Die Magie der Sucht. Joachim Bräunig

Die Magie der Sucht - Joachim Bräunig


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die Gelegenheit zum Dartspiel und auch ein Billardtisch war vorhanden. Vor den Spielautomaten waren lederbezogene Chefsessel installiert und die Bedienung der Automaten erfolgte mittels Mausklick. In der Spielothek waren fünfzehn Automaten installiert und das Casino war täglich durchgehend geöffnet, außer in der Zeit von fünf bis sechs Uhr, da wurde das Casino gesäubert. An der Rezeption war eine freundliche Frau vietnamesischer Herkunft beschäftigt, deren Schönheit durch ihr pechschwarzes Haar noch verstärkt wurde. Die Besitzerin des Casinos war gleichfalls eine besondere Schönheit, die im Gegensatz zur Frau an der Rezeption jedoch natürliches rotes Haar hatte, was sie ein wenig nachtönen ließ.

      An bestimmten Tagen, die jedoch nur einem eingeweihten Kreis bekannt waren, wurden in einem Hinterzimmer des Casinos Pokerabende durchgeführt, bei denen um größere Summen gespielt wurde. Seit einiger Zeit gehörte zu diesem eingeweihten Kreis auch Christoph Scholz, der bisher aber nur wenig Glück mit größeren Gewinnen hatte, sodass sein Konto zu seinem Leidwesen merklich abnahm. Die Besitzerin hatte Christoph bereits seit längerer Zeit beobachtet und empfand immer mehr zunehmende Sympathie für ihn. Vor vier Wochen hatte sie Christoph ihre Leidenschaft zu ihm gestanden, wovon er spürbar überrascht war, denn seine ganze Aufmerksamkeit hatte bisher lediglich dem Spielen gegolten. Christoph konnte anfangs nicht mit der Sympathie der Casinobesitzerin umgehen, aber ihr stetiges Werben um seine Gunst beeindruckte ihn immer stärker und er konnte sich ein Verhältnis vorstellen, wobei es bis zum heutigen Zeitpunkt noch nicht zum Austausch von Intimitäten, bis auf einige flüchtige Küsse, gekommen war. Sie hatte Christoph bereits einige Male eine Zusammenkunft außerhalb des Casinos vorgeschlagen, was er bisher ständig abgelehnt hatte, aber er wusste nicht, wie lange er dem ständigen Werben der schönen Casinobesitzerin wiederstehen konnte.

      Christoph Scholz war mit dem Grillen der Bratwürste fertig und seine Gattin hatte für beide noch eine schöne Flasche Rotwein geöffnet, denn sie wusste, dass ihr Mann gern ein Glas Rotwein trank. Beide saßen am Tisch auf der Terrasse und Frau Scholz hatte zusätzlich einige kleine Happen Gemüse zubereitet. Die Abendluft war noch sehr mild und beide verweilten auf der Terrasse und genossen den Rotwein, wobei sie sich in ihren Gesprächen an ihre ersten Treffen erinnerten und immer fröhlicher und ausgelassener wurden. Während des Gespräches klingelte plötzlich das Handy von Frau Scholz und Christoph gab ihr mit einem Wink zu verstehen, dass sie getrost diesen Anruf entgegennehmen konnte.

      „Ja, bitte“, meldete sie sich und lauschte dem Anrufer.

      „Nein, das geht auf keinen Fall“, sagte Frau Scholz zu dem Gesprächspartner, der aber anscheinend diese Ablehnung nicht hinnehmen wollte.

      „Ich sagte ihnen bereits, dass ich heute und wahrscheinlich das gesamte Wochenende zu Hause bleibe und mich in Ruhe erholen will“, widerholte sie ihre Ablehnung, ohne das Gespräch zu beenden.

      Sie lauschte weiterhin dem Anrufer und sagte später: „Ich beende das Gespräch und wünsche ihnen ein schönes Wochenende.“ Sie schaltete das Handy aus und schaute zu ihrem Mann, der neugierig fragte: „Der Anrufer schien ziemlich aufdringlich?“

      „Ja“, sagte sie und wirkte etwas abwesend.

      „Kann ich dir helfen?“, fragte Christoph.

      „Ist lieb von dir, aber es war nichts von Bedeutung.“

      Frau Scholz verschwieg ihrem Mann, dass der Anrufer ihr Liebhaber war, der sich am Wochenende mit ihr treffen wollte. Sie hatte ihn abgewiesen, weil sie den schönen Abend und möglicherweise das gesamte Wochenende mit Christoph verbringen wollte. Die letzten Stunden und das schöne offene Gespräch mit ihrem Mann erweckten in ihr die Hoffnung auf eine Versöhnung mit Christoph, der nicht abgeneigt war, denn innerlich liebte sie ihren Mann noch immer. Die Eheleute scherzten weiter und waren bester Stimmung und kamen sich auch gefühlsmäßig offenbar wieder näher. Inmitten dieser Gespräche läutete das Handy von Christoph und er schaute seine Frau fragend an, welche zustimmend nickte und er meldete sich: „Scholz.“

      Die Anruferin war die Besitzerin des Spielcasinos und Christoph war überrascht. „Was kann ich für sie tun?“, fragte er verdutzt.

      Die Anruferin redete auf Christoph ein, der anscheinend immer mehr verwirrt war und stets zu seiner Frau schaute, die ihm zulächelte.

      „Heute geht es auf keinen Fall“, sagte Christoph.

      Die Anruferin gab jedoch in ihrem Bestreben eines Treffens mit Christoph nicht nach und er wurde immer unsicherer. Schließlich legte er die Hand auf das Handy und fragte seine Frau: „Kann ich morgen für einige Stunden weg?“

      „Wann soll es denn sein, am Vormittag oder nachmittags?“

      „Nachmittag.“

      „Ja, da können wir in Ruhe frühstücken.“

      Christoph schaute sie liebevoll an und sagte seiner Anruferin: „Am Nachmittag besteht die Möglichkeit. Bringen sie ihre Unterlagen mit“, fügte er noch hinzu, um bei seiner Frau den Eindruck einer Klientin zu erwecken.

      Die Anruferin teilte Christoph noch den Ort und den Zeitpunkt des Treffens mit und verabschiedete sich mit dem Hinweis, dass sie sich auf das morgige Treffen sehr freue.

      „Ist es wieder ein Scheidungsfall?“, wollte Christophs Frau wissen.

      „Ja, der Fall über den wir gesprochen haben“, log Christoph.

      Er war noch immer beeindruckt von dem Anruf der Casinobesitzerin. Er wusste, dass sie große Sympathie für ihn hegte, aber zu einem Treffen war es bisher noch nie gekommen und auch die flüchtigen Küsse hatte er nicht ernst genommen, wobei er sich selbst zugestehen musste, dass er diese Frau sehr anziehend fand und sich gelegentlich bereits einen Flirt vorgestellt hatte. Die Familie Scholz verbrachte in bester Zweisamkeit noch einen fröhlichen Abend und eine tolle Nacht.

      Kai Schulten war in Mirow beheimatet, was von Waren direkt über die B 192 und dann weiter Richtung Penzlin erreichbar war. Mirow lag unweit des Müritz-Nationalparks und war ein großer Touristenmagnet. Besonders anziehend für die Touristen war der Ferienpark, welcher zu einem schönen Urlaub einlud. Er war schnell und einfach per Auto über die A24 und A19, Ausfahrt Röbel und die Bindestraße B198 in Richtung Neustrelitz bis Mirow erreichbar. Der Ferienpark grenzte an die Mecklenburger Seenplatte und von den verschiedenen Anlegern war das Erreichen der sechzehn Seen der Seenplatte leicht möglich.

      Kai Schulten wohnte im Haus seiner Eltern, zu denen er nach dem Scheitern seiner Ehe vor zwei Jahren zurückgezogen war. Seine Frau hatte sich nach einigen Affären ihres Mannes von ihm getrennt und war wieder in ihre Heimat Bayern zurückgezogen. Beide hatten sich während ihres Studiums kennen und lieben gelernt und Kais Frau hatte sich damals entschlossen, nach Mecklenburg zu ziehen, was ihr nicht leicht gefallen war, denn ihr fehlten in Mecklenburg die Berge. Ihre beiden Kinder hatte Frau Schulten mit zu sich nach Bayern genommen und Kai sah seine Kinder nur noch selten, da er durch seine berufliche Tätigkeit wenig Zeit hatte und die Reise nach Bayern beschwerlich war, wobei seine Frau ihm die Begegnungen mit seinen Kindern stets erlaubte. Vergangenes Jahr hatte er mit seinen Kindern in der Umgebung von Berlin einen wunderschönen einwöchigen Urlaub verbracht und er gedachte, einen solchen Urlaub mit seinen Kindern dieses Jahr wieder zu verbringen. Zurzeit hatte er ein loses Verhältnis mit einer Berufskollegin in Brandenburg, die gleichfalls seit einiger Zeit geschieden war. Beide trafen sich meist an den Wochenenden, wenn es die Zeit und die berufsbedingten Aufgaben erlaubten.

      Kai, auf Grund seiner anwaltlichen Tätigkeit im Bereich des Vermögensrechtes, viel unterwegs, da er sich die umstrittenen Immobilien, um die es meistens in den Rechtsstreitigkeiten ging, anschauen und gemeinsam mit Gutachtern befunden musste. Ihm gefiel sein Beruf und er war auch mit seiner Tätigkeit in der Kanzlei „Sorge und Partner“ sehr zufrieden. Sein finanzielles Einkommen ermöglichte ihm ein sorgenfreies Leben und er beabsichtigte, sich demnächst ein kleines Motorboot zu kaufen und damit viele Ausflüge in der Umgebung bis nach Berlin zu unternehmen. Er war bereits seit seiner Kindheit ein Freund des Wassers gewesen und konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als seine freien Tage auf einem Boot zu genießen. In seiner beruflichen Tätigkeit hatte er bereits mehrmals Familien, die ein Eigenheim erworben oder gebaut hatten, zu ihrem Recht gegenüber dem Makler oder der Baufirma verholfen


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