinen Gedanken an Flucht oder Widerstand hegte, wurde spätestens durch das Auftauchen des Hubschraubers überzeugt, der jetzt dicht über die SILVER QUEEN hinwegflog.
Agent Medina und Clive Caravaggio stellten die Kiste sicher, die soeben aus der dunklen Limousine entladen worden war.
Sie war mit einem Vorhängeschloss verriegelt.
Der Kapitän händigte widerspruchslos den Schlüssel aus.
Milo und ich waren ebenfalls an Bord gekommen und standen dabei, als Clive Caravaggio die Kiste öffnete. Der Deckel sprang auf. Wie gebannt blickten wir auf den Inhalt. Keiner von uns konnte die Enttäuschung verbergen, als wir auf schwarzgrau melierte Aktendeckel mit weißen Etiketten blickten.
Clive griff in die Kiste und holte einige dieser Akten heraus. Der flachsblonde Italo-Amerikaner schüttelte ungläubig den Kopf.
"Ich weiß nicht, warum Sie diesen Affenzirkus veranstalten, aber ich hoffe, Sie haben eine gute Erklärung dafür", ereiferte sich der Kapitän.
Charles Bykow grinste breit über das ganze Gesicht.
Er weidete sich an den dummen Gesichtern, die wir ohne Zweifel im Moment machten.
Fred LaRocca griff in die Innentasche seines Jacketts und holte ein sorgfältig beschriebenes Stück Papier heraus. Er reichte es Kapitän Bykow.
"Was soll das?", knurrte er.
"Das ist ein Durchsuchungsbefehl", erklärte LaRocca. "Sie können sicher sein, dass wir hier jeden Quadratzentimeter absuchen werden."
"Und was hoffen Sie zu finden?"
"Sobald wir es haben, sagen wir es Ihnen!"
Ich ging wieder an Land. Mich interessierte, wer in der schwarzen Limousine gesessen hatte. Die wenigen Meter bis zur Highway-Auffahrt ging ich zu Fuß. Die Limousine wurde dort noch immer festgehalten. Unsere Kollegen waren gerade damit beschäftigt, den Wagen zu durchsuchen und die Personalien der Insassen zu überprüfen. Die Waffen, die die Männer in Grau bei sich getragen hatten, waren natürlich auch sichergestellt worden. Der dunkelhaarige hochgewachsene Mann mit dem dünnen Oberlippenbart, der im Inneren der Limousine gesessen hatte, funkelte mich böse an.
"Wer ist das?", fragte ich einen unserer Kollegen.
"Das ist Mr. Alan Hamid, der Geschäftsführer der HAMID GLOBAL TRANSPORTS", bekam ich zur Antwort.
Ich wandte wich an Hamid.
"Dann sind Sie also der Mann, der für Ihren Onkel William aus Washington, DC in Manhattan den Statthalter spielt", stellte ich fest.
Hamid verzog das Gesicht.
"Sie werden das hier gut erklären müssen, Mister..."
"Trevellian."
"Sonst wird es ziemlich ungemütlich für Sie. Auch der FBI kann sich nicht alles erlauben."
Ich zeigte ihm eines der Phantombilder, die wir von Leila hatten.
"Kennen Sie diese Frau?"
"Nein, wer soll das sein?"
"Eine irakische Agentin, die bei dem Überfall auf den Druckplattentransport im Hintergrund die Fäden zog."
"Was geht das mich an."
"Wir vermuten, dass sich die Beute auf der SILVER QUEEN befindet. Wenn Sie etwas darüber wissen, sollten Sie jetzt aussagen, Mr. Hamid."
"Warum?"
"Weil wir Ihnen JETZT möglicherweise noch glauben würden, dass Sie mit alledem nichts zu tun haben und nur von Ihrem Onkel benutzt wurden..."
"Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen."
"Ihr Onkel William Hamid hat mit dieser Dame telefoniert, das steht fest."
Sein Zeigefinger schnellte hervor wie die Klinge eines Klappmessers. Alan Hamids Gesicht verzog sich zu einer grimmigen Maske. "Jetzt hören Sie mir gut zu, G-man! Ich hoffe in Ihrem Interesse, dass Sie finden, was Sie suchen! Und sollte das nicht der Fall sein, dann können Sie sich auf was gefasst machen! Mit diesem Schiff werden Werkzeugmaschinen transportiert. Nichts anderes!"
*
Am nächsten Morgen in Mr. McKees Büro machten wir alle ziemlich übernächtigte und sehr lange Gesichter.
"Die ganze Aktion war ein kompletter Reinfall", stellte Mr. McKee unmissverständlich fest. Unsere Leute hatten buchstäblich jeden Quadratzentimeter der SILVER QUEEN gefilzt. Von irgendwelchen Druckplatten war nirgends etwas zu finden gewesen.
"Scheint, als müssten wir noch ein ernstes Wörtchen mit unserem Kronzeugen reden", meinte Milo grimmig.
"Ich frage mich, ob er uns angeschmiert hat oder es nicht besser wusste und Leila im letzten Moment ihre Pläne geändert hat", meinte ich.
"Nun, diesen Robert Brown kann jedenfalls niemand mehr nach den Beweggründen für seine Aussage fragen", erklärte Mr. McKee trocken. "Brown - oder wie immer er auch in Wirklichkeit heißen mag - hat sich in der letzten Nacht in seiner Zelle erhängt. Ich hab vorhin mit Riker's Island gesprochen."
Diese Nachricht war wie ein Schlag vor den Kopf.
"Steht es fest, dass es Selbstmord war?"
"Es sieht alles danach aus. Jedenfalls hatte laut Gefängnisleitung niemand Zutritt zu Brown. Aber das wird natürlich noch genauer überprüft." Mr. McKee zuckte die Achseln. "Vielleicht war die Gefahr, von der er sprach wirklich real. Es kann aber genauso gut sein, dass sein Fanatismus