Das Abenteuer einer Transformation. Gora Devi

Das Abenteuer einer Transformation - Gora Devi


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in die Augen. Ich spüre mit einem unbehaglichen Gefühl, dass er meine Gedanken wahrnimmt, dass er in meinem Geist liest und dass es eine klare telepathische Verbindung zwischen ihm und mir gibt. Innerlich bat ich ihn: "Gib mir, ich bitte dich, die Wahrheit".

      Etwas später stand Babaji auf, um in sein Zimmer zu gehen. Er bewegt sich auf eine zauberhafte Weise, geschmeidig, präzise, wie eine Katze, er hat braune, schlanke Beine und geht immer barfuß.

      Sie riefen Shanti und mich in sein Zimmer und zum ersten Mal, etwas widerstrebend, verneige ich mich vor ihm. Er fragt, aus welchem Land ich komme und schenkt mir ein strahlendes Lächeln. Ich nehme es wie einen elektrischen Schlag wahr und fühle mich überflutet von einer erleuchteten Welle. Eine Stimme sagt mir, dass ich ihn wiedersehen würde.

      Sehr beeindruckt von der Begegnung, kehre ich mit Shanti nach Hause zurück. Auch Shanti, der schon viele Gurus gesehen hat, bemerkte die außerordentliche Schönheit und Reinheit dieses Wesens.

      16. April 72. Heute Nacht habe ich geträumt. Da war ein dichter, dunkler Wald. Plötzlich erschien Babaji, von einem intensiven Licht umgeben, eingekreist von einigen Jüngern, auf einen Stab gestützt und sagte zu mir: "Ich bin der Guru deines Lebens."

      "Was wirst du mich lehren?" fragte ich ihn und er antwortete: "Die Teller gut zu spülen." Sehr betroffen wache ich auf. Seine Botschaft an mich ist äußerst klar: Die Teller spülen bedeutet, akzeptieren, dass ich niedrige Dienste mache, die für die anderen nützlich sind. Wie oft in unseren Kommunen in Mailand sind wir mit diesem Problem aneinandergeraten, durch die Unfähigkeit, diese einfachen und grundlegenden Pflichten zu erfüllen, aus Faulheit, aus Stolz. Schon lange weiß ich, dass ich daran arbeiten muss.

      Ich erzähle Shanti von meinem Traum. Auch er ist betroffen und sagt mir, dass wir wahrscheinlich zu ihm nach Haidakhan gehen werden, zu dem Tempel, dort, wo Babaji jetzt lebt. Er wird mit Tara Devi darüber sprechen.

      Ich bin verzaubert von seinem Anblick, wunderschön,

       strahlend wie ein Christus aus einer anderen Zeit...

      23. April 72. Wir fragen Tara Devi, ob wir nach Haidakhan gehen können. Sie mustert mich von oben bis unten und sagt, ich müsse mich besser anziehen, nicht diese Hippy-Kleider... und fügt hinzu, sie wisse nicht einmal, ob Frauen bei Babaji überhaupt willkommen seien, denn er ist ein Brahmachari3,was die Keuschheit beinhaltet.

      Über diesen Diskurs wundere ich mich, denn ernsthaft, Sex ist der letzte Gedanke, der mir in den Sinn kommt, hier, vor jemandem wie Babaji.

      Haidakhan, 26. April 72. Wir sind in Haidakhan angekommen. Gestern, nach einem sehr langen Marsch. Ich bin müde. Zu fünft sind wir gestartet, Shanti und ich, ein Däne, ein Amerikaner und Tara Devi mit ihrem indischen Koch. Irgendwann bog die Straße ab, und dann ging es zu Fuß in den Wald. Ein endloser Weg, über sechs Stunden, barfuß, über heiße Steine, das Gepäck auf dem Kopf. Ich glaubte, es nicht zu schaffen. Mit meiner Angst vor der Kälte habe ich mir sogar noch eine Steppdecke auf den Kopf geladen.

      Der Dschungel ist fabelhaft und das Wasser des Flusses rein und durchscheinend. Man kann es trinken. An einer bestimmten Stelle erblickt man einen kleinen weißen Tempel, an den Hügel geschmiegt. Haidakhan, es wirkt wie eine Märchenlandschaft. Als wir uns dem Tempel näherten, konnten wir Babaji sehen; in Weiß gekleidet kam er die Treppen herunter auf uns zu. Beschämt stellte ich fest, dass ich die erste in der Reihe war. Er ging voraus bis zum Tempel und ließ mich dann all die Glocken des Tempels zum Klingen bringen, während wir im Kreis umher gingen. Mir war, als würde ich ein längst vergessenes, altes Ritual wiederleben. Über Shanti, der den Dolmetscher spielte, fragte er mich, ob ich ein Hippy sei und Haschisch rauchte. Stolz antwortete ich mit ja. Er sagte mir, dass es hier verboten sei. Aber nach einer Weile ließ mich ein alter Baba, genannt Prem Baba, rauchen. Ich setzte mich auf die Mauer, um das Tal zu betrachten. Es ist ein herrlicher Platz, eine archaische, altertümliche Landschaft. Die Hügel sind in grünen, fruchtbaren Terrassen angelegt und die Berge sind an ihren Ausläufern mit Pinien bedeckt. Der Fluss unterhalb fließt in einem lieblichen, musikalischen Rhythmus. Ich bin wie verzaubert. Ein majestätischer Bodhi-Baum komplettiert das Landschaftsbild. Alle leben im Freien unter den Bäumen: es gibt nur den Tempel und eine kleine, nach allen Seiten offene Hütte mit einer Feuerstelle4 in der Mitte, wo Babaji lebt. Während ich noch auf der Ringmauer sitze, in meine Betrachtungen versunken, ist Babaji näher gekommen, hat sich neben mich gesetzt, einen Stein aufgehoben und damit Umrisse eines Tempels gezeichnet und dabei zu mir gesagt: "Gott". Er hat mich sehr verlegen gemacht. Es ist ein Konzept, das immer noch schwer für mich zu akzeptieren ist. Er rief mich später dann zu sich, ich sollte mich am Dhuni in seiner Hütte neben ihn setzen. Dort sagte er zu mir auf Englisch: "God is love"5. Er hat strahlende, leuchtende Augen. Er gab mir eine Orange und Trockenfrüchte. Abends bekamen wir etwas zu essen, eine Menge süßes Gebäck, Halwa.

      An einem bestimmten Punkt taucht flüchtig ein kleiner weißer

       Tempel auf dem Berg auf.

      Gestern Nachmittag wollten einige Inder Tee zubereiten, aber er hat mit ihnen geschimpft und gesagt, Tee sei im Tempel nicht erlaubt. Dann, als wir an seinem Dhuni saßen, kamen alle Frauen des Dorfes, farbenprächtig, mit großen grünen Röcken, wie ich einen trage. Sie lachten bei meinem Anblick und Babaji sagte zu ihnen, ich hieße Lalli, was so viel wie kleines Mädchen bedeutet. Er fragt mich, wie alt ich sei und ich antworte: 26. Er sagt, ich würde wie fünfzehn wirken.

      Von der Zeremonie im Tempel am Abend bin ich sehr beeindruckt. Babaji bleibt unbeweglich sitzen, weiß gekleidet, wie eine perfekte Statue. Ein Inder singt und fächelt eine Flamme zu seinem Gesicht hin, das dadurch einen mystischen Schein annimmt. Der Mann ist bewegt, beginnt zu weinen, während er betet. Ich spüre, dass er die Gegenwart des Göttlichen wahrnimmt. Ich sehe, dass auch Shanti ergriffen ist, obwohl er mir doch sagte, ich solle mich nicht zu sehr von all diesen Ritualen bezaubern lassen. Der alte Sadhu, Prem Baba, weist uns dann einen Platz an einem anderen Feuer an und lässt uns alle im Chor das Mantra Shivas singen: OM NAMAH SHIVAY. Shanti lacht, als er sieht, wie ich sofort dem Zauber verfalle. Frauen backen über einer improvisierten Feuerstelle Brot, Chapati. Alles ist so einfach und essentiell, rein. Abends legen wir uns im Freien zum Schlafen, unter den Tempelsäulen.

      Um vier Uhr haben sie uns heute früh geweckt, praktisch mitten in der Nacht und ich bin zum Fluss hinunter geeilt, um mich zu waschen. Auf der Treppe bin ich Babaji begegnet, der schon von seinem Bad zurückkam.

      Ich tauchte in das frische Wasser ein, unter den Sternen. Vertieft in einer Ecke denke ich darüber nach, wie gerne ich diese magische Geschichte fortsetzen und Babaji folgen möchte. Aber ich werde es wohl nicht wagen, ihn zu fragen. Einige Minuten später rief mich Babaji zu sich und fragte, ob ich ihn auf seiner Reise nach Vrindavan, einer Krishna-Stadt, begleiten wolle. Glücklich antworte ich mit ja, auch wenn es schrecklich ist, Shanti und die anderen Freunde zurückzulassen. Aber ich fühle, dass meine Reise weitergehen muss. Auch allein. Ich muss nur nach Almora zurück, um Geld und Pass zu holen: Shanti ist ein bisschen verwundert über meinen Enthusiasmus, aber Babaji zieht mich zu sehr an. Und wenn es also wahr wäre? Wenn er mein Guru ist?

      Die Menschen sind bewegt und beginnen zu weinen, während sie beten. Ich spüre, dass sie die Gegenwart eines göttlichen Wesens wahrnehmen.

      Vrindavan

      Haldwani, 4. Mai 72. Ich warte auf den Zug, der mich nach Vrindavan bringen wird. Es ist das erste Mal, dass ich allein in Indien unterwegs bin, aber ich sehe, dass die Inder freundlich und hilfsbereit sind. Heute früh, als ich von Almora abgereist bin, sah ich mich auf der Straße gehen, gesäumt von Pinien, barfuß, weiß gekleidet, mit einem kleinen Koffer aus Zeltplane auf dem Kopf, alles, was mir übriggeblieben ist. Ich habe kaum Geld und keine Rückfahrkarte. Zum ersten Mal bin ich wirklich


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