Briefe an Thomas Bernhard. Anneliese Botond

Briefe an Thomas Bernhard - Anneliese Botond


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Aber dazu wäre es gut, wenn Sie es uns zuschickten. Im übrigen würde ich es auf jeden Fall gern sehen, auf die Erzählungen warte ich so wie so.

      Schönen Dank für Ihre Karte, ich las sie wie ein Traumfragment.

      Herzliche Grüße

      Ihre

      Anneliese Botond

      P. S. [hs]

      29. 10. 63

      Eines habe ich gestern ganz vergessen: ich hatte kurz nach der Messe den Besuch von Miodrag Pavlović, seines Zeichens Dichter und lit. Berater des Prosveta Verlages in Belgrad. Er kennt und schätzt Ihre Gedichte, er nahm »Frost« in Option mit und bat mich, Ihnen zu sagen, Sie möchten ihn doch unbedingt in Belgrad besuchen, wenn Sie schon nach Jugoslawien fahren. Pavlović ist ein sehr netter Mann, ich glaube, daß Sie sich gut mit ihm verstehen würden.

      Sonst habe ich nichts Wichtiges mehr im dichten Morgennebel vor meinem Fenster.

      Herzlichst

      Ihre

      AB

      [19; Anschrift: <St. Veit im Pongau>; 2 Bl. hs]

      24. 11. 63

      Lieber Herr Bernhard,

      am Freitag bekam ich eine ›Calavara‹ geschickt, einen Plastik-Tod, ein fingerlanges Kunstmännlein mit dem bösen Blick. Um 7 Uhr hatte ich es noch nicht in der Hand, um acht war Kennedy tot. Der Plastikknochenmann trägt einen Texashut (man liebt dort die halb euphemistischen, halb horriblen Maskeraden des Todes). Seither betrachte ich den Calavara-Mann mit Mißtrauen. Was nicht [...] derzeit für Poe und Cie (und alle Weiblein)?

      Aber das nur am Rand. Was ich Ihnen eigentlich schreiben wollte: Wir kündigen in den nächsten Wochen unser Frühjahrsprogramm an. Es sollte doch eine Erzählung von Ihnen dazu kommen? Sie müßte schleunigst aus dem Schubladenschlaf gerissen werden, wenn sie im Frühjahr unter die Leute kommen soll.

      Neulich hatte ich hier ein Manuskript, das erinnerte mich auf den ersten Seiten in vielem so merkwürdig an Sie. Ich dachte schon, ich sähe Gespenster. Aber Herrn Maier fiel es dann auch auf.

      Bleiben Sie noch in St. Veit? Kommen Sie mit der Arbeit voran? Denken Sie an die »Jahresringe«?

      Es kommt nun Ihr geliebter Winter.

      Herzliche Grüße

      Ihre

      Anneliese Botond

      [20; Anschrift: <Wien>; 1 Bl. hs]

      [Frankfurt am Main]

      18. 12. 1963

      Lieber Herr Bernhard,

      wie gut, daß es reiselustige Verleger gibt – sonst wüßte ich gar nichts von Ihnen, nicht einmal, daß Sie wieder in Wien sind. Ich sammle im Geist Ihre Erzählungen, aber wie gern hätte ich eine auf meinem Schreibtisch. Was melden Ihre Schubladen?

      Ich wünsche Ihnen schöne Feiertage und ein gutes neues Jahr – mir eine Zeile von Ihnen.

      Herzlich

      Ihre

      Anneliese Botond

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