Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов
7,9; 8,5). Er gewährt auch Schatten, was im Hebräischen zugleich Schutz bedeutet, und hält Früchte bereit, die dem Gaumen süß sind. Der Apfel(baum) gilt nicht nur als Symbol des Liebesgenusses, sondern auch als Aphrodisiakum, wie in einer assyrischen Beschwörung. Die Geliebte hingegen ist wie ein verschlossener → Garten aus dem ein Hain von Granatapfelbäumen mit köstlichen Früchten hervorgeht (Hld 4,13f.). Gärten bestanden damals vornehmlich aus Bäumen! Fruchttragende Bäume – und da bevorzugt der Granatapfelbaum, der oft im Garten steht – sind ein beliebtes Motiv in der Liebesdichtung. Einmal jedoch ist speziell der Nussbaumgarten erwähnt (Hld 6,11). Der Garten gilt einerseits als Abbild des Paradieses, aber er steht auch für die Geliebte (vgl. Hld 6,2), die umso anziehender scheint, je verschlossener der Garten – d.h. sie und ihre Reize – ist. So ist das Motiv des Pflückens der Früchte der Bäume des Gartens recht eindeutig (vgl. Hld 7,13; 8,2). Diese Bilder und Vorstellungen des Hohen Liedes sind wahrscheinlich von der weitaus älteren ägyptischen Liebespoesie inspiriert. Noch der persische Dichter Saadi kennt in seinem Werk „Hundertundeine Geschichte aus dem Rosengarten“ (Golestan) dieses Motiv des Pflückens der Frucht – genauer gesagt, der Dattel. Nur einmal kommt ein Vergleich der Geliebten mit der Palme vor. Nicht die schlanke Gestalt ist dabei ausschlaggebend, die bis heute nicht das Ideal des Orients ist, sondern die reichen Früchte. Dies ist auch in Hld 7,9 eindeutig. Zu beachten ist auch die religiöse Komponente. Bereits in Ägypten kann die Baumgöttin, die dem Toten Speise und Trank darbietet, in einer Dattelpalme erscheinen (Totenbuch Spruch 59), und auch an die im 8.–6. Jh. v. Chr. in Judäa weit verbreiteten Pfeilergöttinnen ist zu denken. Die Bedeutung der Fruchtbarkeit durchzieht unterschwellig diese Vorstellungen.
7 Zeder: Metapher für den Herrscher
Im vierten Orakel gegen Ägypten (Ez 31; vgl. 17, 22–24) ist das Thema der Fall des Hochmütigen, als dessen Symbol hier die mächtige, hoch aufragende, unvergleichlich prachtvolle Zeder gilt, in deren Zweigen die Vögel des Himmels nisten, unter deren Ästen die Tiere des Feldes werfen und in deren Schatten all die großen Nationen wohnten. Zu allen Bäumen auf dem Feld sendet sie ihre Kanäle. Dieses Bild ist bereits aus Ez 17,24 bekannt und steht für die geringeren und weniger bedeutenden Könige bzw. Königreiche. Sie ist der schönste Baum im Gottesgarten, keiner reicht an sie heran. Ähnliche Bilder wie Ezechiel zeigt bereits ein hethitisches Ritual für die Einweihung eines neuen Palastes, wenn dort von Tieren die Rede ist, die im Schatten der Zeder ruhen oder weiden (PRITCHARD 1969, 357). Die mächtigen, hoch aufragenden Zedern waren weithin geschätzt. Bereits im Alten Ägypten wurden sie geschlagen, wie ein Relief von Sethos I. im Tempel von Luxor zeigt und wie es die Geschichte des Wenamun thematisiert (MOERS 1995, 912–921). Auch Nebukadnezzar II. rühmt in der Wadi-Brisa-Inschrift ihren Wuchs (BORGER 1982–1985, 405). Die berühmte Decke des Thronsaals von Persepolis war, wie die von Palästen des Zweistromlandes, aus ausgesucht schönen, hoch ragenden Zedern errichtet. So darf man sagen, dass dieser imposante Baum seit Jahrhunderten eng mit einer Gottheit oder dem Herrscher verbunden war. Der Tempelbau Salomos steht sicher noch in dieser Tradition (1 Kön 5ff. passim). In Mesopotamien war der Zedernberg Wohnsitz der Götter (Gilgamesch-Epos V). Zedern zu fällen wird jedoch auch als Zeichen königlicher Überheblichkeit verunglimpft (Jes 37,24; vgl. Jes 14,8). In Ägypten hingegen verwendete man die Zeder gewöhnlich für profane Zwecke, u.a. für Särge, Kasten oder im Schiffsbau, wie auch bei Ez 27,5, wo sie als Mast dient. Bei Jesaja dominiert jedoch das Motiv der hochmütigen Zeder (vgl. Jes 2,13; 10,33–34), die sich überschätzt und dadurch zwischen dem Ursprung und dem Ende – der Unterwelt – steht. Fremde – die gewalttätigsten Nationen – haben sie gefällt und weggeworfen, und aus ihrem Schatten zogen alle Völker der Erde fort. Das Fällen von Zedern und Wacholderbäumen ist aus Jes 14,8 bekannt. Dort jubeln diese Bäume über den Sturz des Königs von Babel, da sie nun niemand mehr fällen wird. Vergleichbare Gedanken finden sich in Jes 37,24. Die Zeder wird in Ez 31,3 als Synonym für Assur verwendet und zugleich für alle, die hochmütig werden. Auch Pharao wird dereinst das Schicksal erleiden und Ägypten wird in Trümmern liegen wie die Zeder, also wie Assur. Sie ist ein warnendes Beispiel für Ägypten, wie es in Ez 31,18 heißt. Die Bilder sind eindeutig. Alle Hochmütigen sind dem Tod geweiht und müssen hinab in die Tiefe der Erde. Die Zeder und alle Bäume, die mit ihr in das Totenreich gehen, sind der Pharao und seine gesamte Nation. Sie stehen hier jedoch nicht für einen konkreten Anlass, sondern sollen eine Mahnung an das Volk Israel sein. Es kann im → Exil nicht auf weltliche, instabile Herrscher setzen, sondern es soll sich dem Schöpfer zuwenden, denn nur er kann Leben schenken. Vergleichbar ist die Jotamfabel in Ri 9,7–15. Auch hier übernehmen Bäume die Rolle der Menschen. Das Gericht Gottes wird mit den Bildworten des Verbrennens der Bäume beschrieben, wie es auch Jes 10, 17–19 ausdrückt. Trotzdem kann ein neuer Spross aus dem Stumpf kommen (Jes 10,33–11,10), und es wird gezeigt, dass Gericht und Friedensreich zusammengehören. Diese Gedanken, wiederum mit der Symbolik eines (Welten-)Baumes verbunden, werden auch im → Traum Nebukadnezzars thematisiert (Dan 4,7–24).
8 Feigenbaum
Der wichtigste Obstbaum dieser trockenen Region, der Feigenbaum (Hld 2,13), der inmitten der Weinberge steht, erinnert an den Frühling und die Zeit der Ausflüge in den Weinberg, bei denen junge Leute Gelegenheit fanden, sich näher zu kommen. Auch im NT wird sein Ausschlagen mit dem kommenden Sommer verbunden und ist zugleich Zeichen für das anbrechende Gottesreich (Mt 24,32; Mk 13,28; Lk 21,29–33). Der Feigenbaum gilt als Synonym für Frieden, Sicherheit und Glück (1 Kön 5,5; 2 Kön 18,31; Jes 36,16; Sach 3,10; Mi 4,4). Das bäuerliche Denken und das vitale Interesse an Besitz und Boden sind die Grundlage dieser Bilder. Nur in ruhigen Zeiten kann man sich seiner im Garten erfreuen und mit Muße ernten. Der Feigenbaum wird neben Öl- und Granatapfelbäumen unter die sieben Segnungen des Landes Israel gezählt (Dtn 8,8) und ist damit ein Symbol für ein Leben ohne Mangel (vgl. Num 20,5; Ez 27,17; 1 Chr 12,41). Als Strafe für fehlende Einsicht droht dem Volk durch göttliches Gericht die Vernichtung der so lebenswichtigen Feigenbäume (Jer 8,13; vgl. Joel 1,7.12; Hab 3,17, vgl. Am 4,9; Ps 105,33). In der Jotamfabel (Ri 9,7–15) wird dem Feigenbaum unmittelbar nach dem Ölbaum die Königswürde angetragen. Im NT wird im Gleichnis vom Feigenbaum, der drei Jahre keine Frucht trug, angesichts des Gottesreiches die Hoffnung auf Umkehr ausgedrückt (Lk 13,6–9).
9 Ölbaum
Die wirtschaftliche Bedeutung des Ölbaums war und ist immens (Ri 15,5; Hag 2,19). Er zählt unter die → Pflanzen und anderen Bäume wie Granatapfelbaum und Feigenbaum, die für ein gesegnetes → Land stehen (Dtn 8,8; 6,11). Daher wird Israel als saftig-grüner Ölbaum bezeichnet (Jer 11,16; vgl. Hos 14,7). Wie auch der Feigenbaum verliert er beim Strafgericht Gottes seine Früchte (Dtn 28,40; vgl. Jes 24,13). Er kann viele hundert Jahre alt werden, und es ist verständlich, wenn ihm als erstem unter den Bäumen die Königswürde angetragen wird (Ri 9, Jotamfabel). Der Ölbaum steht metaphorisch für die Lebenskraft des Menschen (Jer 11,16.19) und der Gerechte wird mit ihm verglichen (Ps 52,10). Er ist einer der Bäume, von dem Zweige für das Laubhüttenfest genommen werden sollen (Neh 8,15).
10 Palme
Mit „Palme“ (tāmār) ist immer die Dattelpalme gemeint. Auch sie war und ist eine wirtschaftlich hochbedeutende Pflanze. In der Bibel gilt sie als Symbol des Gerechten und Rechtschaffenen. Er gedeiht wie die immergrüne Palme (Ps 92,13). Daher hat Debora, die Richterin für Israel war, ihren Sitz unter der Debora-Palme auf dem Efraim-Gebirge und die Israeliten zogen zu ihr hinaus (Ri 4,4–5). Ob es sich hier tatsächlich um eine Palme handelt, ist nicht mit letzter Sicherheit festzustellen. Zum einen ist die Schreibung von tomær speziell (Jer 10,5), zum anderen sind Palmen typische Ebenenbzw. Oasenpflanzen und gedeihen nicht auf Bergen. So wurde, gestützt auf Gen 35,8, vorgeschlagen, auch in Ri 4,4–5 den fraglichen Baum als Eiche anzusehen. Der Frevler aber, der Gott ignoriert, gleicht einer vertrockneten Palme, deren Wurzeln das Wasser nicht mehr erreichen (Hiob 15,32; vgl. Ps 1). In den Anweisungen zum Laubhüttenfest wird unter anderem geboten, Zweige von Palmen für die Hütten zu holen (Neh 8,15). Wohl auf die Festzeiten bei Lev 23,40 geht der Einzug Jesu in Jerusalem und seine Begrüßung mit Palmzweigen zurück (Joh 12,13). Darstellungen von Palmen finden sich auch in literarischen Beschreibungen