Dunkler Paladin. Cole Brannighan

Dunkler Paladin - Cole Brannighan


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Brief an seine Mutter, erster und einziger Satz.

      Kapitel Zwei

      Gefangenschaft

      Talisa rieb sich den Schlaf aus den Augen, während Wurstfinger nach ihrer Brust grapschten und zu kneten begannen. Von hinten drängte ihr jemand sein Glied an den Hintern. Tageslicht waberte durch die Vorhänge der Fenster in den Raum, in dem es nach Schweiß und Lust muffelte. Sie setzte sich auf und schlug dem Mann neben ihr ins Gesicht, sodass er vor Schreck aus dem Bett kippte. Der Nackte rappelte sich auf und grinste sie an.

      »Das Vorspiel haben wir doch schon hinter uns«, nuschelte er. Es war nicht zu überhören, dass er mit einem Zahn in seinem Mund jonglierte.

      »Raus mit dir, sonst bring ich dich um!« Stahl lag in ihrer Stimme. Sie erinnerte sich vage, dass sie viel getrunken und mit ihm geschlafen hatte.

      Als er sah, wie sie nach ihrem Bastardschwert auf dem Nachtisch griff, gefror sein Grinsen zur Maske. Er schlüpfte in ein Hosenbein und humpelte zur Tür hinaus, im Flur tat es noch einen Schlag, danach erklang das Knarzen von Treppenstufen.

      »Wieso tue ich mir das immer wieder selbst an?«, murmelte Talisa, streckte sich durch und schälte sich aus dem Bett. Das schummrige Licht im Raum ging ihr auf den Geist. Wieso musste der Morgen danach immer so wehtun?

      Noch während sie die Vorhänge aufriss, bereute sie es. Sonnenlicht stach ihr in die Augen und es dauerte einen Moment, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Obwohl ihr der Schädel dröhnte, musste sie sich ranhalten, sonst würde sie das Schiff verpassen. Sie zog sich an, prüfte den Sitz der Rüstung und des Waffengurts.

      Sei immer vorbereitet. Die Worte von Hauptmann Kasturon, ihrem ehemaligen Waffenmeister, drangen immer wieder ungefragt in ihr Bewusstsein und begleiteten sie nun schon ein paar Jahre. Sie verließ das Zimmer und ging die Treppe hinunter in den Schankraum, wo bereits Unterführer Hammling am Tresen saß.

      Er fuhr sich über die Glatze und schenkte ihr einen abgeklärten Blick.

      »Sind die Männer bereit?«, keifte sie.

      Hammling stand auf und nahm Haltung an. »Ja Hauptmann, sie stehen am Hafen von Rugand bereit, alle warten auf Euch.«

      »Gut, dann los.« Talisa ließ den Wirt unbeachtet, der auf die Bezahlung der Rechnung hoffte. Niemand, der bei Verstand war, wagte es, Truppen in zinnoberroter Rüstung auf etwas Unangenehmes anzusprechen. Auch nicht, wenn sie Söldner waren.

      Zur Sicherheit fuhr Talisa sich durch das lange schwarze Haar, wollte wissen, ob Stücke von Erbrochenem darin klebten, was schon einmal vorkam. Sie legte sich die Haare über die Schulter und war zufrieden. Außer einem Hauch vom Smaragd schimmerte nichts anderes darin.

      Über dem Hafen flogen Seevögel, die auf der Suche nach Fischabfällen waren. Sie wurden jeden Tag vom Geruch angelockt, während die Seeleute den Fang des Morgens einfuhren. Beim Flug durch den Mastenwald am Anlegesteg prahlten die Vögel mit ihrer Luftakrobatik und ließen grauweiße Tupfer auf die Schiffsdecks fallen – sehr zum Unmut der Luftmatrosen, die keinen Morgen ohne Schrubben beginnen konnten.

      Das Salz der Meeresluft brannte Talisa in der gebrochenen Nase, die schief zusammengewachsen war. Sie ließ sich ihren Kampf mit den Kopfschmerzen nicht anmerken, stattdessen lenkte sie ihr Pferd langsam in die Mitte ihrer Männer. Mit dem Glanz ihrer Rüstungen und dem ausgelassenen Ausdruck ihrer Gesichter vermittelten sie einen ausgeruhten Eindruck.

      »Hauptmann Talisa!«, rief der Kapitän von Deck.

      Sie wippte nach vorn und ließ ihr Ross über die Rampe an Deck gehen. Berittene an Bord waren wie Kopfbedeckungen in einem Tempel ein Akt der Respektlosigkeit, was Talisa durchaus bewusst war. Oben angekommen, warf sie einen Blick über die Matrosen, die Kisten verstauten und das Hauptsegel in Form brachten. Niemand wagte es, ihr in die Augen zu blicken. Man kannte sie.

      Sie stieg ab und übergab die Zügel einem Bootsjungen.

      »Euer Auftritt und Euer Hintern gefallen mir«, schleimte der Kapitän.

      Dachte er wirklich daran, sie anzubaggern?

      »Wenn Ihr ein paar Ziegen an Bord habt, füllt sie ab und macht sie Euch zu Willen. Solltet Ihr mich anfassen, schneid ich Euch das Gemächt ab und verfüttere den Winzling an die Schweine, verstanden?«

      Lass sie Härte schmecken, gib ihnen keine Chance, sich überlegen zu fühlen.

      Der Seebär schmunzelte und wandte sich dann wieder seinen Leuten zu. Er schien ein Mann zu sein, der ein Nein als Einladung zur Eroberung betrachtete.

      »Macht Euch bereit zum Ablegen und bringt mir eine Ziege zum Rammeln!«, brüllte der Kapitän über Deck. Dann wandte er sich ihr erneut zu. »Hauptmann Talisa, Herrin der Bezwinger, Söldnerin im Dienste Tilayndors, hat man Euch denn nicht über die neuesten Entwicklungen informiert?«

      Keiner sprach sie mit vollem Titel an und erzählte danach Gutes. »Spuckt aus, was Euch im Darm quer liegt«, forderte sie kalt.

      »Die Krone benötigt Eure Dienste nicht mehr und hat Eure Beschäftigung aufgekündigt. Es wird gemunkelt, dass bei vielen Söldnertruppen Untersuchungen und Verhaftungen angeordnet wurden. Eure Aufgabe, den Schutz der Hafenanlage von Harweyl zu übernehmen, wird nun der dortigen Stadtgarde übertragen.«

      Talisa klappte der Kiefer herunter. Sie stand seit einer halben Dekade im Dienste Tilayndors, dem Sitz der Krone, trug das Zinnoberrot, hatte für die Jorvenlande gelitten und geblutet und jetzt wurde sie einfach aussortiert. Sie fühlte Hitze in ihre Wangen steigen, wollte wüten und toben, dem Kapitän den Kopf abschlagen. Doch sie riss sich zusammen und besann sich darauf, das Schiff zu verlassen, bevor es hier Ärger gab.

      Heute Nacht wollte Talisa an nichts denken müssen. Also küsste sie einen Mann, den sie erst seit einer halben Stunde kannte, und schmeckte das Schwarzbier, von dem er reichlich getrunken hatte. Ihre Hände lösten seinen Gürtel, danach fuhren sie unter sein Hemd und über die Brust. Sie fand den Moschusgeruch des Schmieds betörend, vermutlich würde sie ihn später verschonen. Schwielige Hände packten ihren Hintern, kneteten ihn und fuhren über ihren Rücken. Sein Bart kratzte ihr Gesicht so wie die Hornhaut seiner Hände ihre Brüste. Ein Schauer jagte ihr durch den Schoß, als er sie an sie presste. Ihre Finger glitten in seine Hose und fanden ein schlaffes Glied.

      Sie drückte ihn von sich weg und sah ihm in die Augen, die sich in alle Richtungen drehten. Der Mann war kaum noch bei Bewusstsein.

      »Verflucht! Ich habe gesagt, dass du nicht so viel saufen sollst.«

      Der Mann grinste, »Dsss liegt aaan diiir, Schätzche«, lallte er.

      Sie verpasste ihm eine Ohrfeige, die alle fünf Finger auf die Wange tätowierte. Der Mann kippte nach hinten aufs Bett. Es war weniger die Backpfeife und mehr der Alkohol, den er nicht so gut vertrug. Er wandte den Kopf ab und schnarchte.

      »So ein Idiot.« Talisa wusste nicht, wohin mit ihrem Frust. Während sie dastand und den Schmied mit halb heruntergelassener Hose auf dem Bett liegen sah, wurde ihr Kopf schwer. Dabei dämmerte ihr, dass sie heute schon wieder über die Stränge geschlagen hatte. Sie taumelte zum Bett und kippte auf die Matratze. Das marode Gestell ächzte unter der Belastung. Ein Blick zur Decke gab ihr das Gefühl, dass sich der ganze Raum drehte. Sie setzte ihren Fuß an die Hüfte des Schmieds und trat ihn über die Kante.

      Er polterte auf den Boden, grunzte und schnarchte weiter.

      Sie breitete die Arme und Beine aus und versuchte das Bett festzuhalten, das sich ohne Unterlass drehte. »Diese Sesselfurzer in Tilayndor, alles Greise, die viel auf sich halten, aber keiner von denen hat je ein Schwert in den Händen gehalten. Gerede ohne Inhalt, zweifelhafte Erfolge, kein Ruhm, keine Ehre in der Schlacht. Sie lassen andere für sich kämpfen und bluten«, murmelte Talisa und überlegte,


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