DRECKIGES GOLD. Robert Blake Whitehill

DRECKIGES GOLD - Robert Blake Whitehill


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sich an. Bandscheiben wurden zu Marmelade zerquetscht. Mit aller Kraft schob er eine Box nach und nach vom Stapel herunter. Sie fiel in Zeitlupe krachend auf das Deck. Eine erledigt, neunzehn übrig.

      Es dauerte zwei Stunden. Ben lud die Kisten in die fünf angeleinten Gemüsekisten. Dann tauchte er auf und half Knocker Ellis, sie an Bord zu hieven. Sie stellten die Kisten an Miss Dotsys Kiel entlang auf, um den Trimm zu halten. Sie wiederholten den Vorgang noch viermal, während sich das Wetter verschlechterte. Miss Dotsy saß aufgrund des zusätzlichen Gewichts tief in den Wellen. Ben war ausgelaugt, fast ausgelöscht von der Kälte. Knocker Ellis reichte ihm auf dem Luftkompressormotor erwärmte Lappen. Ben stopfte sie in seine Achseln und um seine Leiste, um seinen eisigen Rumpf zu wärmen. Ein verdammt langer Tag in nordischen Gewässern.

      Ellis nahm die Schlüssel von seinem Hals. »Sehen wir mal, was wir da haben.«

      Er suchte eine Kiste aus und machte sich daran, den richtigen Schlüssel zu finden. Ben kroch auf dem wankenden Deck näher. Das Schloss knackte. Ben legte seine Hand auf den Deckel, zögerte aber.

      Ellis wurde ungeduldig. »Das ist nicht die Zeit für lange Ansprachen.«

      Ben sah Ellis an und entgegnete: »Ich will das nicht bestreiten, aber ich denke, das wird dich die Welt mit anderen Augen sehen lassen.« Dann hob er den wasserdichten Deckel.

      Enttäuschung vermischte sich mit Verwirrung auf ihren Gesichtern, als sie in die Metallkiste starrten. Sie war nicht mit Gold gefüllt. Da war eine Art von Schalttafel mit Tasten, Anzeigen und einer kleinen Vertiefung so groß wie ein Vierteldollar.

      Zuerst war es den beiden müden Männern ein absolutes Rätsel. Das Gerät schien recht einfach aufgebaut zu sein. Ben bemerkte die Schriftzeichen. Zierliche Schlangenlinien, die die Tasten und Anzeigen kennzeichneten. Nicht Englisch. Durch seine Zeit im Golf erkannte er es als Arabisch, hatte aber keine Ahnung, was da stand.

      Die Kiste piepte dreimal. Laut genug, dass sie sich nach vorbeischippernden Seeleuten umsahen, die das vielleicht hören konnten. Eine Digitalanzeige leuchtete auf und zeigte auf einem kleinen Schirm, der nicht größer als ein Reisewecker war, 24:00:00 an. Die Ziffern schalteten auf 23:59:59 um und zählten Sekunde für Sekunde runter.

      Ben murmelte: »Ups.«

      Knocker Ellis schüttelte den Kopf. »Was in Gottes Namen hast du getan?«

      Ben untersuchte die internen Scharniere der Kiste. »Auslöser. Die Kiste geht auf und es geht an. Vielleicht geht es wieder aus, wenn man sie zumacht.«

      Ellis sagte: »Wie eine große Spieluhr? Bezweifle ich. Ich will es nicht in der Nachbarschaft haben, wenn der Zähler auf null geht. Werfen wir den Fisch wieder rein.«

      Ben wünschte, dass es so einfach wäre. »Damit es unter Wasser hochgeht? Das ist keine gewöhnliche Bombe. Schau dir die Abschirmung in der Kiste an. Blei, um es einfacher über die Grenze zu schmuggeln. Die Schrift ist arabisch, aber die Anzeige hier ist ein Geigerzähler amerikanischer Herstellung. Das braucht man nicht für C-4 oder TNT. Diese Kiste kann jedes Lebewesen im Umkreis von mehreren Kilometern töten. Und dann? Es gibt schon genug, mit dem ich leben muss. Ich will das nicht auf dem Gewissen haben.«

      »Dann bringen wir's raus auf den Atlantik und werfen's dort ab.«

      »Gleiches Problem. Alles, was wir im Sommer und Herbst fangen, verbringt den Winter da draußen im Meer. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden bekommen wir es niemals in sichere Entfernung.«

      »Also vergraben wir's.« Knocker Ellis griff nach Strohhalmen.

      »Direkt über unserer Grundwasserschicht. Nein. Fürs Erste müssen wir dieses Ding behalten und rauskriegen, wie wir's stoppen. Wir müssen es versuchen oder bei dem Versuch umkommen.«

      Ben klappte die Kiste zu und schob seinen Verdruss über Ellis beiseite. Es war der Anfang eines Keils zwischen den beiden Männern. Er konnte es nicht erlauben, dass sich Missgunst und Stress mit gierigem Anspruchsdenken vermischten. Dies würde das sowieso schon empfindliche Vertrauen zerstören, das sie für dieses Unterfangen bräuchten.

      Gerade als Ben eine Bombe in seine Tagesrechnung einkalkulierte, donnerte ein heilloser Schlag von Miss Dotsys Kiel hervor. Das Deck wackelte und neigte sich unter ihnen mit einem lauten Kratzen und Knallen, als ob Vulcanus' Schmiede sich plötzlich in Davy Jones' Kiste wiederfand. Ben und Ellis staunten mit weit aufgerissenen Augen und tasten nach den Haltegriffen, als die Nantucket Lance sich mit dem Bug voraus im Wasser aufrichtete wie ein auftauchendes Nuklear-U-Boot in einem Werbefilm der Navy. Die Leiche am Bug wickelte sich zum Teil aus der Plane. Ben kam als Erster drauf. »Scheiße! Wir sind Idioten.«

      Ellis bestätigte das. »Wie man's macht, macht man's falsch. Entweder sind's Geister oder wir haben den ganzen Ballast rausgenommen. Hat sich aus dem Schlamm befreit. Das verdammte Ding hängt uns nach wie Herpes.«

      Ben dachte für einen Moment nach. Er holte den Bootshaken, um das gespenstische Wrack heranzuziehen. »Wir werden sie niemals verstecken können. Nicht vor jemandem, der sie wirklich haben will. Wir müssen auf alle Fälle unsere Spuren verwischen.«

      Es gab nur eines, was sie tun konnten. Sie leinten das Schnellboot an Miss Dotsy an, wickelten die Leiche wieder in die Plane und sicherten sie. Ben sagte: »Wir müssen das Gewicht des Goldes durch Steine ersetzen.«

      »Wer ist wir

      Ben wusste, was Ellis meinte. Ben würde nach den Steinen tauchen müssen. Es gab keine zweite Atemausrüstung, mit der Ellis hätte helfen können. Es war die Geringste von zwei furchtbaren Möglichkeiten. Ben könnte tauchen, den Boden nach Steinen absuchen und sie an die Oberfläche bringen, wo er und Ellis sie in die Nantucket Lance hieven würden. Oder sie könnten das Boot versenken und Ben würde tauchen, die nötigen Steine finden und sie direkt im Boot platzieren, was das Heraufholen der Steine unnötig machte. Der niedrige Spritvorrat für den Luftkompressor war noch ein weiteres Problem.

      Es gab nur einen Weg, das unsinkbare Boot zu versenken: Auf die gleiche Weise, wie es beim ersten Mal untergegangen war. Mit dem Arbeitseifer von Todeslagersklaven luden sie das Gold zurück in die Nantucket Lance. Kiste für Kiste. Dann nutzten sie ihr vereintes Körpergewicht, um das Seitendeck vor die steigenden Wellen zu neigen. Letztendlich lief das Boot voll und versank. Zum zweiten Mal. Falls nun zufällig irgendein Neugieriger mitten in der Nacht vorbeikäme, lägen Boot, Leiche und Gold längst wieder auf dem Grund und Ben und Ellis hätten viel weniger zu erklären.

      Ellis sagte: »Vielleicht sollten wir es hier lassen.«

      Ben starrte seinen Sortierer zornig an. »Vielleicht solltest du die Finger von den Drogen lassen.«

      »Wenn ich Drogen hätte, wäre ich vielleicht nicht so hundemüde.«

      Knocker Ellis knotete eine Sicherheitsleine um Bens Bleigürtel. Zum dritten Mal an diesem Tag zog Ben seinen Taucheranzug an und machte eine Rolle rückwärts in das eisige Wasser. Die Nantucket Lance hatte sich aufrecht am Boden abgesetzt, aber ohne die Plane und Spanngurte waren die Kisten auf dem Weg nach unten zu einem Haufen zusammengerutscht.

      Um die Kisten sicher zu entfernen, ohne dass das Schnellboot wieder auftauchte, schleppte Ben Steine, Felsen und sogar Austernschalen heran und füllte die Plicht um die Ladung herum. Mehr als eineinhalb Stunden lang schleppte und wälzte er sich durch den Bodenschlamm, der an seinen Beinen zerrte wie dicke Melasse.

      Als Ben fand, dass er genug Ballast zusammengetragen hatte, ackerten sie wie seelenlose Maschinen, um das Gold wieder nach oben zu bringen. Ihre Rücken protestierten. Ihre Schultern schmerzten. Ihre Hände krampften sich zu gefrorenen Klauen zusammen.

      Zwei Kisten vor dem Ende des letzten Tauchgangs spürte er, wie sich das Wrack unter ihm bewegte. War es noch zu leicht? Falls das Boot wieder aufstieg, wäre ihre Doppelschicht umsonst gewesen. Jemand würde es nachverfolgen und danach suchen kommen.

      Er sammelte noch mehr Steine; doch die gingen ihm langsam aus. Er musste immer weiter vom Wrack wegstapfen und auch irgendwie seinen Weg zurückfinden. Durch den Schlamm, den er aufwirbelte, verlor er mehrmals die Orientierung, also leinte er sich mit genug Spielraum


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