Operation Mörderischer Auftrag: 7 Action Thriller in einem Band. Alfred Bekker
zu können. Ich zog mein Jackett aus und vertauschte es mit einer kugelsicheren Weste. Auch die anderen legten diese Dinger an. Sie waren zwar nicht besonders kleidsam und ließen einen plump wie ein Teddy erscheinen, aber die Überlebenschance war einfach größer.
Weitere G-men trafen ein. Insgesamt waren wir ein gutes Dutzend Agenten.
Orry dirigierte die Neuankömmlinge über Funk zu uns. Die Männer sprangen aus den Dienstfahrzeugen. Die meisten trugen FBI-Einsatzjacken. Manche führten außer den üblichen Pistolen vom Typ Sig Sauer P226 auch noch Maschinenpistolen und Pump Guns mit sich.
Agent Fred LaRocca kam uns entgegen und grüßte uns knapp.
"Wie viele sind in dem Haus?"
"Der Pizza-Mann hat nur Leila gesehen", erwiderte ich.
"Aber das muss nichts heißen. Wir müssen uns auf alles gefasst machen!"
"Sollen wir warten, bis sie rauskommen?", fragte LaRocca.
"Nein", sagte Milo. "Wir müssen jetzt zuschlagen. Sonst riskieren wir, dass die da drinnen sich einigeln und die Gelegenheit nutzen, alle Beweise zu vernichten..."
"Wenn du das Wort 'wir' benutzt, sprichst du ja hoffentlich nicht von dir", meinte ich.
Milo sah mich ärgerlich an.
"Wovon redest du, Jesse?"
"Davon, dass ein Schussloch im Körper genug zu verkraften ist, Milo. Du bist noch nicht voll auf dem Damm. Also halt dich im Hintergrund, Milo!"
Milo hob die Hände.
"Okay, okay...", murmelte er.
LaRocca atmete tief durch.
"Dann los!"
Die G-men schwärmten in verschiedene Richtungen aus. Einige unserer Männer würden versuchen, über Nachbargrundstücke von hinten an das Haus heranzukommen.
Milo und ich gehörten zu der Gruppe, die sich von vorne näherte.
Der Verkehr verebbte.
Die Kollegen der City Police gaben über Funk bekannt, dass der Verkehr aufgehalten wurde. Niemand kam jetzt hier her.
Für die Dauer des Einsatzes mussten wir sicherstellen, dass es nicht zu zusätzlichen Komplikationen kam.
Unsere Leute verteilten sich.
Der Eingang des Hauses war im Visier von einem halben Dutzend Zielfernrohren.
Unsere Leute saßen hinter Mauervorsprüngen und parkenden Wagen.
Zusammen mit Orry und Caravaggio arbeitete ich mich bis zur Tür vor. Unsere Kollegen würden für den nötigen Feuerschutz sorgen, wenn es hart auf hart kam.
Orry brachte eine kleine Sprengladung am Türschloss an.
Mit einem dumpfen Knall sprang die Tür auf. Mit einem wuchtigen Tritt wurde sie aufgestoßen. Mit der P226 im Anschlag stürmte ich durch einen Flur. Orry folgte mir.
Rechts war eine Tür. Orry öffnete sie mit einem Tritt und richtete die Waffe ins Innere.
"FBI!", rief er.
Der Raum war leer.
Es handelte sich um ein recht spärlich eingerichtetes Büro.
Der Geruch von verbranntem, schmelzendem Plastik stieg uns in die Nase. Aus einem der Papierkörbe stieg beißender Qualm auf. Für mich bedeutete das zweierlei. Erstens war noch vor wenigen Augenblicken jemand in diesem Raum gewesen und zweitens schien man uns viel eher bemerkt zu haben, als uns das lieb sein konnte. Wir wurden erwartet.
"Wir brauchen einen Feuerlöscher!", rief Clive Caravaggio in sein Funkgerät.
Indessen stürmte ich den Flur bis zur nächsten Tür entlang.
Mit einem Tritt öffnete ich sie.
Die P226 hielt ich mit beiden Händen, die Beine waren gespreizt, die Haltung etwas geduckt. Ich war auf alles gefasst. Ich blickte in einen abgedunkelten Raum. Die Jalousien waren offenbar heruntergelassen worden. Nichts als Schwärze war zu sehen, aus der nur ein Sekundenbruchteil, nachdem ich die Tür aufgetreten hatte, das Mündungsfeuer einer Waffe aufblitzte.
Rot wie Blut leckten die Flammen innerhalb eines einzigen Augenaufschlags mindestens zwanzigmal aus der dunklen Mündung heraus. Der Feuerstoß einer Maschinenpistole.
Die mörderische Salve traf mich mit voller Wucht am Oberkörper und ließ mich rückwärts taumeln. Gleichzeitig feuerte ich mit meiner Pistole zurück. In meinem Rücken spürte ich die Wand, während sich die Geschosse meines unsichtbaren Gegners in meine kugelsichere Weste bohrten.
Ich rappelte mich auf und stürmte nach vorn, während Orry ins Innere des Raumes feuerte, bis ich nicht mehr im Schussfeld war.
Ich lehnte mich neben der Tür gegen die Wand.
Aus dem dunklen Raum kam kein Schuss mehr.
"Kommen Sie raus! Hier ist der FBI!", rief Orry. "Das ganze Haus ist umstellt!"
Es gab keine Antwort. Von drinnen war nicht ein einziger Laut zu hören. Nicht einmal ein Atmen. Vorsichtig arbeitete ich mich vor. Meine Bewegungen waren völlig lautlos. Die Waffe hielt ich in der Rechten.
Orry schüttelte den Kopf.
Ich ignorierte das. Blitzartig schnellte ich vor, die Waffe im Anschlag. Ich griff zur Seite und erwischte den Lichtschalter. Die Leuchtstoffröhren flackerten auf, während ich mich zu Boden warf, dort abrollte und die Waffe emporriss.
Ich hatte erwartet, dass ein Geschoßhagel über mir niederging. Doch es blieb still. Ich erhob mich und blickte mich in dem nun erleuchteten Raum um. Ein Schlafzimmer. Auf dem breiten Doppelbett war eine eigenartige Apparatur angebracht, deren wichtigster Bestandteil eine Maschinenpistole war. Mit Hilfe von Schraubzwingen war die Waffe fest verankert. Ein hauchdünner Nylonfaden führte von der Tür über eine Rolle in einer Art Zickzack bis zum Abzug der MPi. Sobald die Tür mit einem Ruck geöffnet wurde, krachte die Waffe los.
Eine einfache, aber sehr wirkungsvolle Selbstschussanlage. "Es ist niemand hier", murmelte ich düster.
Leila schien uns wieder mal den entscheidenden Schritt voraus zu sein.
*
Fieberhaft durchsuchten wir die Räume der oberen Stockwerke.
Aber es wurde uns ziemlich bald klar, dass wir zu spät kamen.
Nichts als ein paar leere Pizza-Schachteln waren von der grausamen Schönen geblieben.
Der Aufbruch musste sehr plötzlich erfolgt sein und so hatten wir immerhin die Hoffnung, dass der Erkennungsdienst einige interessante Spuren sichern konnte.
Natürlich fragten wir uns, wohin Leila und möglicherweise auch noch ein oder zwei Komplizen so plötzlich verschwunden waren. Sie schienen sich buchstäblich in Luft aufgelöst zu haben.
Die Antwort auf diese Frage fanden wir im Keller.
Agent Medina besorgte sich eine Taschenlampe und dann folgte er zusammen mit mir einem niedrigen, dunklen Gang, der schließlich in das Kanalsystem mündete, das die gesamte Stadt New York unterirdisch durchzieht. Der Geruch war kaum erträglich.
"Wir haben verloren, Jesse", meinte Medina schließlich.
"Jedenfalls fürs erste. Diese Leila kann durch jeden Gullideckel in Brooklyn wieder an die Oberfläche gekommen sein!"
Alles in mir sträubte sich gegen diese Erkenntnis.
Aber wenn man die Sache einer kühlen Analyse unterzog hatte Orry natürlich recht. Wir drehten um und kehrten zurück.
Noch hatten wir die vage Hoffnung, dass Leila vielleicht einer der City Police-Streifen