Das Baustellenhandbuch für den Innenausbau. Brigitte Hallschmid

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Stunden. Eine Beschichtung mit geeigneten Reaktionsharzen ist möglich, jedoch ist beim Auftragen von zementären Spachtel- und Nivellierschichten ab ca. 2,5 mm Vorsicht geboten. Ebenso können auch Schäden durch Einsatz von Mittelbettmörteln unter Naturwerksteinbelägen entstehen, wie z. B. Trennrisse, hochgewölbte Rissränder oder auch nur Anrisse der oberen Estrichzone. Die Anforderungen an die Ebenheit werden nicht immer erreicht. Nenndicken über 40 mm werden mehrlagig ausgeführt.

      

Bitumenemulsionsestrich

       {Bitumenemulsionsestrich}

      Dieser bislang ungenormte Estrich besteht aus Zement und Bitumen. Der Einbau erfolgt kalt als Verbundestrich mit einer Haftbrücke aus Bitumenemulsion einschließlich einer Vorverdichtung. Durch den Fahrverkehr wird er dann nachverdichtet. Dieser Estrich ist relativ preiswert und für Tiefgaragen und Lagerhallen geeignet.

      

Kunstharzestrich und -beschichtung SR (Synthetic resin screed)

       {Kunstharzestrich}

      Für diesen Estrich dienen Quarzmehle und -sande, aber auch Hartstoffe als Füllstoffe, und als Bindemittel wird synthetisches Reaktionsharz eingesetzt. Kunstharzestriche und reine Beschichtungen unterscheiden sich nicht grundsätzlich. In der Regel sind diese wegen der geringen Dicke von 5 mm nicht so hoch beanspruchbar. Als Nutz- und Schutzschicht sind als Mindestdicken bei Kunstharzbelägen 2,0 mm, bei Kunstharzbeschichtungen 0,5 mm und bei Kunstharzversiegelungen 0,1 mm notwendig. Hoch beanspruchbare Kunstharzestriche nach DIN 18560-7 müssen eine Nenndicke von mindestens 5 mm aufweisen.

      Die Auswahl und Anwendung der Reaktionsharzsysteme und Schichtdicken müssen mit dem Hersteller objektbezogen abgestimmt werden. Zur Auswahl stehen Epoxidharz EP, Polyurethanharz PUR, Methylmethacrylat MMA/Polymethylmethacrylat PMMA und ungesättigtes Polyesterharz UP.

      Osmotische Blasenbildung {Blasenbildung, osmotisch} mit Austritt hochalkalischer, hellgelber bis dunkelbrauner Flüssigkeit kann bis zwei Jahre nach der Beschichtung entstehen. Vorbeugend kann auf hochwertigen Betonuntergründen eine zweifache Grundierung wirken.

      

Verlegearten

      Estriche lassen sich nach folgenden drei Grundarten der Auflagerung unterscheiden:

im Verbund
auf Trennschicht
auf Dämmschicht

      Nachfolgend wird weiter unterteilt, und die Haupteigenschaften werden beschrieben.

Verbundestrich:hohe Beanspruchbarkeit
Estrich auf Trennschicht:einfache Untergrundvorbereitung
Estrich auf Dämmschicht:Schall- und Wärmeschutz
Heizestrich:Flächenheizung
Terrazzo:hohe Beanspruchbarkeit, hochwertige Optik
Ausgleichsestrich:Ausgleich von Erhebungen, Gefälleausbildung, Einbetten von Kabeln, Rohren, Heizelementen
Hohlböden:siehe auch bei Trockenbauarbeiten unter Systemböden; zum Verlegen von Technik unter dem Fußboden
Lastverteilungsschicht:Fliesen und Platten für hohe Lasten

      

Verbundestrich

       {Verbundestrich}

      Wegen der geringen Belastung sollte im Wohnungsbau auf Verbundestriche verzichtet werden. Ausnahmen sind beispielsweise Garagenestriche.

      Der Untergrund muss sauber, griffig, offenporig, frei von Mörtelresten, Schlämpeschalen und Rissen sein. Als Besondere Leistung ist der besenreine Untergrund zur Untergrundvorbereitung durch Fräsen oder Strahlen zu bearbeiten. Die Betonrandzone ist als Besondere Leistung mit Wasserhochdruck zu reinigen und das Schmutzwasser abzusaugen, wenn die Fläche mit der Fräse oder dem Kugelstrahlgerät bearbeitet wurde, denn lose Bestandteile schaden dem Aufbau. Risse und Fugen im Untergrund können später an der gleichen Stelle im Estrich auftreten. Der Untergrund muss frei von Kabeln und Rohren sein.

      Nur im Ausnahmefall wird ein Ausgleichsestrich {Ausgleichsestrich} als Untergrund für den Verbundestrich eingebracht. Allerdings ist bei solchen Konstruktionen bei Zementestrichen über Rohren, auch im Ausgleichsestrich, dennoch stets mit Rissen zu rechnen. Nur bei „frisch in frisch“-Verlegung ist keine Haftbrücke notwendig. Für alle anderen Untergründe, z. B. aus wasserundurchlässigem Beton, ist zur Herstellung des Verbunds eine Haftbrücke als Besondere Leistung auszuführen.

      Zur Auswahl des geeigneten Bindemittels in Abhängigkeit vom Untergrund und dem geplanten Estrich dient nachfolgende Übersicht.

EstrichmörtelartUntergrund
BetonCTCAAS1)MAStahl2)Holz2)
CT++oooo
MA3)++oo+o+
CA+++oooo
ASoo+oo
SR++ooooo
+geeignet–nicht geeignetomit besonderen Maßnahmen geeignet
1) sowie andere bitumengebundene Trag- und Deckschichten2) bei ausreichender Biegesteifigkeit3) Bei Stahlbetonplatten ist eine Sperrschicht vorzusehen.

      Tab. 5: Tabelle zur Auswahl geeigneter Bindemittel

      Baustahlgitter sollten nicht als Bewehrung eingebaut werden, weil diese zu Verbundstörungen und Rissen führen können.

      Für die Ebenheit gilt DIN 18202:2019-07, Tabelle 3, Zeile 2a, für nichtflächenfertige Oberseiten von Decken, beispielsweise zur Aufnahme von Bodenaufbauten wie Verbundestriche, und Zeile 3 für flächenfertige Böden wie z. B. Estrich.

      Arbeitsfugen {Arbeitsfuge} sind in geringer Anzahl auszuführen, und auf Scheinfugen sollte verzichtet werden. Bewegungsfugen {Bewegungsfuge} werden entsprechend dem Baukörper übernommen. Fugen als Besondere Leistung sind mit Fugenprofilen {Fugen, Profil} herzustellen oder mit Fugenmasse zu füllen. Bewegungsfugenprofile {Bewegungsfuge, Profil} aus Metall sollten zur Vermeidung von späteren Rissen mit Reaktionsharzmörtel hinterfüllt werden, da der Estrich nicht auf dem Profilschenkel haftet. Alternativ können die Schenkel mit Reaktionsharz beschichtet und abgesandet werden. Die Notwendigkeit von Randdämmstreifen {Randdämmstreifen} ist zu prüfen; sie haben normalerweise lediglich trennenden Charakter.

      Hohllagen können zum Wiederherstellen der Tragfähigkeit durch Hinterfüllen mit Reaktionsharz nachgebessert werden. Dabei ist auf angemessenen Einpressdruck zu achten. Bei hohem Einpressdruck löst sich nicht selten der Estrich im Randbereich der Hohllage weiter bis zu einer flächigen Ausdehnung der Hohllage ab. Bei geringen Einzellasten kann ein Verdübeln mit dem Untergrund ausreichen.

      Die Dicke ist nach DIN 18560-1, Tabelle 1 und 2 zu wählen.

      Aus fertigungstechnischen Gründen sollte die Dicke nicht weniger als etwa das Dreifache des Größtkorns des Zuschlagstoffs betragen. Bei einem Korngemisch von 0–8 mm wäre die theoretische Mindestdicke 24 mm.

      Bei Gussasphalt sollte die Estrichnenndicke 20 mm nicht unterschreiten. Bei einschichtigem Estrich sollte bei Gussasphalt die Nenndicke von 40 mm und bei Calciumsulfat-, Kunstharz-, Magnesia- und Zementestrichen die Nenndicke von 50 mm nicht überschritten werden.

      Nachfolgende Übersicht zeigt


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