Das Baustellenhandbuch für den Innenausbau. Brigitte Hallschmid

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zusammen eingesetzt werden. Dies gilt allerdings nicht bei einem Rohrausgleich mit Wärmedämmplatten und bei trittschalldämmenden Heizsystemplatten.

      Bei Heizestrichen sollte mindestens eine 0,15 mm dicke PE-Folie als Abdeckung der Dämmschicht verwendet werden. Aus vorgenannten Werten zu notwendigen Nenndicken {Nenndicke} ergibt sich folgende Übersicht für flächige Nutzlasten bis 2 kN/m²:

BauartEstrichartNenndicke
ACT–F4 + CT–F5mindestens 45 mm Heizelementüberdeckung
CA–F4 + CA- F540 mm + Heizelementdurchmesser
CA–F735 mm + Heizelementdurchmesser
CAF–F4mindestens 40 mm Heizelementüberdeckung
CAF–F5+F730 mm + Heizelementdurchmesser
MAwie CA
B + CCT–F4 + CA–F445 mm
CT–F5 + CA–F5 + CAF–F440 mm
CA–F735 mm
CAF–F 5 + CAF–F730 mm
MAwie CA

      Tab. 8: Übersicht für flächige Nutzlasten bei 2 kN/m²

      Fugen {Fugen}

      Bei Heizestrichen ist es durch die Ausdehnung des Estrichs während des Aufheizens notwendig, Bewegungsfugen {Bewegungsfuge} als Besondere Leistung möglichst ab einer Feldlänge von 8 m, bei Fliesen und Naturstein von 6,5 m (entsprechend Merkblatt „Beläge auf Zementestrich“ des Fachverbands Fliesen und Naturstein), bei maximaler Feldgröße von ca. 40 m² anzulegen und nach Fugenplan zu arbeiten. Die Gegebenheiten des jeweiligen Objekts sind dabei zu berücksichtigen. Auch auf das Zusammenwirken von Estrichart und Belag bezüglich der jeweiligen Ausdehnungskoeffizienten ist zu achten. Werden Randfugen entsprechend dimensioniert und Heizkreise gleichmäßig beheizt, können sehr große Felder (z. B. bei Turnhallen) ohne Bewegungsfugen beispielsweise mit Holzbelägen, elastischen/textilen Bodenbelägen oder beheizten Industrieböden ausgeführt werden. Bewegungsfugen lassen sich bei Naturwerkstein gut ausbilden, weswegen die Feldgrößen auch eingehalten werden können.

      Die Beschreibung „Estrich DIN 18560–CT–F4–S6 H45“ bedeutet, dass ein Zementestrich der Biegezugfestigkeitsklasse F4 (= 4 N/mm²), schwimmend verlegt mit einer Nenndicke von 65 mm, als Heizestrich mit einer Rohrüberdeckung von 45 mm auszuführen ist.

      Aufheizen

      Aus folgenden drei Gründen sind Heizestriche ausnahmslos vor der Belegung aufzuheizen:

Die Funktionsprüfung über wenige Tage durch den Heizungsbauer führt nicht zur Belegreife und dient als Nebenleistung dem Nachweis der Erstellung eines mangelfreien Werks.
Zur Kontrolle einer spannungsfreien Längenänderung dient das weitere Auf- und Abheizen.
Durch das Auf- und Abheizen wird vorrangig die Restfeuchte ausgetrieben, um die Belegreife zu erreichen (= Belegreifheizung oder Trocknungsheizung).

      Das Funktionsheizen beginnt bei Zementestrichen frühestens nach 21 Tagen, bei Calciumsulfatestrichen nach Angabe der Hersteller bzw. frühestens nach sieben Tagen. Beschleunigte Estrichsysteme sind nach Angabe des jeweiligen Herstellers aufzuheizen.

      Folgende Vorgehensweise ist empfehlenswert:

Start mit einer Vorlauftemperatur von 25 °C
stufenweise über 35 °C und 45 °C auf 55 °C bzw. vorgesehene maximale Vorlauftemperatur hochheizen und die Temperatur mindestens sieben Tage ohne Nachtabsenkung halten
stufenweise über 45 °C und 35 °C auf 25 °C ohne Nachtabsenkung reduzieren
Fußbodenheizung drei Tage abschalten
Werden auf dem Estrich elastische Beläge, Fliesen, Naturwerkstein oder Holzböden verlegt, ist der Auf- und Abheizvorgang erneut zu starten.

      Die Restfeuchte kann nach dem zweiten Intervall mit dem CM-Gerät bestimmt werden. Ein dritter Heizdurchlauf ist notwendig, wenn die Restfeuchte zu hoch ist. Für regelmäßiges Lüften oder künstliches Trocknen zum Abführen der feuchtwarmen Luft ist zu sorgen. Messpunkte an rohrfreien Bereichen sind vor der Estrichverlegung zu markieren, um Schäden an Heizungsrohren zu verhindern.

EstrichartMit FußbodenheizungOhne Fußbodenheizung
Zementestrich CT1,8 CM-%1)2,0 CM-%
Calciumsulfatestrich0,5 CM-%0,5 CM-%
Magnesiaestrich1,0–3,5 CM-%2)
1)2,0 CM-% unter Fliesen und Natursteinbelägen2)Wert abhängig vom Anteil der organischen Bestandteile; Erfahrungswerte sind von den Herstellern zu erfragen

      Tab. 9: Maximaler Feuchtegehalt {Estrich, maximaler Feuchtegehalt} (Quelle: DIN 18560-1:2015-11)

      Das Funktions- {Funktionsheizen} und Trockenheizen {Trockenheizen} ist mit den auf der Baustelle gewonnenen Werten zu protokollieren und muss von der Bauleitung oder dem Architekten unterschrieben werden. Die Merkblätter FBH-D1 bis FBH-D4 und die Arbeitsanweisung FHB-AD sind unter Berücksichtigung der geänderten Werte gemäß DIN 18560-1:2015-11 zur Orientierung und für den Arbeitsablauf und die Dokumentation zu empfehlen und heranzuziehen.

      Im Sommer sind bereits trocken geheizte Estriche zügig mit Oberbelägen zu versehen, um eine erneute Feuchteaufnahme zu verhindern.

      Risse oder festzulegende Scheinfugen dürfen nicht vor Erreichen der Belegreife kraftübertragend verfüllt werden.

      

Ausgleichsestrich – Gefälleestrich

       {Ausgleichsestrich}

       {Gefälleestrich}

      Besser als die Verwendung von Wärmedämmschichten zum Rohrhöhenausgleich, welche von losen Schüttungen hinterwandert werden können und durch Anheben der Dämmplatten zu partiell geringeren Estrichdicken führen, ist das Einbringen eines Ausgleichsestrichs. Dadurch kann der Einbau von gleichmäßig dicken Estrichschichten auf Trennschichten, Dämmschichten und im Gefälle erfolgen. Auf einer Trennschicht ist eine Mindestdicke von 20 mm einzuhalten.

      Ausgleichsestrich wird auch verwendet, um bei Heizestrich gemäß Bauart C die Rohre einzubetten, Untergründe aufzufüllen, große Unebenheiten und Neigungen auszugleichen, Gefällestrecken unter Abdichtungen auszubilden und um zwischen Deckenbalken, Sparren etc. aufzufüllen. Er ist entsprechend als gesonderte Position zu vereinbaren und auszuführen.

      Schüttungen dürfen zum Toleranzausgleich nur in geeigneter Form verwendet werden.

      Als Feuchte- oder Rieselschutz, der generell auf Holzbalkendecken zur Anwendung kommt, sollte keine dampfdichte Schicht verwendet werden.

      

Oberflächenfertige Estriche

       {Estrich, oberflächenfertig}

      Neben Terrazzo und Industrieestrichen ist auch Gussasphalt geeignet. Magnesiaestriche werden eingefärbt und hauptsächlich geglättet hergestellt. Bei Steinholzestrichen ist die Feuchteempfindlichkeit und Aggressivität gegenüber Metallteilen zu beachten. Bei Calciumsulfatestrichen ist ebenfalls auf die zu erwartende Feuchtebelastung {Estrich, Feuchtebelastung} zu achten. Wird Kunstharz als Bindemittel eingesetzt, sind sehr dünnschichtige Böden in geschliffener Variante möglich.

      Bei der geglätteten Variante wird die Oberfläche belassen und im Anschluss geölt, gewachst oder imprägniert. Bei der geschliffenen Variante wird die Betonoberfläche abgetragen und das Korn an der Oberfläche


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