Briefe an Thomas Bernhard. Anneliese Botond

Briefe an Thomas Bernhard - Anneliese Botond


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      Anneliese Botond

      |tristissima.|

      [6; Anschrift: Warzsawa, Stanisław Jerzy Lec, Rynek/Polska, Nowego Miasta 5/15; Briefbogen Insel-Verlag; 1 Bl. masch]

      21. 3. 63

      Lieber Herr Bernhard,

      wie geht es Ihnen? Im polnischen Winter? Tauwetter? Frühling?, unter Leuten mit einer unverständlichen Sprache und sicher vielem Fremden, das erst entziffert sein will? Beflügeln die neuen Eindrücke das Sechsergespann des Gehirn-Fuhrwerks?

      Ich melde mich bei Ihnen mit zwei Nachrichten: Der Verlag wird Ihnen, Ihrem Wunsche entsprechend, weitere 500.- DM überweisen, sobald Sie wieder in Wien sein werden. Von allen Arten von Schüssen sind die Vorschüsse ja wohl die angenehmsten, und ich schicke vorsorglich diesen (oder die Nachricht davon) voraus, damit er den nun folgenden Schreckschuß amortisiert:

      Wollen Sie, können Sie uns ein solches Prosastück in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen? Ich glaube, es wäre gut. Geben Sie mir bitte kurz darüber Nachricht und leben Sie wohl.

      Mit herzlichen Grüßen

      Ihre

      Anneliese Botond

      [7; Anschrift: c/o Stanislaw Jerzy Lec, Rynek Nowego Miasta 5/15, Warzsawa/Polska, 1 Bl.; masch Durchschlag]

      [Frankfurt am Main]

      9. April 1963

      Lieber Thomas Bernhard!

      Ich muss Sie heute wirklich um Nachsicht bitten: lesen Sie also diesen Brief erst, wenn Sie sich nachsichtig gesonnen fühlen – vorausgesetzt, dass das nicht allzu lange dauert.

      Vor ein paar Tagen kam auch der Band der Neunzehn mit Ihrem »Briefträger« hier an. Ich schicke Ihnen drei Exemplare nach Wien. Ich danke Ihnen noch für Ihren letzten Brief und bin schon begierig auf weitere Berichte über das, was Sie in Polen gesehen, gehört und erfahren haben.

      Mit herzlichen Grüssen

      Ihre

      [Anneliese Botond]

      [8; Postkarte: »Besucht Österreich! St. Johann in Tirol«; hs]

      [Wien]

      15. IV. 63

      Liebe Frau Dr. Botond,

      ich bin in Unruhe über das Gesamtbild der Insel, weil ich keinerlei Nachricht in der immerhin mir entscheidenden Zeit erhalte. Ich hoffe, Sie haben meine vor 2 Wochen von hier abgeschickte Post bekommen. Ich bitte auch um den angekündigten Vorschuß sowie das »Briefträger«-Honorar.

      Ich habe eine gute Arbeitszeit, bleibe vorläufig in Wien und grüße Sie herzlich

      Ihr Thomas Bernhard.

      P. S. Der 19zehner-Band ist sehr enttäuschend – aber das enttäuscht mich nicht. Was für ein Aufwand für Fast-Nichts. Arme deutsche Prosa! Was für Vorstellung von Prosa, von [...], von einer solchen erbärmlichen Sache die Leute doch haben!

      [9; Anschrift: <Wien>; Briefbogen Insel-Verlag;


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