Illusion Tod. Johann Nepomuk Maier
noch mit anderen Gleichnissen beschreiben.
Das Netz ist noch nicht gut genug, passender wäre, wenn ich statt dem Netz einen Fleischwolf nehme. Ich nehme einen Fleischwolf und ein Stück Fleisch – Entschuldigung an die Vegetarier unter Ihnen. Das Fleischstück stopfe ich oben rein und wirble es unten durch. Vorne kommen diese Nudeln raus – Ah, die Welt ist aus Nudeln zusammengestellt!
Unsere Sprache, wie wir die Welt ansehen, hängt damit zusammen: Wie habe ich sie angesehen? Jeder konstruiert sich eine andere Welt, und baut sie dann immer weiter aus. Wir dürfen nicht verwundert sein, dass wir zu anderen Bildern kommen.
Ein Beispiel ist das Vexierbild. Ich sehe die junge Dame, aber andere sehen die alte Frau. Manche nehmen es mir übel, sie sagen, du bist alt genug, die alte Frau zu sehen. Aber ich sehe immer noch die junge Dame, weil die mich bisher mehr beeindruckt hat. Es ist dasselbe Bild, aber je nachdem, wie wir es betrachten, schauen wir die Welt auf eine andere Art und Weise an. Wir sollten also, bevor wir anfangen zu streiten, erst einmal immer vergleichen: „Was hast du gesehen, als wir dasselbe angeguckt haben“?
Es ist doch fantastisch, dass wir so viel gesammelte Intelligenz haben in der Summe von allem! Ich musste Gottseidank nicht alles lernen, was ich brauchte, sondern ich musste die kennenlernen, die das besser können als ich, und umgekehrt.
Hier ein Beispiel wie wir in Deutschland mit dieser modernen Betrachtungsweise umgehen: Der Biologe Prof. Dr. Hubert Markl schrieb 1995 einen Artikel im Spiegel „Pflicht zur Widernatürlichkeit“. Das hat mich furchtbar aufgeregt. Ich zitiere: „… wenn wir dafür sorgen wollen, dass unsere Spezies noch möglichst lange überleben kann, dann sind wir gezwungen, aus Eigeninteresse oder aus sittlicher Verantwortung für das Wohlergehen künftiger Generationen, gerade unsere Natürlichkeit aufzugeben und uns ganz bewusst anders zu verhalten, als es naturgegebenen Antrieben entspräche.“
Mich hat es vom Stuhl gehauen. Ich habe dann mit dem Spiegel gesprochen und gesagt „Das kann nicht so stehenbleiben.“ Ich habe einen eigenen Artikel hingeschickt mit der Überschrift „Pflicht zur Mit-Natürlichkeit“. Interessant war, dass der Spiegel mir geantwortet hat „Wir haben eine Riesen-Anzahl an Briefen bekommen, ob sie nicht die Namen verwechselt haben. Es kann doch nicht sein, dass der Biologe zur Widernatürlichkeit rät, und der Kernphysiker schreibt Pflicht zur Mit-Natürlichkeit.“ Das heißt also nur, wir haben die Hölle sozusagen einmal durchlaufen und sehen, warum das eigentlich nicht funktioniert.
Noch kurz, wie die moderne Physik aussieht, die uns erlaubt, alles zu integrieren. Die moderne Physik sagt folgendes: Der Anfang ist nicht die Materie, sondern der Anfang ist die Verbindung. Das Dazwischen. Wirklichkeit ist nicht Realität, sondern Wirklichkeit ist Potentialität. Es ist die Möglichkeit, sie materiell und energetisch zu zeigen, aber nicht das, was da ist. Die Welt besteht größtenteils nicht aus Dingen, sondern aus etwas, was dazwischen ist. Das ist einfach furchtbar schwierig, aber ich habe schon das Handy erwähnt. Wie wir eigentlich telefonieren können, ohne dass eine Strippe dazwischen ist. Dann sagen alle „das ist eine Welle im Äther“, aber Einstein hat gesagt, den Äther gibt es gar nicht, sondern es ist eine Welle im Nichts. Stellen Sie sich mal im Nichts eine Welle vor, das geht einfach nicht.
Deshalb will keiner erklären, wie ein Handy funktioniert, wenn sein Sohn es fragt, denn er weiß es selber nicht. Aber es lässt sich auch nicht verstehen.
Es sind drei wichtige Dinge dabei. Die Verbundenheit ist da. Es ist das, was alles mit allem verkoppelt. Es sagt aber auch aus, dass es alles eine Struktur ist. Es gibt nichts, was unabhängig ist, was abgetrennt ist. Und dann das Dritte ist, dass sich die Zukunft nicht eindeutig vorhersehen lässt. Die Zukunft ist nicht beliebig offen, aber in der vorgegebenen Tendenz ist alles offen.
Das heißt, Ihre Kreativität ist kein Missverständnis – wir sind alle kreativ. Es ist nicht so, dass nach dem „Big Bang“ alles wie an einer Schnur abläuft, und das all das Schlimme, was wir tun, schon seit dem „Big Bang“ eingegeben wurde. Wir sind kreativ. Mit anderen Worten: Den Urknall gibt es gar nicht. Es knallt die ganze Zeit. Und alles, was lebendig ist, knallt, weil es diese Möglichkeit hat. Wir sind alle daran beteiligt, wie die Wirklichkeit im nächsten Schritt aussieht. Es gibt nicht eine Verlängerung in die Zukunft, wo man sagt, da werde ich hingezogen, sondern Wirklichkeit bedeutet, Neuschöpfung in jedem Augenblick.
Das will ich Ihnen noch mit ein paar Sachen zeigen, dass es gar nicht so sehr eine komische Sache ist. Deshalb will ich noch etwas durchgehen. Das ist vor allen Dingen, dass hier das Materielle wegfällt. Denn das Dazwischen ist keine Materie, sondern es ist nur eine Beziehungsstruktur, an der es eigentlich praktisch da ist. Das heißt, die Frage „Was ist?“ darf nicht mehr gestellt werden. Man kann nur noch fragen: „Was passiert?“. Zu fragen „Was ist ein Atom“ macht keinen Sinn. Aber „Was passiert?“ kann man fragen.
Statt Atom nenne ich es „Wirks“. Jeder fragt: Was meinst du mit „Wirks“? Kann ich nicht verstehen.
Die Welt ist aus Wirks aufgebaut, etwas das sich verändert. Die Veränderung selber, und nicht A hat sich in B verändert. Das ist eine ganz komische Beschreibung. Bausteine, die eine Grundbeziehung zueinander haben, aus der alles aufgebaut ist.
Wenn ich es mit einem Computer vergleiche, heißt es, dass es eigentlich nur noch die Software gibt, und nicht mehr die Hardware. Natürlich gibt es das Gehäuse und die Drähte, aber die Software ist es, die es zu einem funktionierenden Computer macht. In dem Sinne gibt es die Materie nicht, sondern nur das, was dazwischen ist.
Ich will noch ein Beispiel nennen. Zuerst kommen zwei Fäden, die bilden einen Knoten. Ich kann aus Knoten keine Fäden machen, aber ich kann aus Fäden einen Knoten machen. Die Verbindung macht sie zu einem Knoten.
Das ist übrigens das, wofür Heisenberg seinen Nobelpreis bekommen hat. Er war in Helgoland und hat einen Heuschnupfen gehabt. Er war gesundheitlich ganz schlecht beieinander, und er hat gesagt, dass er dann immer ein bisschen spinnt. Zu dieser Zeit hat er einfach etwas mit dem herumgespielt, was gemessen wurde, und dem, was dabei herauskam. Dabei hat er festgestellt, dass wenn die Mathematik etwas mogelt, auf einmal alles ganz gut geht. Dass wenn er Q x P sagt, es etwas anderes ist als P x Q. Bei der Multiplikation ist es anders: 2 x 3 ist 3 x 2. Wenn es aber einen Unterschied ausmacht, hat er es auf einmal herausgefunden. Er hat nicht verstanden, was es bedeutet, er hat nur gesehen, die Mathematik hat ihm die nun richtigen Resultate gebracht. Das Symbol ist nicht mehr ein Ding, sondern ein Prozess. Es kommt etwas anderes heraus, wenn P zuerst ist und dann Q. Stellen Sie sich ein Duell vor. Der, der als Erster schießt, schießt den Anderen über den Haufen. Und wenn man es umdreht, ist der Andere dran. An dieser Stelle ist anstelle des Dings der Prozess gekommen.
Als weiteres Beispiel der Aufbau von Computern. Der Computer hat nur zwei Elemente, 0 und 1. Es ist die Aufeinanderfolge von 0 und 1, aus der alles gemacht wird. Sie können auch Ja und Nein sagen. Ja – Nein – Ja – Nein -Nein - Ja – Ja – Ja – Nein: Bild! Ja – Ja – Ja – Nein – Nein – Ja – Ja: Musik! Nein – Ja - Nein – Nein – Ja – Ja – Ja – Nein – Nein: Ein ausgedruckter Text. Nichts anderes als die Reihenfolge von Ja und Nein. Das ist doch absoluter Wahnsinn! Auf diesem kleinen USB Stick sind 60 Vorträge von mir drin, mit 80 Bildern! Der Zusammenhang erzeugt das. Ich kann es immer noch nicht verstehen, außer, wenn ich mich daran erinnere: Als Kind habe ich in einem Chor gesungen. Die Matthäus-Passion hat mich sehr beeindruckt. Zu Weihnachten habe ich dann eine Schallplatte bekommen. Und ich habe gesagt: „Das kann doch nicht sein, dass auf der Schallplatte die Matthäus-Passion drauf ist!“. Da sagte meine Mutter: „Doch!“ Und ich konnte das nicht verstehen. Dann hat sie mich erwischt, wie ich mit einem Vergrößerungsglas auf die Schallplatte geguckt habe, und ich habe sie gefragt: „Kannst du mir sagen, wo der Sopran ist?“ „Nein, der ist nicht ausgelagert, er ist mit allem überlagert in einem Kratzer.“ Das ist doch Wahnsinn, dass die Form so viel Information enthält, dass wir ganz komplizierte Dinge erzeugen können.
Dass was wir begreifen können, muss auch als Element begreifbar sein. Das kann wahnsinnig primitiv sein. Ja - Nein ist wie Münzen werfen. Das ist aufregend genug, und das will ich nicht erklären. Das haben Sie selber in der Schule gelernt. Atome - die große Überraschung, dass man sagen kann, jetzt haben wir endlich die kleinste materielle