Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов
und schützende Macht einer Königsherrschaft (→ König, Gott als König) beschreiben. Der Lebensbaum ist häufig eine stilisierte Palme, aber bereits in Sumer wurde auch der Weinstock als Lebensbaum angesehen. Meist lagern sich im Schatten dieses Baumes Tiere oder sie richten sich an seinem Stamm auf. Der Granatapfelbaum galt im Alten Orient als der Lebensbaum schlechthin. Diese Vorstellung belegen z.B. Elfenbeineinlagen aus → Assur, die zwei Granatapfelbäume zeigen, die den Paradiesberg flankieren, von dem vier Ströme ausgehen. Auch ein göttlicher geflügelter Stier, der zwischen Palme und Granatapfelbaum steht, weist auf diese Vorstellung hin. Eine Wandverkleidung aus dem 9. Jh. v. Chr. im „Fort Salmanassar“ zeigt den Palmetten-Lebensbaum mit Granatäpfeln, flankiert von Stieren. Solche Kompositbäume gelten als Zeichen der Göttlichkeit. In Ägypten erscheint der Granatapfelbaum erstmals im sog. botanischen Garten von Thutmosis III. im Tempel von Karnak. Bald wird er in ägyptischen Liebesliedern angesprochen (vgl. Ez 47,12; Offb 22,2). Sehr wichtig war vor allem seine Frucht, die als Aphrodisiakum und Fruchtbarkeitssymbol (→ Fruchtbarkeit, menschliche) galt und im Hohen Lied (Hld 4,3; 6,7) zur Beschreibung von Schönheit verwendet wird.
Dem Lebensbaum könnten jedoch auch genuin ägyptische Vorbilder zugrunde liegen. Die Baumgöttin, die meist einer Sykomore entwächst, seltener in einer Dattelpalme dargestellt wird, spendet dem vor ihr knienden Grabherrn und seiner sehr häufig beigesellten Gemahlin Speise und Trank. Gerne wird die Baumgöttin auch mit der Himmelsgöttin Nut in Verbindung gebracht wird (Totenbuch Spruch 59 s. HORNUNG 1979). Diese gebiert jeden Morgen die Sonne neu und verkörpert damit den unendlichen Lebenszyklus. Symbolhaft steht diese Szene für das zweite ewige Leben nach dem Tode im „Gefilde der Seligen“, das dem religiös und moralisch integren Menschen nach dem irdischen Leben verheißen ist. Der Tote ist wohlversorgt in ihrem Schutz. War es ursprünglich nur der Herrscher, der nach dem Tode als „Osiris NN“ weiterlebte, so wird es nach dem Ende des Alten Reiches jeder Verstorbene. Das bedeutet, Göttlichkeit und ewiges Leben – die Überwindung des Todes – hängen bereits in Ägypten wie auch im Alten Orient zusammen, und der Lebensbaum spielt dabei eine bedeutende Rolle.
3 Zwei Bäume
Zwei Bäume stehen im Paradies, und zwei Bäume sind auch im Alten Orient und in Ägypten geläufig, wo der Dualismus in religiösen und kosmischen Vorstellungen nahezu omnipräsent ist. Von daher ist es naheliegend, dass angleichend auch in der Genesis von zwei Bäumen die Rede ist. Die beiden eng zusammengehörenden Bäume des Gartens Eden wurden auf ein Vorbild im Adapa-Mythos und auf den Text eines Zylinders von Gudea zurückgeführt. Nach diesen Interpretationen sei Adapa nicht als Einzelpersönlichkeit zu verstehen, sondern als „Menschheit“ anzusehen, und der Baum der Erkenntnis wäre nicht mit dem meist genannten Gott Ningišzida gleichzusetzen, sondern sei als Gišzida zu lesen, was Baum der Wahrheit bedeute, wohingegen Tammuz den Lebensbaum bedeuten soll. Wenn dieser sich hinwegbegibt, stirbt alles Leben auf Erden. Beide Bäume hätten ihre Beziehungen zu den Bäumen des AT. Aber der Baum der Wahrheit wäre der einzige Vorläufer des biblischen Baumes der Erkenntnis. Über den Baum der Erkenntnis führt der Weg zum Lebensbaum. Liegt die Gottgleichheit in der Bibel in der Unterscheidungsfähigkeit von Gut und Böse, so äußert sie sich in Babylon in Kenntnissen und Macht im Raum des Kosmischen. Das Leben ist eine in sich ruhende göttliche Größe. Die Möglichkeit des ewigen Lebens ist gewöhnlichen Menschen verwehrt. Anders verhält es sich aber im AT und NT, wo es der Inbegriff der Daseinsfülle ist, die Gabe, die Gott im Verlauf seiner heilsgeschichtlichen Offenbarung für den Menschen bereithält. Für die biblische Erzählung sind von diesen Gedanken her beide Bäume zwingend notwendig. Es gibt jedoch auch die Ansicht, dass der Baum der Erkenntnis und der des Lebens nur Dubletten seien und nur einer dieser Bäume im ursprünglichen Text gestanden habe, da die Angaben zu diesen Bäume verwirrend sind. Aus literarkritischer Sicht wäre der Lebensbaum als späterer Zusatz zu streichen. Für Gen 2,8–9 und die gesamte Paradieserzählung ergäbe sich dann ein glatter Zusammenhang.
Für Ägypten sei an die beiden Sykomoren aus Türkis erinnert, die nach ägyptischen Himmelsvorstellungen rechts und links des Horizonttores im Osten stehen, in dem alltäglich die Sonne erscheint bzw. zwischen denen der Sonnengott Re hervorgeht. Dieses Ereignis ist zyklisch, es wiederholt sich jeden Morgen und garantiert den Fortlauf und das Bestehen der Welt. Es ist eine Vorstellung, die sich bereits im Alten Reich findet (Pyramidenspruch 568 s. SETHE 1935–62; Sargtexte = CT Sprüche 159 und 161 s. FAULKNER 1973–1978; Totenbuch Spruch 109 s. HORNUNG 1979). Allerdings ist manchmal auch nur von einer Sykomore die Rede (Pyramidenspruch 916b), was der Ansicht, dass ursprünglich nur ein Baum im Paradies stand, entgegenkäme. Auch die Dattelpalme gilt als Erscheinungsort des Sonnengottes (CT IV 153f–154a). Einschränkend muss gesagt werden, dass zwar ein oder zwei Bäume in Ägypten im Zusammenhang mit „paradiesischen“ Zuständen gut belegt sind, ihre Bedeutung deckt sich jedoch nicht mit der der biblischen Bäume. Die ägyptischen Bäume beziehen sich eindeutig auf das ewige Leben, die tägliche Verjüngung des Sonnengottes und in dessen Gefolge auch des jeweils Verstorbenen. Die biblischen Bäume sind eher in einem diesseitigen Paradies anzusiedeln, aus dem die Menschen vertrieben werden, um ein diesseitiges Leben zu führen.
4 Die Säulen am Tempel Salomos
Die beiden metallenen Säulen Jachin und Boas vor dem Tempel Salomos (1 Kön 7,15–22) können in Beziehung zu dem Motiv der sakralen Bäume des Alten Orients gesetzt werden, die ikonographisch häufig dargestellt werden. Besonders wird auf die Darstellung der Investitur des Herrschers im Palast des Zimrilim in Mari verwiesen. Die beiden Säulen sollen entsprechend den sakralen Bäumen der altorientalischen Bildsymbolik das Leben und die Fruchtbarkeit verkörpern, die den Bewohnern Israels gewährt werden. Als Beleg dafür werden ihre Kapitelle angeführt, die mit 200 (wohl je 100) kupfernen Granatäpfeln verziert waren. Generell ist der Tempelvorhof des Salomonischen Tempels mit Symbolen ausgestattet, die analog in orientalischen Tempeln den Glauben an die Gegenwart des lebendigen Gottes dokumentieren. In diesen Kontext gehören auch die beiden Säulen. Beim Aufstieg Adapas zum Himmelsgott Anu flankieren zwei Götterwesen das Himmelstor, von denen eines mit einem Zeichen für das Bedeutungsfeld „Baum“ versehen ist. Mit ihnen wurden die beiden Säulen des salomonischen Tempels in Verbindung gebracht. Heranzuziehen sind hier auch die zwei Perseabäume, die den Eingang zum Totentempel der Hatschepsut von Deir el Bahari flankiert hatten, wie sie später entsprechend auch beim Tempel von Dendera anzutreffen waren.
5 Heilige Bäume
Unter grünen Bäumen dienten die Nationen, die Israel in Besitz nahm, in lokalen Heiligtümern ihren Göttern, was für „deuteronomistische“ Theologen verabscheuungswürdiger Götzendienst war. (Dtn 12,2). Ein Rückfall in diese offenbar sehr geläufigen Praktiken wird bestraft (1 Kön 14,23; 2 Kön 16,4). Mehrfach wird die Abschaffung des Götzendienstes thematisiert (Jer 2,20; Ez 6,13; Hos 4,12). Heilige Bäume und Haine, in denen Götter Wohnung nahmen, sind im Alten Orient und in Ägypten bekannt und waren im Denken der Bevölkerung fest verankert. So mussten sie als Symbol anderer Religionen rigoros bekämpft werden. Andererseits konnte man sich nicht ganz von der Bedeutung heiliger Bäume lösen. Die Begegnung zwischen Gott und Mensch, Gott und Abraham, findet unter der Orakel-Terebinthe statt. Aufgrund dieser Begegnung baut Abraham Gott einen Altar (Gen 12,6–7; 13,18).
6 Baum in der Liebesbeziehung
Die Liebe unter Bäumen – „Zedern sind die Balken unseres Hauses, Wacholder unsere Dachsparren“ (Hld 1,17) – ist auch in sumerischen und ägyptischen Texten gut belegt. Die Bäume dürften hier für die Vergöttlichung der Liebenden stehen, denn der über 300 Meter hohe Zedernberg (Libanonberg) galt als Wohnort der Götter. Auf die (götterähnliche) Entrücktheit der Geliebten auf dem Libanon, die jedoch herabkommen wird, spielt „Mit mir vom Libanon, Braut, mit mir vom Libanon wirst du kommen“ an (Hld 4,8). Bereits im Alten Ägypten können mit den Bäumen, die in der Liebesdichtung genannt werden, auch solche im Tempelbezirk gemeint sein. Unter einem ganz anderen Aspekt sieht dies Hosea, der sich gegen solche Praktiken ereifert und den Fall des Volkes Israel damit verbindet (Hos 4,13). Aber auch andere Propheten wenden sich gegen die „Unzucht“ und „ Hurerei“, die als Folge des Baalkultes, der Götzendienerei,